Protokoll der Sitzung vom 14.10.2010

(Ralf Grabow, FDP: Richtig.)

Und jetzt kommen wir mal zu der Geschichte, die Herr Heydorn eben angesprochen hat, mit der Bedarfsermittlung in den unteren 20 Prozent. Was hat denn unter anderem bei der Bedarfsermittlung in den unteren 20 Prozent eine Rolle gespielt, was man Ihnen auch übrigens vonseiten der LINKEN immer vorgeworfen hat? Dass Sie in den 20 Prozent damals bei der ersten Berechnungsgrundlage ja bereits die Sozialhilfeempfänger drin hatten, die im Grunde genommen auch staatlich finanziert werden und im unteren Bereich sitzen und damit den Schnitt nach unten drücken,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Jörg Heydorn, SPD: Sie wissen doch gar nicht, wovon Sie reden. – Michael Roolf, FDP: Das hat die SPD gemacht. Ja, das hat die SPD gemacht.)

darüber haben Sie gar kein einziges Wort gesagt. Kein einziges Wort von den Sozialdemokraten zu diesem Fakt! Sie haben nämlich selber mit Ihren eigenen Tricks die 20 Prozent runtergedrückt.

(Michael Roolf, FDP: Richtig nach unten.)

Die gibt es aber heute nicht mehr, deswegen ist es logisch, dass man es auf 15 Prozent runterziehen muss.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das ist nicht logisch, das ist ungerecht.)

Da können Sie sich jetzt noch fünfmal hinstellen und meckern.

Ich will Ihnen an der Stelle sagen, es ist vollkommen folgerichtig …

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Ich will Ihnen weiter auch noch Folgendes sagen: Bei der Bedarfsermittlung haben wir vom 9. Februar 2010 ein Urteil des Verfassungsgerichts, das uns aufgibt,

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

bis zum Herbst 2010 klar und deutlich eine Regelung zu finden, wie der Bedarf ermittelt wird. Da ist es doch zwingend notwendig, dass man erst mal die Daten erhebt.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja.)

Und das hat man getan. Man hat die Daten durch das Statistische Bundesamt erheben lassen und man hat die Berechnungen durchgeführt.

(Zuruf von Helmut Holter, DIE LINKE)

Das ist doch alles zwingend. Man muss Zeit dafür investieren, so etwas kann man nicht in 14 Tagen machen.

Und ich will noch eins sagen: Wenn ich mir immer überlege, wie die LINKEN so in der Öffentlichkeit auftreten, ich erinnere mich noch an eine Geschichte im Jahre 2005, wo DIE LINKE im Bundestagswahlkampf antrat: „1.400 Euro Hartz IV für jeden“. An diesen Satz kann ich mich auch noch sehr gut erinnern.

(Marc Reinhardt, CDU: Ach ja!)

Und mich hätte in diesem Zusammenhang mal sehr, sehr interessiert, wie sich die 1.400 Euro eigentlich zusammensetzen.

(Regine Lück, DIE LINKE: 1.400 Euro Mindestlohn. Sie verwechseln das, Herr Schnur.)

Dafür gab es überhaupt keine Berechnungsgrundlage. Und das ist genau der entscheidende Punkt. Bei der Geschichte Hartz IV, da wird immer ein Block hingesetzt, so nach dem Motto: die Bösen auf der einen Seite und die Gutmenschen auf der anderen Seite. Fakt ist aber – und das müssen wir hier eben auch bei der ganzen Diskussion nicht außer Acht lassen –, dass wir nämlich auch die Aufgabe haben, diejenigen, die Leistungsträger unserer Gesellschaft sind, vor denjenigen, die möglicherweise nicht ganz so leistungswillig sind, zu schützen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das sind ja Sprüche! Die eine vor der anderen Gruppe schützen, das ist perfi de.)

Und die Leistungsgesellschaft bedarf auch an der Stelle eines gewissen Schutzes vor denjenigen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wen wollen Sie vor wem schützen?)

Das will ich Ihnen sagen. Sie wollen doch nicht ernsthaft sagen, dass jeder …

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sie wollen den Mittelstand vor den Hartz-IV-Empfängern schützen?)

Nein, ich will nicht den Mittelstand vor den Hartz-IVEmpfängern schützen, ich will unsere Steuerzahler davor schützen, dass Steuergelder falsch oder fehlerhaft eingesetzt werden.

(Udo Pastörs, NPD: Abenteuerlich, abenteuerlich!)

Und unser Bundesvorsitzender hat es doch an der Stelle eindeutig zum Ausdruck gebracht. Er hat deutlich gemacht, dass man bei denjenigen, die unterstützenswert sind, auch bereit ist, zu unterstützen. Wir wollen diejenigen aber, die nicht wollen – nicht diejenigen, die nicht können –, nicht unterstützen.

(Reinhard Dankert, SPD: Wie können Sie das beurteilen?)

Und das muss doch wohl noch hier bei aller Liebe gesagt werden dürfen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sagen Sie das, wir schreiben das auch auf. – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Und wenn Sie an der Stelle dann auch noch dazu kommen und hier sagen, die politisch bestimmte Art und Weise der Festlegung der Hartz-IV-Regelsätze,

(Helmut Holter, DIE LINKE: Und garantiert drei Prozent Minus, die Sie gerade eingefahren haben.)

dann behaupten Sie etwas, was nun wirklich überhaupt nicht belegt werden kann. Wie haben Sie es geschrieben? „… die politisch bestimmte Art und Weise der Festlegung der Hartz-IV-Regelsätze“, das ist eine blanke Unterstellung. Wie wollen Sie das belegen?

Die Bundesministerin von der Leyen erklärt Ihnen nun wirklich in jeder Veranstaltung überall, dass sie aufgrund der Erhebung des Statischen Bundesamtes die Regelsätze ermittelt haben.

(Rudolf Borchert, SPD: Und dann nach Kassenlage festgelegt haben. – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Und was ist das Ergebnis? Man kommt dazu, dass man 5 Euro mehr für die Erwachsenen zur Verfügung stellen muss,

(Rudolf Borchert, SPD: Die Kassenlage steht ja vorher fest.)

und das unter Herabrechnung des Alkohols und des Rauchens. Und ich will Ihnen das ganz offen sagen, denn ich finde das vollkommen richtig:

(Regine Lück, DIE LINKE: Ja, ist doch klar, dass Sie das richtig fi nden.)

Zum Bedarf eines Menschen gehören meines Erachtens nicht Alkohol und Rauchen, um das ganz deutlich zu sagen.

(Rudolf Borchert, SPD: Die große gesundheitspolitische Leistung durch Hartz IV.)

Sie haben es doch im Grunde genommen auch selber immer gesagt, denn bei dem Nichtraucherschutzgesetz sind wir doch auf der gleichen Ebene gefahren. Jetzt auf einmal, wenn man es dann konsequent macht, gilt dieses dann wieder nicht.

(Rudolf Borchert, SPD: Tolle Begründung!)

So, das muss man einfach feststellen.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Was ist denn mit Ihrem Freiheitsanspruch?)

Da kommen Sie schlicht und einfach nicht dran vorbei.

(Rudolf Borchert, SPD: Ja, jetzt nicht mehr.)

Natürlich hat es Sie gestört, dass überhaupt eine Erhöhung stattgefunden hat, weil Sie natürlich jetzt in erhebliche Erklärungsnot geraten.