Protokoll der Sitzung vom 12.05.2016

An mehreren Stellen im Bildungsportal weist das Schulministerium auf die Bundesjugendspiele und die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein hin. Zum Beispiel werden an einer Stelle alle schulischen Wettbewerbe kurz vorgestellt, von der MathematikOlympiade bis zum Bundeswettbewerb „Jugend debattiert“.

Mittendrin und voll dabei: die Bundesjugendspiele. Darauf wird mit einem Link hingewiesen. Darunter steht folgender Text:

„Ein fester Bestandteil des deutschen Schullebens sind die alljährlichen Bundesjugendspiele, die als Individualwettbewerb in den drei Disziplinen Gerätturnen, Leichtathletik und Schwimmen

ausgeschrieben und in den drei Formen Wettkampf, Wettbewerb und Mehrkampf angeboten werden.“

Aber: Die Bundesjugendspiele finden nicht in der digitalen Welt statt, sondern ganz real an Turngeräten, im Stadion oder im Schwimmbad. Dabei ist die Zusammenarbeit von Sportverein und Schule längst gelebte Praxis.

Zum Schluss drei Zitate aus der gemeinsamen Stellungnahme von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Manuela Schwesig, dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, und der Präsidentin der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder, Brunhild Kurth, zu der Petition der Dame, die die Bundesjugendspiele abschaffen wollte:

Erstes Zitat:

„Die aktuelle Diskussion über die Bundesjugendspiele trifft auf breites Interesse, denn jährlich nehmen mehr als fünf Millionen Kinder und Jugendliche daran teil.“

Zweites Zitat:

„Die Bundesjugendspiele haben das Ziel, in der Kombination von Sport, Spiel und Spaß allen jungen Menschen eine positive Gemeinschaftserfahrung zu ermöglichen. Als Teil des Schulsports bereichern sie die Schulkultur – viele Schulen gestalten mit den Spielen Sport- und Schulfeste.“

Drittes und letztes Zitat:

„Die Bundesjugendspiele sind heute eine der wenigen bundesweiten Veranstaltungen, an denen Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung gemeinsam und gleichberechtigt teilnehmen können, und als solches ein gelungenes Beispiel gelebter Inklusion.“

Der Überweisung des Antrages stimmen wir natürlich zu.

(Beifall von der SPD)

Danke schön, Herr Feuß. – Für die grüne Fraktion spricht nun Frau Kollegin Beer.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Müller, das Wichtigste in Ihrem Beitrag war mir Ihr Hinweis, dass uns doch allen daran gelegen sein muss, Freude am Sport und Freude an der Bewegung zu wecken, weil wir da in der Tat vor einer Herausforderung stehen. Viele Kinder erfahren das nämlich nicht mehr und haben auch motorische Schwierigkeiten. Deswegen müssen wir von der Kita an über die

Schule breit dafür werben und Kinder zum Sport und zur Bewegung führen.

Es kann jetzt aber nicht darum gehen, dass sich das Schulministerium eine Siegerurkunde für das Auszählen von Bundesjugendspielen verdient. Es liegt in der Tat auch in der Entscheidung der Schulkonferenzen, wo sie das einbetten und wie sie das machen.

In Nordrhein-Westfalen besteht auch kein Grund, zu glauben, dass die Bundesjugendspiele gefährdet seien. Ganz im Gegenteil: Nordrhein-Westfalen unterstützt den jährlichen Aufruf des Kuratoriums für die Bundesjugendspiele zur Durchführung von Bundesjugendspielen. Außerdem gibt es verbindliche Rahmenvorgaben für den Schulsport, die gerade auch auf die Bedeutung von Schulsportwettkämpfen hinweisen. Ferner wird in den Lehrplänen aller Schulformen – das werden Sie auch wissen – auf die pädagogischen Möglichkeiten und den individuellen Wert von Schulsportwettkämpfen hingewiesen.

