Wer dem Antrag seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und die SPDFraktion. Wer stimmt dagegen? – CDU, FDP, AfD und der fraktionslose Abgeordnete Langguth. Enthaltungen? – Gibt es demzufolge keine. Damit ist der Antrag Drucksache 17/5052 mit dem festgestellten Abstimmungsergebnis abgelehnt worden.
Die Fraktionen haben sich inzwischen darauf verständigt, heute keine Debatte zu dem Antrag Drucksache 17/6587 zu führen, und empfehlen daher, den Antrag an den Integrationsausschuss zu überweisen. Aussprache und Abstimmung sollen dann nach Vorlage der Beschlussempfehlung des Ausschusses hier im Plenum erfolgen. Möchte jemand gegen diese Überweisungsempfehlung stimmen? – Das ist nicht der Fall. – Enthaltungen? – Enthaltungen sehe ich ebenfalls keine. Dann haben wir so überwiesen.
Antrag der Fraktion der CDU, der Fraktion der SPD und der Fraktion der FDP Drucksache 17/6595 – Neudruck
Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat für die CDU-Fraktion Herr Kollege Nettekoven das Wort.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! „‘Invictus Games‘ nach Nordrhein-Westfalen holen“. Es ist mir ein Anliegen, zu diesem Antrag persönlich zu reden. Hintergrund ist ein persönliches Erlebnis, das ich Ihnen gerne kurz schildern möchte:
Ich habe im Jahr 2000 gemeinsam mit einem Kameraden eine Personenschutzausbildung in Stetten am kalten Markt und eine VIP-Fahrerausbildung gemacht.
Dieser Kamerad war Ende 2005 in Afghanistan im Auslandseinsatz. Am 14. November 2005 ist in Kabul ein Anschlag passiert. Mein Kamerad ist mit zwei Kameraden in einer Mercedes G-Klasse auf der Hauptverbindungsstraße, der Route Violett aus Richtung Jalalabad in Richtung Kabul gefahren, als plötzlich ein entgegenkommender Toyota dieses Fahrzeug gerammt hat.
Der Geländewagen von meinem Kameraden ist gegen einen Betonpfeiler geprallt und war fahruntüchtig. Im ersten Moment haben meine Kollegen gedacht, es wäre ein Unfall und sind ausgestiegen. Auszusteigen war ein verhängnisvoller Fehler. Sie haben noch gesehen, wie der Toyota auf sie zufährt. Er hat eine Bombe gezündet und 12 kg Sprengstoff detonierten 2 m vor den Soldaten. Einer der Soldaten war sofort tot, ein anderer Kamerad hat den Unterschenkel verloren, und mein Kamerad, mit dem ich zusammen die Personenschutzausbildung gemacht habe, hat beide Beine verloren. Es folgten einige Krankenhausaufenthalte, eine Reha.
Der 14. November 2005 änderte die Leben der Kameraden gravierend. Mein Kamerad war vor diesem hinterlistigen Anschlag immer sehr sportlich aktiv, hat Eishockey gespielt, ist Fahrrad gefahren und Laufen gegangen. Er hat zu mir gesagt, dass er durch seine Familie und den Sport neuen Lebensmut gewonnen hat. Er fährt jetzt im Winter Monoski, im Sommer fährt er Handbike, und er hat sich entschieden – er war Hauptfeldwebel und Berufssoldat –, die Bundeswehr zu verlassen, und hat gesagt: Ein Soldat ohne Beine ist kein Soldat.
So, wie es meinem Kameraden 2005 ergangen ist, ergeht es vielen Kameradinnen und Kameraden. Viele Soldatinnen und Soldaten kommen leider nicht gesund an Körper und Seele zurück. Deswegen ist Invictus Games als paralympische Sportveranstaltung ein guter Weg, um dazu beizutragen, dass die Soldaten, die in Auslandseinsätzen versehrt wurden, ein Stück in das normale Leben zurückkehren.
Die Invictus Games gibt es seit 2014, anfangs ausgetragen in London, dann in Orlando, Toronto und Sidney und im kommenden Jahr in Den Haag. Ich würde mich sehr freuen, wenn Deutschland, die Bundeswehr, 2022 den Zuschlag erhält, damit wir in Düsseldorf 2022 Ausrichter von diesen tollen Invictus Games werden.
