Stellen Sie sich vor, wie viel motivierter ein Student ist, der von seinen Aufenthalten an der antiken Stätte in Griechenland oder an britischen und französischen Forschungsstätten berichten kann, wenn es ihm mehr als bisher möglich sein wird, einen Teil dieses Studiums dort abzulegen und die Prüfungsergebnisse hier anerkennen zu lassen.
Motivation ist ohnehin einer der zentralen Begriffe der gegenwärtigen Reformen. Durch die neuen Studienabschlüsse werden auch die gar nicht erfreulichen derzeitigen Studienabbrecherzahlen gesenkt. Darüber sind wir uns einig. Wichtiger ist aber, dass die verbindlich festgelegte praxisorientierte Einführung seitens der Universität dem Lehramtsbewerber einen ersten Kontakt zu seinem künftigen Berufsfeld Schule vermittelt. In dieser Zeit wird er sich selber prüfen müssen, ob er ein geeigneter Bewerber für den Schuldienst ist. Die Hochschule wird die fachpraktische Begleitung in ihrem Aufgabenbereich fest verankert sehen. Schließlich wird das Kernpraktikum in der Master-Phase neben dem - dann allerdings verkürzten - Referendariat dafür sorgen, dass der erziehungswissenschaftliche sowie der fachwissenschaftliche Anteil einen hohen Zeitanteil erhalten, ohne das Studium insgesamt zu verlängern. Mit der Betonung dieser Maßnahmen und dieser fachdidaktischen Kompetenz soll ein konkreter und später messbarer Unterrichtserfolg sichergestellt werden.
Als wichtiges Element ist das neu eingerichtete Zentrum für Lehrerbildung anzusehen. Hier werden sowohl die universitäre Lehre als auch die Arbeit der Studentinnen und Studenten in den drei Schulpraxisphasen qualifiziert und fortentwickelt. Präzise Ziel- und Leistungsvereinbarungen gewährleisten, dass der schulische Anteil an der Ausbildung nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ
wächst. Wir legen in unserem Antrag auch Wert auf die in staatlicher Verantwortung durchgeführten Abschlussprüfungen nach dem Vorbereitungsdienst der Primar- und Sekundarstufenlehre I. Dies ist eine wichtige gemeinsame Aufgabe von Hochschule und Bildungsbehörde.
Ich gehe gerne noch einmal auf die Tischvorlage ein, die seitens der Opposition eingereicht wurde. Ihr werden wir nicht zustimmen können, denn es überzeugt nicht, mit dem Hinweis nur auf die Enquete-Kommission aus einer gleich langen Studienzeit auch auf eine gleichwertige Ausbildung ohne weitere Differenzierung nach Ausbildungszielen zu schließen. Dies ist zunächst keine beamtenrechtliche Frage, sondern es setzt eine intensive inhaltliche Strukturdebatte innerhalb der Bundesländer und der KMK voraus.
Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen, oft genug haben wir in Bildungsfragen gestritten und wir werden sicherlich auch künftig noch streiten. Ich darf aber als Vorsitzender des Schulausschusses und Mitglied des Wissenschaftsausschusses daran erinnern, dass die inhaltlichen Kernfragen der neuen Lehrerbildung in vielen Bereichen mit großer Übereinstimmung diskutiert und beraten wurden. Aus diesem Grunde hoffe ich - auch im Interesse unserer Kinder und Schüler -, dass die anderen Fraktionen hier im Haus ihre Übereinstimmung mit der Vorlage signalisieren und bei aller Kritik zu einer fairen, überparteipolitischen Reform der Lehrerbildung beitragen. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die SPD begrüßt die inhaltliche Ausrichtung der eingeleiteten Reform der Lehrerausbildung. Wir vergessen dabei allerdings nicht - und ich verstehe, dass Herr Freistedt, mein Vorredner, auf die Verdienste seiner Partei in diesen letzten Jahren hinweist -, dass die CDU hier konsequent die aus der sozialdemokratischen rotgrünen Zeit eingeleitete Lehrerbildungsreform fortführt und auch auf ihr baut. Die Weiterentwicklung ist nur konsequent, insofern werden wir im Ergebnis auch große Übereinstimmung haben. Aber ich fände es schon gut, auch aus Ihrem Munde zu hören, dass hier eine Kontinuität entsteht und nicht eine Neuerfindung einer Entwicklung, die in der Tat eine lange Geschichte hat, länger als Ihre Regierungszeit hier.