Dazu gehört aber natürlich auch, dass bei der Durchführung von Bundesjugendspielen – wie bei allen sportlichen Veranstaltungen – Kinder und Jugendliche nicht vorgeführt werden, dass Fair Play eingeübt wird und dass das Ganze in ein pädagogisches Konzept eingebettet ist.

Wenn sich Schulen heute dafür entscheiden, andere Formen von Schulsportfesten mit Mannschaftswettkämpfen und anderen Sportangeboten durchzuführen, dann ist das auch ein wichtiges Beispiel. Es sind eben nicht nur die Bundesjugendspiele, sondern die vielfältigen Aktivitäten, auf die wir verweisen können. Dort entscheiden sich Schulen dafür, das pädagogische Konzept entsprechend anzulegen.

Insofern möchte ich in Bezug auf die Petition, die ja viel mediale Aufmerksamkeit erregt hat, auch noch einmal darauf hinweisen, dass es ein breit gefächertes Angebot gibt und dass die Schulen das Ganze pädagogisch miteinander entsprechend anlegen müssen.

Hier will ich auf ein Projekt aufmerksam machen, das es nicht nur in Paderborn gibt, das da aber eine sehr lange Tradition hat und das ich für einen guten Ansatz und zielführend halte, nämlich die Vielseitigkeitssichtungen, die wir in Paderborn seit langer Zeit durchführen. Dabei sind alle Kinder in der dritten Grundschulklasse eingeschlossen. In diesem Rahmen gibt man auch ganz gezielte Ratschläge.

Die leistungsstarken Sportlerinnen werden noch einmal ganz speziell auf den Vereinssport hingewiesen, um zu Spitzensportförderung zu kommen.

Rund 60 % der Kinder erhalten noch einmal spezielle Informationsmaterialien über das Angebot der Sportvereine im Breitensport.

Auch die Kinder, die Unterstützung benötigen, bei denen also kompensatorische Sportförderung stattfinden muss, bekommen individuelle Angebote, um an Vereinssport herangeführt zu werden und vor allen Dingen Spaß und Freude an der Bewegung und am Sport zu entwickeln.

Ich glaube, dass wir mit diesem breit gefächerten Angebot –auch in Kooperation mit dem Landessportbund und starker Unterstützung durch den Landessportbund – auf der richtigen Fährte sind. Ich denke, dass das in den Ausschüssen, sowohl im Sportausschuss als auch im Schulausschuss, noch einmal herausgearbeitet werden kann.

Die Bundesjugendspiele sind nicht in Gefahr. Wir haben eine Vielfalt der sportlichen Landschaft. Das Land unterstützt all dieses. Von daher können wir das gemeinsam als Unterstützung all dieser Bemühungen nehmen. Wenn der Appell dabei herauskommt, dann ist das richtig. Aber wir sollten auch keine falschen Signale setzen. – Danke schön.

(Beifall von den GRÜNEN und der SPD)

Vielen Dank, Frau Beer. – Als nächster Redner für die FDP-Fraktion kommt Herr Dr. Kerbein an das Pult.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sport fördert die körperliche Fitness und ist besonders wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung unserer Kinder und Jugendlichen. Den fairen Umgang mit Gegnern, das Respektieren von Regeln, den Umgang mit Siegen, aber auch den Umgang mit Niederlagen – all das lernen wir am besten im Sport. Die Bundesjugendspiele und weitere schulsportliche Wettbewerbe ermöglichen genau das.

Auch Kinder, die in ihrem Elternhaus keine besondere sportliche Förderung erhalten, haben hier die Chance, über ein solches Event einen Zugang zum Sport und zum Leistungsgedanken zu finden. Jeder Mensch hat besondere Neigungen, Fähigkeiten und Talente. Im sportlichen Zusammenhang können Wettbewerbe dabei helfen, sie zutage zu fördern und vor allen Dingen weiterzuentwickeln.

