Sehr geehrter Herr Kollege Grimm, Sie haben vorhin schon gesagt, die Anlagen, die ja vorher der Umwelt gedient haben – vielen Dank zumindest für diese Einsicht heute. Das hat uns, glaube ich, an vielen Stellen, irgend so einen Satz haben Sie gesagt, diese Anlagen, die ja früher der Umwelt gedient haben, wenn sie denn abgebaut werden, das heißt, Sie haben zumindest schon mal auch zugegeben, dass die Anlagen wirklich was fürs Klima, wirklich was für die Umwelt, für die Nachhaltigkeit tun. Sie haben …
Sie haben zwei Themen aufgegriffen, einmal den Rückbau der Fundamente der Anlagen an sich und das Recycling der Teile, die innerhalb dieser Windkraftanlagen verwendet werden.
Ich würde gern einmal über das Thema sprechen, vor allem Kohlefaserverbund-, Karbonfaserverbundwerkstoffe, Glasfaserverbundwerkstoffe – das ist ja dieses Hauptthema, was Sie damit aufgreifen, wenn es bei den Rotorblättern ums Recycling geht –, denn das sind Materialien, viele kennen sie, die werden nicht nur in Windkraftanlagen eingesetzt, sondern in allen möglichen anderen Bereichen auch, das sind Materialen, die aufgrund dieses Verbundes, dieses Zusammenklebens eine sehr hohe Festigkeit haben. Deswegen werden sie teilweise als Stahlersatz eingesetzt, deutlich leichter, aber stabiler oder können stabiler sein als zum Beispiel Stahl.
Ich habe mal eine Liste rausgenommen, wo überall diese Verbundwerkstoffe drin sind. Das fängt an, sie sind in Booten drin. Es gibt eine Menge Boote, die werden damit
gebaut, es gibt Flugzeuge, der A350 hat 53 Prozent des Gewichtes, das sind die Kohlefaserverbundwerkstoffe. Es sind Fahrräder, Autos, es sind Angelruten, Kurbeln, es sind Laufräder, es sind, glaube ich, Lenker, habe ich hier aufgeschrieben, kann ich nicht lesen. Es sind eine Menge Materialien, die wir über die Zeit neu entwickeln, die wir über die Zeit für Anwendungen haben, wo sie ideal sind. Im Flugzeugbau, ich habe ja gesagt, 53 Prozent des Gewichtes eines A350 – wir haben noch andere Flugzeuge, die teilweise wahrscheinlich schon höher sind, bei Autos ähnlich –, sie werden benutzt, um Gewicht zu sparen, um Stabilität zu bringen und so ganz neue Anwendungsmöglichkeiten zu erlauben.
Wir haben dort eine Forschung in den letzten 20/30 Jahren betrieben, die total sinnvoll war, wo es aber, wie man jetzt sieht, wie ja Ihr Anliegen ist, was machen wir damit. Und die Forschung hat sich in den letzten Jahren intensiv damit beschäftigt, was können wir machen, und wie Sie schon sagen, es ist ein schwieriges Unterfangen, wie wir mit diesen im Alltag vorkommenden – ich denke mal, hier im Schloss haben wir auch an gewissen Stellen irgendwo Verbundwerkstoffe verbaut – umgehen.
Das ist eine ernstzunehmende Frage und da ist die Forschung an gewissen Bereichen dran. Klar kann man das zersägen, man sieht es mittlerweile auch, wie sich Forschungseinrichtungen mit Lkw-Anhängern aufs Feld stellen, dann dort so ein Rotorblatt durchjagen, das zersägen, versuchen, das in andere Bereiche reinzubringen und dann vielleicht später in anderen Materialien aufgehen zu lassen.
Kurzum, Verbundwerkstoffe gehören zu unserem Alltag dazu, gehören zu unserer Wirtschaft dazu und sind bis heute ein Problem, das wir aus nachhaltiger Perspektive, aus der Perspektive, wie gehen wir mit unseren Ressourcen um, nicht ausreichend verfolgt haben und wo ich zumindest froh bin – jedenfalls durch die Windräder, aber auch durch andere Bereiche, Flugzeuge kennen wir, die irgendwo in der Wüste geparkt werden, die können zum Glück weggeflogen werden, wo wir sie vielleicht nicht mehr sehen, aber auch da ist das Problem, und wir werden auch das Problem bei Autos und so haben –, dass wir das zumindest angehen.
