Meine Damen und Herren! Gibt es noch Wortmeldungen in der Aussprache aus den Reihen der Fraktionen? – Herr Scheel? – Dann Frau Fiedler, bitte; Sie haben das Wort.
Vielen Dank. Ich wollte mich doch noch einmal dazu melden, weil ich mich bislang eigentlich sehr über die Debatte gefreut hatte, und ich denke nicht, dass jetzt solch eine unnötige Schärfe hineinkommen muss, die an dieser Stelle nicht angebracht ist.
Deshalb möchte ich, Frau Stange, noch etwas dazu vortragen. Es geht bei der Erstellung des Konzeptes darum – und das heißt nicht, dass der Blasmusikverband jetzt ein Projektträger oder in dieser Richtung etwas werden soll –, dass seine Erfahrungen bei der Erstellung des Konzeptes ehrenamtlich zur Verfügung gestellt werden. Es geht nicht um irgendwelche finanziellen Mittel, sondern es geht darum, seine genauso wie die Erfahrungen der Musikhochschulen, der Kommunen und des Musikrates einzubeziehen. Es ist doch gut, wenn möglichst ein breiter Erfahrungsschatz von Leuten, die vor Ort tätig sind, in die Erstellung dieses Konzeptes einfließen; und er ist einer von vielen, und diese Erfahrungen sollten wir nutzen.
Vielen Dank, Frau Fiedler. – Weitere Wortmeldungen sehe ich nicht. Ich frage die Staatsregierung, ob das Wort gewünscht wird. – Bitte, Frau Staatsministerin von Schorlemer; Sie haben das Wort.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! „Jedem Kind ein Instrument“ – kurz: JeKi – ist ein musikpädagogisches Programm, mit dem bei Grundschülern das Interesse und auch die Begeisterung für Musik geweckt werden soll. Lassen Sie mich noch einiges zu diesem erfolgreichen Programm ausführen.
Durch aktives Musizieren werden musikalisch-ästhetische Anlagen, Interessen, vor allen Dingen aber auch kognitive, emotionale, soziale Fähigkeiten entwickelt. Ich bin diesem Haus dankbar, dass im Doppelhaushalt 2009/2010 erstmals Mittel für dieses Projekt JeKi bereitgestellt wurden; denn so konnte das Projekt in Sachsen an interessierten Schulen mit dem Schuljahr 2009/2010 beginnen. Das Projekt war zunächst bis zum Ende des Schuljahres 2011/2012 geplant; aufgrund der positiven Entwicklung hat der Landtag im Doppelhaushalt 2013/2014 dankenswerterweise erneut Haushaltsmittel für das Modellprojekt mit vorgesehen.
Im Jahr 2013 stehen nunmehr knapp 420 000 Euro für das Projekt JeKi zur Verfügung. Insgesamt werden damit bis zum Jahresende Mittel in Höhe von circa 1,9 Millionen Euro für das Modellprojekt verwendet sein. Es ist uns gelungen, mithilfe des Projektes 4 832 Erstklässler und 1 539 Zweitklässler an über 50 Grundschulen im Freistaat Sachsen an Musik heranzuführen und mit Musikinstrumenten vertraut zu machen.
Das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ ist auf die Grundschulkinder der 1. und 2. Klasse ausgerichtet. Während die Kinder im ersten Jahr die Musikinstrumente kennenlernen und den Umgang mit ihnen erproben und erleben können und damit auf den instrumentalen Musikunterricht vorbereitet werden, erhalten sie im zweiten Jahr Instrumentalunterricht auf einem Instrument ihrer Wahl. Damit tritt der JeKi-Unterricht – das ist allen Beteiligten wichtig – nicht anstelle des normalen Musikunterrichtes, sondern neben den normalen, den regulären Musikunterricht.
Eine Besonderheit des Projektes im Freistaat Sachsen liegt darin, dass der Schwerpunkt der Umsetzung auf den ländlichen Raum gerichtet wurde. Da, wo Musikschulen weiter entfernt, für manche auch schwer oder kaum zu erreichen sind, sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, in ihrer Grundschule die Begegnung mit Musikinstrumenten zu erleben. Damit eröffnet sich gleichzeitig die Chance, musikalische Begabungen zu entdecken.
Träger des Projektes in Sachsen ist der Verband Deutscher Musikschulen – Landesverband Sachsen e. V., dem das gesamte Projektmanagement obliegt und dem ich an dieser Stelle meinen herzlichen Dank aussprechen möchte.
Ihr Antrag, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordneten der CDU- und der FDP-Fraktion, benennt zu Recht diejenigen Fragen, die sich nunmehr bei dem Projekt stellen: Wie sind die Erfahrungen aus dem Projekt und wie soll es weitergehen?
Das Projekt JeKi wurde in den ersten Jahren durch die Hochschule für Musik und Theater Leipzig wissenschaftlich begleitet. Der Forschungsbericht von Prof. Dr. Ines Mainz liegt inzwischen vollständig vor und ich werde ihn sehr gern an alle Fraktionen weiterleiten, Frau Dr. Stange.
Ich darf aus dem Forschungsbericht hervorheben, dass das Projekt JeKi von den Grundschulleitern ganz überwiegend positiv bewertet wurde und eine entsprechende Fortsetzung gewünscht ist. Es wurden wahrnehmbare Verhaltensänderungen der Kinder und damit verbunden positive Transfereffekte für das Schulklima insgesamt festgestellt.
Auch von den Eltern wird das Projekt JeKi überaus positiv wahrgenommen. Sie schätzen die musikalischen und instrumentalen Erfahrungen ihrer Kinder und sehen die vertiefte musikspezifische Ausbildung als sinnstiftend und vor allen Dingen freudebringend für die Kinder an; das ist sehr wichtig. Eine Mehrheit der Eltern möchte den Instrumentalunterricht ihrer Kinder fortsetzen, was zweifelsohne auch als ein Erfolg des Projektes gewertet werden kann.
Neben diesen erfreulichen Ergebnissen weist der Forschungsbericht auf einige Möglichkeiten der Optimierung hin, auf die ich im Folgenden zu sprechen kommen möchte. Beispielsweise soll das Lernfeld Singen mehr als bisher in den JeKi-Unterricht integriert werden. Ich erwarte hier, dass das Lernfeld Singen künftig noch deutlicher hervorgehoben und im weiteren Projektverlauf verstärkt in den JeKi-Unterricht vor allem der 1. Klasse eingebracht wird.
Diese Botschaft des Forschungsberichtes ist beim Landesverband der Musikschulen auch schon angekommen, denn er hat das Singen im Unterricht explizit zum Gegenstand des diesjährigen Fortbildungstages für JeKi gemacht.
Darüber hinaus sollen die bestehenden Fort- und Weiterbildungsangebote zu JeKi, die sich auch derzeit schon an die Musikschullehrer und die Grundschullehrer gemeinsam richten, insbesondere von den Grundschullehrern noch besser angenommen werden. Zu diesem Zweck ist nunmehr auf Vermittlung des SMWK die Aufnahme des jährlichen JeKi-Tages in den Fortbildungskatalog der Bildungsagenturen beantragt. Es wird auch in den Grundschulen vom Landesverband der Musikschulen verstärkt für dieses Angebot geworben.
Eine Daueraufgabe ist auch die fortlaufende Kommunikation zwischen Musikschule und Grundschule sowie zwischen den Projektträgern und den Kooperationspartnern. Beispielsweise bieten das Singen im elementaren Musikunterricht und auch im Instrumentalunterricht sowie das instrumentalbegleitete Singen im Musikunterricht der Grundschule mannigfaltige Möglichkeiten für eine Vernetzung des Musikunterrichts der Grundschule mit dem JeKi-Unterricht. Auch diesen Punkt hat der Landesverband der Musikschulen als Projektträger bereits – auf Veranlassung des SMWK – aufgegriffen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der zusätzliche organisatorische und auch koordinative Aufwand, den die Grundschulen mit diesem Projekt zweifelsohne leisten, der motivierte Einsatz der Musik- und der Instrumentallehrer sowie das Engagement der Eltern sich in einer positiven Entwicklung der Kinder widerspiegeln.
