Die Zusammensetzung der nordrhein-westfälischen Karnevalsverbände ist bunt und gemischt, ebenso das karnevalistische Treiben bei den zahlreichen Sitzungen und Umzügen. Die Menschen fühlen sich durch Frohsinn und ihre gemeinsame Tradition verbunden. Ihr wertvolles Engagement beschränkt sich nicht allein auf die fünfte Jahreszeit, die Session, sondern findet das ganze Jahr über statt, und zwar in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Denkmalpflege, im Betrieb von Kultureinrichtungen und in vielem mehr. Insofern halten wir es für richtig, dass Persönlichkeiten des karnevalistischen Lebens zum Beispiel durch einen Empfang öffentlich geehrt werden.
In Köln – der anerkannten Hochburg des rheinischen Karnevals – engagieren sich Karnevalisten zum Beispiel ehrenamtlich an einer Hauptschule, um Jugendliche mit Migrationshintergrund für den kölschen Fasteleer zu begeistern.
Die Integrationsfunktion des Karnevals findet also nicht nur zwischen Generationen statt, sondern auch zwischen Kulturen. Diese Bemühungen kamen übrigens bei den Jugendlichen so gut an, dass sie sich in dieser Session erstmalig mit einem eigenen Wagen an den Umzügen beteiligen. Mit der Zurschaustellung ihrer ganz persönlichen Lebenswirklichkeit tragen sie dazu bei, das Puzzle des Karnevals, die bestehende Tradition um ein persönliches Stückchen Kultur zu bereichern. Das ist ein Erfolg, auch wenn manch Traditioneller vielleicht anmerken würde: „Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.“ – Das ist Artikel 6 des kölschen Grundgesetzes und bedeutet so viel wie: Seid kritisch, wenn Neuerungen überhand nehmen.
Im Ergebnis leisten alle Menschen, die sich engagieren, einen wertvollen Beitrag für ein gemeinsames Miteinander. Allen Bürgerinnen und Bürgern, allen Vereinen, Verbänden und Gesellschaften, die hierzu alljährlich – nicht nur zur Karnevalszeit – ihren Beitrag leisten, gebührt Anerkennung und Respekt dieses Hohen Hauses. Das karnevalistische Brauchtum gehört zu unserem Land.
Liebe Karnevalisten und Nicht-Karnevalisten, ich ende mit Artikel 7 des kölschen Grundgesetzes: Wat wellste maache? – Füge dich in dein Schicksal. – Vielen Dank.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Karnevalsfreundinnen und -freunde auf der Zuschauertribüne! Kollege Seel und Kollege Engel, nun lassen Sie einmal die Kirche im Dorf oder – wie man in Kölle sagt –: Mer losse d’r Dom en Kölle, denn do jehöt hä hin.
Wir werden zwar heute einen Drei-FraktionenAntrag verabschieden, was in der Sache zu begrüßen ist. Dennoch möchte ich für die SPD betonen, dass es uns in erster Linie um die gleichberechtigte Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit und um eine Gleichbehandlung des freiwilligen bürgerschaftlichen Engagements in seiner ganzen Breite geht.
Hand aufs Herz, liebe Kollegen von CDU und FDP: Als Sie vor drei Monaten den Antrag zum Schützenbrauchtum stellten, hat bei Ihnen doch noch niemand an die zahlreichen Karnevalisten und deren großes ehrenamtliches Engagement gedacht.
Die SPD-Fraktion hatte Sie damals eindringlich darum gebeten, auf eine Verengung allein auf eine Gruppierung zu verzichten und mit uns einen gemeinsamen Weg zu gehen. Das haben Sie leider nicht gemacht und damit eine große Anzahl ehrenamtlich engagierter Menschen enttäuscht.
Erst als „dat Trömmelsche jing“ und der Präsident des Bundes Deutscher Karneval, Volker Wagner, auf Einladung der SPD-Fraktion hier im Hause war und Ihnen den Karnevalsmarsch geblasen hat, haben Sie reumütig erklärt: Wir sind alle kleine Sünderlein, 's war immer so, 's war immer so.
Nun werden wir zur Freude aller Karnevalisten heute mit Alaaf und Helau einen Drei-Fraktionen-Antrag verabschieden. Als aktive Karnevalistin freut mich das natürlich. Ich weiß nur zu gut, wie groß das Engagement der Menschen ist, die mit viel Idealismus und einem hohen Zeitaufwand im Karneval tätig sind – übrigens das ganze Jahr über. Sie machen das alles gerne und mit viel Freude, übernehmen aber auch eine große Verantwortung in der Jugendarbeit.
