Protokoll der Sitzung vom 10.11.2023

Ja, ich möchte gerne erwidern, aber da ich ja nur zwei Minuten habe, wie Herr Schmidt eben auch – er hätte ja gerne wahrscheinlich noch viel mehr Nebelkerzen

(Petra Federau, AfD: Ja.)

hier wieder in den Raum geworfen –, möchte ich zu zwei Punkten etwas sagen.

(Thore Stein, AfD: Ersparen Sie uns das! – Zuruf von Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD)

Zum einen habe ich Ihr Verhalten nicht auf Ihrem Parteitag kritisiert, sondern ich habe zitiert,

(Jens-Holger Schneider, AfD: Natürlich! Selbstverständlich!)

was im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk

(Zuruf vonseiten der Fraktion der SPD: Genau!)

darüber berichtet wurde.

(Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD: Das muss ja noch lange nicht richtig sein.)

Und ich habe das nur als Beispiel genommen, weil Sie den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ständig kritisieren, wenn es Sie betrifft,

(Zurufe von Petra Federau, AfD, und Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD)

aber wenn es die Landesregierung betrifft, dann feiern Sie die Aussagen. Also setzen Sie das nicht immer in ein ganz falsches Licht!

(Zuruf von Jens Schulze-Wiehenbrauk, AfD)

Und zum anderen, das Thema Rechtsstaatlichkeit, das haben Sie vorhin hier angemahnt. Sie haben gesagt, wir, die Redner hier würden immer nur über den Bericht reden, aber Ihre Überschrift wäre ja viel weitreichender. Also dann müssen Sie auch darauf gefasst sein, dass man dann da auch zu redet.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Beatrix Hegenkötter, SPD: Genau!)

Vielen Dank, Frau Abgeordnete!

Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor. Ich schließe die Aussprache.

Ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 35: Beratung des Antrages der Fraktion der CDU – Umgang mit Erfolg und Niederlagen früh fördern – Leistungsgedanken zu den Bundesjugendspielen zurückbringen, Drucksache 8/2734.

Antrag der Fraktion der CDU Umgang mit Erfolg und Niederlagen früh fördern – Leistungsgedanken zu den Bundesjugendspielen zurückbringen – Drucksache 8/2734 –

Das Wort zur Begründung hat für die Fraktion der CDU Herr Waldmüller.

(allgemeine Unruhe – Zuruf vonseiten der Fraktion der CDU: Jawoll!)

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kollegen! Sie haben sicher in den vergangenen Monaten und Wochen die öffentliche Diskussion mitbekommen, die sich um die Reform der Bundesjugendspiele in den Grundschulen drehte. Auslöser war der Beschluss des Ausschusses für die Bundesjugendspiele und der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz aus dem März 2021, der die Abschaffung der Wettkampfform in den Klassenstufen 1 bis 4 in den Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen bei den Bundesjugendspielen zum Schuljahr 2023/2024 beinhaltete.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Stattdessen findet aber in diesem Schuljahr nur noch die abgeschwächte Wettbewerbsform statt. Das bedeutet, verkürzt gesagt, die eigentliche Leistung tritt in den Hintergrund. Beispiel: Beim Weitsprung entscheidend ist nicht mehr die konkrete Weite, sondern die erreichte Zone. Befürworter der Reform führen an, dass damit der Druck auf unsportliche Kinder verringert werden würde oder nur ohne Leistungsgedanken der Spaß an der Bewegung geweckt werden könne.

Meine Damen und Herren, wir können diese Argumente natürlich und die Reform der Bundesjugendspiele nicht nachvollziehen

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Wir auch nicht!)

und haben daher diesen Antrag Ihnen vorgelegt. Unserer Auffassung nach sollte diese Reform schnellstmöglich

rückgängig gemacht werden, was ich wie folgt auch gerne begründen möchte.

Erinnern Sie sich doch einmal an die eigene Schulzeit zurück oder schauen Sie bei Ihren Kindern, bei Ihren Enkeln auf dem Schulhof vorbei! Kinder suchen immer und ständig den Wettkampf, sei es beim Fußball, beim Wettlauf, beim Seilspringen. Sie vergleichen sich ständig und schauen, wer der oder die Beste ist. Es liegt in der praktischen Natur der Kinder.

(Thore Stein, AfD: Des Menschen.)

Es gab vor Kurzem …

(Beifall vonseiten der Fraktion der CDU)

Es liegt praktisch in der Natur der Kinder.

Es gab kürzlich eine Pressemitteilung oder einen Bericht dazu in der SVZ. Ich will da den Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Kiel hier zitieren: „Ich halte eine Feel-good-Pädagogik für nicht so förderlich. Kinder müssen in einem mit Leistung behafteten Umfeld klarkommen.“ Kinder hätten von Natur aus das Bedürfnis, sich mit anderen zu messen, betont der Psychotherapeut. Ich teile daher auch nicht die Auffassung, dass Kinder der Leistungsgedanke unter Druck setzen würde. Leider hat man im Rahmen der Reform ja darauf verzichtet, die Kinder zu fragen, wie sie tatsächlich dazu stehen.

