Protocol of the Session on June 26, 2003

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(Bürkhardt Müller-Sönksen FDP: Ich glaube, Sie haben das Instrument der parlamentarischen Zwi- schenfrage nicht verstanden!)

In dem Vertrag sollte lediglich das gute Verhältnis festgeschrieben werden, das sich zwischen Hamburgs Verwaltung und der Nordelbischen Kirche über die Jahre entwickelt hat. Die Kooperation funktioniert gut und unspektakulär. So hat Hamburg eine tragfähige und gute überkonfessionelle Regelung des Religionsunterrichtes an den Schulen und auch in der schwierigen Frage der Finanzierung der Kindergärten in evangelischer Trägerschaft konnte eine Einigung erzielt werden. Die vielen sozialen Einrichtungen der Diakonie sind bereits erwähnt worden und sie sind auch in dieser Stadt nicht wegzudenken.

Die christlichen Kirchen haben eine besondere Stellung in unserer Gesellschaft. Das erkennen auch die vielen Bürgerinnen und Bürger an, die nicht der Kirche angehören und für sich selbst mit dem christlichen Glauben nichts anfangen können. Darum wurde Roland Schills Äußerung als Tabubruch erlebt und deshalb spielen die anstehenden Kirchenverkäufe auch eine so große Rolle im öffentlichen Bewusstsein.

Besonders für uns Politikerinnen und Politiker kann die Kirche nicht einfach eine x-beliebige Institution sein – egal, ob wir ihr nun angehören oder nicht. Für uns in der Politik ist die Kirche auch mehr als Diakonie.

Die Präambel unseres Grundgesetzes beginnt mit der Formulierung

"Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und dem Menschen,…"

Die Werte, an denen wir uns orientieren, sind stark geprägt vom Christentum, auch wenn uns dies oft nicht bewusst ist und wir unsere Grundüberzeugungen selbst atheistisch begründen mögen. Dies gilt insbesondere für den Grundsatz der Unantastbarkeit der Menschenwürde und die unbedingte Verpflichtung zu ihrem Schutz. Die besondere Stellung der christlichen Kirchen und auch der anderen monotheistischen Religionsgemeinschaften beruht auf dieser tradierten Werteorientierung unserer Gesellschaft.

Die CDU führt das "christlich" sogar in ihrem Namen. Da verwundert es besonders, dass Bürgermeister Ole von Beust seinen Stellvertreter Schill nach seiner widerlichen Kniefalläußerung nicht zurückgepfiffen und den Abschluss des Kirchen-Staatsvertrages nicht bereits durchgesetzt hat.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Man fragt sich, was dieser Fraktion und dem Bürgermeister selbst das "C" im Parteinamen bedeuten und an welchen Werten sich Herr Schill überhaupt orientiert?

Wir alle untereinander – aber auch die Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt – haben einen Anspruch darauf, unsere Werteorientierungen und die Koordinaten, an denen wir uns in unserem politischen Handeln orientieren, zu kennen. – Danke.

(Beifall bei der GAL und SPD)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Müller-Sönksen.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Herr Zuckerer, lassen Sie die Kirche doch im Dorf.

(Michael Neumann SPD: Wachsende Stadt!)

Hallo und aufgewacht kann ich den lieben Genossen von der Opposition nur zurufen.

(Ingo Egloff SPD: Wir sind nicht Ihre Genossen!)

Ein Kirchenvertrag war jahrelang – ich sage nur 44, damit Frau Hilgers mich hier nicht wieder korrigiert –

(Dr. Andrea Hilgers SPD: So viel Zeit muss sein!)

kein Thema für Sie und nun möchten Sie, dass wir ihn noch in dieser Legislaturperiode abschließen. Das hört sich sehr staatstragend und vernünftig an, tatsächlich reagieren Sie aber nur auf einen unserer Koalitionspartner, der sich bildreich – fast möchte ich sagen: populistisch – zu diesem Thema geäußert hat. Aber da die SPD aufgewacht ist, können und sollen wir uns mit einem Staatsvertrag zwischen der evangelischen Landeskirche und der Freien und Hansestadt Hamburg beschäftigen.

