Protokoll der Sitzung vom 15.11.2007

Ich beginne mit dem Punkt, den Sie zuletzt genannt haben, nämlich mit unserem Antrag

- Tagesordnungspunkt 19 - auf Verschiebung der Beschlussfassung über den Verordnungsentwurf der Landesregierung.

Meine Damen und Herren, wir haben mittlerweile - das haben Sie erwähnt, Herr Biestmann - drei Gesetzentwürfe zur Erdverkabelung von Hochund Höchstspannungsleitungen vorliegen. Gleichzeitig wurde, wie es in der Vorlage heißt, eine Ergänzung in Korrespondenz zum Erdkabelgesetz vorgelegt - eine Änderung zum Verordnungsentwurf über das Landes-Raumordnungsprogramm, ein Verordnungsentwurf, der also in direktem Bezug zum Erdkabelgesetz steht, natürlich zu dem von CDU und FDP, ein Verordnungsentwurf über das Landes-Raumordnungsprogramm, der heute zur Beschlussfassung ansteht, obwohl die Beratungen zum Erdkabelgesetz gerade erst begonnen haben.

Das, meine Damen und Herren, ist unredlich.

(Beifall bei der SPD)

Das zeigt deutlich, dass Sie überhaupt kein Interesse an einer offenen Beratung haben, sondern dass es Ihnen nur darum geht, den Menschen in den betroffenen Regionen Sand in die Augen zu streuen, sie ruhigzustellen, damit Sie über den Wahltermin kommen - mit einem Gesetzentwurf, der jede Menge Hintertürchen offen lässt. Diese Rechnung, meine Damen und Herren, ist nicht aufgegangen.

Wir fordern die Landesregierung auf, das Erdkabelgesetz und die Veränderungen zur Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm ge

meinsam zu verabschieden. Zu dem Antrag in der Drucksache 4184 - „Erdkabel-Gesetzgebung: Keine Vorabfestlegung in der Landesraumordnung“ beantrage ich hiermit schon einmal die sofortige Abstimmung.

Meine Damen und Herren, bei dieser Vorgehensweise verwundert es natürlich überhaupt nicht, dass die Fraktionen von CDU und FDP sich vehement gegen eine Anhörung zum Erdkabelgesetz ausgesprochen und erst nach dem massiven

Druck der SPD-Fraktion und wahrscheinlich auch aus Sorge vor dem Protest in der Öffentlichkeit eingelenkt haben.

(David McAllister [CDU]: Das ist falsch!)

Noch im Ausschuss für den ländlichen Raum haben Sie eine Anhörung abgelehnt.

Meine Damen und Herren, die Anhörung hat am Dienstag stattgefunden. Ich will der Auswertung nicht vorgreifen. Aber wenn es dem Ministerpräsidenten ernst ist mit der Erdverkabelung, warum hat er dann nicht wenigstens im Vorfeld einmal mit seinem Parteifreund, dem Bundeswirtschaftsminister Glos, gesprochen? Der hat ihm ja wohl bei der Anhörung den Kampf angesagt.

(Reinhold Hilbers [CDU]: Was sagt denn eigentlich Herr Gabriel dazu?)

Jetzt wirkt sich aus, meine Damen und Herren, dass sich dieser Ministerpräsident noch vor zwei Jahren im Umweltausschuss des Bundesrates

gegen die Erdverkabelung - ich nenne nur das Stichwort Infrastrukturbeschleunigungsgesetz

ausgesprochen hat. Ihre Parteifreunde können

eben den Kopf nicht so schnell drehen wie Sie hier im Lande bzw. wie der Ministerpräsident.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Dass er nicht einmal mit denen von der CSU redet, ist schon erstaunlich!)

Da hätten Sie besser vorarbeiten müssen.

(David McAllister [CDU]: Wie gehen Sie denn mit Herrn Gabriel um?)

- Es geht nicht um Herrn Gabriel, sondern es geht um den Ministerpräsidenten.

