Protokoll der Sitzung vom 01.12.2005

....................................................................................................................................... 6914 Abg. Burgard, SPD:..................................................................................................................................... 6979 Abg. Creutzmann, FDP:........................................................................................................... 6980, 6989, 7002 Abg. Dr. Braun, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:............................................................... 6972, 6976, 6981, 7004 Abg. Dr. Gölter, CDU:......................................................................6907, 6909, 6918, 6923, 6926, 6970, 6988 Abg. Dr. Rosenbauer, CDU:................................................................................ 6909, 6912, 6932, 6995, 6997 Abg. Ernst, CDU:............................................................................................................................... 6970, 6975 Abg. Frau Brede-Hoffmann, SPD:................................................................................. 6942, 6947, 6954, 6957 Abg. Frau Ebli, SPD:.................................................................................................................................... 6992 Abg. Frau Grützmacher, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................. 6914, 6915, 6916, 6979 Abg. Frau Hammer, CDU:................................................................................................................. 6913, 6978 Abg. Frau Hayn, CDU:................................................................................................................................. 6952 Abg. Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...........................................6908, 6909, 6920, 6925, 6927, 6986 Abg. Frau Kohnle-Gros, CDU:....................................................................................... 6911, 6912, 6927, 6936 Abg. Frau Morsblech, FDP:........................................................................................... 6944, 6949, 6958, 6994 Abg. Frau Schleicher-Rothmund, SPD:.....................................................6914, 6928, 6933, 6934, 6939, 6982 Abg. Frau Thomas, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:...........................6913, 6929, 6933, 6937, 6940, 6966, 6998 Abg. Fuhr, SPD:........................................................................................................................................... 6974 Abg. Hartloff, SPD:............................................................................................................................ 6917, 6963 Abg. Hohn, FDP:........................................................................................6919, 6924, 6967, 6973, 6975, 6984 Abg. Jullien, CDU:................................................................................................................... 6917, 6964, 7000 Abg. Keller, CDU:.................................................................................................................... 6943, 6948, 6956 Abg. Kuhn, FDP:...................................................................................................................... 6930, 6936, 6940 Abg. Lelle, CDU:................................................................................................................................ 6952, 6962 Abg. Licht, CDU:.......................................................................................................................................... 6983 Abg. Marz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:................................................................................ 6949, 6991, 6996 Abg. Nink, SPD:............................................................................................................. 6906, 6918, 6922, 6987 Abg. Puchtler, SPD:..................................................................................................................................... 6965 Abg. Ramsauer, SPD:....................................................................................................................... 6971, 6999 Abg. Schreiner, CDU:.............................................................................................................. 6912, 6916, 6917 Abg. Wiechmann, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN:..................................................................... 6941, 6947, 6957 Abg. Wirz, CDU:................................................................................................................................ 6964, 6969 Bauckhage, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau:................ 6906, 6907, 6908, 6909

6925, 6990 Beck, Ministerpräsident:.............................................................................................................................. 6921 Bruch, Minister des Innern und für Sport:...................................................................... 6915, 6916, 6917, 6973 Dr. Auernheimer, Staatssekretär:...................................................................................................... 6996, 6997 Frau Ahnen, Ministerin für Bildung, Frauen und Jugend:.................................................................. 6945, 6960 Frau Conrad, Ministerin für Umwelt und Forsten:............................................................................. 6976, 6984 Präsident Grimm:...............................................6906, 6907, 6908, 6909, 6910, 6911, 6912, 6913, 6914, 6915

6916, 6917, 6918, 6919, 6920, 6921, 6922, 6923, 6924, 6925

6926, 6927, 6928, 6929, 6930, 6931, 6932, 6933, 6934 Prof. Dr. Deubel, Staatssekretär:....................................................................................................... 6968, 7003

..... 6910, 6911, 6912, 6913

6914, 6931, 6938, 6977 Vizepräsident Creutzmann:...............................6957, 6958, 6960, 6962, 6963, 6964, 6965, 6966, 6967, 6968

6969, 6970, 6971, 6972, 6973, 6974 Vizepräsident Itzek:...........................................6975, 6976, 6977, 6978, 6979, 6980, 6981, 6982, 6983, 6984

6986, 6987, 6988, 6989, 6990, 6991, 6992, 6993, 6995 Vizepräsidentin Frau Grützmacher:.......................................6996, 6997, 6998, 6999, 7000, 7001, 7003, 7004 Vizepräsidentin Frau Hammer:..........................6934, 6936, 6937, 6938, 6939, 6940, 6941, 6942, 6943, 6944

6945, 6946, 6947, 6948, 6949, 6952, 6954, 6956

104. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz am 1. Dezember 2005

Die Sitzung wird um 9:31 Uhr vom Präsidenten des Landtags eröffnet.

Guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich eröffne die 104. Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz.

Zu schriftführenden Abgeordneten berufe ich Matthias Lammert und Dieter Klöckner. Herr Klöckner führt die Rednerliste.

Entschuldigt sind für heute die Abgeordneten Marianne Grosse, Anne Kipp, Anne Spurzem, Hedi Thelen, Michael Hörter und Dr. Peter Schmitz.

Meine Damen und Herren, Sie haben sicher schon eine Information darüber erhalten, dass die für morgen vorgesehene Regierungserklärung des Herrn Wirtschaftsministers von der Tagesordnung abgesetzt wird. Herr Staatsminister Bauckhage ist wegen der Teilnahme an einer Trauerfeier verhindert.

Entsprechend der gestern beschlossenen Tagesordnung setzen wir heute unsere Beratungen fort.

Wir beginnen mit Punkt 8 der Tagesordnung:

Fragestunde – Drucksache 14/4718 –

Ich rufe die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Manfred Nink (SPD), Geplante Kürzung der Regionalisierungsmittel – Nummer 1 der Drucksache 14/4718 – betreffend, auf.

Ich erteile Herrn Abgeordneten Nink das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich frage die Landesregierung:

1. Welche Erkenntnisse hat die Landesregierung über die beabsichtigte Kürzung der Regionalisierungsmittel?

2. Welche Auswirkungen hätten die Mittelkürzungen aus Sicht der Landesregierung für den „RheinlandPfalz-Takt“?

3. Welche Maßnahmen wird die Landesregierung ergreifen, um einer Kürzung der Regionalisierungsmittel entgegenzutreten?

4. Welche Möglichkeiten haben die Bundesländer, um eine Mittelkürzung zu verhindern?

Es antwortet Herr Verkehrsminister Bauckhage.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Rheinland-Pfalz-Takt hat sich auf der Grundlage des Regionalisierungsgesetzes zu einem Erfolgsmodell für einen attraktiven Schienenpersonennahverkehr entwickelt. Die erzielten Erfolge, Fahrgastzuwächse von rund 90 %, dürfen nicht durch kurzatmige und ungezielte Ad-hoc-Kürzungen gefährdet werden.

Im verkehrspolitischen Teil des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung wird ausgeführt, dass die Regionalisierungsmittel der Finanzierung und Aufgabenwahrnehmung des öffentlichen Personennahverkehrs dienen. Ferner will man den ÖPNV mit einem ausreichenden Finanzierungsbeitrag auf hohem Niveau fördern. Dem ist eigentlich nur zuzustimmen.

Gleichwohl ist in dem Koalitionsvertrag unter der Überschrift „Staatsfinanzen nachhaltig konsolidieren – Steuersystem zukunftsorientiert reformieren“ eine Kürzung der Regionalisierungsmittel vorgesehen. Diese werden zu den „Fördertatbeständen“ gezählt, bei denen „gezielte Einsparungen“ überfällig seien und bei denen bereits im Jahr 2007 1 Milliarde Euro einzusparen sei. Bis zum Jahr 2009 sollen die Einsparungen dann auf 1,4 Milliarden Euro anwachsen.

Bis zum Jahr 2007 soll der erforderliche Einsparbetrag im Wesentlichen durch ein Haushaltsbegleitgesetz sichergestellt werden, das parallel zu den Haushaltsberatungen zum Bundeshaushalt 2006 dann auf den Weg gebracht werden soll.

(Frau Kiltz, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Herr Minister, ich verstehe nichts!)

Es funktioniert nicht so.

Die Koalitionsvereinbarung verkennt nach unserer Auffassung, dass es bei der Finanzierung des Nahverkehrs nicht um einen beliebigen Subventionstatbestand geht. Die Mittelausstattung der Länder hierfür ist im Grundgesetz verankert. Hier geht es darum, dass Unternehmen, die im Rahmen der Daseinsvorsorge Leistungen im Nahverkehr erbringen, aufgrund vertraglicher Regelungen finanzielle Ansprüche an die Besteller haben, die auch erfüllt werden müssen. Jedenfalls sind kurzfristige und einseitige Veränderungen wegen der bestehenden vertraglichen Regelungen mit den Verkehrsunternehmen praktisch nicht umsetzbar, es sei denn, man wollte gravierende Ad-hoc-Eingriffe akzeptieren. Deshalb ist die vorgesehene Pauschalkürzung der Regionalisierungsmittel für Rheinland-Pfalz nicht akzeptabel.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Mündliche Anfrage wie folgt:

