Zweitens müssten Sie einfach mal einen Ort für ein Endlager benennen. Das wäre mal Mut und das wäre auch eine Alternativbenennung, und dann stehen wir draußen vor den Menschen und diskutieren Wege A oder B.
Eine Aussprache, sagt Herr Renz zu Recht, ist viel leichter, da muss ich die Alternative nicht nennen, sondern sage nur, was ich nicht möchte.
Zweitens wird der Klimawandel, zumindest von einer nicht unbeträchtlichen Zahl an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, für ziemlich reell durch Menschenhand beeinflusst angenommen. Wir glauben, da kann man uns ja Ideologie vorwerfen, aber ich finde das schwer hinnehmbar bei dem, was wissenschaftlich an Erkenntnissen auf dem Tisch liegt. Dazu sage ich aber gleich noch was. Wir wollen gern Klimawandel zumindest begrenzen, Klimawandel, soweit er durch Menschenhand gemacht ist, weil wir überzeugt sind, dass Klimaschutz a) der angewandte Naturschutz ist, b) in einem norddeutschen Bundesland die effektivste Form von Küstenschutz ist. Wenn wir nicht wollen, dass irgendwann die Rostocker Bucht kurz vor Waren liegt, dann werden wir gemeinsam dafür etwas tun müssen, damit der Anstieg von Meerwasserspiegeln nicht deutlich zunimmt.
Und drittens glaube ich, dass das etwas mit Zukunftsfähigkeit für künftige Generationen zu tun hat. Ich weiß immer nicht, welches Durchschnittsalter man braucht, um zu sagen, wir gucken auf künftige Generationen. Ich beruhige mich immer sehr, dass große Teile losgelöst vom eigenen Lebensalter sagen, jawohl, wir sind dabei.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, der Kollege da Cunha hat schon angesprochen, dass Sie völlig überrascht waren, dass Energiewende in erster Linie aus
Ihrer Sicht die elektrische Energieerzeugung betrifft, denn es gibt ja auch noch andere Energien. Das war in diesem Landtag bestimmt zehnmal, seitdem Sie dabei sind, Thema. Es hat mich ein bisschen überrascht, dass Sie überrascht sind. Da sieht man mal, mit welch unterschiedlicher Aufmerksamkeit man die Tagesordnung anguckt.
Ich erinnere mich an meine kommunalpolitische Zeit, wo mancher auf dem Tisch, wenn er in die Sitzung kam, den Umschlag aufriss. So ähnlich kam mir das eben auch vor. Natürlich ist Energieerzeugung breit aufgestellt und wir haben hier wiederholt diskutiert, dass es eben nicht ausreicht, nur die Erzeugung des elektrischen Stroms auf die erneuerbaren Wege zu bringen, sondern dass es viel schwerer bei Mobilität und bei Wärme ist. Gleichwohl haben wir hier Wege erörtert. Also es sind Themen gewesen, die diesen Landtag wiederholt begleitet haben.
Im Übrigen haben wir weiterhin die klassische Trennung, die eine sehr deutsche ist – ich habe einen Gasversorger, ich habe einen Fernwärmeversorger, ich habe einen Stromversorger –, was in anderen europäischen Ländern schon die letzten 50 Jahre nicht verstanden worden ist, weil Sie nicht selten Wärmeversorgung zumindest aus elektrischer Energie finden werden. Dass diese sich aber erst recht mit der Energiewende in Deutschland, die Sie nicht so gern haben, immer stärker auflöst, denn die Situation ist ja so, dass Sie sehr viel Strom haben, das ist Ihr Sorgenpunkt, den Sie angesprochen haben, das ist die Situation, in der Sie sehr viel Strom haben in genau solchen anderen Sektoren. Deswegen dieser schräge Begriff „Sektorenkopplung“, den Sie keinem Menschen draußen erklären können, dass Sie in diese anderen Sektoren die elektrische Energie hineingeben und dort dann nutzen, um Energie an anderen Stellen zum Einsatz zu bringen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, bei der Frage, ob Sie an den menschlichen Anteil am Klimawandel glauben, sind wir, befürchte ich, bei einer ideologischen Barriere, und ich bin überzeugt, die liegt nicht bei mir, sondern bei Ihnen. Ich habe heute Morgen bei der Diskussion schon einen Moment lang das Gefühl gehabt, dass die Logikbrüche Ihnen selbst nicht auffallen. Ich bin nicht aufgestanden und habe etwas gesagt. Ich fand es auf jeden Fall sehr beachtlich, als Adler zu starten und mit tiefer Stimme uns vorzuwerfen, dass Sie gern mitgemacht hätten, um am Ende zu sagen, im Übrigen enthalten wir uns kraftvoll,
Dieser Logikbruch heute Morgen kann in so einer Rede passieren, davon mache ich mich selbst auch nicht frei. Der Logikbruch setzt sich aber heute Nachmittag in wahnsinniger Weise fort. Ich finde, die Dinge, die Sie vortragen, wenigstens in einem Faktenscheck mal ge
genzuchecken, wäre das, was ich erwarten würde. Dass Einstein es ertragen würde, dass Sie sich auf ihn berufen, da habe ich zumindest an dieser Stelle Bedenken.
