Aber damit nicht genug. In den Bezirken gibt es viele Veranstaltungen, Autorenlesungen und Kindertheatergruppen, Ferienprogramme zum Thema Lesen und Vorlesen, Projekte für Migrantenfamilien wie "Family Literacy" oder "Mentor Hamburg". Und ganz nebenbei: Hamburg gibt dafür ungefähr 25 Millionen Euro im Jahr aus.
Als letzten, aber besonders wichtigen Punkt, möchte ich erwähnen, dass sich in diesem Bereich besonders viele Menschen ehrenamtlich engagieren. Ob in der Bücherhalle oder in anderen Einrichtungen, an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an alle Menschen, die sich für die Leseförderung für unsere Kinder in dieser Stadt engagieren.
Auch möchte ich allen Spendern und Sponsoren danken, die in diesen Bereich viel Geld hineinfließen lassen.
Nach genauer und intensiver Betrachtung aller Ergebnisse dieser Großen Anfrage zeigt sich für die CDUFraktion deutlich ein durchdachtes und auf die Zielgruppe hervorragend zugeschnittenes Konzept unter Federführung der Kulturbehörde. Es wird in der breiten Öffentlichkeit sehr gut angenommen und auch gerne ehrenamtlich begleitet; wir nehmen alle Kinder mit.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die spannende Frage ist natürlich, warum dann diese Große Anfrage an den Kulturausschuss überwiesen wird; aber erst einmal zur Sache.
Leseförderung für Kinder ist, Frau Strasburger, in der Tat von herausragender Bedeutung nicht nur für die Lernfähigkeit, sondern auch für ihre Persönlichkeitsentwicklung und die kulturelle Bildung, die uns allen hier am Herzen liegt; da sind wir uns in diesem Hause sicherlich alle
einig. Das Interessante an der ganzen Geschichte ist, dass wir eine Große Anfrage haben, die sich im Wesentlichen mit der außerschulischen Leseförderung in Hamburg befasst. Da haben Sie zu Recht die Bemühungen der Kultursenatorin gelobt, hier weiter voranzukommen. Was wir aber im Rahmen der Diskussion um Kinder- und Jugendkultur diskutieren und als Sozialdemokraten kritisch sehen ist die Frage, wie denn die Vernetzung zwischen der Bildungssenatorin, die eigentlich für Leseförderung per se verantwortlich ist, und diesen lobenswerten Anstrengungen der Kultursenatorin läuft. Sie verweisen zu Recht auf das Lesekistenprogramm der Bücherhallen, das jetzt sogar mit Kofinanzierung der Sozialsenatorin auf die Kitas ausgeweitet werden konnte, was wir auch sehr begrüßen und was ein sehr wichtiger und richtiger Schritt ist. Aber noch einmal: Es ist auffällig, dass diese Vernetzung nicht so vorankommt, dass man sagt, das fängt in einer bestimmten Linie an und läuft automatisch so weiter. Die Kultursenatorin hat erkannt, dass es richtig ist, auf Veranstaltungen wie "Gedichte für Wichte" und auf dieses Buchstart-Programm zu setzen. Sie wissen im Übrigen auch, verehrte Frau Strasburger, meine Damen und Herren von der CDU, dass viele dieser Maßnahmen deswegen möglich gemacht worden sind, weil es der Kultursenatorin in ihrer unnachahmlichen Art immer wieder gelingt, Sponsoren für diese Sachen zu finden und weil es auf der anderen Seite, wie wir hier schon zu Recht gewürdigt haben, inzwischen so viele ehrenamtliche Helfer für den Bereich Leseförderung gibt. Ohne diese beiden Säulen würde das Ganze völlig in sich zusammenbrechen.
- Vielleicht ist das der Grund, Frau Strasburger, warum Sie es gerne noch einmal im Kulturausschuss intensiv besprechen wollen, denn eigentlich ist es doch eine typische Anfrage einer Regierungsfraktion. Sie wollen Zahlen haben, die Sie zu Recht bejubeln wollen. Das ist es in erster Linie und da muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen,
(Wolfgang Beuß CDU: Sie haben die falsche Rede, Herr Buss! - Dr. Martin Schäfer SPD: Nee, schon richtig!)
