Wichtig ist deshalb, bezogen auf alle unsere Jugendlichen, dass die bestehenden gesetzlichen Auflagen zum Verkauf alkoholhaltiger Getränke gewissenhaft und konsequent eingehalten werden.
In diesem Zusammenhang bitten wir auch um die Auflistung und Bewertung möglicher Erschwernisse für Zugangsmöglichkeiten zu den so genannten legalen Drogen Tabak und Alkohol.
Ein Mann ist nicht erst ein echter Kerl, wenn er das erste Mal als junger Teenie betrunken ist, sondern erst dann, wenn er auch einmal Nein sagen kann. Und auch für Frauen gilt: Stark sein heißt, Nein sagen zu können.
Das gilt auch für den Konsum anderer Drogen. Der Haschischkonsum erfreut sich nämlich bei unseren Jugendlichen ebenfalls immer größerer Beliebtheit. Bei den 18- bis 20-Jährigen hat inzwischen jeder zweite Jugendliche Cannabis konsumiert. Jeder Vierte gab bei Umfragen an, aktuell zu konsumieren. Diese Zahlen sind alarmierend; denn der Haschischkonsum, der von vielen fälschlicherweise - ich habe den Eindruck, fälschlicherweise auch von Ihnen auf der Seite von Rot-Grün - immer noch verharmlost wird, birgt durch immer höhere THC-Werte in genveränderten Hanfpflanzen weitaus größere Gefahren, als es vor 20 oder 30 Jahren der Fall war.
Frau Siebert, einen Augenblick, bitte! - Meine Damen und Herren, es ist wirklich unerträglich laut hier. Das sind keine Zwischenrufe, sondern Sie unterhalten sich zu laut.
Zum Teil liegt der THC-Wert um das Zehnfache höher, als es zur Zeit des Flower Power war. Das macht diese Droge gefährlich, was wieder tiefer in unserem Bewusstsein verankert werden muss. Dabei gilt: Hinsehen statt wegschauen.
Vielleicht sollten wir uns in diesem Zusammenhang auch einmal Gedanken darüber machen, warum so manche Schulabschlussklassenfahrt, oftmals von den künftigen Schulabgängern selbst organisiert, in die Niederlande führt. Sicherlich liegt es nicht hauptsächlich an der wunderschönen Tulpenblüte im Frühjahr oder daran, dass man unendlich lange Radtouren unternehmen kann - auch wenn ich es gut nachvollziehen kann, dass viele Eltern und Erziehungsberechtigte lieber Letzteres glauben wollen.
Die Zahl derjenigen, die als junge Teenager in den Cannabiskonsum einsteigen, hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter erhöht. Dabei zeigen Statistiken, dass Jugendliche, die bis zum
15. Lebensjahr mit dem Konsum von Cannabis beginnen, auch mit über 30, wenn allgemein der Drogenkonsum wieder abnimmt, weiter konsumieren.
Gute Präventionsarbeit - das gilt für die Prävention allen Drogenkonsums - ist demnach vornehmlich im Kinder- und Jugendbereich anzusetzen.
Da unsere Kinder und Jugendlichen einen Großteil ihres Tages in der Obhut von Lehrerinnen und Lehrern bzw. Erzieherinnen und Erziehern verbringen, ist es sinnvoll und wichtig, die Inhalte in der Aus- und Fortbildung in beiden Berufsgruppen zu überprüfen und gegebenenfalls zu aktualisieren.
Zumeist haben Hascher im Vorfeld des Cannabiskonsums herkömmliche Zigaretten geraucht. Dies ist ein Aspekt, weshalb ich ausdrücklich das Konzept des Kultusministeriums zur rauchfreien Schule begrüße.
Fast die Hälfte aller Jugendlichen raucht nach einer aktuellen Studie. Tabakkonsum ist nicht nur die Ursache zahlreicher Erkrankungen, sondern 50 % der Raucher sterben vorzeitig an den Folgen der Sucht. Deutschlandweit sind es mehr als 110 000 pro Jahr. Wenn man das mit den Toten im Straßenverkehr vergleicht, so wird man feststellen: Dort kommen wir nur auf etwa 6 000 Tote pro Jahr.
Dabei geben die meisten Raucher an, dass sie morgen bereits aufhören könnten, aber dass sie es gar nicht wollten. Es ist bedenklich, dass sie es offensichtlich auch dann nicht wollen, wenn Kinder in ihrem Haushalt leben. Jedes zweite Kind lebt heute in einem Haushalt, in dem zumindest ein Elternteil raucht. Jedes fünfte Kind ist dabei bereits im Mutterleib durch Tabakrauch gefährdet.
