Protokoll der Sitzung vom 14.12.2010

Wer über die SED schimpft, aber über die Rolle der Blockparteien schweigt, der hat ein moralisches Problem, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Ich finde, es ist notwendig, an dieser Stelle noch einmal auf ein paar Punkte einzugehen.

Als Allererstes möchte ich zu Protokoll geben, dass es bei der SPD, wenn es um das Eintreten für das Grundgesetz und die freiheitlich-demokratische Grundordnung sowie um das Standhaftbleiben gegenüber ihren Gegnern geht, ein Wackeln nicht gibt und auch nie gab.

(Beifall bei der SPD)

An dieser Stelle wird klar, was das Problem dieser ganzen Extremismusdebatte ist: Wer der CDU widerspricht, wer dem widerspricht, was hier als „Mitte“ definiert wird, der kommt in den Ruch, er könne ein Linker sein, er könne nicht ganz grün mit dem Grundgesetz sein, ja, er könne sogar ein Extremist sein.

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN – Alexander Krauß, CDU: Das stimmt doch nicht! – Robert Clemen, CDU: So ein Käse!)

Diese Debatte war genau der Beleg dafür. Wir haben hier Ihrem Ansinnen einer verfassungswidrigen Antiextremismusklausel widersprochen, und schon wurde geschlussfolgert: „Na ja, so richtig scheinen Sie nicht hinter der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung zu stehen!“ Genau das ist der Mechanismus. Deshalb sind – rein politisch, nicht juristisch – diese Extremismusklausel und diese ganze Extremismustheorie in ihrem Kern antidemokratisch, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN – Robert Clemen, CDU: Das ist ja lachhaft!)

Ich empfinde es schon als Frechheit, hier in so einen Kontext gestellt zu werden, obwohl meine Partei 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt hat. Was haben das Zentrum und die damalige liberale Partei gemacht?

Man muss an dieser Stelle auch noch einmal sagen: Wir haben die entsprechenden Bundes- und Landesprogramme initiiert. An der Stelle lasse ich keine Unterstellungen zu.

(Volker Bandmann, CDU, meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Herr Bandmann, ich glaube, Sie haben das Recht auf eine Zwischenfrage verwirkt. Vielen Dank, Sie können sich wieder setzen!

(Beifall bei der SPD)

Sie lassen also keine Zwischenfrage zu?

Nein, nicht von Herrn Bandmann heute.

Ich möchte noch auf eine Frage eingehen, auf die der Herr Innenminister keine Antwort gegeben hat; so muss man das interpretieren.

(Alexander Krauß, CDU: Sie geben doch auch keine Möglichkeit, dass jemand eine Frage stellt!)

Meine Zwischenfrage war – und da kann man auch über demokratische Gepflogenheiten diskutieren –: Wie schätzt er das Battis-Gutachten zu den Sätzen 2 und 3 ein?

(Alexander Krauß, CDU: Hat er gesagt!)

Er hat gesagt, der erste Satz sei wunderbar. Aber zu den Sätzen 2 und 3 hat er nichts gesagt.

(Alexander Krauß, CDU: Er hat etwas dazu gesagt!)

Er hat gesagt, innerhalb des Kabinetts werde diskutiert, Änderungen vorzunehmen. Das wurde dazu gesagt.

Kollege Homann, gestatten Sie eine Zwischenfrage von Mikrofon 6?

Kommen Sie, Herr Schreiber!

Bitte, Kollege Schneider.

Schreiber heißt er.

Pardon, Kollege Schreiber.

(Heiterkeit – Zuruf der Abg. Sabine Friedel, SPD)

Vorsicht, Frau Friedel! – Herr Kollege Homann, geben Sie mir recht, dass sich bei der Art und Weise, wie wir diese Debatte hier führen – mit gegenseitigen Schuldzuweisungen, vor allen Dingen historischer Natur –, die Nationalsozialisten hier im Haus die Hände reiben und dass wir damit genau den demokratischen Konsens, auf den wir sonst immer pochen, aufkündigen?

(Dr. André Hahn, DIE LINKE: Das Thema habt ihr doch gemacht! – Weitere Zurufe von der Fraktion DIE LINKE)

Geben Sie mir recht, Herr Homann, dass es nicht darum geht, wer die Debatte beantragt hat, sondern dass es darum geht, auf welchem Niveau sie hier geführt wird? Bisher war sie eher niveaulos, angesichts der geschichtlichen Verfälschungen.

(Dr. André Hahn, DIE LINKE: Damit hat Herr Bandmann angefangen!)

Sehr geehrter Herr Schreiber, die geschichtliche Dimension dieser Debatte wurde von

den Koalitionsfraktionen aufgemacht. Natürlich kann man sich immer ein besseres Niveau wünschen. Das kann aber nicht einseitig, nicht nur beim Sender funktionieren, sondern es muss auch beim Empfänger funktionieren.

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Ich bin auch an dieser Stelle für eine ruhigere Debatte immer zu haben. Aber dann möchte ich auch, dass meine Zwischenfragen ordentlich beantwortet werden, wenn sie schon zugelassen werden.

(Alexander Krauß, CDU: Dann müssen Sie auch selbst welche zulassen!)

Warum Herr Bandmann das nicht durfte, wurde inzwischen schon intensiv beleuchtet. Ich finde es übrigens nicht ganz fair, wie hier die Uhr läuft.

Ich möchte gern zum Herrn Innenminister zurückkommen. Die Sätze 2 und 3 dieser Erklärung sind verfassungswidrig. Dadurch, dass die Staatsregierung einräumt, dass es hier eine Veränderung in der Formulierung geben soll, gesteht sie das auch ein. Ich finde aber, dass an der Stelle schon Schaden entstanden ist.

Damit bin ich beim zweiten Teil meiner Zwischenfrage; auch dieser wurde nicht beantwortet. Diese verfassungswidrige Extremismusklausel wurde im Rahmen der Vergabe des Sächsischen Demokratiepreises angewandt. Das bedarf einer Klarstellung durch die Sächsische Staatsregierung, vor allem gegenüber Initiativen wie dem AKuBiZ, die sich damals gerade von den Koalitionsfraktionen massive Vorwürfe anhören mussten. Herr Innenminister, hier steht eine Klarstellung an!

(Volker Bandmann, CDU, meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Lassen Sie jetzt eine Zwischenfrage von Herrn Bandmann zu?

Nein; das habe ich schon gesagt.

(Zuruf von den LINKEN: Wir wollen ja das Niveau nicht weiter senken!)

In diesem Sinne: Vielleicht leisten Sie mal einen Beitrag! Ich würde sagen, zur Hebung des Niveaus sind Sie jetzt dran.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD, den LINKEN und den GRÜNEN)

Herr Kollege Bandmann, Sie wollen von dem Instrument der Kurzintervention Gebrauch machen?

Jawohl, Herr Präsident, wenn Sie das gestatten.