Diese Kompetenz muss weiterentwickelt werden. Sie ist in den Kompetenznetzwerken, wie Sie es vorschlagen, nicht enthalten.
Wander- und Aktivurlaub ist etwas anderes, als die Kompetenz „Naturnaher Tourismus“ zu entwickeln. Das ist etwas fachlich anderes.
Aus unserer Sicht fehlt es also, weil NordrheinWestfalen an dieser Stelle tatsächlich Potenziale hat, die gehoben werden müssen und können. Auch da wäre es notwendig, ein Kompetenznetzwerk aufzubauen.
Ansonsten finde ich die Idee, solche Kompetenznetzwerke zu bilden, sinnvoll und gut. Wir würden das an der Stelle unterstützen, aber auch gerne die Frage diskutieren, ob es möglich ist, eine Dachmarke zu bilden sowie ein Kompetenznetzwerk Naturtourismus zu installieren. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Abgeordneter Remmel. – Als nächste Rednerin hat Frau Ministerin Thoben für die Landesregierung das Wort. Bitte sehr.
Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie können sich vorstellen, dass wir die Initiative der Fraktionen begrüßen.
(Johannes Remmel [GRÜNE]: Wir haben sie ja geschrieben! – Gegenruf von Dietmar Bro- ckes [FDP]: Na, na, na!)
Herr Eumann, wir haben seit 2005 – Frau Gießelmann, das müssten Sie auch wissen – die gesamte Tourismuspolitik komplett neu aufgestellt. Das, was wir vorgefunden haben, war nicht so richtig vorzeigbar. Ich meine, es gab mehr als zehn Teilregionen; ich habe die Zahl, die Sie genannt haben, nicht mehr im Kopf.
Jetzt gehen Sie einmal mit zwölf Teilregionen, jeweils mit eigenem Logo und eigener Optik, irgendwo hin, um für diese zu werben.
Ich weiß genau, dass Herr Clement ohne einen solchen Prozess, wie wir ihn hier durchgeführt haben, versucht hat, von oben herunter einen Landes
verband Tourismus zu organisieren, und darauf spekuliert hat, dass alle irgendwie mitmachen würden. Es ist ihm um die Ohren geflogen. Deshalb haben wir dieses Mal gesagt, dass wir das anders organisieren müssen.
Ich weiß doch, dass allein das Münsterland drei Tourismusverbände hatte und dass sich diese gegenseitig bekriegt haben.
(Johannes Remmel [GRÜNE]: Das war ein schwieriger Prozess! Den haben wir doch erst gestartet! – Lachen von Dietmar Brockes [FDP] – Johannes Remmel [GRÜNE]: Ja, si- cher!)
Jedenfalls freue ich mich, dass Sie jetzt sagen, dass Sie diesen Masterplan, der von allen Akteuren im Land begleitet und ausreichend debattiert wurde, mittragen.
Natürlich müssen wir die Debatte führen, Herr Remmel, ob der Ansatz fürs ganze Land gangbar ist. Davon bin ich zutiefst überzeugt, weil uns auch Roland Berger das empfohlen hat. Der Vergleich mit Bayern passt nicht, weil die Gästestruktur in Bayern eine total andere als bei uns ist. Wir haben nicht die Familien, die drei Wochen Ferien in Nordrhein-Westfalen machen, als Gäste. Wir haben weit überwiegend andere Touristenarten. Deshalb empfiehlt uns Roland Berger, dass wir uns die Gruppen anschauen sollen, da Tourismuspolitik auch vom Kunden her gedacht werden muss.
Beispielsweise haben wir in Bezug auf die Eifel lange Debatten darüber geführt, wo in dem Konzept beispielsweise die Wanderwege sind. Wir konnten die Vertreter der Eifel davon überzeugen, dass es richtig ist, sich auf Kundenwünsche, die man in Kategorien einteilt, und vor allen Dingen auch auf Tourismusgruppen einzustellen. Das Schlimmste, was passieren kann – das hat Prof. Harms bei der Auftaktveranstaltung doch eindrucksvoll erläutert –, ist, dass Sie einen Prospekt auflegen und darin schreiben, dass es für alle Touristengruppen Angebote gebe. Diesen können Sie gleich wegschmeißen.
Deshalb unternehmen wir diesen Versuch. Natürlich ist der Masterplan, der einstimmig verabschiedet wurde, erst der erste Schritt. Manche meinen, damit sei die Arbeit erledigt. Ich sage, jetzt geht sie erst richtig los. Denn jetzt müssen die Starterprojekte
vorangetragen werden, und wir müssen – so haben wir uns das vorgenommen – die Destination bis 2015 mit erkennbarem, klarem Profil auch international vorstellen.
