Guten Morgen, meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich eröffne die Sitzung und bitte Sie, Ihre Plätze einzunehmen. Erkrankt sind die Abgeordneten Klaus-Peter Puls und Dr. Johann Wadephul sowie Frau Ministerin Moser. - Wir wünschen ihnen von hier aus gute Besserung!
Wegen dienstlicher Verpflichtungen auf Bundesebene sind Herr Landtagspräsident Arens und Herr Minister Dr. Stegner beurlaubt.
Wird das Wort zur Begründung gewünscht? - Das ist nicht der Fall. Ich eröffne die Aussprache. Herr Abgeordneter Benker hat das Wort.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Europa brauch Sympathisanten. Wie ich sehe, sind die noch nicht alle da.
Europa braucht Sympathisanten nicht nur auf unserer Ebene, sondern sowohl hier als auch in Brüssel. Heute ist in Brüssel der entscheidende Tag für die Verfassung.
Man muss sich also fragen, ob man den Begriff der Europaschule noch braucht. Die Antwort ist ja. Wir brauchen den Schwerpunkt Europa nicht nur in der Behandlung des Themas im Unterricht, sondern auch bei Aktivitäten außerhalb des Unterrichts. Es genügt uns auch nicht, Europaschulen nur im Ausschuss abzuhandeln. Nein, das Thema und die Leistungen
Die 21 Europaschulen in Schleswig-Holstein verteilen sich zwar über das ganze Land, jedoch nicht in gleichem Maße über die Schularten. So finden wir unter den Europaschulen zwar 12 Gymnasien, aber nur eine Grund- und Hauptschule. Wir möchten die Schulleiter und die Schulträger ermuntern, ihre Bildungseinrichtungen mit neuer Schwerpunktsetzung in Europaschulen umzuwandeln.
Welche Informationen gibt es zu diesem Thema? Wir finden eine Internetseite „Europaschulen in Schleswig-Holstein“ und eine Internetkartei mit allen Europaschulen in der Bundesrepublik. Hinzu kommt der Verein „Europaschulen in Schleswig-Holstein“. Es gibt Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema, ein Forum an der Europäischen Akademie SchleswigHolstein Sankelmark für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern. Das ist bei den Weiterbildungsmöglichkeiten nicht selbstverständlich. Hier sind die Eltern mit eingebunden. Das Einzige, was fehlt, ist zusätzliches Geld für Europaschulen. Das haben wir nicht. Durch Kreativität ist aber auch ohne Geld viel erreichbar. Wir dürfen deshalb nicht in unseren Bemühungen nachlassen, den europäischen Gedanken so früh wie möglich an Kinder und Jugendliche heranzutragen und Eltern und Lehrkräfte zu motivieren, sich des Themas Europa anzunehmen.
Wir, die Politiker, müssen die Notwendigkeit verdeutlichen, dass wir als Nationalstaat ohne Europa kaum eine Zukunftschance haben.
2004 ist das Wahljahr für das Europäische Parlament. Diese Wahl muss auch zu einem Bekenntnis für Europa gestaltet werden. Dies wird nur durch eine hohe Wahlbeteiligung sichtbar. Dieses Ziel sollten wir uns alle gemeinsam - unabhängig von den Bewerbungen der einzelnen Parteien - vornehmen, um - so will ich das einmal formulieren - Europa zum Sieg zu verhelfen.
Unsere Aufgabe ist es, die Menschen bei der Gestaltung Europas mitzunehmen. Es zeichnet die Europaschulen aus, dass sie nicht nur ein besonderes Sprachenangebot haben, sondern einen Beitrag zur Integ
ration der europäischen Nationalstaaten und damit der europäischen Völker, der Volksgruppen und Minderheiten zu einem gemeinsamen europäischen Haus der sozialen Sicherheit und des friedvollen Miteinanders leisten.
Ich will die unterschiedlichen Strukturen Europas und die unterschiedlichen kulturellen Werte nicht gewichten und unterschiedliche nationale Geschichtsverläufe nicht verwischen. Friedensbemühungen finden aber nicht nur immer in der großen Politik statt. Der Mosaikstein, den jeder einzelner Schüler, jede einzelne Schülerin und jede einzelne Lehrkraft in Europaschulen leistet, ist auch ein Beitrag zur Integration und zum Frieden in Europa. Daher soll dieser Tagesordnungspunkt heute eine Anerkennung ihrer Arbeit sein.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist gut, über ein Thema zu sprechen, das über alle Fraktionsgrenzen hinaus kaum Gegensätze hervorruft. Die Europaschulen sind zweifelsohne eine sehr nützliche Einrichtung, die Schülerinnen und Schüler verschiedener Länder - insbesondere natürlich der Europäischen Union - einander näher bringen. Sprachlicher und kultureller Austausch sind wertvolle Beiträge des Zusammenwachsens Europas und stärken zugleich die Vielfalt des Kontinents.