Als zweites großes Problem haben Sie, ich kann nur sagen, einer der Punkte, was, glaube ich, am sinnvollsten wäre, ist der Bereich Kennzeichnung, denn in der Regel wissen wir gar nicht, was ist in diesen Rotorblättern, was ist in diesen Fahrzeugen, was ist in diesen Lenkern und Flugzeugen drin. Deswegen die Kennzeichnung, das ist das Mindeste, um zu wissen, was für einen Verbundwerkstoff haben wir da drin. Das haben wir nirgendwo als Pflicht, wäre aber als Eigenverpflichtung, aber vielleicht gäbe es auch andere Möglichkeiten, vermutlich schon ein sinnvoller Schritt, um ein späteres Recycling zu ermöglichen.
Das Thema Rückbau, Sie haben beschrieben, das klingt ja so, als wenn wir landein, landaus bei uns im Bundesland den Beton komplett im Boden drin lassen. Der Minister hat das, glaube ich, auch schon ziemlich gut ausgeführt. Ich möchte noch mal darauf hinweisen,
„Panorama 3“ hat sich auch der Thematik angenommen, weil es gibt genug Beispiele, was ist, wenn wir es einfach einen oder anderthalb Meter über dem Boden wegmachen. Der Rest ist glatt, es kommt ein bisschen Erde drauf, durch die Landwirtschaft kann es benutzt werden. Und „Panorama 3“ hat mal die ganzen unteren Baubehörden in Norddeutschland abgefragt, was bedeutet für sie eigentlich Rückbau, und reicht es, wenn es ein bisschen abgefräst wird. Und es gab ein paar untere Baubehörden, sie haben das als Karte dargestellt, in Niedersachsen haben die tatsächlich gesagt, so ein bisschen reicht uns, und die ganzen Mecklenburger haben gesagt, nee, wir wollen den vollständigen Rückbau, das ist dann angeordnet und das ist für uns tatsächlich der Rückbau, den das Fundament betrifft.
Ich will gar nicht über das Thema sprechen, was ist mit Windkraftanlagen vor 2004, bevor die Verpflichtungen waren. Darüber haben wir gerade schon gesprochen, seitdem das Problem angegangen wurde, ist es ein anderes. Es sind Bürgschaften hinterlegt, es besteht die Möglichkeit, dort darauf zuzugreifen, um diesem Rückbau im Insolvenzfall in ähnlichen Fällen dann vorzubeugen, damit die Anlagen da nicht komplett rumstehen, wenn sie gar nicht mehr benutzt werden.
Letzter Punkt, der Minister hat es auch schon gesagt, ich glaube nicht, dass es Energieformen gibt oder auch andere Bereiche, wo wir ein hundertprozentiges Recycling, eine hundertprozentige Wiederverwertung hinbekommen. Beispiel Flugzeug: Ich weiß nicht, was wäre, wenn wir das Zerfräsen in den meisten Teilen machen, selbst Kabel werden übrigbleiben, viele Klebeverbindungen, viel Glas wird übrigbleiben, und deswegen bin ich froh, dass zumindest über 90 Prozent aktuell ja schon recycelt werden kann von den Windkraftanlagen, und ich hoffe auch, dass wir eines Tages deutlich darüber hinauskommen, aber ich glaube, da brauchen wir davor schon mal nicht hinwegzugehen.
Zum Glück ist da die Wirtschaft intensiv dabei, aber wir sollten uns Gedanken machen in Zukunft, wie man jedenfalls über Kennzeichnungen und Ähnliches auch solche Prozesse deutlich beschleunigen kann. Dementsprechend werden wir Ihren Antrag ablehnen. – Und ja, vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Pegel, Sie sprechen von alten Lemmingen. Ich glaube, in 14 Monaten taucht ein ganz neuer Lemming auf, der lebt noch gar nicht, der taucht ganz neu auf. Das ist der Lemming des Rückbaus der Windkraftanlagen, weil dann ja die Förderzeiträume ablaufen.
