Protokoll der Sitzung vom 23.04.2015

Politik ist weltweit durchaus männlich dominiert,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das muss sich ändern.)

aber es werden zunehmend auch mehr Damen,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Vor allem in der CDU-Fraktion! – Zuruf von Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE)

denn sie können in der Tat viel mehr als Soziales und sie gelten als bessere Diplomaten.

(Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD)

Der CDU-Fraktion ist es ein besonderes Anliegen, das vielfältige Spektrum an Berufen im politischen Alltagsgeschäft zu zeigen. Ich unterstütze, wie gesagt, jedes Jahr den GirlsʼDay und trage damit ein Stück weit dazu bei, dass unsere Mädchen und Frauen im Land die Zukunftschancen, die ihnen offenstehen, besser nutzen. Auch die CDU-Bundesgeschäftsstelle unterstützt den GirlsʼDay mit Angeboten für junge Mädchen.

Von dem Klischee, dass eine Frau die Krankenpflegerin und ein Mann der Chefarzt ist, sollten wir an sich schon meilenweit entfernt sein. Aber typische Rollenverteilungen gänzlich zu verdrängen, ist – glaube ich – auch nicht das Ziel. Der GirlsʼDay trägt dazu bei, die traditionellen Geschlechterrollen zu lockern. Den Mädchen und Frauen wird die Möglichkeit geboten, sich zu überzeugen, wie vielfältig und attraktiv die Tätigkeiten in den als männlich geltenden Berufsfeldern sind. Ob es im Handwerk, in der IT-Branche oder in den Naturwissenschaften ist – die Mädchen brauchen sich gar nicht wirklich überzeugen zu lassen, dass die typischen Männerberufe durchweg attraktiv sind, denn oftmals sind es die Berufe, die bessere Karrieremöglichkeiten eröffnen.

Ich kenne inzwischen viele Frauen, die männliche Berufe gewählt haben, und sie machen ihren Job sehr gut. Ich kenne Schornsteinfegerinnen, Tischlermeisterinnen, Personenschützerinnen, Dachdeckerinnen, IT-Spezialistinnen, Soldatinnen, Fußballerinnen, …

(Zuruf aus dem Plenum: Das hat auch etwas mit Technik zu tun?! – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ja.)

Doch, ja, das hat auch etwas mit Technik zu tun.

… Physikerinnen und, na ja, eine Menge Politikerinnen.

Frauen weisen oftmals die besseren Schulabschlüsse vor, dennoch beschränken sich die Mädchen und Frauen bei ihrer Berufswahl häufig auf typische Frauenberufe. Wer das möchte, soll das auch tun, denn in jeder Branche werden inzwischen gut ausgebildete Fachkräfte benötigt. Ich habe auch schon etliche Unternehmerinnen kennengelernt, die nicht nur ein kleines Geschäft führen, sondern international tätig sind, beispielsweise im Medienbereich.

Meine Damen und Herren, Ziel des GirlsʼDay ist es einfach, das Interesse der Mädchen für Berufe zu wecken, die heute eher von Männern nachgefragt werden, selbstverständlich dann auch gegen gleiche Bezahlung. Berufsmöglichkeiten und Zukunftschancen werden von Mädchen noch nicht in vollem Umfang ausgeschöpft, welche Gründe es diesbezüglich auch geben mag. Mit dem GirlsʼDay können wir neue Perspektiven aufzeigen und das Interesse an der Vielfalt der Berufsbilder bei den Mädchen wecken. Umgekehrt brauchen wir aber auch Männer in den bisher beruflichen Frauendomänen. Doch auch Kranken- und Altenpfleger sowie Erzieher und neuerdings viel häufiger Verkäufer habe ich schon bei ihrer Arbeit beobachten können.

Wir setzen uns für eine geschlechtersensible Berufsfrühorientierung ein, damit das traditionelle Berufs- und Studienwahlverhalten von Mädchen und Jungen aufgebrochen wird. Landesregierung und Koalitionsfraktionen werden sich auch weiter dafür einsetzen, dass alle Bildungs- und Erziehungseinrichtungen die Chancengleichheit von Mädchen und Jungen sowie Frauen und Männern auf sämtlichen Bildungsebenen stärken und zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft beitragen.

Meine Damen und Herren, wie Sie sicherlich gemerkt haben, spreche ich nicht nur von Mädchen und Frauen, sondern auch von Jungen und Männern. Sie, Frau Gajek, haben in Ihrer Rede nur die Berufsperspektiven für Mädchen und Frauen im Blick. Was ist denn mit den Jungen und Männern?

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber heute ist der GirlsʼDay, ne?!)

Haben Sie die bei der Erweiterung der Berufsperspektiven vergessen?

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hä?)

Die Argumentation darf doch nicht nur einseitig erfolgen.

(Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Darum geht es doch jetzt überhaupt gar nicht.)

Frau Gajek, wir reden an anderer Stelle von Inklusion und im weiteren Sinne

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Es gibt doch auch den JungsTag.)

kann man den Frauen doch kein Alleinstellungsmerkmal zugestehen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Hä?)

Hinzu kommt vielleicht noch, dass auch im Rahmen von Migration an der einen oder anderen Stelle darüber

nachgedacht werden muss, wie man die zugewanderten jungen Frauen und Männer beruflich besser integriert.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich hatte nur neun Minuten Zeit.)