Ein weiterer Aspekt, der auch hier schon angesprochen wurde, der nicht zu vernachlässigen ist, ist die Inklusion im Sport. Hier bieten unsere schulsportlichen Wettbewerbe wie die Bundesjugendspiele und Sportfeste zahlreiche Möglichkeiten. Die Konzepte dieser inklusiven Veranstaltungen wurden in den vergangenen Jahren erfreulicherweise – Sie wissen das – kontinuierlich weiterentwickelt.

Leider wird man inzwischen allerdings auch oft schief angeschaut, wenn man Worte wie Leistung und Wettbewerb verwendet. Und die Kolleginnen und

Kollegen von Rot-Grün sind hier bisher nicht besonders aufgefallen als ausgeprägte Anhänger von schulsportlichen Wettbewerben und dem damit verbundenen Leistungsgedanken.

(Mehrdad Mostofizadeh [GRÜNE]: Was für ein Schwachsinn!)

Wir erinnern uns an die öffentliche Diskussion aus dem vergangenen Jahr, nachdem eine Mutter aus Baden-Württemberg die Abschaffung der Bundesjugendspiele gefordert hatte.

(Ingrid Hack [SPD]: Eine Mutter!)

Angeblich werden die Kinder zu sehr unter Leistungsdruck gesetzt.

Das Gegenteil, meine Damen und Herren, ist richtig.

(Beifall von Walter Kern [CDU] – Zuruf von Sigrid Beer [GRÜNE])

Frau Beer, beruhigen Sie sich ein bisschen. – Das Gegenteil ist richtig. Es liegt nämlich in der Natur von Kindern, sich spielerisch miteinander zu messen. Die Behauptung, die Sie aufgestellt haben, ist einfach unzutreffend, Frau Beer, dass jedes Kind, das einmal in einem Wettbewerb unterlegen ist, für immer den Spaß am Sport verliert.

(Sigrid Beer [GRÜNE]: Wer hat das denn ge- sagt?)

Für viele ist es ein erster Zugang und Motivation, vielleicht sogar Mitglied in einem Sportverein zu werden oder eine ganz andere Sportart auszuprobieren.

Herr Kollege, würden Sie eine Zwischenfrage von Frau Kollegin Beer zulassen?

Herzlichen Dank, Herr Präsident! Herzlichen Dank, Herr Kollege, dass Sie die Zwischenfrage zulassen. – Wenn Sie noch einmal ausführen könnten, wie sportlicher Wettkampf konnotiert worden ist, wo Sie gerade eine solche Fährte gefunden haben bei dem, was Sie in Ihrer Ausführung gerade dargelegt haben? Mich würde interessieren, ob Ihnen keine Fälle bekannt sind – bei den Bundesjugendspielen hat sich das auch so zugetragen –, dass Kinder sich vorgeführt gefühlt haben und dass es auf die pädagogische Kompetenz ankommt, genau solche Situationen für Kinder zu vermeiden. Darauf habe ich eben hingewiesen. Ist Ihnen das deutlich geworden?

Frau Beer, ich danke Ihnen sehr für die Zwischenfrage. – Ich habe persön

lich habe das von der Konnotation her so empfunden, dass Sie das gewissermaßen generell gesagt haben, nicht auf einen Einzelfall bezogen. So habe ich es empfunden.

Wir Freien Demokraten sind da der Meinung, dass es in Zukunft schulsportliche Wettbewerbe wie die Bundesjugendspiele einfach geben soll. Holger Müller hat es gerade angesprochen: Es kommt vor allen Dingen darauf an, dass wirklich alle Schulen die Bundesjugendspiele durchführen. Darauf müssen wir unseren Fokus legen.

Frau Beer, Sie hatten das Beispiel Paderborn angesprochen. Da gebe ich Ihnen völlig recht: Es ist eine Supersportstadt. Da läuft wirklich sehr viel, sehr vorbildlich.