Protokoll der Sitzung vom 03.06.2015

Diese Verordnung, Herr Hilbers, dient dazu, Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu verweigern oder beschwerlich zu machen.

(Zurufe von der CDU)

Ich frage die Kolleginnen und Kollegen von der Union auf der rechten Seite, Frau Lorberg: Warum sind Sie dagegen, dass Menschen in unserem Land arbeiten dürfen?

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Editha Lorberg [CDU]: Das stimmt doch überhaupt nicht!)

Warum sind Sie dafür, dass Menschen sanktioniert werden, indem sie mit Arbeitsverboten bestraft werden?

(Jörg Hillmer [CDU]: Tun Sie doch endlich was!)

Welche Politik verfolgen Sie damit?

(Björn Thümler [CDU]: Das ist doch Unsinn! Lauter Unfug!)

Meine Damen und Herren, es ist die Union im Bund

(Björn Thümler [CDU]: Werden Sie einmal konkret!)

und es sind die unionsregierten Bundesländer im Bundesrat, die blockieren,

(Björn Thümler [CDU]: Falsch! Sie tun etwas!)

die blockiert haben, die torpedieren, die torpediert haben,

(Björn Thümler [CDU]: Die zahlen we- nigstens! Die kümmern sich um die Leute!)

wenn es darum ging, die Menschen, die zu uns kommen, schnell in den Arbeitsmarkt zu bekommen.

(Björn Thümler [CDU]: Die reden nicht nur dummes Zeug! Die schwätzen nicht nur! - Weitere Zurufe von der CDU)

Das wissen auch Sie, Frau Ross-Luttmann, als ExSozialministerin.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Björn Thümler [CDU]: Die schwätzen nicht nur wie Sie, sondern die tun etwas!)

Diese Ausgrenzungspolitik der CDU

(Björn Thümler [CDU]: Gehen Sie doch einmal nach Bayern! Gucken Sie, was die machen! Gehen Sie nach Sachsen-Anhalt! Hören Sie auf, solch einen Unsinn zu erzählen!)

führt dazu, dass Flüchtlinge gezwungen sind, am Tropf des Transfersystems, des Asylbewerberleistungssystems zu hängen. Da können Sie noch so viele Zitate aus der Bibel bringen, wie Sie wollen!

(Lebhafter Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Unruhe)

Frau Kollegin, einen Moment, bitte! - Meine Damen und Herren, dieses Thema ist sehr wichtig und mag gerne auch kontrovers diskutiert werden. Dies sollte aber bitte mit Ruhe geschehen.

(Zurufe von der CDU)

Frau Lorberg, Herr Hilbers, für Sie gilt das insbesondere. Das gilt auch für Herrn Hillmer und einige andere im CDU-Flügel. Aber auch im Übrigen möge hier die notwendige Ruhe herrschen, damit der Redner oder in diesem Fall die Rednerin ihre Gedanken vernünftig vermitteln kann.

Frau Polat, ich gebe Ihnen 30 Sekunden dazu. Sie können fortsetzen.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Dieses System der Desintegration muss beendet werden. Eine schrittweise Erhöhung der Kostenpauschale ist nur ein Reparaturbetrieb. Das wissen Sie genauso gut wie wir. Die Länder müssen ihn aufrechterhalten, weil sich der Bund bisher weigert, diesen Reparaturbetrieb zu beenden.

(Björn Thümler [CDU]: Falsch! Die Länder im Lande! Sie verweigern die Realität!)

Sie schaden Deutschland damit massiv, vor allem volkswirtschaftlich, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD - Zuruf von Mechthild Ross- Luttmann [CDU])

- Ich möchte es noch einmal betonen, weil Sie so laut schreien, Frau Ross-Luttmann.

(Mechthild Ross-Luttmann [CDU]: Nein, ich rufe! Ich schreie nicht!)

Die Menschen, die zu uns kommen, wollen nicht am Finanztropf des Asylbewerberleistungssystems hängen, wie das einige Kolleginnen und Kollegen von Ihnen immer wieder betonen.

(Zuruf von Mechthild Ross-Luttmann [CDU])

Die Menschen sind keine Belastung, wie Sie das immer sagen,

(Zurufe von der CDU)

sondern unser System macht sie zum Kostenfaktor, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den GRÜNEN und bei der SPD)

Lassen Sie mich unseren Innenminister Boris Pistorius zitieren. Wir haben im Februar bereits in einer Aktuellen Stunde der Fraktion der CDU dazu gesprochen. Unser Innenminister Boris Pistorius hat zu Recht gesagt - ich zitiere -:

„Wir brauchen den Wegfall des Asylbewerberleistungsgesetzes. Wir brauchen viele andere Maßnahmen, die die strukturelle Lastenverteilung endlich ändern. Das ist nicht über eine Pauschale zu lösen …, und das wissen Sie auch, wenn Sie ehrlich sind.“

Recht hat Herr Innenminister, meine Damen und Herren!

(Beifall bei der SPD und bei den GRÜNEN - Zuruf von der CDU: Un- glaublich! - Weitere Zurufe von der CDU - Unruhe)

Ich darf noch einmal um Ruhe bitten, Herr Oesterhelweg, Frau Lorberg und Frau Ross-Luttmann! Hier wird nicht dazwischen geredet und auch nicht gerufen. - Danke.

Weil das System so ist, wie es ist, ist die Erhöhung der Kostenpauschale notwendig, solange die

Flüchtlinge am Finanztropf des Asylbewerberleistungsgesetzes hängen. Genauso notwendig ist es, dass den Kommunen die Kosten für die Gesundheit genommen werden, dass in die Sprache und in ein Bundeswohnungsbauprogramm investiert wird. Das sind alles Themen, die auf Bundesebene gerade entscheidend mit den Bundesländern verhandelt werden. Ich frage mich, ob Sie an dieser Stelle überhaupt keine Forderung gegenüber dem Bund haben. Lassen Sie die rot-grünen Bundesländer in den Arbeitsgruppen alleine?

(Zuruf von der CDU: Haben Sie über- haupt keine Ambitionen, etwas selber zu machen? - Weitere Zurufe von der CDU)

Wird von den unionsregierten Bundesländern an der Stelle keine Forderung an den Bund herangetragen?

(Reinhold Hilbers [CDU]: Schauen Sie in die Überschrift! Die sagt heute Morgen alles!)

Das frage ich Sie!

(Mechthild Ross-Luttmann [CDU]: Was machen Sie denn?)

Meine Damen und Herren, wir haben entscheidende zwei Wochen. Wir erwarten von unserer Landesregierung natürlich maximales Engagement beim Bundesflüchtlingsgipfel, bei der kommenden Ministerpräsidentenkonferenz, Herr Weil. Denn es ist ein gesamtgesellschaftlicher Konsens, dass sich alle an der Aufnahmepolitik der Flüchtlinge beteiligen, damit wir sozusagen von Anfang an erfolgreich in die Integration von Flüchtlingen investieren.