Protocol of the Session on December 6, 2012

Login to download PDF

(Glocke der Präsidentin)

im Ausland erworbene Berufsabschlüsse schneller und leichter anzuerkennen und die Professionen auch in der Lehrerbildung einzusetzen, den herkunftssprachlichen Unterricht an allen Schulformen bedarfsgerecht auszubauen und das Potenzial an Herkunftssprachen als erweitertes Fremdsprachenangebot an den Schulen zu nutzen und - letzter Punkt, das ist auch wichtig - Austauschprogramme auch mit den Herkunftsländern unserer Schülerinnen und Schüler aus den großen Zuwanderungsgruppen zu entwickeln.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Meine Damen und Herren, ich möchte dazu noch ein Beispiel anführen. Nach Kenntnis des Kultusministeriums gibt es momentan keine einzige Schule in Niedersachsen, an der das Fach Türkisch als Abiturfach gewählt werden kann - das war für eine sehr kurze Zeit schon einmal anders, wenn auch nur in wenigen Fällen -, obwohl es in Türkisch einheitliche Prüfungsanforderungen gibt. Das zeigt ganz deutlich, dass wir die Potenziale der Schülerinnen und Schüler noch nicht adäquat nutzen.

(Glocke der Präsidentin)

Das wollen wir ausbauen. Wir wollen, dass diese Potenziale so weitergeführt werden können, dass sie für Ausbildung und Beruf anrechenbare, nutzbare Qualifikationen bringen.

Einen letzten Satz!

Mein letzter Satz. - Meine Damen und Herren von CDU und FDP, wer die Potenziale, die in der Vielfalt unserer Gesellschaft liegen, wirklich nutzen will, der muss etwas mehr tun, als in Ihrem Antrag steht: Der muss unserem Änderungsantrag zustimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN)

Danke schön, Frau Kollegin Korter. - Für die Fraktion DIE LINKE hat sich Frau Reichwaldt zu Wort gemeldet. Bitte schön!

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Kurz vor Ende der Legislatur haben CDU und FDP die Potenziale und die Bedeutung der Mehrsprachigkeit entdeckt. Ich zitiere aus dem Antrag: „Sprache und Bildung sind Schlüssel zur Integration in die Gesellschaft und in die Arbeitswelt.“ - Völlig richtig!

Herr Götz, ich nehme Ihnen auch ab, dass Ihnen dieser Antrag wichtig ist. Ich wundere mich nur über den Zeitpunkt. Denn dieses Thema, z. B. die Bedeutung des herkunftssprachlichen Unterrichts, diskutieren wir seit vier Jahren und haben immer gesagt, dass die Angebote nicht reichen. Von Ihnen kommt dann mantraartig immer nur die Erwiderung, wichtig sei die frühe und kontinuierliche Sprachförderung in Deutsch.

Aber da ist etwas nicht richtig bedacht, und in dem Antrag wird zumindest ansatzweise deutlich, dass Sie das auch erkannt haben: Es besteht nämlich ein direkter Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer hohen Sprachkompetenz in Deutsch und einer hohen Sprachkompetenz in der Herkunfts- oder Muttersprache. Wer seine Muttersprache gut lernt, lernt wahrscheinlich auch sehr gut Deutsch.

Also ist die Forderung, herkunftssprachlichen Unterricht über die Grundschule hinaus anzubieten, durchaus verständlich. Ich freue mich auch, dass in der Ausschussberatung die etwas unklare Formulierung geändert worden ist und jetzt zumindest die Bitte geäußert wird, herkunftssprachlichen Unterricht im Sekundarbereich I und II anzubieten. - Aber damit hört es auch schon auf.

Dieser Antrag ist zu oberflächlich. Er feiert etwas ab, was im Grunde genommen nicht vorhanden ist. Ich bin dankbar für den Änderungsantrag der Grü

nen, der in der Analyse und in den Forderungen sehr viel konkreter ist: wenn es um die frühkindliche Bildung geht, wenn es um den herkunftssprachlichen Unterricht im Sekundarbereich geht und wenn es natürlich auch um die Mitnahme der Eltern in Elternprogrammen geht.

Ja, man muss die Potenziale nutzen und das Angebot ausbauen, wenn es um die Mehrsprachigkeit geht. Wir werden dem Änderungsantrag der Grünen zustimmen und uns bei dem Antrag von CDU und FDP enthalten.

(Beifall bei der LINKEN, bei der SPD und bei den GRÜNEN)

Herzlichen Dank, Frau Kollegin Reichwaldt. - Nun hat für die FDP Herr Försterling das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „Mehrsprachigkeit - ein Gewinn für Niedersachsen“. In der Tat erkennen wir Mehrsprachigkeit als Gewinn für Niedersachsen an und handeln auch seit Jahren dementsprechend. Zur Mehrsprachigkeit gehört eben beides, sowohl Deutsch als Zweitsprache als auch die Herkunftssprache zu beherrschen.

Wir haben in den letzten Jahren großen Wert darauf gelegt, im Bereich der frühkindlichen Bildung insbesondere die Deutschkenntnisse zu stärken: mit den Sprachstandsfeststellungen, mit den immensen Mitteln, die wir im vorschulischen Bereich in die Sprachförderung investieren. An den Ergebnissen der Vergleichstests in der Grundschule - wenn es um Lesekompetenz, Textverständnis und Ähnliches geht - können wir erkennen, dass das bereits gefruchtet hat.

