Protokoll der Sitzung vom 20.01.2000

tenzuschüsse von ca. 163 Millionen DM im Jahr 1991 auf 316 Millionen DM im J.;hr 1999 angewachsen sind, möchte ich nur am Rand erwähnen.

' Trotz eines ~ückgangs der Kinderzah-l sind hier und da weite

re Kindergartenplätze notwendig, weil es kleineren Kindern

. natürlich wenig nützt, wenn freie Plätze in der Nachbarstadt

vorharden sind. Kleine Kinder brauchen kleine Wege, also brauchen wir noch Verpflichtungsermächtigungen auch für die Jahre 2002 und 2003.

Darüber hinaus wollen wir die Chance nutzen, was auch von den Rednerinnen und Rednern gefordert_ wurde, die frei werdenden Plätze i_m Kindergarten für die Betreuung von Kindern unter _9rer Jahren oder für die Betreuung.von Schuikindern zu nutzen. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir noch einen Nachholbedarf haben.

Das Land kann sich darauf verlassen, dass mein Ministerium ein Höchstmaß an Flexibilität in d.en Kindergärten fördert

und unterstützt. Frau Hammer, wer\n Sie Beispiele dafür haben, in denen diese Flexibilität durch unsinnige Bürokratie unterlaufen wurde, dan~ ist dies nicht f!Jit dem Willen meines Ministeriums geschehen. Das gilt für die Öffnungszeiten und die Organisation der M~hlzeiten ebenso wie für Integrations-· fragen,denen wir uns stärkerwidmen müssen.

(Frau Hammer, CDU: Wir geben Ihnen das schriftlich!)

Ich meine die Integration von behinderten Kindern in allgemeine Einrichtungen und anderes. Allerdings muss eines _klar

sein: Wir bestehen natürlich auf derhohen Qualität der Kindergartenbetreuung in· den· Kindertagesstätten. Nirgends

kann und muss soviel kompensatorische Erziehung geleistet werden wie ·in den Kindergärten. Das kann man nicht im

. Massenbetrieb machen.

(Beifall bei SPD und F.D.P.)

Deshalb müssen neue Aufgaben, die die _einzelnen Kindergärten mit übernehmen sollen, zum Beispiel die Betreuung · noch jüngerer Kinder, von· Zusatzqualifikationen der Fachkräfte, von Fort~ und Weiterbildung und intensiver Beratung

- begleitet werden. Auch das wird vom Land geförd·ert.

Meine Damen und Herren, Herr Böhr hat gestern gesagt, die

Zukunft eines Landes entscheidet sich im Klassenzimmer. Ich würde noch eine Etage tiefer ansetzen und sagen, die Zu

kunft eines Landes entscheidet sich in der Familie. Dass das nicht immer eine gute Zukunft ist, wissen wir alle. Gewalt in 'der Familie, dramatisch ansteigende Scheidungszahlen; EI

• tern, die ihrer Erziehungsaufgab~ überhaupt nicht gewach

sen sind, ungewollte Schwangerschaften, Anstieg der Kinder

kriminalität, die große Zahl der Arbeitslosen und Sozialhilfempfänger, eine dramatische Verschuldung vieler Familien, all das bringt erhebliche Belastungen für die Kommunen nicht nur bei der Sozialhilfe, sondern auch bei den Jugendämtern, c(eren Aufgabe es laut Gesetz ist, überall dort einzugreifen, wo Kinder und Jugendliche gefährdet sind.

Kindergefängnisse sind keine Lösung, die ich akzeptieren würde. Ich habe schon so oft darauf hingewiesen,_dass die

·stille Arbeit der Jugendämter gar nicht hoch genug einge

schätzt werden kann. Welche wichtige Rolle sie bei Bewälti

gung der Zukunft spielen, wird viel zu selten erwähnt.