Ich glaube, auch da gibt es intelligente junge Frauen und Männer, deren Potenzial nicht unterschätzt werden sollte.

Meine Damen und Herren, vor allem bei den Jungen bestehen nachweislich erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der beruflichen Orientierung. Traditionelle Mädchenberufe, insbesondere im Dienstleistungs- und Bildungsbereich, sind den Mädchen bekannt, den Jungen die traditionellen Männerberufe in Handwerk und Industrie. Dies zeigen – ausgenommen vielleicht, Superstar werden zu wollen – die Hitlisten der Berufswünsche und der Berufswahl junger Menschen.

Und Sie, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, sind ja die geborenen Verfechter der Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Also muss es der männlichen Bevölkerung auch möglich gemacht werden, in typische Frauenberufe einzutauchen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das habe ich doch gesagt. Hast du mir nicht zugehört?)

Und, liebe Frau Gajek, wir haben keinen Nachholbedarf, um Berufsperspektiven für Frauen und Mädchen zu erweitern. Wir schauen auf alle Berufseinsteiger.

(Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Deswegen seid ihr auch nur zwei Frauen hier, ne?!)

Deshalb erwähne ich an dieser Stelle gerne, dass es seit 2011 auch einen JungsTag in Mecklenburg-Vorpommern gibt. Die CDU-Fraktion hat sich dafür eingesetzt und starkgemacht. Wir forderten den JungsTag MecklenburgVorpommern und auch die Bundesregierung ruft dazu auf, spezielle Angebote für junge Männer zu unterbreiten.

Gerade vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels müssen wir unsere Jugendlichen zielgerichtet und ihren Fähigkeiten entsprechend ausbilden. Wie eingangs festgestellt, ist die Lebens- und Berufswegeplanung von jungen Männern meistens noch sehr traditionell ausgerichtet. Und aufgrund des Fachkräftemangels ist es gerade im medizinischen und sozialen Bereich wichtig, auch den männlichen Bevölkerungsanteil zu gewinnen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Aber wir reden doch schon noch über den GirlsʼDay, ne?)

Der Wandel des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes eröffnet Mädchen und Jungen neue Chancen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Wir reden über den GirlsʼDay?)

Deshalb ist es wichtig, Mädchen und Jungen auf Ausbildungswege und auf die Berufs- und Studienwahl vorzubereiten und ihnen zu ermöglichen, sich intensiv mit persönlichen Berufs- und Lebenszielen auseinanderzusetzen. Auch die Stärken, Fähigkeiten und Interessen

spielen eine entscheidende Rolle. Diesen Ansatz unterstützen wir. In unserer modernen Gesellschaft muss es den Mädchen möglich sein, typisch männlich kodierte Berufe zu erlernen, aber auch umgekehrt muss die Möglichkeit den Jungen gegeben werden.

Aber, meine Damen und Herren, trotz der guten Berufsfrühorientierungschancen über Girlsʼ- und BoysʼDay mittels praktischer Einblicke in die Technik, Naturwissenschaften oder in die Politik wird es auch immer Berufe geben, bei denen weder die Männer- noch die Frauendominanz zu beheben sind. Das ist ganz normal.

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dass nicht jede Frau 40 Stunden in der Woche auf dem Bau arbeiten möchte, weil es körperlich zu anstrengend ist, sei akzeptiert. Allerdings sind der Pflegeberuf oder der Pferdewirt beispielsweise auch ziemliche Knochenjobs trotz diverser Hilfsmittel, die es heute schon gibt. Der körperliche Aspekt gerät vielleicht mit technischem Fortschritt etwas mehr in den Hintergrund. Es braucht also kluge Köpfe.

Der Dockweiler-Vorstand, Christian Behrens, formulierte es so: „Wenn Du mir aufzeichnen kannst, was wir bauen sollen, dann machen wir das.“ Ich will damit sagen: Warum soll der kluge Kopf nicht auch ein Mädel sein, das sich mit Elektrik, Elektronik, IT, Baustoffen oder Motoren auskennt?

(Heiterkeit bei Torsten Renz, CDU: Oha!)

Je mehr das in unserem Bewusstsein verankert ist, umso selbstverständlicher wird die Arbeitskraft von Frauen und Männern ohne eine Differenzierung nach „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ gesellschaftlich akzeptiert.

Damit unser Land zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft wird, wurden bereits Maßnahmen seitens der Landesregierung ergriffen. Die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienleben ist sehr wichtig. Deshalb wurden auch die Betreuungsangebote in unserem Land verbessert. Flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls wichtig, um auf die Bedürfnisse von Familien einzugehen, wenngleich ich auch sagen möchte, dass sich die möglichen Angebote je nach Größe und Umsatz beziehungsweise Gewinn immer unterscheiden werden. Und was im Büro möglich ist, kann man in der Produktion vielleicht nicht unbedingt machen.

Zwei Firmen, die sich in sehr vernünftiger Weise und insbesondere um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beziehungsweise in der Aus- und Weiterbildung engagieren, habe ich kürzlich besucht. Zum einen war das die Dockweiler-Unternehmensgruppe in Neustadt-Glewe und die Firma Sweet Tec in Boizenburg. Deshalb möchte ich sie stellvertretend für eine wachsende Zahl an Unternehmen nennen, die ihre Firmenleitbilder diesbezüglich ausrichten.

Zudem muss es eine gleiche Entlohnung für Frauen und Männer bei gleichen Berufen geben.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Genau.)