Zufriedenheit allein kann bei Ihnen doch gar nicht aufkommen, wenn man erfährt, dass ausgerechnet in der Zielgruppe der Lesefördermaßnahmen die Zahl der Bücherhallennutzer deutlich rückläufig ist. Wir haben in der letzten Kulturausschusssitzung, die sich damit befasst hat, wie es denn bei den Hamburger Öffentlichen Bücherhallen um diese Leseförderung bestellt ist, erfahren, dass, bezogen auf das Jahr 2006, die Zahl der Nutzer im Grundschulalter um deutliche 31 Prozent rückläufig ist. Dieses Problem muss doch der CDU in ihrer Jubelstimmung zu denken geben; dazu haben wir aber nichts gehört. Im Ausschuss haben wir zwar diese Zahlen zur Kenntnis genommen, aber nicht vertieft darüber gesprochen.
Um so wichtiger wäre es gewesen, Frau Strasburger, genau diesen Aspekt noch einmal in der Großen Anfrage aufzunehmen und zu zeigen, dass Sie dieses Problem als wesentliches Problem erkennen und möchten, dass einmal vom Senat dargelegt wird, wie man diesem Problem zu begegnen gedenkt.
Also insgesamt zeugt das nicht von Problembewusstsein. Vernetzung findet in dem Bereich nicht genügend statt.
Es geht aber gar nicht darum, Frau Strasburger, dem Senat vordergründig den Schwarzen Peter zuzuschieben, denn dass sich das Leseverhalten von Kindern zum Teil so entwickelt, ist kein isoliertes Hamburger Problem, aber es stellt sich die Frage, warum Sie nicht den Möglichkeiten nachgehen, wie man es in den Problembereichen aufgreifen könnte.
Trotzdem ist es so, Frau Strasburger, dass Leseförderung trotz dieser eindrucksvollen Anstrengungen der Bücherhallen ein schwieriges Geschäft ist, das die Unterstützung des ganzen Hauses verdient, und zwar außerschulisch wie schulisch. Das gilt, Frau Strasburger, nicht nur verbal, sondern auch handfest und finanziell. Da erinnern wir uns doch, wer hier im Jahre 2004 eine Kürzung von einer guten halben Million Euro für die Hamburger Öffentlichen Bücherhallen durchgesetzt hat, an der die Bücherhallen immer noch zu knapsen haben.
Auch wenn sich die Bildungs- und Sozialbehörde anteilig an den Kosten der Bücherhallen beteiligen, wie Ihre Große Anfrage gezeigt hat, kompensiert dieses aber die Kürzung, die Sie durchführen lassen, nicht. Die HÖB waren insgesamt gezwungen, den Ausbau der Maßnahmen von Leseförderung gegen die Leseinteressen anderer Altersgruppen auszuspielen und das zeugt nicht von einer lesefreundlichen Einstellung für alle Menschen in diesem Stadtteil. - Danke schön.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Frau Strasburger, Herr Buss und ich haben kürzlich auf einer Podiumsdiskussion gesessen, bei der es um moderne Methoden der Leseförderung ging. Letztendlich ist es unter dem Strich doch so, dass man nicht sagen kann, das eine lasse ich und das andere tue ich, sondern wir reden hier von zwei Strängen. Es ist doch so - da hat Herr Rusche zwar den Kopf geschüttelt, aber er müsste es am besten wissen -, dass die Bücherhallen Kürzungen von knapp 600.000 Euro haben hinnehmen müssen, dass sich insgesamt die Öffnungszeiten reduziert haben - das ist schlecht - und dass es weniger Nutzer gibt.