Angesichts der beschriebenen Problematik und angesichts der Tatsache, dass in der Drogenprävention und Drogentherapie Tätige immer wieder auf die Notwendigkeit der Vernetzung von Einrichtungen und Institutionen hinweisen, bitten wir die Landesregierung, über Projekte zur Drogenund Suchtbekämpfung im schulischen, sozialen, justiz- und innenpolitischen Bereich zu informieren und dabei u. a. Wirkmechanismen, Laufzeit und
Zudem bitten wir die Landesregierung, über die direkten Folgekosten des Tabak- und Alkoholkonsums sowie des Konsums illegaler Drogen zu informieren. Des Weiteren bitten wir um die Entwicklung eines interministeriellen Gesamtkonzeptes zur präventiven Drogen- und Suchtbekämpfung.
Sehr geehrte Damen und Herren, wie heißt es so schön: Vorbeugen ist besser als Heilen. - Dabei ist es nicht nur wichtig, dass die Ministerien und die unterschiedlichen mit Suchtprävention und -therapie befassten Institutionen übergreifend zusammenarbeiten. Wie erwähnt, ist auch ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich. Deshalb sollte auch das Parlament mit bestem Beispiel vorangehen und im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen gemeinsam an einem Strang ziehen, wenn es um diese Debatte geht. Dann können wir alle mit gutem Gewissen in ein für den einen mehr, den anderen weniger erholsames und entspannendes Wochenende gehen. - Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die Anforderungen auch in Niedersachsen an die Bekämpfung von Suchterkrankungen sind gestiegen, ebenso die Klientenzahlen, der Arbeitsaufwand für die hauptamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die Erwartungen an die ehrenamtlich Tätigen in der Suchtbekämpfung. Unser aller Ziel muss es sein, den Konsumbeginn von Drogen, vor allem bei Jugendlichen, von der Zigarette über den Alkohol bis hin zu harten Drogen, zu verhindern oder hinauszuzögern. Es muss uns gelingen, Jugendlichen den schädlichen Gebrauch und die Konsequenzen einer Abhängigkeit von Drogen vor Augen zu führen. Wir müssen alles dafür tun, um in den nächsten Jahren eine deutliche Senkung der Zahl der abhängigen Jugendlichen zu erreichen. Darin, meine Damen und Herren, sind wir uns sicherlich einig.
Dringend erforderlich ist daher eine Stärkung und Herausstellung der Wichtigkeit von Prävention und anschließend eine Behandlung der Abhängigkeit mit allen den neuesten Erkenntnissen entsprechenden zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Die Suchtprävention in Niedersachsen erreicht zurzeit ca. 40 000 Jugendliche. Das ist nicht genug.
Der Antrag der Fraktionen von CDU und FDP geht in die richtige Richtung, und wir unterstützen diese Zielsetzung. Allerdings basiert der Antrag überwiegend auf gesetzlicher, sprich interministerieller Basis. Ihm fehlen nach meiner Meinung die Impulse für die Wohlfahrtsverbände, für die Institutionen und Einrichtungen, die sich mit der Bekämpfung von Sucht beschäftigen. Auch die Vernetzung im Bereich Prävention über die Jugendlichen hinaus fehlt mir in diesem Antrag. Ohne diesen Übergang ist der Antrag zu kurz gegriffen.
Nun zum Inhalt des Antrages der Fraktionen der CDU und der FDP. Es ist richtig: Wir haben in der Suchtprävention hervorragenden Sachverstand in den Fachstellen für Sucht. Aber durch die enormen Kürzungen im vergangenen Haushalt sind viele Beratungsstellen für Alkohol- und Drogenkranke in finanzielle Not geraten. Der vom Land gekürzte Anteil konnte auch durch die Landkreise und Kirchen, durch Spenden und Einnahmen aus Rehabilitierungsmaßnahmen nicht aufgefangen werden. In Beratungsstellen wurde Fachpersonal abgebaut und wurden Angebote reduziert. Das alles ging zulasten der Jugendlichen, die mit den damit verbundenen negativen Auswirkungen im persönlichen Bereich allein gelassen werden mussten. Langsam von den Mitarbeitern aufgebautes Vertrauen und Selbstwertgefühl ist wieder verloren gegangen. Durch den Wegfall von hauptamtlichen Fachkräften leidet ebenfalls die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit, wobei zudem gesagt werden muss, dass ein Auffangen hinsichtlich des zu leistenden Arbeitsumfangs durch Ehrenamtliche nicht möglich ist.
Was in diesem Antrag die Bitte an die Landesregierung um Information betrifft, habe ich noch einige Fragen bzw. Anmerkungen, die ich kurz ansprechen möchte: In welcher Art, durch welche gezielten Informationen und Grundlagen soll die Landesregierung informieren, und wen soll sie informieren? Bezüglich aller an Suchtbekämpfung Be
teiligten stellt sich mir die Frage: Wer soll sich mit wem vernetzen, wie soll das aussehen und inwieweit müssen die unterschiedlichen Regionen berücksichtigt werden? Was die Bekämpfung betrifft, würde mich interessieren: Für wen soll das interministerielle Gesamtkonzept entwickelt werden, für welche Einrichtungen oder Organisationen? Sollen hier nur die Jugendlichen berücksichtigt werden, oder soll es auch darüber hinaus gehen?
