Protokoll der Sitzung vom 14.11.2007

(Beifall von der SPD)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Ministerpräsident, Sie sollten Ihre Personalpolitik noch einmal überdenken. Immer mehr Redenschreiber führen offensichtlich zu immer längeren Reden mit immer weniger Inhalt

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

und mit immer mehr Fragen als Antworten.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Herr Ministerpräsident, wenn das

(Hannelore Kraft [SPD] hält ein Manuskript hoch.)

der Inhalt, das Drehbuch Ihrer Politik für die nächsten Jahre ist, dann – da bin ich mir sicher – wird das Publikum Ihr Stück vom Spielplan absetzen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN – Zuruf von der FDP)

Keine Perspektiven, nur warme Worte: Das ist Flucht aus der Verantwortung. Was wir heute erlebt haben, ist der Abschied von der politischen Gestaltung!

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Stattdessen bieten Sie Symbolpolitik und Inszenierung bis hin zu den Standing Ovations der regierungstragenden Fraktionen.

(Beifall von der SPD – Zurufe von SPD und FDP)

Herr Ministerpräsident, es reicht aber nicht, virtuell Politik zu inszenieren. Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr als Second Life aus der Staatskanzlei.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

In Ihrer Regierungserklärung habe ich wenig substanziell Neues gefunden.

Eine neue Einrichtung zur Bündelung der Gesundheitswirtschaft nach dem Vorbild der USA: Da habe ich meine Bedenken. Warten wir einmal ab. Ich empfehle das Buch von Michael Moore über das Gesundheitssystem der USA.

Ein Konzept zum Zusammenhalt der Generationen „Gemeinsam statt einsam“ wurde angekündigt.

Das Ziel „trotz Demografie mehr Wachstum“ wurde mit drei ganz markanten Forderungen propagiert. Durch den Einsatz neuer Technologien soll die Arbeitsproduktivität gesteigert werden.

(Zurufe von der SPD: Sehr gut!)

Das ist etwas völlig Neues.

Die Erwerbsquote soll gesteigert werden. Das ist bei einem demografischen Wandel keine ungewöhnliche Strategie. Allerdings wollen Sie über die Frauenerwerbsquote gehen. Herr Stahl, da passt das Betreuungsgeld überhaupt nicht hinein, fürchte ich.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Und den nächsten Punkt in diesem Konzept fand ich allerliebst: Wir müssen unsere Wirtschaft weiter globalisieren.

Herr Ministerpräsident, von einem ehemaligen Zukunftsminister hätte ich hier mehr erwartet. Das sage ich ganz offen.

(Beifall von SPD und GRÜNEN)

Neben diesen wenig konkreten neuen Teilen kann ich drei Rubriken in der Regierungserklärung ausmachen:

Erstens: die Rubrik – so habe ich sie genannt – „Schmücken mit fremden Federn“.

(Zuruf von der SPD: So ist das!)

Sie sagten:

„Wir werden die Wirtschaftspolitik auf Leitmärkte und zentrale Technologiefelder konzentrieren.“

Herr Ministerpräsident, tun Sie doch nicht so, als ob Sie die Clusterpolitik erfunden hätten. Nein, wir haben die richtigen Weichen gestellt!

(Beifall von der SPD)

Wir haben Schwerpunkte angelegt und systematisch entwickelt! Das ist ein Verdienst von Rot und Rot-Grün in diesem Land!

(Zurufe)

Alle diese Cluster – Logistik, sprich u. a. Logport, Gesundheitswirtschaft – haben wir entwickelt. Sie müssen es einmal nachlesen, wenn Sie zu der Zeit noch nicht dabei waren, Herr Kollege.

(Beifall von der SPD – Zurufe)

Dann tun Sie auch noch so, als ob Sie den Logport entwickelt und aus der Taufe gehoben hätten. Das setzt dem Ganzen die Krone auf. Das ist ja schon peinlich, was wir in diesen Unterlagen lesen müssen.

(Beifall von der SPD – Gisela Walsken [SPD]: Peinlich!)

Herr Minister Pinkwart, wenn der Ministerpräsident das Hochschulfreiheitsgesetz mit den Erfolgen der Exzellenzinitiative in Verbindung bringt, ist das schlicht und einfach dreist. Mehr ist dazu nicht zu sagen.

(Beifall von der SPD)

Fremde Federn finden wir aber auch im Bereich Verkehr. 1,14 Milliarden € mehr an Investitionen im Bereich Verkehr. Ja, aber dann fügen Sie auch

hinzu, dass mehr als 1 Milliarde € davon vom Bund stammt.

(Ralf Jäger [SPD]: Ja!)

Dann ist es korrekt und richtig.

(Beifall von der SPD)

Auch die Renaturierung der Emscher – ein sehr sinnvolles Projekt – haben nicht Sie angestoßen.

Statt politischer Produktpiraterie wäre es doch besser, Sie würden es eine Nummer kleiner machen. Genießen Sie doch lieber stillschweigend die Früchte, die jetzt von den Bäumen auf Sie herunterfallen, die wir damals angepflanzt haben. Machen Sie es doch stillschweigend, Herr Ministerpräsident.

(Lebhafter Beifall von SPD und GRÜNEN – Lachen von CDU und FDP – Dietmar Bro- ckes [FDP]: 130 Milliarden € Schulden!)

Sie sind bei 117! Das sollten Sie jetzt nicht so laut erwähnen, Herr Kollege.

(Rainer Schmeltzer [SPD]: In der kurzen Zeit, Herr Kollege!)