Protokoll der Sitzung vom 13.11.2002

und eine starke Umweltbelastung allemal. Das ist das Problem unseres Landes vor allem als Brückenland in die skandinavischen Länder.

Das zweite Problem - Sie sprechen es in Ihrem Antrag an, Herr Arp - ist das Problem der Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Es sind die Preise in der Hauptsaison, die so manchen Urlaub für Familien oft unerschwinglich machen.

Können wir mit einer Entzerrung der Sommerferientermine, wie Sie es in Ihrem Antrag formuliert haben, diese Probleme beseitigen oder mildern?

(Caroline Schwarz [CDU]: Ja!)

Meine Fraktion und ich glauben: nur schwerlich oder nur zu Teilen!

Die Staus haben wir an den Anreise- und Abreisetagen. Der Kollege Maurus kennt sehr genau, was auf Sylt abläuft, wenn am Sonnabend fast jeder Woche der Gäste- und Bettenwechsel abläuft. Wir können das regelmäßig auch im Verkehrsfunk hören.

Schon eine Entflechtung des Angebots der großen Reiseunternehmen und Ferienhausanbieter von in der Regel Sonnabend bis Sonnabend auf andere Wochentage oder eine Streuung auf die Woche würde eine erhebliche Umweltentlastung mit sich bringen und mehr Urlaubsqualität bedeuten.

(Beifall des Abgeordneten Detlef Matthies- sen [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Dr. Heiner Garg [FDP]: Lotter-Betting!)

Den Regionen unseres Landes, in denen die Unterbringungskapazität auch zur Hochsaison nicht zu 100 % ausgelastet ist, würde eine Entzerrung keine wirtschaftlichen Vorteile bringen.

Zum zweiten Aspekt. Wird der Urlaub für die Familien von Schulkindern kostengünstiger, wenn die Ferientermine entzerrt würden? - Wohl kaum. Wenn die Bayern nach Italien gehen, ist auch dort im September Hauptsaison. Die Tourismuswirtschaft - da bin ich mir sicher - richtet ihre Preisgestaltung nach den Ferienzeiten.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen dritten Aspekt ansprechen. Schulferien haben eine zweifelsohne pädagogische Dimension innerhalb des Schuljahres. Das erfordert auch eine gewisse Regelmäßigkeit in der Ansetzung der Ferien, vor allem der Sommerferien. Späte Sommerferien - das haben wir erfahren, als wir immer mit die Letzten waren - verkürzen das erste Schulhalbjahr enorm. Da können von Schulbeginn im September bis zur Weihnachtszeit manchmal nur 13 Schulwochen sein, meines Erachtens zu wenig im Vergleich zum zweiten Halbjahr. Ein Hin und Her zwischen frühem und spätem Ferienbeginn wäre schulorganisatorisch wenig hilfreich.

Ich finde Ihre Idee der Entflechtung charmant. Alle gesteckten Ziele werden wir so allein nicht erreichen können. Wir haben eine Menge mehr zu diskutieren. Ich bitte, den Antrag in den Bildungsausschuss und in den Agrarausschuss als Tourismusausschuss des Landtags zu überweisen.

(Caroline Schwarz [CDU]: Sie haben nichts zu den Vorteilen gesagt!)

Das Protokoll verzeichnet Beifall.

(Beifall der Abgeordneten Renate Gröpel [SPD] und Irene Fröhlich [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Ich erteile Herrn Abgeordneten Dr. Klug das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die FDPFraktion ist dafür, dass die Sommerferientermine künftig innerhalb einer breiteren Zeitspanne angesetzt werden. Wir unterstützen den Antrag.

(Beifall bei FDP und CDU)

Jedes Land sollte seine Sommerschulferien abwechselnd in die unterschiedlichen Abschnitte des Zeitraumes zwischen Ende Juni und Mitte September legen können. Eine solche Neuregelung - das unterstreiche ich ausdrücklich - bringt nicht nur für die Tourismusbranche Vorteile.

(Ministerin Ute Erdsiek-Rave: Das ist ein Schwachsinn!)

Die Entzerrung der Sommertermine ist vor allen Dingen familienfreundlich, Frau Ministerin.

(Beifall bei FDP und CDU)

- Schimpfen Sie nicht, hören Sie zu!

(Dr. Ekkehard Klug)

Sie ist familienfreundlich erstens, weil sie den Familien mit Schulkindern die Chance gibt, ihren Sommerurlaub abwechselnd in unterschiedliche Abschnitte der Sommerperiode zu legen, das heißt mal schon Ende Juni, mal in den Bereich Anfang September.

Zweitens schont eine solche Verteilung der Ferientermine auf eine breitere Zeitspanne - das ist schon gesagt worden - tendenziell auch die Urlaubskasse der Familien. Es ist klar, dass sich die Nachfrage dann nicht auf einen so engen Zeitrahmen konzentriert, wie das nach den bisherigen Planungen der Fall sein wird.

Solange alle Bundesländer ihre Ferientermine auf einen engeren Zeitraum begrenzen, konzentriert sich logischerweise hier die Nachfrage nach Urlaubsangeboten, was gerade in den besonders nachgefragten Urlaubsgebieten höhere Preise nach sich ziehen wird.