Kindern und Jugendlichen das Thema Brauchtumspflege näherzubringen, war im Übrigen auch ein Grund, weshalb ich vor fünf Jahren den Arbeitskreis „Jugend in der Bütt“ im Regionalverband Düren – ich begrüße meinen Regionalverbandsvorsitzenden Rolf Peter Hohn auf der Tribüne – ins Leben gerufen habe, der Kinder und Jugendliche zu Büttenrednerinnen und Büttenrednern ausbildet. Seit drei Jahren tritt eines der vielen jungen Talente im Nachmittagsprogramm anlässlich des „Närrischen Landtags“ auf – so auch heute. Sie haben es wahrscheinlich gehört. Ich freue mich darüber, dass die Präsidentin meinem Anliegen nachgekommen ist, junge Menschen für den Karneval zu gewinnen, und sie ab heute alljährlich im Vorprogramm auftreten lässt.
Karneval in NRW ist vielfältig und lebendig. Wir als SPD möchten, dass das Brauchtum Karneval in unserem Land die Traditionen wahren und sich weiterentwickeln kann.
Um das Brauchtum Karneval zu sichern und lebendig zu halten, soll ein Karneval-Kulturatlas zur Erfassung und Dokumentation der regional unterschiedlichen Bräuche in NRW erstellt werden. Das haben wir in den gemeinsamen Antrag aufgenommen. Ich bedanke mich bei Ihnen dafür, dass wir das alles gemeinsam verabschiedet haben.
Das war das Ende meiner Rede. Aber ich möchte Ihnen noch gerne einen kleinen Vers vortragen, den ich selber gestern Abend noch zu später Stunde initiiert habe – ich bitte um Aufmerksamkeit –:
Wenn man als Narr steht in der Bütt, dann weiß man sicher vorher nicht: Wie kommt man an, ob gut, ob schlecht? Denn allen macht man’s eh nicht recht. Wer kennt es nicht, das flaue Gefühl, wenn die Pointe dann nicht zünden will? Thema vertan, oh welch ein Frust! Hat man’s nicht vorher schon gewusst? Man schaut umher im Publikum, doch diesmal bleibt es einfach stumm. Man fand den Vortrag doch so toll, und nun hat man die Hosen voll.
So ist das nicht nur in der Bütt, wir kennen’s auch in der Politik. Wer auf der Bühne sich präsentiert, meist gnadenlos Kritik verspürt. Ein falsches Wort im Rampenlichte macht alle Hoffnungen zunichte.
Vielen Dank, Frau Kollegin Koschorreck. – Als nächste Rednerin steht Frau Beer für die Grünen am Rednerpult.
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Tollitäten! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Koalition der Spaßvögel hat versagt.
Selbst Karneval können sie nicht. Wie dröge und humorlos dieser Antrag, und dann auch noch dieser Vortrag – alles nur Papierform bei Ihnen. Nutzen Sie doch die Potenziale der Menschen, die hier vorne in den Reihen rechts und links von mir versammelt sind!
Wir haben doch neben dem Präsidium eine super Laienspielschar sitzen. Wer könnte besser das Dreigestirn der laufenden Session geben als Prinz Laschi I. Wir gönnen ihm ein bisschen Spaß und Erholung, bis ihn ab Aschermittwoch die Opposition schon wieder aus dem KiBiz-Netz wirft.
Hinzu kommt der Bauer Blitz-Olli, der Schrecken des ländlichen Raums. Seine Blitz-Karriere geht in der Tat weiter – gestern noch gerast, heute schon geflogen.
Aber wir haben noch Potenzial zum Nachbesetzen wie Dringo Wolf, Möchtegernwender auf der Autobahn, der ganz alleine Verfassungsgerichte mit Arbeit auslastet. Oder PFT-Ecki, der sich von den Hinterwäldlern in der eigenen Partei den Nationalpark Senneschneid abkaufen lässt. Und eine Schulministerin, die von ihrem weisen Vater mit den Worten ins Amt begleitet worden ist: Püppi, warum tust du dir das an?
Der Abgedrehteste ist jedoch Atom-Pinki, das gelbe Strahlungswunder. Im Hintergrund thront über allem der J. R. des Kabinetts. Er steht seinem Initialenvetter in nichts nach. Sie wissen doch, J. R. Nein, nicht Johannes Rau, J. R. Ewing, der Strippenzieher aus Dallas, der immer so sozial tut und dann doch die ganzen Gemeinheiten durchzieht.
Unglaublich ist aber, wie der Keil der Spaltung mit Ihrem Antrag zum Karneval in das Land getrieben wird. Nur von rheinischer Tradition, von Köln und Düsseldorf ist zu lesen, unterschrieben haben nur CDU- und FDP-Abgeordnete aus dem Düsseldorfer, Kölner und Aachener Raum. Jetzt hat Elisabeth Veldhues das mit der SPD wenigstens ein bisschen geweitert. Aber Paderborn, Delbrück, Rietberg und Steinheim, das ist genauso Narrenland.
Die schwarz-gelben Komikerinnen aus Ostwestfalen durften aber bei dem Antrag gar nicht erst mitmachen,