Der Wissenschaftsrat, der die Bundesregierung und die Länder in Fragen der Hochschulentwicklung berät, hat im Juli 2014 eine Analyse vorgelegt und festgestellt, dass diese Modellstudiengänge einen wesentlichen Beitrag zur
Weiterentwicklung des Medizinstudiums leisten, nämlich nicht erst nach dem Physikum – bis dahin habe ich nie einen Patienten gesehen –, sondern bereits ab dem ersten Studienjahr haben die Studierenden Kontakt mit den Patienten. Diese Modellstudiengänge, die es in unterschiedlichen Variationen gibt – da gibt es drei verschiedene Wege –, eröffneten letztendlich auch den Übergang von einer an den Lerninhalten der einzelnen Fächer zu einer an den ärztlichen Rollen und ihren notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen orientierten Ausbildung. – So war das Fazit des Wissenschaftsrates.
Im Rahmen des herkömmlichen Medizinstudiums wird zunehmend von Frustrationen berichtet. Statt Klinik lerne man zunächst Grundlagen, statt Praxis primär Theorie.
An diesen Modellstudiengängen werden exemplarisch Vorklinik und Klinik miteinander verzahnt, Fächer werden nicht mehr getrennt gelehrt, sondern gemeinsam und organzentriert. Das führt dazu, dass wir gute Ärzte bekommen, die nicht nur die Theorie, sondern auch die Praxis kennen.
Das war auch zu meiner Zeit schwierig, da musste man sich in den Semesterferien in freiwilligen Praktika das Wissen zusammenbesorgen, das man dringend brauchte.
Zwar unterscheiden sich die Modellstudiengänge hinsichtlich Aufbau und Lernmethoden von Universität zu Universität, gemeinsam ist ihnen aber eine Intention: Anstatt Theorie und Praxis getrennt zu vermitteln, können die Studenten von Anfang an auch praktische Fähigkeiten und diagnostisches Denken erlernen.
Durch moderne Unterrichtsformen werden die Studierenden besser auf die Praxis vorbereitet, indem sie von Anfang an die Möglichkeit erhalten, mit Patienten – das ist wichtig – in Kontakt zu kommen.
Verschiedene Lern- und Lehrangebote kommen zum Einsatz. Kernelemente der Studiengänge nach diesen Modellen sind aber die Verknüpfung von theoretischen und klinischen Inhalten vom ersten Semester bis zum Ende des Praktischen Jahres, also ein kompetenzorientiertes Curriculum, das auf die Vermittlung praktischer ärztlicher Fähigkeiten gerade der Allgemeinärzte abzielt.
Mein alter Professor von der Inneren Medizin hat immer gesagt, wenn Sie das jetzt bei mir hören, ist das so, wenn Sie später im Westerwald praktischer Arzt sind, dann müssen Sie das anders machen. Dann sind Sie im normalen Leben angekommen.
Ich will abschließend darum werben, dass dieser Studiengang in Mainz eine Chance erhält. Ich habe heute Mittag festgestellt, Rot-Grün hat einen Alternativantrag geschrieben, der heute Mittag verteilt worden ist. Der geht im Prin
Der Präsident der Landesärztekammer hat das bereits getan. Am letzten Sonntag war in der Monatszeitschrift des Marburger Bundes zu lesen – ich darf Herrn Professor Hessenauer zitieren –: Willkommene Signale aus der Politik. Herr Professor Dr. Frieder Hessenauer, Präsident der Ärztekammer, erhält nach seiner klaren Analyse der Überalterung der Ärzteschaft und des Ärztemangels Unterstützung aus dem rheinland-pfälzischen Landtag. Die Chancen des Modellstudiengangs im Medizinstudium sollten auch für Rheinland-Pfalz genutzt werden. – So weit der Kammerpräsident.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir debattieren jetzt über die weitere Entwicklung des Medizinstudiums in Deutschland und damit natürlich auch in Rheinland-Pfalz.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, worum geht es? – Wir haben es in unserem Antrag deutlich benannt: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, epidemiologischer Veränderungen und des medizinischen Fortschritts sowie einer in diesem Zusammenhang ständig komplexer werdenden Situation der ärztlichen Versorgung ist die Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland zur dringenden Notwendigkeit geworden, damit auch in Zukunft die Versorgung der Bevölkerung und die akademische Ausbildung des Ärztenachwuchses auf hohem Niveau sichergestellt bleiben.
Es herrscht Einigkeit – das ist gerade deutlich geworden – darüber, dass wir eine Reform der Medizinerausbildung brauchen. Es soll ein stärkerer Praxisbezug hergestellt werden, und die Theorielastigkeit des Studiums soll eingeschränkt werden.
Damit kommen wir zur zweiten Frage: Wie kommen wir dahin? – Dafür muss man noch einmal den Blick zurückwerfen. 1999 wurde mit der Modellklausel in der Approba
tionsordnung den antragstellenden Universitäten die Möglichkeit eingeräumt, von der Regelausbildung in einzelnen Punkten abzuweichen.