Zu Frage 1: Im Koalitionsvertrag bzw. in der Koalitionsvereinbarung ist nicht konkret festgelegt, welche Anteile

des angesprochenen Einsparvolumens bei den Regionalisierungsmitteln erbracht werden sollen. In der Presse wurden bereits Zahlen genannt: für den Zeitraum 2006 bis 2009 bis zu 3,1 Milliarden Euro. Wie gesagt, es wurde in der Presse genannt. Das ist nicht belastbar.

(Dr. Gölter, CDU: Aber für die gesamte Gruppe! Das ist ein großer Unterschied!)

Richtig, für die gesamte Gruppe.

Wegen der sich aus § 8 des Regionalisierungsgesetzes ergebenden Berechnungsmodalitäten wäre RheinlandPfalz mit 4,74 % an den Kürzungen beteiligt. Unter der Annahme, dass bis 2009 ein Kürzungsbeitrag von insgesamt 3,1 Milliarden Euro zu erbringen wäre, würden dem ÖPNV in Rheinland-Pfalz bis 2009 rund 147 Millionen Euro entzogen. Schon im Jahr 2006 müsste bei den Regionalisierungsmitteln ein Einsparvolumen von rund 16,6 Millionen Euro verkraftet werden.

Zu Frage 2: In Rheinland-Pfalz werden die Regionalisierungsmittel in sehr hohem Maß unmittelbar für die Finanzierung des Schienenpersonennahverkehrs und der Regiobusse verwendet. Eine Kürzung der Regionalisierungsmittel im Zeitraum bis 2009 im vorgenannten Maß kann aller Voraussicht nach im Landeshaushalt nicht kompensiert werden. Der Rheinland-Pfalz-Takt müsste deshalb dann entsprechend eingeschränkt werden.

Wegen der hohen Remanenzkosten – der Fixkostenanteil bei Infrastruktur und Fahrzeugen wird dabei wesentlich durch den Bedarf von der Tagesspitze bestimmt – könnten die Kosten des SPNV durch Ausdünnung der Fahrpläne nicht adäquat reduziert werden. Zudem würde die verringerte Attraktivität des SPNV sinkende Erlöse zur Folge haben, sodass die Wirtschaftlichkeit des SPNV sich verschlechtern würde.

Im Ergebnis wäre daher eine Abwärtsspirale zu befürchten. Damit würden die in den letzten Jahren erzielten Erfolge beim Aufbau eines attraktiven und leistungsfähigen ÖPNV und SPNV zunichte gemacht. Ein Rückschritt in den Zustand vor der Bahnreform wäre nicht auszuschließen.

(Zuruf des Abg. Wirz, CDU)

Zu Frage 3: Ich habe bereits in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Tiefensee die Kürzung der Regionalisierungsmittel strikt abgelehnt. Dabei habe ich besonders darauf hingewiesen, dass auch vor dem Hintergrund der stark angestiegenen Energiepreise die bislang diskutierten Kürzungen den Rheinland-PfalzTakt als bundesweites Modellprojekt für den ÖPNV unter Umständen gefährden können.

In einem Gespräch zwischen Ministerpräsident Beck und dem Bundesverkehrsminister wird diese Thematik ebenfalls mit höchster Priorität behandelt.

Ferner habe ich die Senatorin für Stadtentwicklung des Landes Berlin als derzeitige Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz gebeten, zu dieser Thematik zeitnah eine Sonderverkehrsministerkonferenz einzuberufen, um ein abgestimmtes Vorgehen aller Bundesländer bei den

Kürzungsplänen beim Regionalisierungsgeld sicherzustellen.

Zu Frage 4: Die seitens der Bundesregierung vorgesehene Kürzung der Regionalisierungsmittel bedarf der Zustimmung der Länder, weil hierfür das Regionalisierungsgesetz geändert werden müsste.

Ich gehe davon aus, dass die Länder einer isolierten derartigen Änderung nicht zustimmen werden.

Rheinland-Pfalz wird jedenfalls im Zuge möglicher Beratungen von Kürzungen im Rahmen eines Haushaltsstrukturgesetzes mit allen Mitteln versuchen, derartige Kürzungen zu verhindern.

Wir wollen die Angebotsqualität des Rheinland-PfalzTakts auch künftig erhalten.