Im Rahmen von SINUS befassten sich in lokalen Netzen Gruppen von Lehrkräften mit wenigen ausgewählten Schwerpunkten; denn die Erfahrung hatte gezeigt, dass die gleichzeitige Bearbeitung aller Module zwar wünschenswert, aber weder leistbar noch effizient ist. Fortgebildet und unterstützt wurden sie bei ihrer Arbeit in vielfältiger Weise durch erfahrene Praktiker und Wissenschaftler.
Nach der erfolgreichen Durchführung des Programms SINUS sowie nach Veröffentlichung der PISA-Studie wurde das Folgeprojekt SINUSTransfer aufgelegt. Ziel dieses Projektes war der Transfer des SINUS-Ansatzes auf weitere Schulen. Der Modellversuch SINUS-Transfer erprobte darüber hinaus u. a. auch, wie Maßnahmen der kooperativen unterrichtsbezogenen Qualitätsentwicklung systematisch in die Fläche getragen werden können. An diesem Versuch beteiligten sich vom August 2003 bis Juli 2005 insgesamt 30 nie
Im August 2004 wurde aufgrund der positiven Erfahrungen mit SINUS das BLK-Projekt „SINUSTransfer Grundschule“ gestartet, das 2009 endet. Niedersachsen beteiligt sich seit August 2005 mit zurzeit 36 Grundschulen an diesem Projekt.
Im August 2005 begann die sogenannte zweite Welle als Programmfortführung von SINUS-Transfer. Niedersachsen ist mit 60 Schulen aller Schulformen des Sekundarbereichs I vertreten. Am 31. Juli 2007 endet nicht nur diese zweite Welle, sondern auch der Modellversuch für den Sekundarbereich I.
Der Modellversuch hat gezeigt, wie Unterrichtsentwicklung im mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht zu positiven Effekten führen kann. Aber auch Modellversuche müssen einmal „erwachsen“ werden und sich an der Wirklichkeit messen lassen. Die Landesregierung wird die gewonnenen Erfahrungen und Erträge des Modellversuchs für die Weiterentwicklung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts in Niedersachsen nutzen. Schon jetzt wissen wir, dass SINUS für ein dringendes Problem der Bildungspolitik Lösungsansätze gezeigt hat, nämlich für die Qualitätsverbesserung des Unterrichts.
Zu 1: In Niedersachsen nehmen zurzeit 36 Schulen im Primarbereich an dem bis Juli 2009 terminierten Projekt „SINUS-Transfer Grundschule“ teil. Für die 60 Schulen aller Schulformen des Sekundarbereichs I dagegen endet am 31. Juli 2007 die sogenannte zweite Welle im SINUS-Transfer-Programm. Diese Schulen hatten sich um eine Teilnahme beworben, wurden durch das MK ausgewählt und können benannt werden.
Zu 2: Mit dem Programm war eine sorgfältige Evaluation verbunden. Diese hat ergeben, dass die Effekte an den Schulformen unterschiedlich sind. Besonders profitiert haben die Hauptschulen, die Schulen mit mehreren Bildungsgängen und die Integrierten Gesamtschulen. Positive Effekte wurden in Hinblick auf die Kooperation und die Qualitätssicherung festgestellt. Schülerinnen und Schüler aus SINUS-Schulen berichteten verstärkt von einem Alltagsbezug des Unterrichts, von kognitiv anregenden Aufgaben, von anspruchsvollen
und abwechselungsreichen Übungsformen und von der selbstständigen Auseinandersetzung mit Lerninhalten. In der Kompetenzentwicklung haben die Schülerinnen und Schüler von SINUS-Schulen mit Ausnahme der Realschulen und Gymnasien einen Kompetenzvorsprung von einem halben bis zu einem Jahr.
Zu 3: Lehrkräfte mit umfangreicher SINUS-Erfahrung waren an der Erarbeitung der Kerncurricula des Faches Mathematik beteiligt. Zur Umsetzung der Ideen der neuen Kerncurricula finden zurzeit landesweit regionale Fortbildungen durch Multiplikatoren statt. Die Multiplikatoren der Förderschulen, Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen wurden durch Praktiker und Wissenschaftler ausgebildet, die maßgeblich am SINUS-Programm beteiligt waren. Die Fortbildung orientiert sich an den SINUS-Modulen.
In die Ausbildung der zukünftigen Fachberaterinnen und Fachberater des Faches Mathematik für die Grundschulen, Hauptschulen und Realschulen werden auch erfahrene SINUS-Lehrkräfte eingebunden sein.
Im Infoblatt des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln vom 21. Juni 2007 war unter der Überschrift „Bildung von Frauen - Noch Luft nach oben“ zu lesen: „Nur ein Fünftel der deutschen Frauen hat einen Hochschulabschluss. Ein weiteres Fünftel hat lediglich die Haupt- oder Realschule erfolgreich beendet. … Im Durchschnitt der Industriestaaten war ein knappes Drittel der 24- bis 64-jährigen Frauen gering qualifiziert. … Viele deutsche Frauen kehren dem Bildungswesen nach der Berufsausbildung oder dem Abitur den Rücken.“
1. Welchen Anteil belegen Frauen an der Gesamtzahl von Haupt- und Realschulabschlüssen sowie an Gymnasialabschlüssen in Niedersachsen?
2. Welche schulischen Förderprogramme gibt es besonders für junge Mädchen und Frauen, um gute schulische Abschlüsse und anschließend den Zugang zur beruflichen Bildung zu garantieren?