Es wurden natürlich auch bisher schon Windkraftanlagen demontiert, allerdings in sehr geringer Stückzahl. Der Kollege Liskow nannte ja auch schon richtigerweise die Zahlen für den Grund. Bei uns haben wir ja knapp 2.000 Windkraftanlagen onshore. Davon werden wir in den nächsten fünf Jahren sehr wahrscheinlich die Hälfte demontieren, und zwar einfach deshalb, weil durch
schnittlich bekommen die zurzeit 8,3 Cent für eine Kilowattstunde Strom im Durchschnitt. Also es trifft ja nicht für jede zu, das ist nur ein Durchschnittswert. Der Börsenstrompreis für Strom liegt bei 2,53 Cent. Das heißt, man hat jetzt mit riesigem Subventionsaufwand etwas hingebaut, was sich dann nach Ablauf der Förderung nicht rechnet, und dann reißen sie es ab.
Was den Rückbau betrifft, in einem Punkt, Herr Pegel, haben Sie natürlich recht. Pfahlgründungen werden auch, wenn man andere technische Anlagen demontiert, nicht zwingend zurückgebaut, weil das in der Regel oder oft schlicht gar keinen Sinn macht. das ist richtig. Aber jetzt reißen wir innerhalb von fünf Jahren die Hälfte aller Windkraftanlagen in Mecklenburg-Vorpommern ab, im Bundesdurchschnitt ist das ebenfalls etwa die Hälfte. Jetzt fragt man sich natürlich: Was passiert mit den Resten? Herr da Cunha nannte ja den „Panorama 3“-Beitrag, den habe ich auch gesehen.
Es ist in der Tat so, dass das in Mecklenburg-Vorpommern bisher als Problem nicht bekannt ist, dass es den vollständigen Rückbau nicht gebe. Herr da Cunha sagte ja, in Niedersachsen ist das so, in Schleswig-Holstein übrigens auch, und zwar gerade dort, wo die Mehrzahl der Windkraftanlagen gebaut wurde, also etwa in Dithmarschen und andernorts. Da sind die unteren Baubehörden dann damit zufrieden, dass man den Betonsockel entweder einen Meter oder zwei Meter unterhalb der Gebäudeoberfläche abträgt, und dann ist er halt weg. Mittlerweile wird das auch nicht mehr geschreddert. Die alten Windkraftanlagen hatten Betonsockel, die wogen so 800 oder 1.000 Tonnen, heute sind wir bei 2.500 bis 3.000. Diese großen, um die abzubauen, werden die gesprengt werden müssen, weil der Abbau ansonsten mit Aufspritzen und Ähnlichem viel zu aufwendig ist, das dauert zu lange. Aber die ganz Neuen reißen wir jetzt noch nicht ab, wir sind erst mal bei den Alten. Repowering wird in vielen Gebieten gar nicht möglich sein, weil die alten Windkraftanlagen zum Teil nicht in Windeignungsgebieten liegen, weil dort die Abstände zu den umliegenden Gebäuden zu gering sind.
Dann kommen wir zum Recycling. Es ist natürlich so, die Masse eines Windrades und der peripheren Technik, also unter anderem auch Zuwegung zum Beispiel, falls da jemand irgendwo einen Betonweg hingebaut hat, das kann man natürlich alles recyceln. Es gibt eigentlich nur zwei Probleme, einmal darf man ja Windrotorblätter seit 2005 nicht mehr deponieren, das heißt, man muss irgendetwas anderes damit tun. Teilweise werden die dann ins Ausland exportiert. Man darf natürlich eigentlich Schrott nicht so ohne Weiteres ins Ausland exportieren, man kann es aber oft als Ersatzteil deklarieren und dann taucht das ganze Zeug in Kasachstan, in der Türkei, im Iran oder sonst wo auf, und ob es dort dann sachgerecht entsorgt wird, ist die nächste Frage.