Die FDP unterstützt den Antrag, dass sich der Verfassungsausschuss der Bürgerschaft mit dem Vertragsentwurf beschäftigt. Für uns Liberale, die wir klar für die Trennung von Staat und Kirche eintreten, bedeutet ein Vertrag immer eine freiwillige Übereinkunft auf gleicher Augenhöhe. Die Vertragsfreiheit, die Freiheit, auch auf einen Vertrag verzichten zu können, also nicht einem Zwang zum Vertragsschluss ausgesetzt zu sein, sind für uns die Säulen des Rechtsstaates.

Die gute und gedeihliche Zusammenarbeit, die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat, ist von allen Vorrednern hinreichend genannt worden. Ich stelle fest, dass hier im Hause über diese Frage ein Konsens besteht, damit wir nicht noch mehr Porzellan zerschlagen.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Wir begrüßen dieses. In sozialen und diakonischen Bereichen findet eine hervorragende Zusammenarbeit statt. Die Freie und Hansestadt tut wohl daran, ihr Interesse an einer dauerhaften Sicherung dieser guten Zusammenarbeit zu formulieren. Wir müssen den Dialog also fortführen.

Es erscheint darüber hinaus auch im Sinne der Gleichbehandlung fraglich, warum wir mit dem katholischen Erzbistum und der jüdischen Gemeinde vertragliche Regelungen haben, aber noch nicht mit der evangelischen Landeskirche. Diese Frage der Gleichbehandlung müssen wir im Sinne der gegenseitigen Wertschätzung beantworten. Als Mitglied der evangelischen Landeskirche möchte ich persönlich aber bemerken, dass diese gegenseitige Wertschätzung bisweilen auch etwas Zurückhaltung in den Äußerungen bedeuten sollte – ich meine auf beiden Seiten. Beide Institutionen, der Staat und noch mehr die Kirche leisten wesentliche Beiträge zur Sinn- und Wertefindung. Weder der Staat noch die Kirche können dabei Werte verordnen, aber im Diskurs leisten gerade auch die Kirchen einen wesentlichen und unverzichtbaren Wertebeitrag dazu.

Unter Hanseaten gilt zwar auch ein Handschlag, aber wir werden beiden Institutionen – auch im Sinne der Transparenz – mit einem Vertrag gerechter. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Das Wort bekommt die Abgeordnete Pauly.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nachdem nun die Vertreter derjenigen Fraktionen, die den Vorgängersenat getragen haben,

(Erhard Pumm SPD: Zum Beispiel die FDP!)

nicht den Mut hatten, meine Frage zuzulassen, möchte ich sie trotzdem loswerden.

Sie stellen sich hier hin und spielen den Ankläger im Brustton der Überzeugung, gleichzeitig erfahren wir, dass der Entwurf eines Staatsvertrages schon dem Vorgängersenat vorgelegen hat.

(Elke Thomas CDU: Genau das! und Beifall)

Deshalb möchte ich gerne von Ihnen wissen – und da sollten Sie als Parlamentarier wirklich den Mut haben, noch einmal hier ans Pult zu kommen und diese Frage zu beantworten –,

(Beifall bei Karen Koop und Elke Thomas, beide CDU)

warum Sie es in den vier Jahren – ich will gar nicht über 44 Jahre reden – nicht geschafft haben, einen Vertrag so zu Papier zu bringen, dass er unterschriftsreif gewesen wäre und auch unterschrieben hätte werden können.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Wo doch Sie, Frau Dr. Freudenberg, gesagt haben, es müsse eigentlich eine Pflicht sein, so einen Vertrag sofort abzuschließen.

(Erhard Pumm SPD: Wir sind nicht der Senat!)

Sie haben es nicht geschafft und spielen heute hier den großen Ankläger. Das ist wenig glaubwürdig.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Norbert Frühauf Par- tei Rechtsstaatlicher Offensive: Pfui, Pfui!)

Das Wort bekommt Senator Uldall.

(Michael Neumann SPD: Jetzt kommt die Wirt- schaft!)

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte ausdrücklich festhalten, dass das Verhältnis zwischen der evangelischen Landeskirche und dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg gut ist.