Das Institut der deutschen Wirtschaft (IDW) berichtet in seinem Infoblatt Nr. 25 vom 21. Juni 2007 unter dem Titel „Bildung von Frauen - Noch Luft nach oben“ über Schul- und Bildungsabschlüsse von Frauen der Altersspanne zwischen 25 und 64 Jahren in 15 Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (O- ECD). Quelle der Angaben sind im Jahr 2004 erhobene Daten der OECD, die 2006 im Bericht „Education at a Glance “ veröffentlicht wurden. Nach diesem Bericht beträgt der Anteil gering qualifizierter Frauen der Altersspanne von 25 bis 64 Jahren mit einem Schulabschluss bis höchstens zur Sekundarstufe I in Deutschland 20 %. Damit erzielt Deutschland einen vergleichsweise guten Wert. Die besten Quoten liegen bei 11 %, die schlechtesten bei 54 %. Bei den mittelqualifizierten Frauen mit Abschlüssen der Sekundarstufe II liegt Deutschland gemeinsam mit der Schweiz an der Spitze. Lediglich bei den hoch qualifizierten Frauen mit Hochschulabschluss erzielt Deutschland schlechtere Werte. Hier liegt der Anteil der Hochqualifizierten bei den Frauen zwischen 25 und 64 Jahren bei 20 %. Die besten Quoten liegen in dieser Gruppe bei 48 %, der schlechteste Wert bei 12 %.
Die vom Infoblatt des IDW aufgeführten Ergebnisse beziehen sich auf eine Altersspanne im Lebensalter von 25 bis 64 Jahren. Entsprechend erfassen sie die Resultate der Bildungsmöglichkeiten von Frauen seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Aktuelle Entwicklungen können sie nicht abbilden. Alle einschlägigen Untersuchungen und Erhebungen der vergangenen Jahre belegen aber deutlich, dass der Bildungserfolg von Mädchen stetig gewachsen ist.
In der Arbeit aller Schulen Niedersachsens ist die Gleichberechtigung von Schülerinnen und Schülern konzeptionelle Querschnittsaufgabe und tragendes Prinzip (Gender Mainstreaming). Bei den konzeptionellen Festlegungen und der Gestaltung des Unterrichts wird stereotypen Geschlechterrollenzuschreibungen entgegengewirkt. Insbesondere bei der Gestaltung der individuellen Förderpläne für die Schülerinnen und Schüler wird den vielfältigen Bedürfnissen und Interessen weiblicher und männlicher junger Menschen Rechnung getragen. Dass dabei die Interessen und Bedürfnissen der Mädchen erfolgreich berücksichtigt werden, belegen die Schülerzahlen der unterschiedlichen
Schulformen in Niedersachsen. Mädchen stellen den größeren Anteil der Schülerschaft an Realschulen und Gymnasien, während sie an Hauptund Förderschulen in der Minderzahl sind. Entsprechendes gilt für die Abschlussquoten der Schulformen. Auch künftig wird an niedersächsischen Schulen eine geschlechtergerechte Pädagogik, die schon vor der Schulzeit beginnt und diese begleitet, den Grundstein für chancengerechte Lebensplanung und Berufsorientierung legen.
Dieses vorausgeschickt, beantworte ich namens der Landesregierung die Fragen im Einzelnen wie folgt:
Zu 1: Die Gesamtzahl der Absolventinnen und Absolventen und Abgängerinnen und Abgänger sowie die Zahl der Absolventinnen und Abgängerinnen und deren Anteile an der jeweiligen Gesamtzahl wurden am Ende des Schuljahres 2005/06 für die allgemeinbildenden Schulen wie folgt festgestellt:
Darüber hinaus wurden an den berufsbildenden Schulen folgende Abschlüsse im Schuljahr 2005/2006 erworben:
Zu 2: Mit der Aktualisierung des Erlasses „Berufsorientierung an allgemeinbildenden Schulen“ und der Ergänzung um das Erfordernis einer gezielten Auseinandersetzung mit den geschlechtsspezifisch unterschiedlichen Rollenerwartungen in der Berufswelt entwickelt die Landesregierung die Berufsorientierung in allen Schulstufen geschlechtsspezifisch weiter und bezieht darüber hinaus die Lebensplanung von Mädchen und Jungen mit ein.
Als ein besonderer Baustein ist der Zukunftstag für Mädchen und Jungen verpflichtend für die Schuljahrgangsstufen 5 bis 10 eingeführt. Die Landesregierung fördert damit den Prozess einer langfristigen bewussten Lebenslaufplanung von Schülerinnen und Schülern. Im Rahmen des Zukunftstages erhalten Schülerinnen und Schüler Einblicke in verschiedene Berufe, die geeignet sind, ein traditionelles, geschlechtsspezifisch geprägtes Berufswahlspektrum möglicher Berufe für Mädchen oder Jungen zu erweitern und mit ihrer Lebensplanung zu verbinden. Veranstaltungen in Schulen, Betrieben und anderen geeigneten Einrichtungen sehen für Mädchen und Jungen getrennte Angebote vor.
Zu 3: Als Personen ohne Bildungsabschluss werden die Abgängerinnen und Abgänger erfasst, die die berufsbildenden Schulen ohne einen Abschluss (schulischer oder beruflicher Art) verlassen haben und vorher auch keinen schulischen Abschluss an den allgemeinbildenden Schulen erworben haben.