Zur Wiederverwertung der Kohlefaser verstärkten Windräder sagte der Kollege Herr Liskow ja, da gibt es eine Anlage in Bremen, die unterausgelastet ist derzeit, das ist auch richtig. Dazu muss man aber wissen, dass die älteren Windräder hauptsächlich mit Glasfaser verstärkten Rotorblättern bestückt waren, und die kann man ja in der Zementindustrie verwenden, aber die neueren Onshore- und fast auch alle Offshoreanlagen haben halt Kohlefaser, das heißt, diese eine Anlage, die dort in Bremen steht, wird nicht im nächsten Jahr, nicht im übernächsten Jahr, aber in einigen Jahren dann doch irgend
Mit einem Pyrolyseverfahren – ich weiß nicht, wer das weiß, das ist hoch energieaufwendig, aber gut – bei hohen Temperaturen und unter Sauerstoffabschluss werden dort die Kohlefasern aus den Faserverbundwerkstoffen herausgecrackt. Es ist ein sehr aufwendiges Verfahren. Wenn man dort jetzt einfach so hineinläuft und sagt, okay, die Wirtschaft ist dafür zuständig, natürlich ist die Wirtschaft dafür zuständig, wer sonst, allerdings ist es ja Aufgabe des Gesetzgebers, dort die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Wirtschaft und auch die Forschung überhaupt tätig werden.
Wie es mit der Windkraft weitergeht, werden wir sehen. Die Bestandsanlagen, wenn die Börsenstrompreise so niedrig bleiben, wird Mecklenburg-Vorpommern in absehbarer Zeit bei den derzeitigen Aufbauzahlen onshore dann ja irgendwie fast windradfrei. Es ist dann eine Technologie, die einfach weitestgehend verschwunden ist, weil sie sich auf dem freien Markt nicht durchsetzen kann, hat aber auch einen Vorteil. Daran sieht man mal wieder, dass eine staatlich gelenkte planwirtschaftliche Energiepolitik
Zunächst mal ein Wort an Herrn Pegel gerichtet: Dorn im Fleische der AfD soll die Windkraft sein. Ich glaube, es verhält sich genau umgekehrt. Die Windkraft ist ein Dorn in Ihrem Fleische, denn die Menschen finden immer weniger Akzeptanz in der Windkraft und das fällt Ihnen auf die Füße.
Sie haben außerdem vieles ausgeführt, aber eigentlich, finde ich, sind Sie meinem Antrag oder unserem Antrag völlig ausgewichen, denn Sie sagen, noch kein Bürgermeister habe sich bei Ihnen beschwert, weil da ein unbenutztes Windrad herumsteht, dann muss man sich doch vor Augen halten, dass wir uns ja gerade erst in der Phase befinden, wo das anfängt, problematisch zu werden. Das EEG-Gesetz gibt es seit 2000, jetzt haben wir 2019, also 2020 kommen die ersten großen Zahlen von Windrädern, die nicht mehr gefördert werden. Da wird es dann interessant. Also lassen wir uns mal überraschen, was da noch kommt.
Und wenn Sie dann den Vergleich mit der Kernkraft anführen, muss ich sagen, also das ist nicht ganz korrekt, sondern Sie sollten mal lieber darüber sprechen, wie es weitergeht. Ich hatte ja den Termin eben genannt, am 12. Juni 2019 war die erste Informationsver
anstaltung. Wie geht es denn weiter mit dem Ministererlass? Was kommt da? Darauf sind Sie leider gar nicht eingegangen.
Und natürlich mit der Pfahlgründung ist mir das auch klar, dass es da Bereiche gibt, wo das wirklich keinen Sinn mehr macht, die Betonfundamente vollständig zu beseitigen, aber was Herr da Cunha gesagt hat und diese „Panorama 3“-Sendung – es ist ein Eingriff in den Boden- und Wasserhaushalt, wenn diese Fundamente bestehen bleiben und nur ein Meter, sozusagen für die Optik, Erde darüber gedeckt wird.
Deshalb kann eigentlich hier nur der Konsens lauten, dass man diese Betonfundamente möglichst vollständig beseitigt.
Und, Frau Kröger, ja, das ist ein Antrag gegen Windkraft, sagen Sie. Ich würde sagen, das ist anders. Das ist ein Antrag für die Umwelt, den wir hier stellen, nicht wahr?
Ansonsten haben Sie sich mit unseren Vorschlägen auch nicht richtig auseinandergesetzt, Frau Kröger.