Durch eine bessere Verzahnung von erziehungs- und fachwissenschaftlichen Elementen sowie von Theorie und Praxis von Studium und Arbeit mit Kindern in der Schule kann die Neigung der Studierenden zur Arbeit mit Kindern und ihre persönliche Eignung für diese Arbeit besser und insbesondere früher festgestellt werden. Ich will all die Akzente, die wir an dieser Stelle schon öfter erörtert haben, nicht wiederholen. Vielem von dem, was Herr Freistedt gesagt hat, können wir zustimmen und es würde eine schlichte Verlängerung der Debatte bedeuten.
Die breite Anlage des Bachelor-Studiengangs können Studierende, die während ihres Studiums beziehungsweise des praktischen Teils der Ausbildung feststellen, dass sie sich doch nicht ganz geeignet für diesen Beruf fühlen, dann mit dem Bachelor abschließen. Allerdings,
Herr Freistedt, das muss auch gesagt werden: Die Bachelor- und Master-Struktur, die eingeleitet worden ist, führt keineswegs zu höherer Mobilität. Wir wissen, dass zurzeit die Einschränkung, was den Studienplatzwechsel angeht, größer ist, als es je zuvor der Fall war. Auch das sollte man wenigstens fairerweise erwähnen. Hoffentlich können die jungen Leute, wenn sie mit dem Bachelor abschließen, dann etwas Sinnvolles am Arbeitsmarkt damit anfangen. Das ist noch keineswegs sicher.
Die CDU möchte mit ihrem heutigen Antrag noch einmal eine öffentliche Duftmarke setzen. Das sei ihr gegönnt. Es steht nichts Neues in diesem Antrag. Vieles von dem, was darin steht, haben wir im Ausschuss erörtert und hier diskutiert, es soll einfach noch einmal festgehalten werden. In Ordnung, wir werden zustimmen.
Spannend wird es allerdings bei der Aufforderung an den Senat in Nummer 6. Da wird er gefragt, welchen
er denn für diejenigen Studierenden wird nennen können, die nicht auf Lehramt studieren. Da erwarten wir jetzt etwas. Es ist noch keineswegs sicher, dass in dem Bereich etwas angeboten werden kann. Wir wissen alle: Die Polyvalenz aus Bachelor und Master ist keineswegs so, wie man es jetzt postuliert und behauptet. Wir wollen also gerne etwas dazu hören und wir passen auf. Hoffentlich kommt bald eine Äußerung Ihres Senats.
Erfolgreiche Absolventen der Hamburger Lehrerstudiengänge können sich also grundsätzlich gleichberechtigt in allen Bundesländern bewerben, selbstverständlich - das versteht sich - mit Ausnahme von Bayern. Da gelten Sonderregelungen. Leider gibt es allerdings eine sehr unterschiedliche Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern der verschiedenen Schulformen oder Laufbahnen bereits in der ersten Phase. Im Ergebnis ist es sogar eine unterschiedlich wertige Ausbildung. Das alte Höhere Lehramt und das einfache Lehramt haben Urständ in Ihrer Vorlage.