Das ist aber Fakt und kann jeder nachvollziehen. Das heißt aber nicht, dass auf der anderen Seite Projekte nicht nur gestartet, sondern auch entwickelt werden, um tatsächlich das Leseinteresse und die notwendige Lesekompetenz, von der wir gestern im Rahmen der Debatte über Abbrecher und Schulabschlüsse intensiv sprechen konnten, zu fördern. Das sind zwei Ebenen. Zum einen haben Sie gekürzt, zum anderen geht es mir an dieser Stelle darum, wie die Leseförderung, die außerschulisch und schulisch stattfindet, in verschiedenen Projekten,
verstetigt werden kann, weil sie sinnvoll ist. Einerseits haben Sie von den ganz Kleinen gesprochen, Frau Strasburger - "Gedichte für Wichte", eine tolle Sache -, aber es geht hier darum, wie die Leseförderung in Kitas, Grundschulen und auch in den weiterführenden Schulen durch die außerschulischen Anbieter, die ehrenamtlich und aber auch koordiniert und betreut, zum Beispiel durch die Seniorenbildung, die die Lesementoren ausbilden, verzahnt werden kann, zum Beispiel auch mit der Entwicklung Ganztagsschule. Das ist eigentlich die Frage und darauf haben Sie bisher keine Antwort.
Die GWA St. Pauli Kölibri machen eine hervorragende Leseförderung in den verschiedensten Grundschulen in St. Pauli, aber auch in Altona-Altstadt und Altona-Nord. Das ist vorbildlich und wirksam, ist aber nicht weiter durchzuführen, wenn man auf die Honorarmittel der Schulen angewiesen ist, die qualifizierte Fachkräfte nicht ausreichend bezahlen können. Das heißt, diese Leseförderung muss zum einen ehrenamtlich laufen, zum anderen aber auch professionell betreut werden. Da müsste eine Verstetigung einsetzen, damit es wirklich strukturell sinnvoll ist und nicht nur, dass Leseförderung, wie es jetzt passiert, Gruner + Jahr bezahlt. Das ist schön und gut, aber man kann auf Dauer nicht immer nur auf Sponsoren angewiesen sein, wenn man wirklich Leseförderung als Enrichmentprojekt in den Schulen etablieren will.
Lesecafés sind eine gute Einrichtung. Dann fiel das Wort "Family Literacy", ganz tolle Sache, wunderbares Projekt, wirksam, wird evaluiert, aber dann muss man auch schauen, wie man das verstetigt. Das sind alles Konzepte, die außerhalb der Bücherhallenfrage und Bücherhallenproblematik stattfinden müssen. Da müssen Kulturbehörde, Schulbehörde, Sozialbehörde und die Bezirke zusammenarbeiten. Das ist allerdings etwas, das bisher nicht funktioniert. Ich würde mir wünschen, dass genau diese Probleme im Rahmen der Ganztagsschulentwicklung gelöst werden und eine Verstetigung dieser interessanten, guten und wirksamen Leseförderungsprojekte stattfinden und die außerschulischen Anbieter im Stadtteil das auch entsprechend weiterführen können. Im Augenblick sind sie jedes Jahr darauf angewiesen, ob zufällig ein Sponsor oder mal Geld von irgendeiner Behörde vorhanden ist. Insofern müssen gute Projekt, die wirksam sind, entsprechend verstetigt werden.
Das ist unser Ziel. Sie müssen Sorge dafür tragen, dass die Öffnungszeiten wieder steigen, dass also auch im Bücherhallenbereich entsprechend genug getan wird. Herr Rusche, da haben Sie den Sündenfall begangen und nicht wir.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Zunächst einmal freue ich mich sehr, dass fraktionsübergreifend erkannt worden ist, wie wichtig Leseförderung in unserer Stadt ist und dass wir uns alle dafür einsetzen. Das finde ich sehr wichtig.
Dass die Leseförderung ein schwieriges Geschäft ist, haben wir alle miteinander festgestellt. Aber eine Einschätzung, Herr Buss, ist nicht richtig, dass nämlich die schulische Leseförderung nicht strukturell vorgenommen wird. Da klappt die Zusammenarbeit zwischen der Kulturbehörde und der Schulbehörde wirklich sehr gut, so wie sie auch in vielen anderen Fällen sehr gut klappt.