Protokoll der Sitzung vom 12.12.2001

Die Auswüchse...

Sehen Sie, und da sieht man Ihren finanzpolitischen Sachverstand.

(Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Ja.)

Der Spitzensteuersatz ist für Personengesellschaften da und nicht für Kapitalgesellschaften.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das macht ja nichts.)

Und das ist richtig. Wir wollten für den kleinen Bäckermeister, für den Bauunternehmer

(Angelika Gramkow, PDS: Der zahlt den Spitzensteuersatz, ha, ha, ha!)

den Spitzensteuersatz unter 40 Prozent senken.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Herr Rehberg!)

Das ist richtig, das wollten wir tun.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Wir wollten aber nicht die großen Konzerne so bevorzugen, wie das SPD und PDS gemacht haben.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU und PDS – Glocke der Vizepräsidentin)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, …

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Also die PDS-Fraktion hat überhaupt nichts gehabt gegen die Besteuerung der Großen.)

Meine Damen und Herren Abgeordneten, ich bitte, dem Redner jetzt zuzuhören.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Welche Realität haben wir im Augenblick, wenn ich mir die Steuersenkungen des Jahres angucke? Welche Realität habe ich, welche Fakten liegen vor bei den Belastungen? Wir haben eine Belastung durch die Ökosteuer von 20 Milliarden. Es gibt keine Entlastung mehr durch die Ökosteuer. Die Rentenbeiträge werden im nächsten Jahr nicht abgesenkt. Sie haben die Tabak- und Versicherungssteuer zum 1. Januar nächsten Jahres erhöht – noch mal 2,5 Milliarden Euro. Weiterhin müssen wir im nächsten Jahr damit rechnen, dass zusätzliche Belastungen auf die Bürger in Höhe von 4 Milliarden Euro wegen der Steigerung der Krankenkassenbeiträge hinzukommen. Wenn Sie einen Strich bei den Belastungen machen, dann sind wir bei 26,5 Milliarden Euro. Entlastung der Bürger nach Aussage von Herrn Eichel: 22,5 Milliarden Euro. Und, meine Damen und Herren, die Ökosteuer fließt komplett dem Bund zu, Tabak- und Versicherungssteuer fließen komplett dem Bund zu. Bei den anderen Steuerausfällen sind wir und die Gemeinden schön dabei.

Und, meine sehr verehrten Damen und Herren, wie verhält es sich mit den 100 Milliarden DM bei den UMTSLizenzen?

(Angelika Gramkow, PDS: Ich bin für die Biersteuer.)

Voll rein, voll rein in den Bundeshaushalt! Lediglich 5 Milliarden DM werden für Infrastrukturmaßnahmen ausgegeben. Aber die Abschreibungen, meine sehr verehrten Damen und Herren, hat jede Gemeinde in Deutschland zu tragen über die Telekom. Das ist die Wahrheit! Auch hier sind wir wieder gut mit dabei.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Wir sind doch überall mit dabei.)

Sie werden natürlich unseren Antrag zur Absenkung der Gewerbesteuerumlage auf das Niveau des Jahres 1999

in Höhe von 23 Prozent ablehnen. Und ich sage Ihnen hier gleichzeitig: Wenn Sie nicht bald etwas tun für die kommunalen Finanzen, dann werden Sie auch nicht erwarten können, dass kommunale Infrastrukturmaßnahmen

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Wir tun jedes Jahr was für die kommunalen Finanzen, jedes Jahr.)

gegenfinanziert werden können. Gehen Sie nach draußen,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Na sicherlich.)

hören Sie den Kommunen zu! Die Kommunen sind finanziell in diesem Land in weiten Teilen am Ende.

(Dr. Ulrich Born, CDU: So ist es. – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Verbreiten Sie keine Horrorszenarien!)

Und die falsche Politik, die falsche Politik, die Sie betreiben, die kommt auch darin zum Ausdruck, dass Sie sich überhaupt nicht damit befassen, wie Sie mittelfristig zu zusätzlicher Wertschöpfung und zu Steuermehreinnahmen gelangen. Das sehe ich überhaupt nicht, ich sehe überhaupt keinen Ansatz.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Was wissen Sie denn, womit wir uns befassen!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wäre es nicht günstig, wenn die Kommunen dieses Geld für freiwillige Leistungen verwenden könnten?

Zum Schluss noch zu zwei Possenspielen besonderer Art aus dem Hause Holter.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Ach, zum Schluss, das finde ich gut. Die Possenspiele können Sie weglassen.)

Es gibt ein Programm, das nennt sich ASP, ein Programmentwurf.

(Angelika Gramkow, PDS: Nein, das ist inzwischen verabschiedet.)

Dazu gibt es bis heute keine Förderrichtlinien, keine Übergangsvorschriften, nichts, gar nichts gibt es dazu. Es gibt einen aktionistischen Wirrwarr, dass das Programm am 1. Januar in Kraft treten solle,

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

ohne eine vernünftige Grundlage. Das heißt, niemand der „Akteure“, ob vor Ort oder sonst wo, weiß letztendlich, wie die einzelnen Programmteile laufen sollen.

(Barbara Borchardt, PDS: Wer hat Ihnen denn das erzählt?)

Und hier werden vollmundig neue Akzente in der Arbeitsmarktpolitik verkündet. Herr Kollege Holter,

(Barbara Borchardt, PDS: Jetzt ist er Kollege. – Angelika Gramkow, PDS: Das macht nichts. Also er ist wirklich Kumpel.)

ich kann Ihnen nur eins raten: Sehen Sie – Herr Minister Holter, Entschuldigung –...

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Also in dieser Legislaturperiode wird es ja nichts mehr, Herr Rehberg!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Minister Holter, ich würde mich an Ihrer Stelle wirklich darauf konzentrieren,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Sind Sie da so sicher?)

dass Sie sich nicht nur bemühen, sondern dass Sie endlich handeln,

(Götz Kreuzer, PDS: Ja.)

und zwar handeln im Sinne der Arbeitsmarktpolitik vor Ort. Wie Sie gehandelt haben, das haben wir in diesem Jahr beim Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ gesehen:

(Unruhe bei Angelika Gramkow, PDS)

Im Frühsommer das Aussetzen des Programms, ein Vierteljahr später das Wiedereinsetzen des Programms. Sie sehen offenbar doch selber nicht mehr durch, was in Ihrem Hause passiert.

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU)