Protokoll der Sitzung vom 27.06.2002

Manchmal habe ich den Eindruck.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Reden Sie doch keinen Unsinn! – Zuruf von Dr. Gerhard Bartels, PDS)

Meine Damen und Herren, gegen Ihre Formulierung...

(Siegfried Friese, SPD: Das hat der Sozialausschuss entschieden. – Glocke des Vizepräsidenten – Siegfried Friese, SPD: Reden Sie doch nicht von Anträgen! – Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Es wären nie Anträge geworden. Das wissen Sie doch genau.)

Herr Friese! Herr Friese! Herr Friese, Sie haben genau diese Beschlüsse gefasst,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das wissen Sie doch genau, wer dafür gesorgt hat.)

Sie als Koalition unter Ihrem Vorsitz im Innenausschuss, Herr Friese.

(Siegfried Friese, SPD: Auf Emp- fehlung des Sozialausschusses.)

Nun nehmen Sie Ihr eigenes Papier und widersprechen Sie mir nicht! Lesen Sie nach!

(Zuruf von Dr. Arnold Schoenenburg, PDS)

Wir haben Ihnen deutlich gesagt, wir haben gegen Ihre Formulierungen nichts einzuwenden, wir übernehmen sie. Das wollten Sie nicht. Sie wollten unsere klaren Forderungen ersetzen durch Wischiwaschi und durch etwas, was niemanden bindet.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Das ist ja nicht geworden. – Dr. Gerhard Bartels, PDS: Die Mär von der bösen Mehrheit, die die liebe Minderheit unterdrückt.)

Meine Damen und Herren, es kam dann zur Entscheidung.

Sie werden mich nicht davon abhalten, hier meine Meinung zu sagen. Das hätten Sie früher mal geschafft, heute nicht mehr.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Sagen Sie Ihre Meinung, Herr Jäger, ich sage meine aber auch!)

Meine Damen und Herren, es gab keine Kompromissvorschläge,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Nein.)

sondern Sie haben Ihre Meinung, Ihren Kopf durchsetzen wollen. Das ist Ihnen untersagt worden. Das war auch richtig so. Und jetzt kamen wir zu einem Punkt, wo wir dachten, nun kommen wir endlich zur Sache. Nix war! Sie wollten sich gar nicht entscheiden. Sie wollten auch nicht die offene Diskussion. Sie wollten ganz einfach verhindern, dass die Opposition ihre Vorschläge in der Öffentlichkeit diskutieren kann. Und das ist in hohem Maße undemokratisch. Das muss ich Ihnen sagen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Genau so.)

Und das ist ein hundsgemein schlechtes Beispiel für unsere jungen Leute, das erzieht nicht zur Toleranz.

Und dann ist ein Jahr lang,

(Siegfried Friese, SPD: Sie haben doch heute die Gelegenheit.)

ist ein Jahr lang überhaupt...

(Siegfried Friese, SPD: Sie reden doch gerade darüber. Sie haben jetzt die Gelegenheit.)

Ja, natürlich. Genau. Vielen Dank! Vielen Dank, Herr Friese!

(Siegfried Friese, SPD: Das Recht hatten Sie doch immer. – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Genau Sie, Herr Friese, haben ein Jahr lang dafür gesorgt, dass wir heute erst darüber reden.

Und am 15. Mai 2002 – 2002! – stand das Thema, nachdem wir ein paar Mal mahnen mussten, endlich wieder bei uns auf der Tagesordnung des Innenausschusses. Da waren Sie dann bereit. So, meine Damen und Herren, wir haben bis zu dem Zeitpunkt immer noch kein Programm der Landesregierung auf dem Tisch gehabt. Der Innenminister hatte sich allerdings angeboten, er wollte einen Bericht geben über das bisher Erreichte. Den hat er auch vorgelegt am 4. Juni und, meine Damen und Herren, der endet dann genau so, wie Sie, Herr Justizminister, vorgelesen haben: Für den Antrag der Opposition gibt es gar keinen Bedarf. Mahlzeit! Der gleiche Innenminister sagt in diesen Tagen, die Lage ist brenzlig.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

Ich habe das am Anfang vorgetragen. Na Mahlzeit!

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Meine Damen und Herren, wir hatten gefordert – um nur zu sagen, warum dieser Bericht eigentlich eine Farce ist –, wir hatten zum Beispiel gefordert, um bereits einfachste extremistische Ansätze zu bekämpfen, dass die Landesregierung ein Modellprojekt „Graffiti ex“ startet. Übrigens, das ist nicht nur auf unserem Mist gewachsen, das gibt es in anderen Ländern schon.

(Siegfried Friese, SPD: Ja, bei uns auch.)

Nein, eben gerade nicht. Lesen Sie doch den Bericht Ihres Innenministers!

(Wolfgang Riemann, CDU: Wenigstens den soll- ten Sie mal lesen! – Zuruf von Beate Mahr, SPD)

Wissen Sie, was der sagt? Wissen Sie, was der sagt?

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Jetzt schießen Sie sich mal kein Selbsttor!)

Herr Friese, vielen Dank für die Vorlage. Wörtlich, ich zitiere, Herr Präsident: „Von einem Modellprojekt ,Graffiti ex‘ ist im Innenministerium nichts bekannt.“

(Dr. Ulrich Born, CDU: Na! Aber, Herr Friese!)

Nun könnte man ja sagen, der weiß nicht, wovon er redet. Nein, er hat ja Recht. Wir hatten ja die Landesregierung aufgefordert, ein solches zu starten. Sie kann nicht das, was sie gar nicht getan hat, kennen. Sie hat nichts getan. Das ist die Übersetzung. Wir hatten gefordert,...

(Siegfried Friese, SPD: Ich informiere Sie nachher darüber. Das ist falsch, was Sie sagen.)

Ach, Herr Friese, gucken Sie in Ihre Unterlagen! Das ist besser.

(Siegfried Friese, SPD: Ja, ich komme darauf zurück.)

Na prima!

Wir hatten gefordert, den Paragraphen 15 des Versammlungsgesetzes zu ändern, um Versammlungen, die lediglich Anlass, aber nicht direkte Ursache von Gewalttaten sind, unter erleichterten Voraussetzungen verbieten zu können.

Meine Damen und Herren, wir haben unsere Erfahrungen mit der Veranstaltung am 14. Juli 2001 in Neubrandenburg, sehr leidvolle, wir haben sehr leidvolle Erfahrungen, die auch Gegenstand von Debatten in diesem Haus waren. Was uns einte in diesem Haus, war, dass wir es unerträglich finden, dass wir nicht verbieten können diejenigen Veranstaltungen, die gegen die demokratischen Rechte unserer eigenen Mitbürger sind, nämlich die der Rechtsextremisten, weil diese das Versammlungsrecht, das muss ich sagen, missbrauchen. Darüber waren wir uns einig.

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

Nein, ich rede von Rechtsextremisten. Also damit würde ich Frau Muth wirklich nicht in Verbindung bringen.

(Peter Ritter, PDS: Habe ich das gesagt?!)

Wir mögen in vielen Dingen uneins sein,

(Peter Ritter, PDS: Reden Sie doch Ihre Rede, Herr Jäger! Mein Gott!)