Die Soldaten finden es toll. Es gibt auch keinen Länderspiegel, der besagt, dass Deutschland oder Frankreich soundsoviele Medaillen geholt haben.
gefahren bin, mit dem ich zusammen Laufen gegangen bin, mit dem ich zusammen waffenlose Selbstverteidigung gemacht habe, wieder eingefallen. Er hat wirklich in sein Leben zurückgefunden, indem er Sport macht.
Deswegen freue ich mich, dass wir den Antrag gemeinsam gestellt haben, liebe SPD, liebe FDP und liebe CDU, und ich würde mich über eine breite Zustimmung freuen. – Vielen Dank.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zunächst einmal, Herr Nettekoven, vielen Dank für die sehr persönlichen Worte.
Ich möchte auch damit beginnen – Ehre, wem Ehre gebührt –, mich bei den Fraktionen von CDU und FDP zu bedanken, die diesen Antrag erarbeitet und uns dann gefragt haben, ob wir mit auf diesen gehen möchten. Das tun wir sehr gerne, da auch die SPD im Deutschen Bundestag diese Initiative unterstützt. Es ist also logisch und sinnvoll.
Die Invictus Games sind ein sportlicher Wettbewerb für und von Soldatinnen und Soldaten aus aller Welt, die im Einsatz verwundet oder verletzt wurden oder erkrankt sind. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie noch aktiv oder nicht mehr im Dienst sind.
Bei den Wettkämpfen geht es auch nicht ausschließlich um sportliche Höchstleistungen in rund zehn Disziplinen, sondern auch um eine stärkere Anerkennung, wechselseitige Wertschätzung sowie das soziale Miteinander. Die Spiele sollen die Bedeutung des Sports bei der Gesundung demonstrieren, die Rehabilitation unterstützen und das Leben jenseits von Behinderung zeigen.
Zuletzt entsendeten knapp 20 Nationen Teilnehmende zu den Invictus Games, darunter Länder wie Großbritannien, USA, Irak und Afghanistan. Jeder Teilnehmer bzw. jede Teilnehmerin wird begleitet von bis zu zwei Family and Friends. Mit der Einladung der Familie und der Freunde wird speziell die wichtige Rolle unterstrichen, die sie bei der Gesundung haben. Das stellt gleichzeitig eine Anerkennung und Danksagung dar.
Zusammen mit vielen anderen Menschen, Pflegepersonal, Servicekräften usw., kommen so rund 2.000 Menschen zusammen, die die Invictus Games ausmachen. Die Veranstaltungen sind dabei auch für die Öffentlichkeit zugänglich.
Herr Nettekoven hat es gesagt: Die erste Veranstaltung fand 2014 in London statt. Deutschland hat von Beginn an rund 20 Teilnehmende der Bundeswehr zu diesen sportlichen Wettbewerben entsandt.
Anlässlich der Invictus Games sind stets hochrangige politische Vertreterinnen und Vertreter der teilnehmenden Länder anwesend. Das mediale Interesse an der Veranstaltung ist kontinuierlich gestiegen. Seit 2014 gab es bisher vier Veranstaltungen; die fünfte Veranstaltung im nächsten Jahr in Den Haag ist in Planung.
Nun findet diese Debatte hier heute nicht im luftleeren Raum statt, es gibt einen konkreten Vorschlag. Die Bundesministerin der Verteidigung und die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt des Landes Nordrhein-Westfalen sind bereits auf die Landeshauptstadt Düsseldorf mit der Aufforderung zugegangen, sich gemeinsam mit der Bundeswehr für die Ausrichtung der Invictus Games 2022 zu bewerben, da Düsseldorf eine große Expertise in der Ausrichtung von Sportevents mit internationaler Strahlkraft hat.
Die Bundeswehr ist von den vorhandenen Sportstätten, aber auch vom professionellen Auftreten aller Beteiligten nach bisher zwei stattgefundenen Treffen beeindruckt.
Die Kosten für die Veranstaltung werden – und das freut jetzt den NRW-Finanzpolitiker – in Gänze vom Bund getragen.