Außerdem läge mit Sicherheit ein Vorteil einer solchen Entzerrung darin, dass sich die Urlaubsverkehre besser verteilen, als das bisher der Fall ist. Jeder, der sommerliche Blechkarawanen auf den Autobahnen oder überfüllte Züge oder überfüllte Flughäfen einmal miterlebt hat und dem sie auf die Nerven gegangen sind, wird es als einen Nutzen einer Entzerrung betrachten, wenn in Zukunft eine gewisse Entlastung zumindest durch eine etwas breitere Verteilung der Ferientermine zwischen den Bundesländern möglich gemacht wird.

Ich halte den Vorschlag, der uns unterbreitet wird, für vernünftig und unterstreiche ausdrücklich, dass es keineswegs nur um die Vorzüge und Vorteile für die Tourismusbranche geht, so sehr auch sie uns am Herzen liegt. Es gibt den zweiten Grund, nämlich die Familienfreundlichkeit einer solchen etwas breiteren Verteilung der Ferientermine, der genauso nachdrücklich für eine Änderung spricht.

(Beifall bei der FDP und vereinzelt bei der CDU)

Ich erteile Herrn Abgeordneten Matthiesen das Wort.

Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Was denkt das Wahlvolk nun? - Erst reden sie über Diäten, dann noch über Ferien.

(Lothar Hay [SPD]: Du hast doch vier Jahre Urlaub gemacht!)

Aus meiner Sicht ist das von der CDU eingebrachte Thema keineswegs ein Pillepalle-Thema. Die CDU

hat mit dem Antrag zu Ferienzeiten ein wichtiges Thema aufgegriffen. Es hat aus Sicht der Tourismuswirtschaft enorme Bedeutung, Herr Höppner. Ich kann Ihren Ausführungen nicht folgen. Heute haben wir einen Tag

(Dr. Heiner Garg [FDP]: Der komisch ist!)

der merkwürdigen Konstellationen.

Die Verdichtung der deutschen Sommerferienzeiten hat nicht nur wirtschaftliche Folgen und soziale Auswirkungen. Ebenso ist der Verkehrsbereich betroffen. Mittelbar ist es ein Stück Familienpolitik, wie Herr Dr. Klug hier richtigerweise ausgeführt hat.

Aus meiner Sicht sind bei der Festsetzung der Ferienzeiten Fehler gemacht worden, die korrigiert werden sollten. Wir haben selten so viel Übereinstimmung bei einem Antrag der CDU. Den ersten Absatz, der den eigentlichen Antrag darstellt, unterstützen wir in der Zielrichtung. Beim zweiten Teil sollte das Wort „Begründung“ darüber stehen; nichts anderes ist er.

Das Zeitfenster von unter 70 Tagen bundesweit ist nicht hinnehmbar, wenn uns drei Monate zur Verfügung stehen. Unsere Tourismuswirtschaft hat schon Probleme genug, um nicht noch mit solchen vermeidbaren Fehlern belastet zu werden. Bei dieser Verdichtung können noch so leistungsfähige Vermittlungssysteme keine freien Betten mehr in der Hauptsaison finden. Das Tummeln am Büsumer Deich wird zu einem fragwürdigen Vergnügen und schließlich hat auch auf der A 7 der Verkehrsminister keine weitere Standspur für den laufenden Verkehr mehr zur Freigabe zur Verfügung.

Aus der Sicht von Familien - ich gehöre mit meiner Frau und drei Kindern, die zur Schule gehen, dazu; man spricht da von einer kinderreichen Familie - ist das bedeutend wegen der Verteuerung der Quartiere und der Einschränkung der Wahlmöglichkeiten. Man ist eben nicht so frei wie andere Berufstätige. Das bedeutet Stress und hat mit Kinderfreundlichkeit nun wirklich nichts zu tun. Kinderfreundlichkeit haben wir uns als Zukunftsthema politisch zentral auf die Fahnen geschrieben.

Aus der Sicht der Verkehrspolitik bedeutet das schlicht Chaos und überfüllte Züge.

(Unruhe - Glocke des Präsidenten)

Wir sollten uns wieder etwas mehr konzentrieren.

Oder ich spreche lauter mit meiner Kirchenchor erprobten Stimme.

Aus der Sicht der Tourismuswirtschaft wird ein deutlich gesteigertes Ausweichen auf den Auslandstourismus, eine verengte Hauptsaison und eine schlecht belegte Vor- und Nachsaison bei uns zu beobachten sein.

Ich brauche nicht zu betonen, dass der Auslandstourismus auch in der Ökobilanz im Vergleich zu der einheimischen Feriengestaltung schlechter abschneidet. Es ist klar, dass insbesondere ein Bundesland wie Schleswig-Holstein mit seiner intensiven Tourismuswirtschaft von diesen negativen Auswirkungen besonders betroffen wird.

Wir sollten also zügig zu einer Änderung der geplanten Ferienzeiten kommen und das dreimonatige Zeitfenster, das uns zur Verfügung steht, auch tatsächlich ausnutzen. Dabei ist nicht nur auf die Ausnutzung der 90 Tage zu achten, sondern auch auf eine tatsächliche Entzerrung, insbesondere der bevölkerungsreichen Bundesländer.

Ich hoffe - ich kann das allerdings mit Untersuchungen und Zahlen nicht konkret belegen -, wir kommen in der Ausschussberatung etwas weiter. Ich schließe mich dem Wunsch nach Überweisung in den Bildungsausschuss und den Agrarausschuss an.

(Beifall bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD)

Ich erteile der Frau Abgeordneten Spoorendonk das Wort.