Lassen Sie mich die Gelegenheit nutzen, noch einmal sachlich zu analysieren. Trotz mancher Schwierigkeiten in bestimmten Segmenten – so bei Weißwein mit Fassweinvermarktung – finden wir allgemein ein sehr positives Konsumklima für Wein vor. Wein ist im Gegensatz zu Bier und Spirituosen „in“. Seit 1995 haben sich laut der Gesellschaft für Konsumforschung die Ausgaben der privaten deutschen Haushalte für alkoholische Getränke deutlich verschoben. Wurden im Jahr 1995 nur 23,6 % aller Ausgaben für alkoholische Getränke für Wein getätigt, so waren es im Jahr 2000 31,2 % trotz leichtem Anstieg der Gesamtausgaben um 4 % auf 20,8 Milliarden DM. Der Anteil der Ausgaben für den Kauf von Bier sank dagegen von 36,5 % auf 31,7 %.
Ähnlich verhält es sich auch bei den Ausgaben für Spirituosen. Alles in allem kann man von einer erfreulichen Entwicklung beim Wein ausgehen. Die ersten Daten aus dem Jahr 2001 unterstreichen diesen Trend. Som it ist es unbedingt notwendig, dass wir im Angebot weiterhin den Verbraucherwünschen entsprechen, was ausdrücklich in der Koalitionsvereinbarung festgehalten wurde. Obwohl der Zuwachs bei Wein generell auch im ersten Halbjahr wieder 3 % beträgt, müssen wir bei Weißwein leider eine negative Entwicklung fes tstellen.
Warten Sie einmal ab. Deutschland stellt hierbei jedoch keine Ausnahme dar, sondern auch andere Weißwein produzierende Anbaugebiete in der EU sind von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben. Als hingegen positiv ist hierbei die Entwicklung in der Pfalz zu sehen, als dem rheinland-pfälzischen Anbaugebiet
abgesehen von der Ahr, in dem schon recht früh mit der Anpflanzung von Rotweinsorten begonnen wurde – mit dem höchsten Rotweinanteil. Besonders in den letzten Jahren bestanden dort die Anpflanzungen zu zwei Dritteln aus Rotweinsorten, sodass bald die 30 %-Marke im Anbau erreicht sein wird.
Hauptproblem unserer Winzer ist jedoch der Weißweinsektor. Hier ist die augenblickliche Lage durch ein Überangebot an Weißweinen gekennzeichnet. Die Dauerkulturen und hohen Anlagekosten stehen einer schnellen punktuellen Strategieänderung natürlich entgegen. Unter diesem Aspekt ist das Umstrukturierungsprogramm der EU ein wichtiger Faktor, der sich bei richtiger Anwendung positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit unserer Weinbaubetriebe auswirken wird.
Insgesamt wird die Landesregierung für diese strategischen Maßnahmen innerhalb von fünf Jahren Finanzmittel in Höhe von 100 Millionen DM zur Verfügung stellen. Die FDP-Fraktion begrüßt dies ausdrücklich, da hiermit unsere Weinbaubetriebe für die zukünftigen Herausforderungen fit gemacht werden. Dies ist für unsere Winzer erheblich besser, als die im CDU-Antrag geforderte Dringlichkeitsdestillation nochmals finanziell mit Landesmitteln zu unterstützen.
Meine Damen und Herren, meines Erachtens ist dies für das Image des rheinland-pfälzischen Weins wenig förderlich und wird auch wenig förderlich sein. Wie man aus der oben genannten Forderung unschwer folgern kann, bestehen besondere Probleme zurzeit vor allem im Bereich der Fasswein erzeugenden Winzer. Gerade hier liegen die Weißweinerlöse bereits seit längerem unter den Herstellungskosten, sodass immer mehr Betriebsleiter Weißweinflächen aufgeben oder dies erwägen. Die direkt vermarktenden Weingüter sind hingegen weit überwiegend erfolgreich am Markt. Jedoch können diese allein nicht – das sage ich ausdrücklich – eine flächendeckende Bewirtschaftung aller Weinbergslagen, gerade der landschaftsprägenden Steil- und Terrassenlagen an Mosel und Mittelrhein, sicherstellen, die zum Erhalt unserer Kulturlandschaft absolut notwendig sind.