Die Überprüfung der gewissenhaften Einhaltung der bestehenden gesetzlichen Auflagen zum Verkauf von alkoholischen Getränken ist auch nach meiner Meinung ein sehr wichtiger Punkt. Aber wie sieht die Praxis aus? Polizei und Ordnungsämter tun auch heute schon ihr Möglichstes, um für die Einhaltung dieser gesetzlichen Auflagen zu sorgen. Die Runden Tische der Kommunen zur Prävention haben das Thema schon aufgegriffen.
So erhalten Ladenbesitzer Strafanzeigen, wenn sie verbotenerweise Alkohol an Jugendliche abgeben. Frustrierend allerdings ist für die Polizei und die Ordnungsämter, wenn eine diesbezügliche Strafverfolgung wegen Geringfügigkeit eingestellt wird. Hier ist nach meiner Meinung die Landesregierung gefordert, Gespräche mit der Staatsanwaltschaft und den Gerichten zu führen, um durch geeignete Maßnahmen dem Jugendschutzgesetz Rechnung zu tragen.
Die Bitte in dem Antrag der Fraktionen der CDU und der FDP um eine Darstellung der Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Mitwirkenden und die Würdigung der dadurch erreichten Leistungssteigerung hört sich im ersten Moment recht gut an. Aber was resultiert daraus? - Ganz klar nach meiner Meinung die Unterdrucksetzung von Ehrenamtlichen, ihre Leistung zu steigern. Denn die durch den Wegfall von hauptamtlichen Kräften gerissene Lücke im Versorgungsnetz sollen jetzt ehrenamtlich Beschäftigte füllen. Das ist, wie ich gerade schon sagte, aber nicht möglich. Viele Ehrenamtliche sind schon heute überfordert. Sie können nicht mehr leisten und sie können auch nicht alles leisten. Das Ehrenamt funktioniert nur, wenn es in ein Gesamtkonzept mit den erforderlichen hauptamtlichen Fachkräften aus den Fachverbänden eingebunden ist; ansonsten droht den Ehrenamtlichen die Verheizung.
fehlt in dem vorliegenden Antrag neben den nicht stoffgebundenen Süchten wie Spielsucht und Essstörungen, die vor allen Dingen Mädchen betreffen, auch die zunehmende Medikamentenabhängigkeit. Medikamente werden leider oft nicht verantwortungsbewusst verordnet und auch nicht verantwortungsbewusst eingenommen, wenn es sein muss. Auch Eltern und pädagogische Fachkräfte sind häufig nicht darüber aufgeklärt, welche Medikamente garantiert für Kinder zugelassen und welche Wirkstoffe unbedenklich sind. Diese Süchte haben die gleichen Folgen wie zum Beispiel Alkohol und Drogen, nämlich gesundheitliche Störungen, soziales Abseits, Arbeitslosigkeit, Schulden usw. Sie müssen also unbedingt in die Präventionsmöglichkeiten mit einbezogen werden.
Alle Krankheitsbilder und die damit verbundenen gesellschaftlichen Verläufe werden komplexer. Das bedeutet, wie ich schon sagte: Gesundheit, Familie, Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie Finanzen, also Schulden, müssen als Einheit gesehen werden. Bisher wird jeder Bereich oft einzeln betrachtet. Auch dieser Antrag der Mehrheitsfraktionen basiert auf einer Ist-Analyse. Erforderlich ist aber in Zukunft ein ganzheitliches Konzept.
Zum Schluss meiner Ausführungen möchte an Sie, meine Damen und Herren von der CDU und der FDP, noch einen Appell richten: Wenn Sie es mit der Prävention im Suchtbereich ernst meinen und Jugendliche von Süchten mit all ihren negativen Begleiterscheinungen fernhalten wollen, dann sorgen Sie bitte dafür, dass erstens in den nächsten Haushalten keine weiteren Kürzungen bei der Suchtbekämpfung vorgenommen werden
und dies durch eine mittelfristige Finanzplanung mit höherem Etat auch abgesichert wird, damit die Sozialverbände und die kirchlichen und sonstigen Einrichtungen langfristig planen können, und dass zweitens die Jugendarbeit insgesamt, angefangen bei der Sportförderung, wieder einen höheren Stellenwert erhält, indem auch dort finanzielle Kürzungen zurückgenommen und keine weiteren mehr vorgenommen werden. Denn eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung ist auch eine sehr gute Prävention beim Kampf gegen die Sucht.