Bei anderen Fragen weiß ich es nicht, aber an dieser Stelle habe ich erhebliche Bedenken, denn er hat an die Kraft von Naturwissenschaften geglaubt. Dass die Klimawandelsituation der Welt keinen menschlichen Anteil hätte, wird, soweit ich es überschaue, nur noch von einer kleinen Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vertreten.
Es gibt diese Mindermeinung, gar keine Frage, aber sie wird immer kleiner. Und der Versuch zu sagen, schaut mal, da ist eine neue Meinung, die eine Minderheit hat und die Zeit braucht, bis sie eine Mehrheit teilt, ist genau der umgekehrte Weg. Also dass jemand eine neue Idee bringt und eine ganze Zeit braucht, bis er das Wissenschaftssystem durchdringt, das ist die Situation der Klimaforscherinnen und Klimaforscher der 80er-Jahre gewesen, die mit dieser heute durchaus tradierteren Idee kamen, der Mensch könnte Anteil an gewissen Dingen haben. Damals waren diese in der Minderheit und haben sicherlich ein Stück weit die Einstein-Rolle geteilt, aber dass ich den umgekehrten Effekt habe, das halte ich für eher fernliegend.
Und weil Sie das Chaossystem angesprochen haben, das Wetter. Sie sagen, das kann doch nicht hinhauen, ihr leitet das aus dem Wetter ab. Wenn Sie mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dieses Bereiches sprechen, sagen die: Nein, genau das ist der Irrtum, den die AfD aber immer gern vorträgt, um eine populistische These in den Raum zu stellen. Die gucken nicht auf den täglichen Wetterbericht und sagen, siehste, morgen ist Regen, also haben wir Klimawandel.
(Heiterkeit bei Rainer Albrecht, SPD – Der Abgeordnete Horst Förster bittet um das Wort für eine Anfrage.)
Ich will prophylaktisch bemerken: Nein, ich glaube, wir haben alle genug Redezeit. Das Spiel der AfD, regelmäßig in Redner hineinzugehen, ist taktisch ein kluges, um Reden zu unterbrechen, das machen Sie ganz strategisch,
aber an der Stelle nicht. Sie haben ja so viel Redezeit. Ich stehe noch dreimal auf und setze mich mit Ihren Argumenten oder vermeintlichen Argumenten auseinander.
Das finde ich jetzt ja nett. Nichtsdestotrotz, wir haben eine Geschäftsordnung. Wenn ich die Abgeordneten darauf hinweise, dass Sie mir mindestens die Möglichkeit der Frage geben müssen, die man dann durchaus verneinen kann, muss ich den Minister daran erinnern, dass das auch so ist. Jetzt sitzt der Fragesteller wieder. Ich verzichte jetzt darauf, das rein der Form halber noch mal zu fragen, aber trotzdem würde ich darum bitten,
Sehr geehrte Frau Präsidentin, die Antwort bleibt trotzdem Nein auf die Frage, die jetzt nicht gestellt war.
Zum Chaossystem Wetter: Die Meteorologen sind eben nicht diejenigen, die mit ihrem täglichen Geschäft den Klimawandel feststellen, sondern die Klimaforschung ist der ausschlaggebende Punkt. Die Klimaforschung guckt nicht in wöchentliche Wetterberichte, sondern schaut auf Wetteraufzeichnungen, die Sie seit den 1880er-Jahren in Deutschland finden. Erstens ist das ein deutlich längerer Zeitraum. Zweitens gucken sie zusätzlich mit Geologen und anderen Beteiligten in Erdschichten hinein, die uns über Millionen Jahre hinein Aufschlüsse darüber geben, in welchem Umfang Wärme geherrscht hat, Feuchtigkeit geherrscht hat und in welchem Umfang CO2 die Atmosphäre beherrscht hat. Es sind also langfristige Betrachtungen, die hier eine Rolle spielen.
