Dann ist völlig klar, was am Ende auf dem Papier steht. Das sind Gott sei Dank die allermeisten Schulen in unserem Lande.
Außerdem möchte ich sagen: In diesem Zusammenhang ist das doch eine Investition in Arbeitszeit – wenn es denn so wäre –, die sich lohnt. Denn Kopfnoten sind nicht irgendein Beiwerk, sondern Kopfnoten sind ganz klar ein Instrument, das notwendig ist, um im weiteren Leben bestehen zu können,
um das Berufsleben meistern zu können. Das ist doch völlig klar. Da ist es wichtig, dass man pünktlich ist. Da ist es wichtig, dass man eine gewisse Disziplin hat, da ist es wichtig, wie man strukturiert mit seiner Arbeit umgeht, da ist es auch wichtig, seine Arbeitszeit einschätzen zu können – all diese Dinge.
Das muss man in der Schule lernen. Wenn Sie dann sagen, es darf nur benotet werden, was man auch in Schulen lernt – du lieber Himmel, es wäre ja schlimm, wenn man nicht Sozial- und Arbeitsverhalten in der Schule lernen würde. Dann würde die Schule aber an den Bedürfnissen des Lebens total vorbeigehen. Das tun unsere Schulen Gott sei Dank nicht, Frau Schäfer.
Die Kopfnoten sind ein wichtiges Instrument zur Unterstützung und zur Orientierung für Schüler, Lehrkräfte und Eltern, und sie bereiten frühzeitig auf die Erwartungen des zukünftigen beruflichen Lebens vor. Sie dienen als Rückmeldung. Sie können auch der Anlass für ein Korrektiv sein, dass ein Schüler auch einmal darüber nachdenkt: Wie wirke ich auf mein Umfeld? Wie wirkt sich mein Verhalten überhaupt aus?
Das ist doch völlig klar, das ist auch überall im Leben so. Wenn Sie sagen, die Kopfnoten begleiten einen Schüler ein Leben lang:
Ja, die Deutschnote, die Mathenote oder die Erdkundenote stehen nun einmal auch auf dem Zeugnis. Wollen Sie die alle ausradieren? Das wollen wir definitiv nicht.
(Carina Gödecke [SPD]: Frau Pieper-von Heiden, jetzt reicht es aber mit dem Blöd- sinn! – Zuruf von Ute Schäfer [SPD])
Nein, das will ich in aller Klarheit sagen. Es ist doch völlig klar, dass so etwas benotet werden muss.
Seit geraumer Zeit, Frau Schäfer – weil Sie sich am meisten aufregen, spreche ich Sie direkt an –, sind diese weichen Kompetenzen genauso wichtig wie die fachliche Kompetenz.
Sie wissen auch, dass wir immer wieder darüber diskutiert haben und dass wir es auch in der Anhörung gehört haben, wie viel Wert Ausbildungsbetriebe auf diese Fähigkeiten legen. Das war auch mit – nicht der einzige Grund – ein Grund dafür, dass so viele Jugendliche keinen Ausbildungsplatz bekommen haben. Nicht nur deshalb, weil diese ohnehin schon knapp waren, sondern eben auch, weil gewisse Anforderungen nicht mehr erfüllt wurden, da in der Vergangenheit in den Schulen darauf nicht allzu viel Wert gelegt worden war. Das müssen wir doch wieder ändern. Das ist einfach wichtig.
Natürlich darf die Investition an Zeit nicht überborden. Deswegen streben wir auch an, dass die Anzahl der Kopfnoten reduziert wird, dass wir da völlige Klarheit und Transparenz hineinbringen und unzweifelhaft sagen, was mit den Kopfnoten im Einzelnen bewertet werden soll. Das ist doch völlig klar. Aber wir sollten nicht alles vorwegnehmen. Es ist klar gesagt worden: Es wird erst eva
luiert – das ist übrigens das richtige und vernünftige Verfahren –, und dann schauen wir, was wir machen.