(Reinhold Hilbers [CDU]: Das ist ja wohl nicht zu glauben!)

- Irgendwie scheinen Sie angefasst zu sein.

(Zurufe von der CDU)

An den Vorarbeiten hapert es eben bei Ihnen bzw. bei dieser Landesregierung. Das haben wir ja heute Morgen schon mal gehabt. Das klappt ja selbst in Ihrem Kabinett nicht.

(Bernd Althusmann [CDU]: Mögen Sie Herrn Gabriel nicht?)

Ich zitiere einmal aus der tageszeitung vom

14. November. Darin sagt Dieter Mentz aus dem Bundeswirtschaftsministerium, er habe der Presse entnehmen müssen - der arme Mann! -, dass das Bundesumweltministerium mit dem Land einen Gesetzentwurf vorgelegt hat. - Das heißt, dieser Ministerpräsident hat seinen Bundeswirtschaftsminister über dieses Vorhaben noch nicht einmal informiert.

(Wolfgang Jüttner [SPD]: Der traut dem nicht! Die trauen sich nicht! - Ge- genruf von David McAllister [CDU])

- Herr McAllister, ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Herr Wulff wesentlich besser mit Herrn Gabriel zurechtkommt; denn Sie haben die Gegner in den eigenen Reihen sitzen. Von daher sind wir wirklich gespannt auf die weitere Beratung zu dem Gesetzentwurf.

(Beifall bei der SPD)

Meine Damen und Herren, die Änderungen der Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm liegen vor, und darum will ich noch auf einen Teil unserer Änderungsvorschläge, außerhalb der bereits dargestellten Einwendungen zur unseriösen und unsensiblen Vorgehensweise, eingehen.

Die Enquetekommission zum demografischen

Wandel hat zwei Jahre lang gearbeitet und sich gerade mit dem Bereich Raumordnung und Landesentwicklung sehr intensiv auseinandergesetzt. Unsere Befürchtungen, dass die Ergebnisse bei dieser Landesregierung gleich in der Schublade landen, bestätigen sich leider schon jetzt, nach knapp drei Monaten.

Der Landkreis Holzminden ist der Bitte des Fachausschusses, den Verordnungsentwurf unter dem Gesichtspunkt der Demografie zu überprüfen,

nachgekommen. Ich zitiere aus der Stellungnahme des Landkreises vom 27. August:

„Das Land ist gefordert, Inhalte zum demografischen Wandel zu liefern

bzw. im Landes-Raumordnungspro

gramm Grundsätze und Ziele zu formulieren und für die Gestaltung des demografischen Wandels im Land aktiv Verantwortung zu übernehmen.

Das Land kann sich nicht auf allgemeine Grundsätze oder eine Mentorenrolle beschränken. Dem Thema ist

im Landes-Raumordnungsprogramm

ein stärkeres Gewicht zu geben. Diesen Anforderungen wird auch der

nunmehr vorliegende überarbeitete

Entwurf nicht gerecht. Ich“

- so der Landkreis Holzminden

„vermisse landesweite Regelungen bzw. Grundsätze und Ziele z. B. zur Gestaltung der öffentlichen Daseinsvorsorge in den betroffenen Räumen.“

Meine Damen und Herren, dieser Stellungnahme ist unsererseits nichts mehr hinzuzufügen, außer dem Zusatz, dass man das nun endlich auch in die Verordnung übernehmen sollte.

(Ursula Körtner [CDU]: Das ist ein SPD-Landrat, nicht wahr?)

Im Zusammenhang mit der Sicherung der Daseinsvorsorge und der Grundversorgung ist von allen Anzuhörenden und auch von allen Raumordnungsexperten vorgetragen worden, dass das

Festhalten des Landes am Zentrale-Orte-Konzept zwingend erforderlich ist. Dazu hat ja eben auch Herr Biestmann gestanden. Wenn Sie es nur umsetzen würden! Das ist nämlich nicht der Fall.