Bei diesem Thema geht es also darum zu überlegen: Aus welchen Feldern der Politik können den Europaschulen in unserem Lande zusätzliche und neue Anregungen und Impulse gegeben werden? Als besonders wichtig erachten wir, dass die Europaschulen auch verstärkt Kontakt zu den neuen EU-Ländern aufnehmen.
Für Schleswig-Holstein heißt dies schon aus geographischen Gründen, insbesondere mit Estland, Lettland, Litauen und Polen in Kontakt zu treten. Dies dient nicht nur dem gegenseitigen Kennenlernen, sondern auch der wirtschaftlichen Zukunft unseres Landes.
Die baltischen Länder und Polen werden in den nächsten Jahren zweifelsohne verstärkt auch unsere Handelspartner sein. Das bedeutet natürlich, dass es
gut ist, wenn man die Sprachen dieser Länder spricht. Polnisch, Litauisch, Estnisch und Lettisch sind deshalb Sprachen, die in unseren Europaschulen in den nächsten Jahren eine größere Rolle als bisher spielen sollten.
Wer sich in internationalen Wirtschaftsgeschäften auskennt, der weiß, dass es allemal besser ist, die Sprache eines Wirtschaftspartnerlandes selbst zu sprechen, als sich mit Englisch zu behelfen. Hier im Haus sind es einige, die sich auskennen. Zweisprachiger Unterricht in Fächern wie Geographie kann solche Sprachkompetenz zusätzlich stärken.
Vor dieser Plenarsitzung habe ich mit einigen Lehrern von Europaschulen Kontakt aufgenommen und sie gefragt, wie sie sich fühlen und welche Gedanken und Ideen sie haben und was sie von uns wünschen. Dass viele dieser Wünsche sich mit mehr finanziellen Zuschüssen verbinden, hat Herr Benker schon gesagt. Das ist keine Neuigkeit für dieses Haus. Viele Schüler besitzen von Haus aus nicht die Mittel, um die Auslandsreisen zu finanzieren, die sich gerade mit einer Europaschule verbinden sollten. Viele Lehrer haben den Wunsch, dass ihre oft hohen Mehrarbeitszeiten für die Vorbereitung von Projektwochen und Reisen zumindest mit einer Anrechnungsstunde vom Dienstherrn anerkannt werden.
Wir alle wissen, dass der finanzielle Spielraum im Landeshaushalt leider im Moment für solche Wünsche gleich null ist. Umso wichtiger ist es mir, von dieser Stelle aus ein Dank an all die vielen ehrenamtlichen Helfer und Spender zu sagen, die die vielfältigen Aktivitäten der Europaschulen sehr intensiv tragen.
Ohne erhebliche Spenden der Wirtschaft und von Privatleuten würde es so manches Seminar, so manche Sonderveranstaltung, so manche Reise und viele Projektwochen überhaupt nicht geben. Dies heute zu würdigen, ist meiner Fraktion ein besonderes Bedürfnis.
(Vereinzelter Beifall bei CDU und FDP so- wie Beifall der Abgeordneten Monika Hei- nold [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] und Rolf Fischer [SPD])
Zuletzt möchte ich noch einen Gedanken äußern, der aus meiner Sicht hier auch noch formuliert werden muss und der für die Zukunft der Europaschulen wichtig erscheint. Die Zahl der Europaschulen wird auch in den nächsten Jahren schrittweise erhöht werden. Kriterium sollte dafür nicht sein, dass nach geo
graphischen Verteilungsstrukturen neue Schulen zu Europaschulen gekürt werden, sondern Kriterium sollte die idealistische Vorleistung von Lehrern, Schülern, Eltern und Förderern sein. Dann sollte eine solche Europaschule eingerichtet werden.
Ob auch Hauptschulen zu Europaschulen entwickelt werden sollten, müsste aus meiner Sicht noch einmal gründlich in dem zuständigen Ausschuss diskutiert werden. Insgesamt ist das jedenfalls eine nützliche und wertvolle Einrichtung.
Frau Präsidentin! Meine Damen, meine Herren! Anlässlich des europäischen Jahres der Bildung im Jahr 1996 sollte der Gedanke für ein gemeinsames Europa besonders bei den Schülerinnen und Schülern gefördert werden. Aus diesem Grund konnten und können sich seitdem interessierte Schulen in SchleswigHolstein um den Status einer Europaschule bewerben. Es sind inzwischen 21 Schulen, Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Voraussetzung für die Anerkennung zur Europaschule ist, dass der Europagedanke durch Projekte, zusätzliche Fremdsprachenangebote und interkulturelles Lernen in unterschiedlichen Bereichen in der Schule untermauert wird. Daneben sollen durch regen Schüler- und Lehreraustausch, durch Schulpartnerschaften, durch die Teilnahme an internationalen Wettbewerben und durch die Durchführung von gemeinsamen grenzüberschreitenden Projekten der Dialog über die Ländergrenzen hinweg gefördert werden.