Wir haben, wenn es um die Mehrsprachigkeit und die herkunftssprachliche Spracherziehung im frühkindlichen Bereich geht, vieles auf den Weg gebracht.

(Filiz Polat [GRÜNE]: Was denn?)

Ich möchte aus der Informationsbroschüre des Kultusministeriums einen Satz zitieren:

„Die Sprachen der Herkunft dienen oft als Sprache der Gefühle oder der Erziehung, z. B. bei dem Ausdruck von Zuneigung oder der Regulierung nicht erwünschter Verhaltensweisen des Kindes.“

Aus diesem Grund sagen wir in dem vorliegenden Antrag, dass wir den herkunftssprachlichen Unterricht im Sekundarbereich I ausbauen wollen. Dort gibt es im Moment viele Schwierigkeiten, weil die Schülerinnen und Schüler, die sich gerade in der Pubertät befinden, vielleicht denken, sie könnten weder perfekt Deutsch noch perfekt ihre Muttersprache sprechen, was wiederum zu sozialen Irritationen führt. Dieses Problem möchten wir mit unserem Antrag angehen. Deswegen möchte ich Sie bitten, diesem Antrag zuzustimmen.

(Beifall bei der FDP und bei der CDU)

Für die CDU hat Herr Kollege Götz noch eine Minute Restredezeit.

Meine Damen und Herren! Liebe Frau Korter! Wenn Sie Ihren Antrag noch einmal lesen und dabei das herausnehmen, was ideologisch überfrachtet ist, dann werden Sie feststellen, dass wir gar nicht so weit auseinander sind. Vielleicht hätte man sich mehr Zeit nehmen sollen, um gemeinsam einen Text zu formulieren.

(Ina Korter [GRÜNE]: Das wollten Sie doch nicht!)

Aber uns ging es auch darum, hier ein deutliches Zeichen zu setzen.

Wir haben festgestellt, dass an den Schulen zwar schon sehr viel passiert, dass es aber auch darum geht, das Klima für Mehrsprachigkeit insgesamt zu verbessern.

Wir haben ferner festgestellt, dass in dem Bereich noch sehr viel geforscht werden muss. Gerade bei den Russlanddeutschen ist die Akzeptanz, die russische Sprache zu bewahren, nicht besonders groß. Sie haben mit der Kultur, aus der sie gekommen sind, Probleme und sind der Meinung, dass sie die deutsche Kultur und die deutsche Sprache schnell in sich aufnehmen müssten. In dem Bereich muss noch sehr viel getan werden.

Genauso sind im Bereich der frühkindlichen Bildung noch einige Dinge umzusetzen. Da, denke ich, sind wir auf dem richtigen Weg.

Einig sind wir uns darin, dass in der Herkunftssprache ein Schatz liegt, den wir bewahren müssen.

Wenn wir das alles vor Augen haben, dann werden wir auch in Zukunft dort vernünftige Möglichkeiten

haben, mit denen wir dafür sorgen, dass das, was bei uns vorhanden ist, auch bewahrt wird und dass wir alle unseren Nutzen davon haben.

Danke schön.

(Beifall bei der CDU)

Herzlichen Dank. - Nun spricht Herr Minister Althusmann für die Landesregierung. Bitte!

Sehr verehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Borngräber, lassen Sie mich zunächst etwas zu Ihrer Einlassung zu den Einsparungen klarstellen. Nach meiner Kenntnis wurden tatsächlich Einsparungen vorgenommen. Diese waren allerdings bis 2007 erfüllt. Und danach haben wir gerade auf den Bereich der Mehrsprachigkeit wieder einen Schwerpunkt gelegt. Ich werde darauf gleich zurückkommen.

Meine Damen und Herren, Sprache ist der Schlüssel zur Bildung. Daher kommt es hier in Deutschland ganz entscheidend darauf an, dass die Kinder die deutsche Sprache erlernen. Das ist wesentlich für ihren Bildungserfolg.

Ebenso wesentlich ist aber auch das Erlernen der eigenen Muttersprache. Von daher setzt die Landesregierung hier klar auf eine parallele Strategie, und das nicht erst seit diesem Antrag und auch nicht erst seit der heutigen Debatte, sondern - wenn wir ganz genau hinschauen, meine Damen und Herren - schon seit 2004.

(Beifall bei der CDU - Ralf Borngräber [SPD]: Schon lange her, Herr Minister!)

Frau Korter, lassen Sie mich durchaus kritisch darauf hinweisen, was zu Ihrer Zeit in die Sprachförderung vor Beginn der Schule investiert wurde. - Nichts, Frau Korter, Fehlanzeige! Vor 2003 gab es in der frühkindlichen Bildung gar keine Sprachförderung.

(Beifall bei der CDU - Zurufe von den GRÜNEN)

Wir haben 2004 eine entsprechende Sprachförderung flächendeckend in Niedersachsen eingerichtet. 11 000 bis 12 000 Kinder nehmen seither pro Jahr daran teil.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das macht rund 12 600 Lehrerstunden je Schuljahr aus. Damit haben wir erreicht, dass die Anzahl der