Und ich habe nicht gesagt, ich habe nicht gesagt, dass es alles reine Wirtschaftsflüchtlinge sind, sondern ich habe gesagt, es gibt Menschen, die ihre persönliche Situation verändern wollten, auch aus wirtschaftlichen Aspekten, und dazu zählt für mich auch eine Berufsausbildung, die vielleicht untersagt wurde durch das System, dass das auch in anderen Staaten vorkommt.
Natürlich gibt es Menschen, die ihre persönliche Lebenssituation verändern wollen, und das ist auch ihr gutes Recht. Ich habe gesagt, als Liberaler habe ich immer ein Verständnis dafür.
(Torsten Renz, CDU: Können wir noch Reden anmelden jetzt? – Thomas de Jesus Fernandes, AfD, und Ann Christin von Allwörden, CDU: Ja.)
Sehr geehrter Herr Domke, Sie haben das versucht, so ein bisschen jetzt noch mal klarzustellen. Das war auch der Grund, warum ich mich hier zur Kurzintervention entschlossen habe, weil ich finde, es ist einfach ein Schlag ins Gesicht eines jeden Bürgers mit DDR-Sozialisierung und auch vor allen Dingen insbesondere für die, die damals geflohen sind. Weil die sind ja nicht in erster Linie geflohen, Sie haben es ja eben selber auch gesagt, weil sie Berufsverboten unterlegen haben, sie sind nicht geflohen, weil sie ein Überraschungsei haben wollten oder eine Tüte Haribo. Sie sind geflohen, weil sie zu ihren Familien zurückwollten, weil sie Familienzusammenführung wollten. Sie sind geflohen, weil es eben um Berufsverbote ging.
Jeder vierte Bürger in der DDR ist mindestens Inoffizieller Mitarbeiter gewesen. Die sind also vor diesem Staat geflohen,
vor diesen Repressalien des Staates. Und sie sind nicht geflohen, weil sie sich irgendwas nicht leisten konnten oder keine Blue Jeans oder sonst irgendwas tragen konnten.
Und das muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, in so einer hitzigen Debatte kann man sich auch mal verrennen. Passiert mir gelegentlich auch mal, aber ich denke, Sie hätten einfach Größe zeigen können, gerade nachdem Kollege Renz hier diese Gänsehautmomente ansprach: Mauerfall, die Rede von Genscher auf dem Prager Balkon.
Wenn ich mir das heute bei YouTube anhöre, muss ich ganz ehrlich sagen, da bekomme ich noch Gänsehaut. Das sind wirklich Gänsehautmomente. Und es hätte Ihnen besser zu Gesicht gestanden, anstatt Sie hier rumeiern und versuchen, Ihre Aussage zu relativieren, sich einfach dafür zu entschuldigen. – Danke schön!
dass ich alle Republikflüchtlinge der DDR über einen Kamm scheren wollte oder sollte, dann ist es missverstanden worden und dann entschuldige ich mich natürlich auch bei allen. Ich habe ausdrücken wollen – vielleicht ist es mir wirklich nicht gelungen –, ich habe ausdrücken wollen, dass Menschen aus unterschiedlichen Gründen, und da geht es nicht ums Überraschungsei oder um irgendeine West Jens oder irgend sowas, sondern dass Menschen aus unterschiedlichen Gründen, zum Beispiel auch aufgrund einer fehlenden beruflichen Perspektive,
und das hat für mich auch was damit zu tun, das Land verlassen zu wollen, Ausreiseanträge gestellt haben,
teilweise eben auch eine Flucht auf sich genommen haben. Und wir sind uns sicherlich alle einig darüber, dass diese Worte bei mir genauso Gänsehaut erzeugt haben und ich sicherlich auch jemand war, der für diese Freiheit mitgekämpft hat und mit eingestanden hat. Wenn es jetzt missverstanden wurde, dann entschuldige ich mich in aller Form dafür.
Das sollte so nicht sein, sondern es ging darum, dass ich Verständnis habe für jeden Menschen, für jeden Menschen, dass er seine persönliche Lebenssituation verbessern will.
(Dr. Harald Terpe, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Frau Präsidentin, ich ziehe zurück, weil mich das jetzt mit der Entschuldigung überzeugt hat. – Beifall Nikolaus Kramer, AfD)
Weitere Wortmeldungen liegen mir nicht vor – ich schaue noch mal in die Runde, nein –, dann schließe ich die Aussprache.