Protokoll der Sitzung vom 14.03.2002

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Die CDU hat also die Steuerreform nicht verstanden, wenn sie das Gegenteil behauptet, oder sie will sie nicht verstehen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Viele Bürger verste- hen sie nicht. – Heidemarie Beyer, SPD: Die Bürger verstehen das schon.)

Mich, Herr Jäger, interessieren nicht die Großunternehmen in Bayern, Hessen oder Baden-Württemberg, mich interessieren die kleinen und mittelständischen Unternehmer und Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern und die profitieren von der Steuerreform.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zurufe von Nils Albrecht, CDU, und Dr. Armin Jäger, CDU)

Deshalb war es richtig, der Steuerreform im Bundesrat zuzustimmen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wir reden von etwas ganz anderem als von dem, was Sie hier erzählen.)

Meine Damen und Herren, Sie haben auch die schwierige Situation in der Wirtschaft angesprochen, Herr Riemann. Sie haben bloß verschwiegen zu sagen, dass trotz aller Firmenpleiten immer noch doppelt so viele neue Firmengründungen da sind wie Insolvenzen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Wolfgang Riemann, CDU: Das ist aber nun wirklich nicht mehr wahr! Wo leben Sie denn?)

Ja, das hat das Statistische Landesamt gerade veröffentlicht.

(Wolfgang Riemann, CDU: Von welchem Bundes- land redet der? – Zuruf von Georg Nolte, CDU)

Meine Damen und Herren, Steuerentlastungen fallen nicht vom Himmel, sie müssen finanziert werden, auch wenn der CDU, die ja bekanntlich nicht mit Geld umgehen kann, das anscheinend unbekannt ist. Denn wie sonst könnten Vertreter Ihrer Partei immer niedrigere Steuern

und immer höhere Steuerentlastungen fordern und gleichzeitig klagen Sie im Land über Steuerausfälle durch die Steuerreformen, wie eben wieder geschehen. Herr Riemann klagt darüber, dass der Millionär stärker entlastet wird als eine Familie mit zwei Kindern, aber gleichzeitig fordert Ihre Partei eine höhere Senkung des Spitzensteuersatzes.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Genau das ist es. – Volker Schlotmann, SPD: Genau, Scheinheiligkeit ist das. – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Sie müssen nun mal sagen, was Sie wirklich wollen. Überhaupt, dieses Herumgeeiere Ihrer Berliner Parteifreunde in Sachen Steuern – Ihre Position zur Ökosteuer ist da ein gutes Beispiel, eins von vielen. Frau Merkel war einmal Verfechterin dieser Steuer,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Aber ganz anders.)

Herr Stoiber dann wieder eine Zeit lang nicht.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Nun hat Herr Stoiber …

(Dr. Armin Jäger, CDU: Erzählen Sie doch nicht so was! Sie wissen es doch besser.)

Nein, ich erzähle nichts. Das sind die Dinge, die Sie gesagt haben.

(Zuruf von Lutz Brauer, CDU)

Nun hat er verstanden, dass die Rentenbeiträge steigen müssten, wenn man die Ökosteuer nicht hätte, und nun ist er verdächtig still geworden zu diesem Thema.

(Volker Schlotmann, SPD: Schau an, schau an!)

Niemand weiß, was die CDU eigentlich will, außer der Macht natürlich.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Volker Schlotmann, SPD: Ja. Das wissen wir aber ganz genau.)

Wie lange, Herr Jäger, soll dieser Zickzackkurs denn noch weitergehen? Sie haben bis heute kein Konzept.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Aber Sie haben überhaupt keins.)

Wir haben ein Konzept und das setzen wir um, Herr Jäger.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das zeigen Sie aber immer schlechter.)

Wer Steuern senkt, der hat Mindereinnahmen, das ist doch klar, und die haben Bund und alle Länder und Kommunen. Wir in Mecklenburg-Vorpommern haben aber dafür gesorgt, dass durch die Fortführung des haushaltspolitischen Konsolidierungskurses die Mindereinnahmen unseres Landes weitgehend ausgeglichen werden konnten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja.)

In vier Jahren nehmen wir weniger Kredite auf als die CDU-Landesregierung 1994 in einem Jahr. Das ist unsere Antwort.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir sparen, Herr Jäger,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Auf Kosten der Kommunen.)

aber wir investieren auch in den weiteren Ausbau der Verkehrsinfrastruktur,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

in die Hochschulen, in die Forschung, Technologie und Ausbildung.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Nils Albrecht, CDU: Und die Kindergärten.)

Und die eingesparten Zinsen haben uns schon heute neue Handlungsspielräume in Höhe von 70 Millionen Euro für unser Land eröffnet.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Das ist der Weg in die Zukunft.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja.)

Wir haben für die Fortführung des Solidarpaktes, des Länderfinanzausgleiches gekämpft und erfolgreich die Angriffe aus dem Süden von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen abgewehrt.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD)

Wir haben jetzt Planungssicherheit bis 2019. Die „AntiOst-Truppe“ aus dem Süden dagegen wollte dem Osten die finanziellen Mittel drastisch kürzen und die Entsolidarisierung von Ost und West.

(Wolfgang Riemann, CDU: Das hat Herr Eichel schon vorher gemacht.)

Hätten sich die Klageländer durchgesetzt, dann hätten wir in Mecklenburg-Vorpommern jetzt jährlich 800 Millionen Euro weniger zum weiteren Aufbau unseres Landes zur Verfügung.

(Volker Schlotmann, SPD: Das möchte die CDU. – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das wollen sie haben.)

Das ist die Tatsache.