Das wird schon kommen, Frau Beer. Sie sind jetzt wahnsinnig ungeduldig und machen auch alles wieder mit Zwischenrufen. Aber warten Sie einfach ab. Wir werden schon dazu kommen, dass wir eine wirklich vernünftige, akzeptable, tragfähige Lösung für alle finden,
ohne auf die Wirksamkeit, auf die Aussagekraft der künftigen Kopfnoten zu verzichten oder sie infrage zu stellen. Kopfnoten sind nun einmal ein Instrument der Bewertung. Und FDP und CDU stehen fest und unverrückbar zu diesem Instrument.
Egal, wie viele Zwischenfragen Sie hier stellen, egal, wie viele Zwischenrufe Sie tätigen – so machen wir es. Das nehmen Sie bitte einfach zur Kenntnis. Wir sind von der Wirksamkeit der Kopfnoten überzeugt.
All denjenigen, die später im Leben mit den Schülerinnen und Schülern zu tun haben, ist völlig klar, dass das erforderlich ist. Daran besteht überhaupt kein Zweifel,
Im Übrigen, Frau Gödecke, finde ich die Art und die Anzahl der Zwischenrufe heute Morgen – auch gerade wieder in der Aktuellen Stunde – interessant. Das zeigt mir eigentlich: So ganz schief können wir bei diesen Themen nicht liegen.
Denn sonst würden Sie sich ganz bräsig und beruhigt in Ihren Stühlen zurücklehnen und aus Ihrer Sicht zufrieden mit der Regierung sein. Aber Ihre Reaktion zeigt uns, dass wir genau die richtigen Themen anpacken. Dazu zählen die Kopfnoten. Wir müssen es mit einer überschaubaren Zahl an Kopfnoten gut, transparent und vernünftig gestalten.
Vielen Dank, Frau Kollegin Pieper-von Heiden. – Für die Landesregierung hat die Schulministerin, Frau Sommer, das Wort.
Sehr verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Seit vielen Monaten debattieren wir über Noten zum Arbeits- und Sozialverhalten. Auf viele verschiedene Mündliche und auch schriftliche Anfragen hin haben wir die Einzelheiten des Verfahrens immer wieder geklärt und seine Auswertung erläutert. In einer dreistündigen Anhörung zum Thema haben sich zehn Sachverständige geäußert. Also auf ein Neues!
Ich habe mir Ihren Gesetzentwurf genau angesehen und ebenso die vielen Anfragen der letzten Monate zum Thema. Es ist offensichtlich, dass aus allem ein gleicher Geist spricht. Allein die Wortwahl ist verräterisch: Disziplinierungsinstrument, lebenslange Stigmatisierung und Selektionskriterien, um nur ein paar Begriffe zu nennen.
Das Vokabular scheint eher einer pädagogischen Folterkammer zu entstammen, meine Damen und Herren, als einer pädagogischen Intention.
Sehr verehrte Frau Beer, die Schule, die ich kenne, ist eine andere. Was für Erfahrungen schleppen Sie mit sich herum, wenn Sie glauben, dass sich Kinder und Jugendliche grundsätzlich daneben benehmen, sodass sie keine Chance haben, sich durch ihr Verhalten und ihren Arbeitseifer auszuzeichnen? Sie sprechen unseren Lehrerinnen und Lehrern sogar die Fähigkeit ab, überhaupt das Arbeits- und Sozialverhalten beurteilen zu können.
Die Landesregierung sieht die Schülerinnen und Schüler ebenso wie die Lehrkräfte, die sie unterrichten, anders. Wir gehen davon aus, dass das Verhalten und die Arbeitsbereitschaft unserer Kinder und Jugendlichen in aller Regel gut sind.
Wir sind der Auffassung, dass die Lehrerinnen und Lehrer ihnen mit gesunder Autorität, viel Verantwortungsbewusstsein und Zuneigung begegnen.
Wir sind davon überzeugt, dass Lehrerinnen und Lehrer Profis sind, die Noten nicht leichtfertig vergeben. Das haben Sie bei der Fachbenotung nicht getan, das werden Sie auch beim Arbeits- und Sozialverhalten nicht tun. Welcher pädagogisch geschulte erwachsene Akademiker hegt denn Rachegelüste gegenüber einem Jugendlichen?