Herr Präsident, meine Damen, meine Herren! Ich darf nur einmal feststellen, die rheinland-pfälzische Weinwirtschaft befindet sich in einer sehr schwierigen Situation. Jeder aus den anderen Fraktionen, der das in Abrede stellt, tut meines Erachtens der Situation keinen guten Dienst.
Nehmen Sie mir bitte ab, was der Kollege Dr. Geisen gesagt hat, das wäre ein Bärendienst für Winzer – ich bin gelernter und studierter Winzer –, ist eine bodenlose Frechheit. Ich muss Ihnen das sagen, Herr Dr. Geisen.
Nun komme ich zu dem, was Frau Baumann gesagt hat. Frau Baumann hat beklagt, dass nur ein Drittel ordentliche Weine machen würden. Was machen dann die restlichen zwei Drittel?
Frau Baumann, doch, das war so gesagt. Ich habe mir notiert, ein Viertel bis ein Drittel Altbestände lagern noch bei den Winzern.
Ich möchte noch einmal das wiederholen, wo wir vielleicht das Fitzchen einer Chance sehen, wie man sich im Herbst 2001 hilfreich einbringen kann. Es ist abgelegt, was Herr Kollege Schmitt gesagt hat: Die Bindung von Fassweinwinzern. Diese müssen wir zu den Vermarktern führen. Die Fassweinwinzer sind finanziell nicht in der Lage, diese Mittel aufzubringen. Ich sage Ihnen das in aller Deutlichkeit.
Herr Minister Bauckhage, bei aller Wertschätzung, es nutzt auch nichts, dass wir eventuell Ende des Jahres
vielleicht die Notierung mit 2.000 Euro bzw. 2500 Euro bekommen. Es nutzt nichts mehr. Ich darf Ihnen auch sagen – dies ist schon gedruckt worden –: Weißweine dienen nicht mehr als Sicherheit bei Banken. Weinberggelände wollen die Banken gar nicht mehr als Grunddienstbarkeit haben. Darauf legen sie keinen Wert mehr. Es lässt sich kein Geld mehr verdienen, jedenfalls nicht mehr mit dem Weißwein. Deswegen müssen wir uns überlegen, wie wir das hinbekommen. Deswegen ist im Ausschuss für Landwirtschaft und Weinbau die Bitte gewesen, wie wir dort hinkommen. Das Zwölf-PunkteProgramm vor der Landtagswahl: schön und gut. Aber es steht jetzt die vierte Ernte in Aussicht. Jetzt muss ich feststellen, es ist kein neues Programm aufgelegt worden. (Zuruf aus dem Hause)
Frau Kollegin Kiltz, schminken Sie es sich ab, die CDU steht voll und ganz hinter Hektarhöchsterträgen. Wenn Sie etwas anderes sagen wollen, möchte ich dies zurückweisen. Die CDU-Fraktion wird in der Hinsicht das unterstützen. Wir treten dafür ein, dass wir durch eine Qualitäts- und Vermarktungsoffensive aus diesem Teufelskreislauf herauskommen.
Wir bohren uns im Moment immer tiefer in den Sumpf, der „Große Bestände von Weißwein“ heißt. Damit geht auch – weil den Winzern das Geld fehlt, um die qualitätsmäßige Vinifizierung herbeizuführen – die Qualität herunter. Deswegen dieser Ansatz. Dieser minimale Ansatz ist nicht abgeschrieben, sondern hier zusammen vorgetragen und in das Programm eingegangen.
Liebe Frau Kiltz, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich bitte darum: Die Winzerschaft hat es verdient, dass wir uns bemühen, um in dieser äußerst schwierigen Situation voranzukommen.
Der Winzer hat es nicht verdient, dass er zum Spielball von einzelnen Fraktionen wird. Der Winzerstand arbeitet äußerst hart. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel: Bei den Preisen, die ich vorhin im Kollegenkreis genannt habe, verdient er keinen Pfennig für eine Stunde geleistete Arbeit.
Ich freue mich, Gäste im Landtag begrüßen zu dürfen, und zwar Damen und Herren aus Lahnstein. Seien Sie herzlich willkommen im Landtag!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Kollege Anheuser, von Ihnen als gelernter Winzer hätte ich schon erwartet, dass Sie die Winzerschaft nicht über einen Kamm scheren. Das tun Sie permanent.