Das ist gerade bei der von der CDU für Hamburg beschlossenen Reform der Schulen - also Zwei-SäulenModell oder so etwas - nicht sinnvoll. Schließlich sollen nach Regierungsabsicht beide künftigen Hamburger Schulformen zum Abitur führen. Auch die Gymnasien sollen sich künftig um diejenigen Schülerinnen kümmern dürfen oder müssen, die es nicht zum Abitur schaffen, und ihnen die Möglichkeit zur Erlangung eines mittleren oder gar des Hauptschulabschlusses bieten. Wie soll denn die Verteilung der Lehrerinnen und Lehrer auf die beiden Säulen des Hamburger Schulwesens künftig aussehen - nur Gymnasiallehrer an Gymnasien und GHRLehrer an den Stadtteilschulen? - Das widerspricht doch auch der von der CDU gewollten neuen Form der gemeinsamen Schule, die in beiden Varianten bis zum Abitur führt. Wenn künftig beide Lehrergruppen in beiden Schulformen vertreten sein sollen, warum gibt es dann eigentlich noch zwei verschieden eingestufte und bezahlte Lehrergruppen? Auch das sollte man fragen. Die Laufbahnen sind eben nicht einfach nur, wie Sie fälschlich dargestellt haben, unterschiedlich lang. Sie haben eine unterschiedliche Wertigkeit, die sich zum Schluss in Gehältern darstellt.
Die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen in der Lehrerausbildung muss dazu benutzt werden, die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern zu verbessern
und das Studium in Kompetenzen auszurichten, die die Lehrer von heute gebrauchen. Wir müssen allen Schülern die notwendigen Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Die Hierarchie und Abschottung zwischen den Schularten und den Lehrertypen ist dabei kontraproduktiv. Leistungsgerechte Bezahlung von Lehrern darf nicht vom Lehramt beziehungsweise der Schulform bestimmt werden, sondern ausschließlich von der Qualität der Arbeit des Unterrichts und in der Selbstverwaltung von Schule.
Wir erkennen an, dass es in der KMK-Runde außerordentlich schwierig gewesen wäre, eine einheitliche Lehrerinnen- und Lehrerausbildung durchzusetzen. Wir werfen dem Senat aber vor, dass er keineswegs dieses wichtige und sinnvolle Ziel engagiert betrieben hat, sondern haben den Eindruck, dass die Quedlinburger Beschlüsse, die in dem Ausschussbericht auch zitiert wurden, jetzt ein wenig als Alibi dafür herhalten müssen, dass man sagt, es ging eben nicht anders. Das Bedauern nehmen wir Ihnen so nicht ab, wenn es denn wirklich ein Bedauern ist.
In dem vor uns liegenden Bericht aus dem Wissenschafts- und Schulausschuss heißt es zutreffend über die Expertenanhörung seinerzeit:
"… hätten den Umstand der unterschiedlich langen Ausbildungszeiten letztlich dahingehend eingeschätzt, dass er aus pragmatischen Gründen akzeptiert werden könne."
Dieser Einschätzung wollen wir uns eben nicht zähneknirschend und ohne Begeisterung anschließen, deshalb unser Zusatzantrag. Wir bitten Sie, den Mut zu haben, eine Lehrerreform auf den Weg zu bringen, bei der nicht mehr hierarchische Lehrerbildung durchschlägt. Unser Antrag fordert in der zukünftigen Schulentwicklung konsequent gegen Schulformpriorisierung vorzugehen und die Aufforderung der Enquete-Kommission zur Lehrerbildung ernst zu nehmen, die genau dieses als einen wichtigen Beitrag für die Schule der Zukunft dargestellt hatte. - Schönen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das meiste ist gesagt, aber man muss der Ehrlichkeit halber auch sagen - von wegen mutig und beherzt: Nach 2001 ist erst einmal ein Stillstand gewesen. Wenn Sie die sehr gute Drucksache lesen - da teile ich die Meinung, dass wir wirklich fachlich ausführlich gut beraten haben, das lässt sich alles sehr schön nachlesen -, ist es aber 2004 erst wieder weitergegangen. Insofern hätte man vieles schneller haben können. Wie gesagt, die Ergebnisse basieren auf den Ergebnissen und Empfehlungen der "Hamburger Kommission Lehrerbildung" von 2001.