In einer Woche tagt der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf und wird, ich denke, mit breiter Mehrheit einen entsprechenden Beschluss fassen. Das muss jetzt auch zeitnah erfolgen, da die Abgabefrist für eine Bewerbung für die Invictus Games 2022 bereits im August endet.
Eine endgültige Entscheidung über die Vergabe soll noch im Herbst 2019 erfolgen. Vergeben wird die Veranstaltung durch die Invictus Games Foundation. Die Chancen für Düsseldorf, den Zuschlag für die Games 2022 zu bekommen, werden als sehr hoch eingeschätzt.
Sollte die Landeshauptstadt nicht den Zuschlag bekommen, kommt eine Bewerbung sicherlich für ein späteres Jahr in Betracht; denn – das möchte ich am Ende meiner Rede noch hervorheben – im Rahmen einer möglichen Olympiabewerbung für das Jahr 2032, die durch die Landeshauptstadt Düsseldorf aktiv in der Initiative „Rhein Ruhr City 2032“ unterstützt wird, können die Invictus Games ein Meilenstein sein. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich freue mich, dass wir uns hier im Haus mit großer Mehrheit für die Ausrichtung der Invictus Games in Nordrhein-Westfalen bzw. in unserer Landeshauptstadt Düsseldorf aussprechen. Damit senden wir ein wichtiges Signal an die Stadt Düsseldorf und geben dem Stadtrat, wie der Kollege Weske es gerade erklärt hat, der am 4. Juli seine Entscheidung fällen möchte, entsprechende Stärkung.
Bei dem noch jungen paralympischen Sportturnier handelt es sich um internationale Sportwettkämpfe für einsatzgeschädigte Soldatinnen und Soldaten, die auf einer Idee des britischen Prinzen Harry fußt. Nicht die Medaille oder der Sieg, sondern die Teilnahme an den Wettkämpfen ist für die psychisch und körperlich versehrten Soldatinnen und Soldaten dabei ausschlaggebend. Damit schwebt über den Invictus Games der olympische bzw. paralympische Geist. Das steht unserem Sportland Nummer eins gut zu Gesicht.
Wir erhalten mit der Austragung dieses internationalen Sportereignisses die Chance, die besonderen Qualitäten unseres Landes zu präsentieren. Das gilt auch für unsere Bundeswehr. So rückt nicht nur der Austragungsort Düsseldorf, sondern beispielsweise auch die Betreuungseinrichtung der Bundeswehr für einsatzgeschädigte Soldatinnen und Soldaten in Warendorf in den Fokus. Die einsatzversehrten Soldatinnen und Soldaten, die durch ihren Einsatz von Leib und Leben unsere gesellschaftliche Sicherheit gewährleistet haben, verdienen unseren Respekt und unsere Anerkennung.
Sie sind als Verteidiger unserer Sicherheitsarchitektur ein festes Fundament unserer Gesellschaft. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Invictus Games in Deutschland das gemeinschaftliche Miteinander stärker verbinden werden.
Außerdem erhoffe ich mir, dass der Funke überschwappt und künftig alle Sicherheitskräfte unseres Landes, sei es Polizei, Feuerwehr oder das Rettungswesen, mehr Anerkennung, Respekt und Toleranz erleben und der gegenseitige gesellschaftliche Umgang im Fairplay-Modus erfolgt.
Aber zurück zum eigentlichen Sportfest. Gerade bei den Invictus Games kommt die Vielfalt des Sports zum Tragen. Die Soldatinnen und Soldaten haben durch ihre Einsätze teilweise Schlimmes erlebt und Beeinträchtigungen seelischer und/oder körperlicher
Art erlitten. Es ist für traumatisierte oder körperlich beeinträchtigte Menschen schwer, ins normale Leben zurückzufinden. Wenn beide Beeinträchtigungen zusammentreffen, ist der Weg in die Normalität doppelt so schwer.
Alle Athletinnen und Athleten von den Invictus Games sind deshalb Gewinner eines Rehabilitationsprozesses. Sie sind darüber hinaus Vorbilder, und zwar in mehrfacher Hinsicht, nicht nur für ihre Angehörigen und Freunde, die sicherlich im Stadion mitfiebern werden, sondern für alle, die mit Schicksalsschlägen zu kämpfen haben oder vor großen Herausforderungen stehen.