Nun ist das von mir ein etwas polemischer Zugang, das gestehe ich freimütig ein, aber der Umstand, dass in den letzten fünf Jahren nach meinem Gefühl kein Sommer mehr war – jetzt bin ich kein Landwirt –, bei dem die feuchteste oder trockenste, kälteste oder wärmste, schneereichste oder schneeärmste Zeit seit Wetteraufzeichnungsbeginn gewesen ist, dass wir also eine Vielzahl von dicht aneinandergereihten Wetterkapriolen haben, das zumindest ist etwas, was man in diesen Aufzeichnungen seit den 1880er-Jahren relativ gut darlegen kann. Das ist nicht kurzfristige meteorologische Bewertung, sondern langfristige Klimabetrachtung.
Noch mal: In renommiertesten Wissenschaftseinrichtungen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Computersimulationen. Da sagen Sie, Mensch, Computer können alles berechnen. Ja, aber Wissenschaft, die das dort tut – und das ist ja der Vorwurf –, macht das doch nicht aus politischer Inspiration, um irgendwie jemandem nach dem Munde zu reden, sondern mehrere Hundert renommierte Wissenschaftlergruppen weltweit haben das gleiche Resultat mit geringfügigen Abweichungen zueinander. Diese rechnen in der Tat mit Computersimulationen und machen Folgendes – zu der Computersimulation in die Zukunft können Sie jetzt nicht sagen, wer weiß, ob die stimmt –: Die nehmen ihre Computersimulationen und versuchen, auch Wetter der Vergangenheit mit dieser Simulation zu berechnen. Und wenn dann tatsächlich in der Vergangenheit aufgetretene Witterungssituationen häufig oder durchgängig übereinstimmen mit der Simulation, dann spricht sehr viel dafür, dass die Algorithmen der Simulationssoftware ziemlich gut geeignet sind, Realität abzubilden. Genau das sind die Tests, die man durchführt, bevor man damit in die Zukunft hineinguckt, und das geschieht in der Wissenschaft auch.
Es gibt keinen empirischen Endbeweis. Da würde ich aber eher ein zweites Beispiel, was Sie nach Einstein gebracht haben, die Plattentektonik aufgreifen. Es gibt auch noch keinen, der gesagt hat, ich habe mal Platten gesehen, die sich einen Meter übereinandergeschoben haben. Die Plattentektonik ist gleichermaßen aus ver
schiedenen, sehr gut nachvollziehbaren naturwissenschaftlichen Hintergründen abgeleitet, aber die Bewegungen sind so langsam, dass natürlich kein Mensch in seinem normalen Menschenleben das beobachtet. Also wenn Sie einen empirischen Beweis fordern, sind wir auch an der Stelle bei Dingen, die wir herleiten in einem Indizienbeweis, der uns darauf zuführt.
Ähnlich verhält es sich hier auch. Der Vorwurf ist am Ende, es gäbe lauter politische Wissenschaft. Die mag es in einzelnen Punkten geben. Wir werden auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben, die ein Ergebnis lieber mögen als ein anderes. Dass aber Tausende, sozusagen eine breite führende Mehrheit der Wissenschaft, weltweit zum gleichen Ergebnis kommen und die alle ideologisch verblendet sind, das kann man glauben, muss man aber nicht. Und ich finde, dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht mit Aluhut-Argumentationen hier durch Tatsachendiskussionen gehen,
sondern ein Stück weit an der Stelle versuchen, Wissenschaftler auch in ihrer Renommiertheit ernst zu nehmen, meine Damen und Herren.
Sie haben dann ein weiteres Argument beim Klimawandel angeführt und gesagt, das sind nur so drei bis vier Prozent CO2-Anteil in der Luft insgesamt, das kann …
Die Zahlen sind an der Stelle für die Folgerung, die Sie daraus ziehen wollen, vollkommen irreführend. Selbst die regelmäßige Vorwurfsintensität, dass nur drei bis vier Prozent des CO2, das in der Welt austritt jedes Jahr, von Menschen gemacht ist, vergisst Folgendes: Sie sind in einem ursprünglich geschlossenen System von CO2 und Sauerstoff unterwegs. Das, was der Mensch, seitdem er fossile Brennstoffe nutzt, hineinträgt in das System, ist ein Nettozuwachs. Der ist zwar in Prozenten minimal, macht aber immer noch Milliarden Tonnen aus und ist eben nicht mehr in dem geschlossenen System von Pflanzen, die das CO2 abnehmen, und von Tieren und Menschen, die es dann wiederum zurückverwandeln in einem geschlossenen Biotopsystem, sondern das ist der Nettozutrag. Dieser Nettozutrag wird nicht mehr weiterverwendet und führt daher zu den schädlichen Auswirkungen nach Überzeugung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, und zwar, nachdem der CO2-Wert über Jahrtausende anhand der entsprechenden Bohrungen, die man aus dem Bohrkern nehmen kann, weitgehend konstant, und zwar weltweit weitgehend konstant gewesen ist.