Ich wünsche allen alles Gute. Den Wahlkampf kann ich jetzt etwas entspannter verfolgen, weil ich nicht in der ersten Reihe stehe. Als Kreisvorsitzender begleite ich das aber natürlich weiterhin positiv und hoffe, dass mein Nachfolger in der nächsten Legislaturperiode auch hier vorne stehen kann. – Ihnen alles Gute!
Vielen Dank, Herr Kollege Feuß, für Ihre Rede und Ihre engagierte Arbeit hier im Landtag Nordrhein-Westfalen. Ich darf als jemand, der an der von Ihnen so positiv erwähnten vorzeitigen Auflösung des Parlaments nicht ganz unbeteiligt war, hinzufügen: Gerne geschehen!
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der vorliegende Antrag trägt eindeutig die Handschrift der Piraten. Damit steht er am Ende einer sehr langen Kette von Anträgen, in denen auf die Thematik und die hohe Wichtigkeit des Faches Informatik und der Digitalisierung hingewiesen worden ist. Sie haben auch immer wieder auf das fehlende Equipment an unseren Schulen – das ist ein berechtigter Kritikpunkt – hingewiesen.
Jetzt haben Sie also – für uns ziemlich überraschend – in dieser flotten Dreierkombi zueinander gefunden und uns diesen neuen Antrag präsentiert. Ich muss Ihnen allerdings sagen: Besonders neu finde ich ihn inhaltlich jedenfalls nicht. Ich wundere mich schon, Frau Pieper, wie leicht Sie doch von Ihrem sehr eindeutigen Nein abgewichen sind. Denn eigentlich war das ja immer der Punkt, über den wir
gestritten und den wir auch nicht zu Ende geführt haben: die Frage, ob Informatik als ein Pflichtfach an Schulen eingeführt werden soll oder nicht.
Bei der Meinung, dass das nicht als eigenes Fach behandelt werden soll, bleiben wir auch. Da sind wir zudem nicht allein, sondern da sind wir in guter Gesellschaft vieler Expertinnen und Experten, die an den entsprechenden Anhörungen teilgenommen haben.
Sie haben sich also, was diesen Änderungsantrag angeht, zusammengefunden. Da lässt sich ein kleiner Schritt zur Einsichtigkeit dahin gehend erkennen, dass das Fach nicht als Pflichtfach eingeführt werden muss. Trotzdem ist das ein etwas heiß gestrickter Antrag.
Sie beschreiben, dass an fünf Grundschulen in NRW Informatik als ein Projekt etabliert ist. Sie führen uns nach England und zeigen, dass dort das Pflichtfach Computing in der ersten Klasse unterrichtet wird. Dann unternehmen Sie weiter einen Streifzug in die digitale Schulwelt im Sekundarbereich. Schließlich Sie teilen uns noch mit, dass nur 287 Schülerinnen das Fach Informatik als Leistungskurs belegt haben.
Nein, ich führe meine Rede jetzt erst zu Ende. Sie hat mich mit ihrem Umkippen so geschockt, dass ich jetzt erst fortfahren muss. Gleich!
Sie bemängeln auch die fehlende fachliche Qualifikation einiger Lehrerinnen und Lehrer für dieses Fach. Am Ende dieses Rundumschlags fordern Sie dann, den Hochschulen anzuraten, die Kapazitäten für das Fach Informatik auszuweiten. Sie fordern weiterhin, das Projekt Informatik an Grundschulen mit dem Ziel fortzuführen, es letztendlich dort verbindlich zu etablieren.
Verehrte Antragsteller, Sie haben uns, wie gesagt, mit dieser Dreierkombi jetzt schon etwas überrascht. Wir finden aber, dass der Antrag inhaltlich gesehen nicht besonders neu und aufregend ist. Und ich glaube, dass jeder Abgeordnete hier weiß, dass noch einiges im Land der digitalinformatischen Analphabeten – so haben Sie die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer ja gerne dargestellt; wir als CDU sehen sie aber nicht so – zu tun ist.
Noch in der letzten Schulausschusssitzung haben wir den Bericht der Landesregierung verfolgt. Darin – ich darf zitieren – wird festgestellt:
„Statt den Ansatz eines Pflichtfaches Informatik zu verfolgen, geht es darum, Voraussetzungen für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt
nicht von den jeweiligen Fachkompetenzen zu trennen, sondern sie als integralen Bestandteil zu begreifen und zu fördern.“
Dazu muss ich ganz ehrlich sagen: Wo die Liebe so hinfällt! Ich verstehe, ehrlich gesagt, auch nicht, dass Rot-Grün da auch einmal so auf die Piraten zugegangen ist. Das bleibt Ihr Geheimnis.
NRW ist also sicherlich kein digitales Schlaraffenland; aber erste kleine Schritte hin in Richtung auf einen digitalen Kurs sind erkennbar. Das ist allerdings sehr häufig den engagierten Lehrerinnen und Lehrern zu verdanken – und weniger den Impulsen dieser Landesregierung. Ein möglichst konstruktiv geprägter Streit um die Wertigkeit der Basiskompetenzen Rechnen, Schreiben und Lesen und deren Bedeutsamkeit im Vergleich zur noch jungen Kulturtechnik des digitalen Know-hows muss hier noch geführt werden. Und den möchten wir auch gerne führen.
Wir stellen also aktuell aus CDU-Sicht fest: Es gibt einige Baustellen in der Schullandschaft NRW. Auch gibt es einige Wünsche und Vorstellungen in Bezug darauf, den Fächerkanon an unseren Schulen sogar auszuweiten. Die Realität aber fordert doch zunächst einmal, den heute bereits vorgesehenen Unterricht überhaupt wie gesetzlich verankert zu erteilen und den Kindern den Übergang von der Grundschule auf eine weiterführende Schule reibungslos zu ermöglichen. Aktuell ist das offenkundig nicht der Fall.
Wir werden Ihrem Antrag daher heute nicht folgen, sondern uns enthalten, da er in der jetzigen Situation weder zielführend noch umsetzbar ist. Sie treiben nur gerade wieder ein neues kleines Tier durchs Dorf. Wir denken, dass der Antrag die wirkliche Situation an den Schulen in NRW nicht treffend widerspiegelt, sondern dass er vielmehr vom Hauptplatz des Versagens der rot-grünen Schulpolitik ablenkt.
Und die lautet ganz kurz umschrieben: InklusionsChaos, Unterrichtsausfall, überlastete Lehrerinnen und Lehrer sowie Kinder und Jugendliche, die – das finde ich besonders gemein – hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben müssen.
Und dann kommen Sie mit diesem neuen Antrag um die Ecke, statt erst mal die Hausaufgaben zu machen, die gemacht werden müssen. Das heißt für uns: hinschauen und vielleicht sogar das Tempo zu verlangsamen, insbesondere in Bezug auf die Inklusion.
Wir sind dafür, dass Ruhe in den Schulen einzieht, damit Lehrerinnen und Lehrer dort in Ruhe arbeiten und die Potenziale der Kinder erkennen und fördern können. Letztendlich muss das Ziel eine Qualitätssteigerung sein. Davon sind wir aber noch ziemlich weit entfernt.
Darum wundert uns dieser Antrag. Wir sind ein bisschen beleidigt, dass wir nicht mit in den Sandkasten durften und nicht zumindest mitdiskutieren konnten. Aber eigentlich ist der Antrag das Papier, auf das er geschrieben worden ist, nicht wert. – Danke.
Danke, Frau Kollegin Bunse. Bleiben Sie bitte noch vorne, denn Frau Kollegin Pieper hat eine Kurzintervention angemeldet.
Moment, wir haben jetzt ein kleines Missverständnis. Die Kurzintervention stammt zwar von den Piraten, aber sie wurde von Dr. Paul angemeldet. Er hat jetzt für 90 Sekunden das Wort. Bitte schön.
Vielen lieben Dank, Herr Präsident. – Frau Dr. Bunse, wenn ein neues Fach mit dem Titel „Informatik“ irgendwann mal eingerichtet würde – ich meine das jetzt nur hypothetisch –, würde es erst in der Praxis ausgestaltet werden können.
Was wäre denn die mögliche Position der CDU, wenn man sagte: „Das Fach Informatik“ – Mathematik, was als zweites Fach hinzukäme, liegt, weil sie sich mit der Methodenkompetenz befasst, eher quer zu den Inhaltsfächern – „würde sich mit wesentlich mehr als nur mit der digitalen Welt beschäftigen, nämlich generell mit der Frage, wie man Probleme strukturiert und zu einem Lösungsansatz kommt“? Ich würde mit Ihnen stante pede eine Stunde Informatik nur mit der Tafel, aber ohne den Computer machen. Wie würde die Union darüber denken, wenn man das Fach Informatik quasi auf den analogen Problemlösungsbereich ausweitete? – Vielen Dank.
Ich finde es echt schon lächerlich, dass Sie gemeinsam einen Antrag machen, sich in diesem Antrag zurücknehmen und nicht mehr von dem Pflichtfach Informatik sprechen.
Jetzt diskutieren wir eigentlich über diesen Antrag, und da kommen Sie um die Ecke und fangen wieder mit Ihrem Pflichtfach an. Sie hätten sich vorher mal darüber austauschen müssen, über welchen Inhalt wir hier eigentlich diskutieren.