Ich will eine Sache auch noch ansprechen, die Herr Lein ansprach, die Marktfähigkeit des Bachelor. Da haben wir einfach noch keine Erfahrung. Da muss man sehen, inwieweit man mit dem Bachelor zum Beispiel für den frühkindlichen Bildungsbereich tatsächlich auch etwas anfangen kann. Ansonsten ist der Antrag von Ihnen, von
Ich will einen Punkt ansprechen, der mir noch auf der Seele liegt und auch während unserer Senatsbefragung nicht vernünftig beantwortet werden konnte, wie nämlich die Praxisphasen aussehen. Das ist eigentlich die Gretchenfrage, wie die Praxisanteile auch von der Ausstattung her vernünftig gestaltet werden, wenn die Studenten dann wirklich eine Ausbildungsschule und wirklich mehr Praxisanteile haben. Wie sind die Kollegen vorbereitet, wenn sie Studenten begleiten sollen? Sieht eine Schule das wirklich als Chance, einerseits sich zu öffnen und die Studenten in die Klassenzimmer zu lassen? Diese ganzen Fragen sind für mich noch nicht geklärt. Es geht dabei auch um Betreuung, also um Manpower, die nicht zum Nulltarif angeboten werden kann.
Für mich ist die Reduzierung des Referendariats auf ein Jahr weiterhin fragwürdig. Da gibt es dann auch die verrückte Situation, dass man gerade den Bachelor und Master gemacht hat, kaum in der Schule und im Referendariat ist und dann gleich schon wieder ein zweites Staatsexamen machen muss. Das ist alles noch nicht so ganz ausgegoren. Wir fordern als Grüne auf Dauer, das Referendariat und deren Anteile mit in die Berufseingangsphase zu nehmen, beziehungsweise dann früher schon in die Universitätsausbildung. Wir haben aber bei der Anhörung auch gehört, dass es jetzt noch eine Überforderung wäre. Insofern müssen wir diese Übergangsphase noch gestalten.
Zum Schluss möchte ich betonen, dass es verrückt ist, eine zweisäulige Lehrerbildung zu machen, obwohl wir doch heterogene Lehrergruppen an den Schulen haben wollen. Letztendlich, ehrlich gesagt, ist es nur eine beamtenrechtliche Laufbahnfrage, denn qualifizieren und spezialisieren, Herr Freistedt, können Sie sich während des Studiums natürlich als Gymnasiallehrer für die Oberstufe. Hier geht es rein um diese laufbahnrechtlichen Fragen. Da wir den Beamtenstatus der Lehrerinnen und Lehrer sowieso abschaffen wollen, ist das überflüssig. Deshalb bitte ich Sie, auch unserem gemeinsamen Antrag zuzustimmen. - Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Diese Reform der Lehrerbildung zeigt, dass wir - und ich meine hier uns alle - unserer Verantwortung für die Chancen zukünftiger Generationen gerecht werden, diese ernst nehmen und dass wir uns, offen für neue Anforderungen, für eine optimale Ausbildung unserer Lehrerinnen und Lehrer und damit eben auch für eine Verbesserung des Schulunterrichts einsetzen.
Natürlich lässt sich - und das ist mir wichtig, an dieser Stelle noch einmal zu betonen -, was über Jahrzehnte gewachsen und für richtig gehalten wurde, nicht mit wenigen Federstrichen erneuern. Die Reform war deshalb eine der großen bildungs- und auch hochschulpolitischen Herausforderungen der laufenden Legislatur. Denn es war nötig, die Lehrerbildung inhaltlich fit zu machen für
die moderne Schulwirklichkeit und sie gleichzeitig in die neue Struktur eines Bachelor-Master-Systems zu integrieren.
Dass dies so gut gelingen konnte und die Experten überwiegend gesagt haben, wir seien auf dem richtigen Weg, war nur möglich durch die konstruktive und auch gemeinsame Anstrengung aller, der beteiligten Hochschulen, des Landesinstituts, der beiden zuständigen Behörden, der Pädagogen aus der Praxis in den Sozietäten durch ihre Arbeit und, nicht zuletzt, eben auch der Politik. Beeindruckend war für mich immer wieder, dass das große gemeinsame Engagement für die Reform der Lehrerbildung die natürliche Meinungsvielfalt überbrückt hat. So haben wir heute ein Ergebnis, das von einem breiten Konsens getragen wird. Und es ist ein gutes Ergebnis.