Diese Möglichkeit wurde von einigen Universitäten genutzt. Dabei ließen sich grundsätzlich drei Gruppen unterscheiden: klassische, weiterhin einzelfachlich geregelte Studiengänge, gemäßigt integrativ-reformierte Studiengänge sowie die eigentlichen Modellstudiengänge im Sinne der Modellklausel.
Der Wissenschaftsrat hat diese Entwicklung vor Kurzem evaluiert und sieht die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der Regelstudiengänge.
Die Erkenntnisse aus den Modellstudiengängen leisten dabei einen wichtigen Beitrag. So sagt der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Herr Professor Dr. Manfred Prenzel – ich zitiere –: Aufbauend auf den Erfahrungen der bestehenden Modellstudiengänge halten wir eine konsequente Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Richtung kompetenzorientierter, integrierter Curricula für erforderlich. Konkret sollen künftige Ärztinnen und Ärzte an den ärztlichen Rollen und ihren Kompetenzen orientiert ausgebildet werden, wohingegen sich die bisherige Ausbildung an den traditionellen Fächern orientierte. Vorklinische und klinische Inhalte sollen während des gesamten Studiums künftig generell kombiniert werden. – Da sind wir eigentlich alle ganz nah beieinander.
So betonen es auch die gemeinsame Arbeitsgruppe des Medizinischen Fakultätentages und die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung. Der Wissenschaftsrat empfiehlt eine Novellierung, und die Bundesärztekammer wiederum hat diese Empfehlung des Wissenschaftsrats zu einer Reform des Medizinstudiums begrüßt.
Es gilt jetzt, die wichtigen Erfahrungen aus den Modellstudiengängen in die bundeseinheitliche Reform einfließen zu lassen.
Jetzt kommen wir zu der dritten Frage: Wer ist hier ein wenig auf dem Holzweg? – Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, mit Ihrem Antrag zur Einführung eines weiteren Modellstudiengangs sind Sie ganz klar auf dem Holzweg. Sie humpeln der faktischen bundesweiten Entwicklung hinterher.
Wir brauchen nicht einen weiteren Modellstudiengang, um die Vielzahl vorhandener Modell- und Reformstudiengänge auszuweiten, nein, stattdessen brauchen wir eine Neustrukturierung des Medizinstudiums im Rahmen einer Neufassung der Approbationsordnung.
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, zunächst ist Ihr Antrag in seiner Ausgestaltung von bemerkenswerter Spärlichkeit, immerhin wollen Sie einen Modellstudiengang auf den Weg bringen. Sie verlieren kein Wort zu konkreten Kriterien, die der von Ihnen geforderte Modellstudiengang beinhalten sollte. Angesichts der Faktenlage, die man jetzt aus den 15 Jahren Modellstudiengang hat, hätten Sie aus einem reichhaltigen Fundus schöpfen können. Das haben
Sie fallen summa summarum hinter sämtliche Entwicklungen zurück. Sie sind nämlich auf dem Holzweg, weil Sie Erkenntnisse und Schlussfolgerungen aus den existierenden Modellstudiengängen einfach ignorieren.
Sie sind auf dem Holzweg, weil Sie die Empfehlungen der zuständigen Fachgremien – ich habe sie vorhin genannt –, wie Wissenschaftsrat und andere, ignorieren.
Sie sind auf dem Holzweg – das finde ich auch ganz bemerkenswert –, weil Sie die von CDU und SPD vereinbarten politischen Zielsetzungen und Umsetzungen, wie den Masterplan Medizinstudium 2020, ignorieren. Es ist immerhin ein Teil des Koalitionsvertrags der Großen Koalition, und das bei Beteiligung führender CDU-Politiker in Berlin, wie Herrn Gröhe und Frau Wanka.
Ist das für Sie gar nichts? Sie haben uns im Mai angekündigt, dass es eine gemeinsame Arbeitsgruppe geben wird.
So gesehen ist Ihr Vorschlag überholt. Die zuständige Wissenschaftsszene ist weitaus weiter, als Sie es sind. Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis.
Ich glaube auch nicht, dass ein weiterer Modellstudiengang dazu führen wird, dass wir den Ärztemangel in den Griff bekommen.
Ich erinnere mich an die DHV-Tagung, auf der der stellvertretende DHV-Präsident, der Mediziner ist, mir gesagt hat, wir bilden genügend Mediziner aus. Die Fragestellung ist: Wer lässt sich alles als Arzt nieder?
Liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU, wir sind eigentlich nah beieinander. Lassen Sie uns im Ausschuss gemeinsam versuchen, zusammenzukommen und einen gemeinsamen Antrag auf den Weg zu bringen.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich wollte eigentlich keine zweite Runde machen, aber es war nötig nach dem, was Sie hier erzählt haben. Das war schon schwer erträglich.