Protokoll der Sitzung vom 11.03.2010

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das wird so kommen.)

Der Bundesgesundheitsminister ist auch der Erste, der sich einmal ernsthaft mit der Pharmaindustrie auseinandersetzt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ach ja?)

Darum ist bisher noch jeder andere Bundesgesundheitsminister herumgeschifft.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wir messen ihn an seinem Ergebnis. – Vincent Kokert, CDU: Von Schiffen wollen wir nicht reden. – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Dann schauen wir mal, wann er auf dem Teppich liegt.)

Nein, noch liegt er da auf jeden Fall nicht.

(allgemeine Unruhe)

Im Moment zahlt ein Gutverdiener mit 80.000 Euro im Jahr maximal 3.550 Euro Arbeitnehmeranteil für Krankenversicherungen, unabhängig von seinen Nebeneinkünften und dem Anteil der mitversicherten Familienmitglieder. Grund ist die Beitragsbemessungsgrenze von 45.000 Euro jährlich.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Heben Sie die doch auf!)

Das heißt, ein Alleinverdiener mit hohem Gehalt zahlt für die Versicherungen von Angehörigen weniger als Doppelverdienerehepaare.

(Vincent Kokert, CDU: Prämienmodell.)

Mit der Kopfpauschale bildet das gesamte Einkommen die Bemessungsgrundlage. Bei einem Jahresverdienst von 80.000 Euro in Verbindung mit einem eventuellen Gesundheitssoli von zehn Prozent kämen mit den 150 Euro noch immerhin bis zu 2.200 Euro Steuerzahlung zusammen.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Ach so?! – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, und dann?)

Das heißt, der Manager trägt jetzt wirklich zur solidarischen Gesundheitsgemeinschaft bei.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Wie denn?!)

Durch den Steueranteil.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Na, den muss er sowieso zahlen.)

Es gibt ja die Idee des Gesundheitssolis.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie müssen dafür sorgen, dass der Steueranteil ins Gesundheitssystem kommt. – Toralf Schnur, FDP: Das ist natürlich so.)

Es wird hier immer so viel über Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteil geredet. Wer ist denn der größte Arbeitgeber in diesem Land? Der Staat.

(Hans Kreher, FDP: Der öffentliche Dienst.)

Der öffentliche Dienst.

(Hans Kreher, FDP: Genau.)

Das heißt, wenn es uns gelänge, da zu entlasten, entlasten wir auch wieder die Allgemeinheit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das Geld kommt nie da an, das kann ich Ihnen jetzt schon sagen. – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Jetzt müssen Sie nur noch sagen, wie das Geld zusammenkommt.)

Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, es ist wesentlich schwerer, eine Idee, die noch nicht fertig ausdefiniert ist, zu verteidigen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Die Idee hatten wir schon mal. Die hatten wir schon mal.)

als sie niederzumachen. Sie wissen noch …

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Und das, was dabei rausgekommen ist, war eine gute Lösung.)

Dafür, was bei Ihrer letzten Gesundheitsreform herausgekommen ist, kann ich aber herzlich danken.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Also, das ist ja nun …

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Fragen Sie mal die Ärzte hier im Land! Fragen Sie die Ärzte mal im Land! Fragen Sie mal, fragen Sie mal! Sie sind doch selbst Arzt im Land. Profitieren Sie nicht vom Fonds? – Zurufe von Peter Ritter, DIE LINKE, und Hans Kreher, FDP)

Ich bekomme als Zahnarzt immer noch zehn Prozent weniger als die Kollegen im Westen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh, da kommen mir aber gleich die Tränen. Fragen Sie mal Ihre Kollegen in der Niederlassung! Fragen Sie die mal! – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Also, das wollen wir mal bis zu Ende rechnen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, was? – Irene Müller, DIE LINKE: Vielleicht hätten Sie erst rechnen sollen und es dann an die Öffentlichkeit bringen.)

Sehr geehrte Kolleginnen und sehr geehrte Kollegen, wir reden hier über ein ungelegtes Ei.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Ja, das glaube ich aber auch. – Toralf Schnur, FDP: Das stimmt nicht.)

Wir reden hier über Schlagworte. Wir sollten diese Entwicklung einfach einmal positiv begleiten,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Nee!)

denn wenn ich wieder lese, dass die Gehälter der Krankenkassenvorstände schon wieder gestiegen sind,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh, damit sanieren Sie die Krankenversicherungen nicht.)

dann muss ich ganz ehrlich sagen, ich sehe überhaupt nicht ein, warum ich noch ein paar Millionen Versicherte in dieses System einzahlen lassen soll, nur um diese Krankenkassenvorstände noch besser zu bezahlen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist doch Blödsinn, was Sie da sagen!)

Bei der Einführung der 10 Euro Praxisgebühr haben sich erst einmal die Kassenvorstände eine Bonuszahlung mit der Begründung genehmigt, sie hätten ja das Defizit verringert.

(allgemeine Unruhe – Birgit Schwebs, DIE LINKE: Machen Sie denn das Gleiche, oder was?! – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Das war eine tolle Leistung. Ich meine, wenn ich als Vorstand eines Unternehmens mir per Gesetz mehr von den Versicherten holen kann, dann kann ich mir auch einen Bonus auszahlen.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Jetzt würde ich mal zum Thema kommen!)

Das kann es auch nicht sein.