Protokoll der Sitzung vom 25.11.2002

(Angelika Gramkow, PDS: Im Gegensatz zu Ihnen habe ich das selbst im Wahlkampf gemacht, Herr Riemann.)

Der Landkreis Ostvorpommern, Frau Gramkow, hatte 2001 mit der Jahresrechnung ein Defizit von circa 12 Millionen DM. 12 Millionen DM! Am Ende des Jahres 2003 werden es mehr als 16 Millionen Euro sein. Mehr als verdoppelt innerhalb von zwei Jahren!

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Fahrbibliothek, Musikschule, Volkshochschule, Altenheim, Flughafen – alles steht zur Disposition. Und Sie, Frau Keler, Sie sagen, die Kommunen sind weniger betroffen. Und was Sie dann mit dem Nachtragshaushalt für die Kommunen planen, kann ich nur eine Mogelpackung nennen. Neben 6,9 Millionen Euro, welche Sie den Gemeinden direkt wegnehmen wollen,

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist nicht wahr.)

wollen Sie 56,7 Millionen Euro den Gemeinden aus der kommunalen Infrastrukturpauschale streichen.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

Nicht nur, dass damit geplante Investitionen nicht mehr realisiert werden können

(Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

und nicht mehr finanziert beziehungsweise refinanziert werden können,

(Angelika Gramkow, PDS: Herr Riemann, Sie sind nicht auf dem Laufenden.)

dass Investitionen nicht fertig gestellt werden können – das Vertrauen der Gemeinden an stabilen Finanzen basiert auf unserer Haushaltsplanung 2002/2003 und dieses Vertrauen wird wieder einmal zerstört.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Was Sie, Frau Finanzministerin, aber dann den Gemeinden als Kompensation anbieten, die 32 Millionen EFRE-Mittel, das ist echt eine Mogelpackung.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

Dieses Geld,...

In der Pressemitteilung steht, 32 plus 8 Millionen Mark Landesmittel, EFRE, werden kofinanziert, das wissen wir alle beide.

(Angelika Gramkow, PDS: Ja, das ist doch ein faires Angebot. Oder nicht?)

Frau Gramkow, in diesem Ding kennen wir uns aus.

(Gabriele Schulz, PDS: Ja, dann sagen Sie es doch genau!)

32 Millionen EFRE-Mittel, das ist eine Mogelpackung, weil die Gemeinden dieses schon immer als Fördermittel aus dem Wirtschaftsministerium für Projekte, für Straßenbau, für Radwegebau abfordern konnten. Und dort werden diese Mittel dann vermindert.

(Unruhe bei Abgeordneten der SPD)

Seriöse Finanzpolitik, Frau Keler, ist dieses nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Mit 4 Millionen haben Sie Recht.)

Das ist linke Tasche, rechte Tasche! Das ist Täuschung!

(Heinz Müller, SPD: Lieber Gott, lass Hirn regieren, den Kopf!)

Noch am 20. September 2001 führten Sie, Frau Keler, hier im Landtag aus, Zitat: „Tatsächlich sind die Kommunen ein wichtiger Investitionsträger in unserem Land.“ Dem entziehen Sie schrittweise mit Ihrem Vorhaben für 2003, mit Ihrer Zustimmung zur Steuerreform, mit Ihrer Zustimmung zu der verfehlten Wirtschaftspolitik die Grundlagen. Und wenn Sie wirklich etwas für die Gemeinden tun wollen – und, Frau Gramkow, das ist ein Vorschlag der CDU-Fraktion, Sie haben ihn heute aufgegriffen, wir haben das auch schon einmal aufgegriffen –, dann sollten wir, alle drei Parteien, uns in Berlin dafür streiten, dass die Anhebung der Gewerbesteuerumlage um zehn Prozentpunkte wieder rückgängig gemacht wird! Das kann schon zum 01.01.2003 erfolgen, wenn die Bundesregierung, wenn Rot-Grün in Berlin das will.

(Angelika Gramkow, PDS: Das hat die PDS-Bun- destagsfraktion beantragt. Sie haben das abgelehnt.)

Da würde ich die Kollegen der SPD mit einladen, hier diesen Vorschlag aufzugreifen, eine Bundesratsinitiative gemeinsam zu starten. Wir werden Sie an Ihren Taten messen, nicht an Ihren Worten!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Richtig.)

Planungssicherheit für die nächsten Jahre war versprochen, so Herr Schlotmann am 12.12.2001. Frau Keler versprach am 12.12.2001 minimierte Sozialausgaben.

(Heiterkeit bei Dr. Armin Jäger, CDU)

Wenn wir heute die Nachrichten gehört haben: Nordwestmecklenburg zehn Prozent Fallzahlsteigerung, Ostvorpommern dito, Sozialausgaben bei den Kommunen steigen und steigen – versprochen hatten Sie etwas anderes!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Anlässlich der Haushaltseinbringung im September 2001, bei der übrigens Frau Finanzministerin jedem Jugendlichen eine Lehrstelle versprach: Wie sieht es denn heute damit aus?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, die verspricht viel.)

Trotz Abwanderung suchen noch mehr als 1.000 Jugendliche eine Lehrstelle! Versprochen, gebrochen!

Aber bei dieser Sitzung führte der Ministerpräsident Ringstorff aus, Zitat: „Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer Zukunft spielen unsere Hochschulen und Universitäten.“

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Versprochen, Herr Ministerpräsident! Und, wie sieht es heute aus? Schlagzeilen: „Eine Universität wird zu Grabe getragen“, „Stellenabbau bis 2007“, „Begehrter Studiengang in Gefahr“, „Tourismusverband protestiert“, „Folge des Sparkurses: Greifswalder Klinikum macht wegen Geldmangel dicht“. So weit die Schlagzeilen. Und dazu die Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS), Zitat: „Bei der Bildung zu streichen, um Kosten zu senken, ist keine zukunftsorientierte Politik.“ Und wir werden hier bei den Beratungen zum Nachtragshaushalt 2003 an Veränderungen zugunsten der Hochschulen und Fachhochschulen denken. Und auch das, Frau Gramkow und Kollegen der SPD-Fraktion, ist ein Vorschlag, den wir gemeinsam durchtragen könnten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Rudolf Borchert, SPD)

Ja, ja, genau. So ist Ihr Schmalspurdenken! Haben Sie schon einen Deckungsvorschlag?! Wir werden einen bringen!

(Rudolf Borchert, SPD: Ja, Herr Riemann, das gehört mit zur Sachpolitik.)

Aber Ihr erstes Denken ist, haben Sie jetzt schon einen Deckungsvorschlag.

(Rudolf Borchert, SPD: Das gehört mit zur seriösen Finanzpolitik dazu. – Glocke des Vizepräsidenten)

So kucken Sie! So kucken Sie! Mit den Scheuklappen des Haushaltes die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung dieses Landes zu strangulieren, das ist keine seriöse Finanzpolitik, Herr Borchert!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Das ist keine seriöse Finanzpolitik!)

Denn, meine Damen und Herren, Hochschulen und Universitäten sind eines der wenigen Zukunftspotentiale dieses Landes.

(Dr. Ulrich Born, CDU: So ist es.)

Und, Herr Professor Metelmann, Sie haben hierbei keine 100 Tage Schonfrist!

(Heiterkeit bei Eckhardt Rehberg, CDU)

Ich denke, wir werden uns auch darüber zu unterhalten haben, wo eigentlich die versprochenen 100 Prozent Unterrichtsversorgung geblieben sind. Die Schulen im Lande, die Eltern sagen etwas anderes.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)