(Zuruf von Christian Brade, SPD)

Ich bin mir sicher, dass ein Großteil der Kinder den Wettkampfgedanken befürwortet. Und verzichtet man auf den Wettkampfgedanken, so ist aus meiner Sicht zu befürchten, dass man bereits frühzeitig falsche Signale sendet. Etwas salopp gesagt: Leistung lohnt sich nicht mehr und Mittelmaß ist ausreichend.

(Thomas de Jesus Fernandes, AfD: Bürgergeld.)

Und auch, wenn es sich vielleicht einige wünschen, die spätere Realität sieht eben etwas anders aus. Wir leben nun mal in einer Leistungsgesellschaft. Der Leistungsgedanke ist ein wesentlicher Baustein unseres Wohlstandes. Er wird im Leben immer, es wird im Leben immer Erfolge und Niederlagen geben. Und lernen Kinder nicht einen frühzeitigen Umgang damit, so wird ihnen dies später auf die Füße fallen. Und das kann doch nicht in unserem Interesse sein!

Man möchte die Kinder vielleicht mit guter Absicht vor Misserfolgen schützen, doch bewirkt wird genau das Gegenteil. Man nimmt darüber hinaus Kindern, die in anderen Schulfächern vielleicht schwächer sind, die Möglichkeit, auch mal die Besten zu sein oder über den Sport ihr Selbstwertgefühl an dieser Stelle zu stärken.

Ich finde es zudem fatal, welches Signal man damit in die Sportvereine in Deutschland aussendet. Wir sehen doch bereits jetzt, dass wir im internationalen Vergleich massiv hinterherhinken, und das selbst im Sport, in dem wir einmal Weltspitze waren, wie zum Beispiel beim Fußball oder in der Leichtathletik. Ich will die Talente entdecken und fördern, wenn ich frühzeitig, oder wie will ich die Talente fördern und entdecken, wenn ich frühzeitig Leistungsvergleiche unterdrücke? Das passt eben überhaupt nicht zusammen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, und natürlich haben die Diskussionen um die Reform der Bundesjugendspiele auch eine gesellschaftspolitische Dimension. Wir als CDU haben den Eindruck, dass der Leistungsgedanke in Deutschland immer weiter in den Hintergrund rückt, und das in vielen Bereichen.

(Zuruf von Christian Brade, SPD)

Eines muss uns dabei nur bewusst sein: Mit Mittelmaß werden wir im internationalen Vergleich unseren Wohlstand nicht erhalten können.

Die Reform der Bundesjugendspiele steht für diese Entwicklung exemplarisch. Es werden Vorwände gesucht, um das Leistungsniveau und den Anspruch weiter abzusenken, im Übrigen auch ein Sinnbild für die gesamte Bildungspolitik in Deutschland. Wir wollen diese Entwicklung mit Sicherheit nicht akzeptieren und fordern daher mit unserem Antrag eine Rückkehr zur Wettkampfform in den Klassenstufen 1 bis 4 in den Disziplinen Leichtathletik und Schwimmen bei den Bundesjugendspielen.

Und ebenso soll sich die Landesregierung auf allen Ebenen dafür einsetzen, dass eine weitere Abschaffung der Wettkampfform in den anderen Sportarten und Klassenstufen unterbleibt. Wir sind der Auffassung, dass die Rückkehr zum Wettkampfcharakter gerade im Interesse der Kinder ist. Sie lernen den frühzeitigen Umgang mit Erfolgen und Niederlagen, sie erhalten einen Anreiz, sich vergleichen und verbessern zu wollen, der Leistungsgedanke wird frühzeitig gefordert.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte Sie um Zustimmung zu unserem Antrag. Es wäre ein wichtiges Signal für die Gesellschaft und ein Beschluss im Interesse der Kinder. Es wird immer sportlich talentierte und unsportliche Kinder geben. Die gegenwärtige Reform der Bundesjugendspiele ist für kein Kind von Vorteil. Im Gegenteil, man verpasst es, frühzeitig die notwendigen Grundlagen zu legen. Der Sport steht exemplarisch dafür. Deswegen bitte ich Sie um Zustimmung zu unserem Antrag. – Vielen Dank!

(Beifall vonseiten der Fraktionen der CDU und FDP)

Vielen Dank, Herr Abgeordneter!

Gemäß Paragraf 84 Absatz 1 unserer Geschäftsordnung ist eine Aussprachezeit von bis zu 71 Minuten vorgesehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache.