Sie können gleich einmal Versuche unternehmen, selber die Wörter „Handschrift“ oder „befriedigend“ zu schreiben und sehen, wie Sie es auf das Papier bringen.
Diese neue Sichtweise auf die Verbundenheit ist für Prof. Barkow entscheidend. Sie ist nämlich der Meinung, dass die Verbindungen nicht auf dem Papier sichtbar sein müssen, sondern dass es um die
Flüssigkeit der Bewegung geht. Es geht also um die Verbundenheit der Bewegung, darum, dass das Ganze flüssig von der Hand geht.
Wie schon im Ausschuss lehnen wir den Antrag von CDU und FDP ab, weil eine reine Datenerhebung nicht zielführend ist.
Wir sollten aber als Ausschuss bei dieser Thematik am Ball bleiben. Vielleicht besteht ja die Möglichkeit, dass wir noch einmal Dr. Marquardt zu einer weiteren Anhörung einladen, der in der Sitzung sein Schreibanalysetool, den sogenannten Schreibcoach, nicht vorstellen konnte. Ich habe ein wenig im Internet recherchiert. Dieser Coach kann die Schreibbewegung erfassen in Bezug auf Flüssigkeit, in Bezug auf Druck der Schrift und in Bezug auf Analyse der Handgelenke und der Finger. Das Entscheidende ist, dass es nicht nur eine Diagnose gibt, sondern es werden auch Übungsmöglichkeiten genannt, wie Kinder auf unterschiedlichem Niveau bei ihrem Schreibenlernen gefördert werden.
Wenn Sie hier einmal etwas anderes machen wollen, dann geben Sie www.schreibmotorik-institut.com ein, gehen mit dem Mauszeiger auf den Button „Leistungen“ und klicken auf den Begriff „Schreibanalysetool“. Dann tun Sie etwas Sinnvolles. Und wer Mutter, Vater, Oma oder Opa ist, sollte einmal die Schreibbewegung der Kinder beobachten. Die Bewegung aus dem Handgelenk ist ganz wichtig. Bewegung ist das Zentrale. Die Jungen machen das nicht ganz so gerne. Sie haben auch immer Probleme beim Seilspringen. Das ist oft eine Ganzkörperbewegung mit krachender Landung. Wenn das jedoch automatisiert ist, dann ist das Seil schön geschwungen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr verehrte Damen und Herren! Herr Feuß, ich fang jetzt nicht mit dem Seilchen und dem Zappelhändchen an – dies haben wir im Schulausschuss schon einmal gehört –, sondern ich beginne anders:
Hier ein Köpfchen, da ein Schleifchen – das war gestern. An vielen Schulen ist die gute alte Schreibschrift, wie wir sie kennen, bereits verschwunden. Der Didaktiker sagt: Gut so! Schönschreiben gehört in den Kunstunterricht. – Andere dagegen sagen: Es droht ein Kulturverfall. – Wie immer das so ist: Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. Dass wir uns aber parlamentarisch mit dem Thema „Schrift“ auseinandersetzen, ist aus unserer Sicht hilfreich und der Sache dienlich.
Die von uns geforderte Datenerhebung ist notwendig, um zu wissen, in welche Richtung wir steuern wollen und welche möglichen Änderungsbedarfe es gibt.
Zu den Fakten: Der Lehrplan für das Fach „Deutsch“ – Herr Feuß, Sie haben es zitiert – formuliert als Kompetenzerwartung am Ende der 4. Klasse eine „flüssige, gut lesbare verbundene Schrift“. Welche Schrift, wird offen gelassen. Es gibt keine Vorgabe, ob die lateinische Schrift, die vereinfachte Schrift, die Schulausgangsschrift oder aber die Grundschrift den Kindern vermittelt werden soll.
Sitzt diese verbundene Schrift, sollen Schüler eine eigene, ihre persönliche Handschrift entwickeln. Dazu erhalten sie momentan allerdings wenig Unterstützung durch die Schule. Wieviel oder wie wenig bei diesem letzten Schritt von der Druckschrift zur Schreibschrift übrig bleibt, das möge jeder Erwachsene an seiner eigenen Handschrift überprüfen. Herr Feuß, Sie haben hier den richtigen Hinweis gegeben. Mir fällt dazu ein allerdings unparlamentarischer Begriff ein. Deswegen werde ich ihn natürlich nicht erwähnen.
Auch die Expertenanhörung am 22. April machte deutlich: Schrift ist in Teilen der Öffentlichkeit ein großes Thema geworden. Nicht zuletzt war dieses messbar am Echo nach der Anhörung. Zitat: „Schreibschrift stirbt aus“, titelte die „FAZ“ am 10. Mai 2014. Dort heißt es, dass es bis jetzt in Deutschland keine empirischen Untersuchungen zu den Folgen des Schriftwechsels gibt. In den Vereinigten Staaten und Kanada jedoch wurden Studien durchgeführt. Diese erbrachten, dass Schüler, die eine Verbundschrift beherrschten, sich Texte genauer merken und den Sinn besser erfassen konnten.
Um ein schnelleres Schreiben zu ermöglichen, ist es hilfreich, Wörter mit Schwung aufs Papier zu bringen. Das bedeutet eben nicht zwangsweise, dass alle Buchstaben eines Wortes auf dem Papier sichtbar miteinander verbunden sein müssen. Luftsprünge finden sich in jeder ausgeschriebenen Handschrift. Das ist das, worauf Sie eben bei den Wörtern „Handschrift“ und „befriedigend“ hingewiesen haben. Das heißt aber nicht, dass man nicht zumindest erst einmal eine verbundene Schrift lernen müsste.
Der Wuppertaler Psychologe Dr. Werner Kuhmann schlussfolgerte in seinem Aufsatz „Schreibdruck und Wortlänge“, dass die Schrift von Kindern in den Klassen 4 und 5 bezüglich der Lesbarkeit, der Konsistenz der Buchstaben und der Ausrichtung auf dem Blatt bei denjenigen, die zuerst eine Schreibschrift erworben hatten, deutlich besser war. Zudem stellte er fest, dass für wesentliche Argumente gegen das Erlernen einer verbundenen Schrift und für
Wie schon erwähnt: Jede Schule legt selbst fest, welche der vier Schriften die Kinder lernen. Es muss durch die Schulleitung sichergestellt sein, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende der Klasse 4 mit einer gut lesbaren Handschrift die Grundschule verlassen und in ihrer späteren Schullaufbahn davon profitieren.
Die Experten in der Anhörung waren sich sicher, dass die Vermittlung einer verbundenen Handschrift Zeit und eine positive innere Einstellung der Lehrkräfte erfordert.
Zusammenfassend noch einmal deutlich: Die von der CDU und auch der FDP geforderte Erhebung einer größeren Datenbasis ist notwendig, um den Erfolg beim Erlernen einer flüssigen Schrift in unseren Grundschulen feststellen zu können.
Im letzten „Landtag Intern“ äußerten auch Sie sich, liebe Frau Hendricks, dahin gehend, dass Sie eine Datenerhebung für erforderlich halten.
Umso erstaunter waren wir im Ausschuss, Ihre Ablehnung dieses Antrags zu erfahren. Mit einer Ablehnung verpasst die Landesregierung die Chance, dieses wichtige Thema anzupacken. Für uns Christdemokraten ist und bleibt die Schrift ein Kulturgut und ein Stück Persönlichkeit, auch im Zeitalter von Laptop und Tablet – schade, dass Rot-Grün dies offensichtlich anders sieht. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau Kollegin Korte. – Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen spricht Frau Schmitt-Promny.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Gerne würde ich Ihnen diese Rede in Schreibschrift vorstellen. Das ist hier technisch nicht möglich, aber vielleicht ist es auch besser so; denn meine Handschrift würden Sie nur schwer lesen können.
Gut, was verbinden wir nicht alles mit der Schreibschrift? Wir haben es schon gehört: Die Verbindung von Hand und Hirn, wer gut schreibt, prägt sich Geschriebenes besser ein, wer eine flüssige Handschrift hat, soll Rechtschreibung und Grammatik besser beherrschen, Notizen mit der Hand sollen das Lernen erleichtern.
Nun ist, wie auch der Antrag von CDU und FDP zeigt, eine heftige, teils sehr emotionale Auseinandersetzung um die traditionelle Schreibschrift ausgebrochen. So schreibt Parvin Sadigh Anfang April in der „ZEIT“: „Irgendwie scheinen Kinder oder zumindest die abendländische Kultur in existenzieller
Meine Damen und Herren, lohnt sich eigentlich diese Auseinandersetzung? Wir sind uns doch fraktionsübergreifend einig, dass die Vermittlung von Schreibfertigkeiten eine wichtige Aufgabe von Grundschulen ist. Wir alle wollen das Scheiben mit der Hand, die Handschrift als Kulturtechnik, erhalten und fördern.
Dies soll neben und nicht als Konkurrenz zum Umgang mit digitalen Medien geschehen. Handschrift und Medienkompetenz müssen in der Grundschule erworben werden.
Demzufolge geht es unseres Erachtens darum, wie Schülerinnen und Schüler bestmöglich beim Erlernen von Schreiben und Schreibschrift unterstützt werden können. Was Kinder brauchen, ist genügend Zeit und Übung, um in flüssiger Bewegung zu schreiben. Sie sollen über ein schwungvolles Schreiben zur Verbindung von Buchstaben kommen. Schreibschrift will geübt sein, Schwung und Verbindung von Buchstaben liegen in der Handbewegung. Der wesentliche Satz – Herr Kollege Feuß hat ihn schon genannt – lautet, dass nicht die Verbundenheit der Linie auf dem Papier entscheidend ist, sondern die flüssige Bewegung der Hand.
Genau hier tun sich heutzutage die Schwierigkeiten vieler Kinder auf; auch das hat Kollege Feuß benannt. Wer nicht in Feinmotorik geübt ist, lernt auch schwerer Schreiben. Feinmotorik zu entwickeln oder zu verbessern, beginnt schon bei den sehr kleinen Kindern, im Elternhaus und in der Kita: Fingerspiele, viel Bewegung, Freude am körperlichen Agieren – das fordern Wissenschaft und Praxis.
Ziel des Schreibunterrichts ist es, dass Kinder gut, flüssig und lesbar Schreiben lernen. Sie können ihre Schrift weiterentwickeln, sodass sie zu einer persönlichen Handschrift gelangen. Diese Aufgabe, meine Damen und Herren von der Opposition, hört auch nicht mit dem Ende der Grundschule auf. Nein, sie muss in der Sekundarstufe I auch fortgesetzt werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU und der FDP, im Gegensatz zu Ihnen geht es uns nicht um eine verbundene Handschrift als Normierung des Schreibens. Es geht nicht um ein Steuerungssystem. Es geht nicht um ein Lernen in Stufen. Uns geht es um den Prozess des individuellen Erlernens von Schreiben und Schrift. Handschrift soll sich entwickeln, und dazu ist die gebundene Schrift nicht das Wesentliche, sondern das schwungvolle
Statt Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen, verlangen Sie wieder einmal von der Landesregierung, eine bestimmte Lernleistung von Kindern sicherzu
stellen. Die rein statistische Datenerhebung, die der Antrag von CDU und FDP verlangt, ist unserer Meinung nach der völlig falsche Ansatz.
Frau Kollegin, entschuldigen Sie, dass ich Sie unterbreche. Herr Kollege Ellerbrock von der FDP würde Ihnen gern eine Zwischenfrage stellen.
Frau Kollegin, Sie wandten sich eben gegen eine Normierung der Schreibschrift. Wie soll das denn passieren mit Nichtnormierung? Das ist eine Datenübermittlung mit Hilfe von Symbolen. Wenn die nicht normiert sind, verstehen wir sie nicht. Wenn ich Ihnen etwas in chinesischen Schriftzeichen schreibe, wird das schwierig werden. Wie soll das geschehen?
Sie wissen, dass Buchstaben Zeichen für den Sinn eines Gegenstandes bilden, wenn Sie schon mit Zeichentheorie zu tun gehabt haben. Wir haben auch bestimmte Zeichen, die die Schülerinnen und Schüler mit der Blockschrift lernen. Jetzt geht es aber darum, aus der Blockschrift eine Schreibschrift mit der Perspektive einer individuellen Handschrift zu entwickeln.
Dabei geht es dann wiederum darum, nicht zu sagen, die gebundene Schrift sei eine Norm, die ein Kind wieder neu lernen muss, sondern es geht darum, die Entwicklung als Prozess zu begreifen, in dem sich aus dem Üben, aus dem schwungvollen Schreiben heraus eine Schreibschrift entwickelt, die dann in der Weiterentwicklung – und deshalb hört sie nicht am Ende des vierten Schuljahrs auf – zur Handschrift des Erwachsenen wird. Ist das so verständlich?