Sie sagen, wir hätten diese neue Marke überschätzt. Darüber werden wir debattieren. Es ist ja nicht der Versuch, eine Landesmarke gegen die Wünsche der Regionen zu etablieren; darum geht es überhaupt nicht. Wir müssen den Plan präzise miteinander debattieren, und dann verschwinden auch Ihre Bedenken.
Meine Damen und Herren, wir haben übrigens auch die finanziellen Anstrengungen des Landes erheblich gesteigert. Sie wollen – und das teilen wir –, dass es in verschiedenen Ressorts Elemente gibt, die unter touristischen Gesichtspunkten einen Wert haben. Um das überhaupt erst einmal erkennbar zu machen und dafür Verabredungen zu treffen, haben wir die Anregungen von Roland Berger aufgegriffen und eine interministerielle Arbeitsgruppe Tourismus eingesetzt; diese hat bereits einmal getagt.
Dass der Wettbewerbsgedanke im Bereich Tourismus falsch sei, dem widersprechen alle Teilnehmer an der ersten Runde des Wettbewerbs. Es gibt über 100 Projekte. Davon sind 53 zur Förderung vorgeschlagen; die meisten sind bereits bewilligt. Deswegen haben wir den Wettbewerb „Erlebnis.NRW“ ein wenig geschoben, weil wir möchten, dass er in Bezug auf die Ausschreibungsbedingungen für die Starterprojekte und das, was jetzt bei der Umsetzung des Masterplans passieren muss, präziser zugeschnitten werden soll.
Die Skepsis, die Sie haben, kann ich nicht teilen. Wer von Ihnen früher einmal die Internationale Tourismus-Börse besucht hat und dort in schierer Verzweiflung Nordrhein-Westfalen gesucht hat, der wird bei der letzten Internationalen Tourismus-Börse erstmals das Erlebnis gehabt haben, dass er sofort wusste, wo sich Nordrhein-Westfalen präsentiert. Jede „Milchkanne“ war früher mit einer eigenen Optik vertreten, manchmal auch jede Currywurst. Daneben präsentierten sich unsere Flughäfen. Es war grauenhaft. Niemand hat uns ernst genommen – Bayern und Bayern-Württemberg schon gar nicht.
Sie hätten die Internationale Tourismus-Börse dieses Jahr erleben sollen. Alle Vertreter NordrheinWestfalens waren plötzlich begeistert, dass sie unter einer einheitlichen Optik …
Diese unter eine einheitliche Optik zu bringen, war ein längerer Prozess. Alle haben jetzt begriffen – plötzlich taten sie so, als ob sie es schon immer gewollt hätten –, dass der gemeinsame Auftritt etwas bringt.
Das war wichtig, weil wir mit erheblicher öffentlicher Finanzierung die Kulturhauptstadt und die Chancen, die sich daraus für das ganze Land ergeben, in den Mittelpunkt stellen wollten. Viele haben den Teil als Aufbruchsstimmung gewertet, und ich hoffe, dass die Umsetzung davon profitiert.
Wir haben außerdem – das ist wohl ein ganz wichtiger Punkt – durch die Aufstockung unserer Fördermittel dafür gesorgt, dass sich Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr endlich an der bundesweiten Qualitätsinitiative Service Q beteiligen kann. Unter der Federführung des Tourismusverbandes ist die Implementierung von Service Q in unserem Land in diesem Jahr sehr erfolgreich angelaufen. Wir wollen damit die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusbranche weiter steigern. Qualität im Service – das zeigen inzwischen alle Gästebefragungen – ist für die Kundengewinnung und Kundenbindung entscheidend.
Allerletzte Anmerkung: Wer weiß hier im Haus, dass in Nordrhein-Westfalen mehr Spitzenrestaurants angesiedelt sind als in Baden-Württemberg?
Danke. – Warum weiß man das nicht? Man hat sich nicht getraut, mit dieser Exzellenz offensiv zu werben. Wenn Sie mit dem Flugzeug von Düsseldorf aus nach New York fliegen, wird Ihnen im Flugzeug, vor allen Dingen aber im Flughafen, schon gezeigt, wo das Toprestaurant ist. Obwohl wir besonders viele Businessgäste haben, also Messeteilnehmer an den herausragenden Messeplätzen, haben wir uns diesen Teil im Moment überhaupt noch nicht angeschaut.
Wir sind gerade dabei, sehr konkret mit unseren Flughäfen diese Kombination zu besprechen: Trauen wir uns, mit Spitzengastronomie zu werben! Oder haben wir Angst, dass dann die einfache Kneipe leidet? Auch da hat man uns empfohlen: Zeigt vor, was ihr könnt! Dann kommen die Leute länger und bleiben auch lieber. – Danke.
Vielen Dank, Frau Ministerin Thoben. – Es liegt noch eine Wortmeldung des Kollegen Müller für die Fraktion der CDU vor, der das Wort erhält. Bitte schön, Herr Kollege.