Wir beschreiben wortreich den Wandel, der sich zum Beispiel -im technischen Bereich vollzieht. Da greifen wir zu vielen teu

ren Maßnahmen, zum Beispiel im Multimediabere_ich, um Perspektiven für die Zukunft zu gewinnen. Der Wandel der Familie schi1.fft nicht weniger Handlungsbedarf, den die Kommunen allein nicht bewältigen können.

Das Land hilft dabei auf verschiedenen Aktionsfeldern, die.in diesem Haushalt aufgeführt sind. Beispielhaft nenne ich

~7 Schuldnerberatungsstellen mit 61 Fachkräften, die von uns mit jeweils 48 000 DM bezuschusst werden; ein großes Netz

an Erziehungsberatung, Ehe-, Familien- und -Lebensberatung.

Frau-Bill, wenn Sie fordern, dass auch noch eine-Broschüre für Eltern von lesbischen -oder ·schwulen Jugendlichen erstellt wird, dann ist das eine gute Anregung. Dies sollten wir durchaus aufgreifen.

(Beifall der Abg. Frau Bill und Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir fördern die Suchtberatung iri verstärktem Maße. Zur Schwangerschaftsberatung möchte ich heute nichts sagen, weil ich mich schon ausführlich dazu geäußert habe. Aber auch diese ist auf einerjl guten Weg. Es wird auch in Zukunft

katholische Beratungsstellen geben, Frau Granold,- darauf können Siesich verlassen.

Dass die. 17 Frauenhäuser und 12 Notrufe eine deutlichere

~örderung erfahren, nimmt mir eine Last von qer Seele. Ich

bin sehr dankbar, dass Sie es möglich gemacht haben. Wir habe,n. die 13 Kinderschutzdienste, wir haben die Schulsozialarbeit- eine ganz wichtige Einrichtung;~ie auf weitere 9 Schu- · len ausgedehnt wird -, und wir haben die Täter-OpferAusgleichsinitiative ·sowie ambulante und teilstationäre Hilfen zur Erziehung, die durch neue Angebote ergänzt werden. Wir haben die Einrichtung von Jugendhilfestationen im ländlichen Raum, den Einsatz von Sozialpädagoginnen und So

zialpädagogen in der Familie (zeitlich bef~istet), wir haben

Vid~o-Hometraining und eine breite Fortbildung \(On Fachkräften. All das hat sich als sehr effektiv erwiesen.

Noch nie in der Geschichte unseres Landes wurden die Kommunen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben, die ihnen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz zugewiesen sind, so mas

siv unterstützt wie jetzt.

(Beifall der SPD und der F.D.P.)

Natürlich kann sich Jugendpolitik nicht in der Beschäftigung mit gefährdeten Kindern und Jugendlichen erschöpfen. Ei~e

gute Schule, genügend Ausbildungs- und Arbeitsplätzefgehö- ·

ren dazu. Ich bin froh, dass ca. 8 300 junge Menschen von

dem Jugend-Sofortprogramm der Bundesregierung profitieren können. Jugendpolitik meint aber auch die Förderung· der Jugendverbände und die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, sich sportlich, sozial oder künstlerisch zu betätigen. Ich danke dem Landtag, dass der Haushalt mir diese Möglichkeit im Rahmen dessen gibt, was ein Sparhaushalt hergeben kann.

Mein Haushalt will ~ußerdem einen Beitrag zur vermehrten Beteiligung von Kindern und Jugendlichen und zur Unter

stützung eigener Projekte dieser Kinder und Jugendlichen leisten. Dafür und nicht für Wahlkampfzwecke, wie die CDU in ihrem Antrag befürchtet, sind· die Mittel "Kinderfreundli- · ches Rheinland-Pfalz" vorgesehen, ganz im Sinnder EnqueteKommission "Kinder und Jugendliche". Ich bin gern bereit, jedes Mal im Einzelnen abzurechnen, was mit diesem Geld

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geschehen ist, damit Sie wirklich die Kontrolle haben, dass es dafür verwendet wird und nicht für eine Imagekampagne der Ministerin.