Protokoll der Sitzung vom 19.10.2000

Sie berufen sich immer auf die Erfolge, die auf Ihre Leistungen zurückgehen,

(Heidemarie Beyer, SPD: Die vermeintlichen.)

aber die Misserfolge, die wir heute haben, die Folgen von Misswirtschaft in Ihrer Politik, die erwähnen Sie nicht. Die erwähnen Sie nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Herr Born, bestes Beispiel – und das können Sie sich gut dokumentieren lassen –

(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

ist das Haushaltsdefizit, was 1994 gemacht worden ist

(Ministerin Sigrid Keler: Seit 1991.)

durch die CDU/F.D.P.-Regierung hier im Lande, nur um die Wahlen zu gewinnen.

(Siegfried Friese, SPD: Eine Milliarde.)

Und an diesem Haushaltsdefizit haben wir heute zu knacken.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

An den Folgen der Konsolidierung haben wir heute hart zu tragen. Und dass das eine schwierige Aufgabe ist für die heutige Koalition, das brauche ich Ihnen, glaube ich, nicht zu erklären, meine Damen und Herren.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Und dass wir das mit großem Verantwortungsbewusstsein angehen, das sollten Sie mal registrieren.

(Zurufe von Siegfried Friese, SPD, und Martin Brick, CDU)

Und nun komme ich zum Thema.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Meine Damen und Herren – ich habe es hier schon gesagt –, wer ist denn verantwortlich für die Privatisierung der Bahn

(Angelika Gramkow, PDS: Jawohl.)

in der Bundesrepublik Deutschland?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

Wer ist dafür verantwortlich? Wer hat die Hauptverantwortung dafür?

(Dr. Ulrich Born, CDU: Wer führt sie denn aus?)

Und wer hat im Bundesrat zugestimmt, Herr Born?

(Harry Glawe, CDU: Wer hat denn Mehdorn eingesetzt? Wer hat Mehdorn eingesetzt? Das waren doch Sie!)

Und wer hat nicht bedacht, dass eine Privatisierung der Bahn

(Dr. Ulrich Born, CDU: Man muss es auch können.)

die größten Folgen hat für ein dünn besiedeltes Land, für ein Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Heidemarie Beyer, SPD: Sehr gut. – Dr. Ulrich Born, CDU: Ihre Genossen können das eben nicht. Ihre Genossen können das eben nicht.)

Und nun sage ich Ihnen einmal was: Machen Sie sich doch einfach sachkundig und lesen Sie doch mal den Bericht der Pällmann-Kommission! Diese Pällmann-Kommission schlägt der alten Bundesregierung ins Gesicht, das sage ich Ihnen mal, wenn Sie allein sehen, dass die Pällmann-Kommission feststellt, dass diese Privatisierung einen grundlegenden Systemfehler enthält, nämlich die Ankopplung des Netzes der Infrastruktur an die Bahn.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Jürgen Seidel, CDU)

Und das hat Herr Gerloff damals hier im Landtag gesagt.

Und, Herr Rehberg, wenn Sie immer wieder sagen, wir sollen die alten Reden lesen, dann lesen Sie mal die Reden, die Sie gehalten haben zu diesem Thema, als die Privatisierung hier im Landtag behandelt wurde!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Lesen Sie sich die mal durch! Gucken Sie da mal hin!

(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und PDS – Jürgen Seidel, CDU: Sie haben jetzt zwei Jahre Zeit gehabt, diesen Fehler zu ändern.)

Jeder konnte sich an fünf Fingern ausrechnen, welche Folgen das hat. Und ich will Ihnen mal sagen, der Erste, der mit diesen Folgen zu kämpfen hatte, war nicht Herr Mehdorn, sondern das war Herr Ludewig.

(Harry Glawe, CDU: Ach ja, der Arme.)

Ja, der gehört bekannterweise Ihrer Partei an und war doch von der alten Regierung eingesetzt.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Der hat ja nicht das Problem gehabt. – Harry Glawe, CDU: Sie haben ihn ja abgesetzt.)

Und der hat genau mit diesen Fehlern gekämpft. Und Sie können sich ja vorstellen – und Sie, Herr Seidel, wissen das ganz genau –, mit welchen Forderungen auch Herr Ludewig an Sie herangetreten ist und welche Forderungen er gestellt hat.

(Beifall Heidemarie Beyer, SPD – Dr. Ulrich Born, CDU: Und welche hat er durchgesetzt? Das ist der Unterschied. – Ministerin Sigrid Keler: Das ist verschoben worden, nicht durchgesetzt.)

Meine Damen und Herren, wenn ich mir das anhöre, was Sie heute über Infrastruktur gesagt haben, Herr Born, ist Ihre Ignoranz wirklich nicht mehr zu überbieten,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS)

denn die Mittelfristige Finanzplanung und das, was die Bundesregierung der neuen Bundesregierung vorgelegt hatte, enthielt ein Defizit in der Infrastruktur von über 80 Milliarden Mark. Die jetzige Bundesregierung ist dabei, das abzubauen. Und wenn Sie dem Ministerpräsidenten und mir unterstellen,

(Reinhard Dankert, SPD: 40 Milliarden.)

wir hätten nichts unternommen, dann sage ich, wir bekommen 500 Millionen Mark für Infrastrukturmaßnahmen zusätzlich jetzt in den kommenden Jahren,

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

500 Millionen insgesamt für Bahn und Straßen und Ortsumgehungen. Und wenn das kein Erfolg ist, meine Damen und Herren, im Vergleich zur alten Mittelfristigen Finanzplanung, dann weiß ich nicht, was Sie hier heute erwarten.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)