Ihre Neugier, ihr Interesse ist geweckt und damit auch die Möglichkeit, selbst zu erfahren, wie sich aus eigener Anstrengung heraus Erfolgserlebnisse entwickeln. Das stärkt die Entwicklung der Persönlichkeit unserer Kinder und lässt sie gewiss auch selbstsicherer werden.
Für das Projekt „Jedem Kind ein Instrument“ gilt das, was mein Haus für jedes Projekt der kulturellen Bildung feststellt: Es funktioniert überall dort, wo die Verantwortlichen ihren jeweiligen Anteil engagiert und motiviert wahrnehmen. An dem Projekt nehmen nur solche Grundschulen teil – ich denke, das sollte man auch in künftigen Debatten im Auge behalten –, die sich freiwillig gemeldet haben und somit auch bereit sind, die sich daraus ergebenden Aufgaben zu tragen. Das halte ich für ganz besonders wichtig bei JeKi als Kooperationsprojekt des Landesverbandes der Musikschulen mit den Schulen; denn machen wir uns klar: Die Integration von JeKi in den normalen Stundenplan ist wichtig. Das erfordert eine umfangreiche Koordination zwischen den beteiligten Einrichtungen und den Lehrern – Musiklehrern und Grundschullehrern – vor Ort.
Wichtig ist mir auch Folgendes: In der Debatte ist schon von der Nachhaltigkeit und deren Perspektive gesprochen worden. Ja, es muss auch den Kindern nach der 2. Klasse noch eine konkrete Perspektive zum Musizieren und zum weiteren Erlernen ihres Instruments angeboten werden. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit, das muss erst einmal organisiert werden.
Hierzu bedarf es insbesondere der Beratung vor Ort, um vorhandene Angebote im breiteren musikalischen Umfeld in den Blick zu nehmen und auch zu vermitteln, etwa Musizieren im Blasmusikverein, bei der Feuerwehr, in der Kirchgemeinde. Um die vorhandenen Angebote zu identifizieren und eine Vernetzung der musikalischen Bildungslandschaft vor Ort herzustellen, stellen sich das SMWK und der Landesverband der Musikschulen eine engere Zusammenarbeit zwischen der Grundschule, der örtlichen Musikschule und der Gemeinde vor. Konkret bedeutet das für die Umsetzung, dass die Qualität dieser Vernetzung auch bei der künftigen Entscheidung, welche Musikschule für JeKi ausgesucht wird, eine Rolle spielen wird.
Für das bisher Geleistete danke ich ganz herzlich, auch den beteiligten Grundschulen, ihren Leitern und den Musiklehrern, insbesondere aber den Eltern, auf deren Aufgeschlossenheit, Mitwirkung und unterstützendes Engagement es ganz besonders ankommt.
Das Modellprojekt „Jedem Kind ein Instrument“ war erfolgreich. Es sollte dauerhaft fortgeführt werden. Hierzu sollte – aus der Sicht des SMWK – die Aufgabe zum Gegenstand der institutionellen Förderung gemacht werden.
Die schon bestehende institutionelle Förderung des Landesverbandes der Musikschulen würde also um den bisherigen Betrag der Projektförderung aufgestockt werden. Der Landesverband der Musikschulen hat sich jedenfalls dazu bereiterklärt, diese Aufgabe anzunehmen.
Ich hoffe auf die entsprechende Unterstützung auch durch den Landtag in den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2015/2016.
Vielen Dank, Frau Staatsministerin. – Das Schlusswort haben die Fraktionen der CDU und der FDP. Frau Fiedler, Sie halten es für beide Fraktionen. Bitte.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte gern das tun, was ich schon angekündigt habe, und mich für die weitgehend sachliche Debatte bedanken. Man hat gemerkt, dass eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung stattgefunden hat. Ich glaube, dass in vielen Punkten dieses Themas zwischen uns Übereinstimmung herrscht.
Ich möchte zwei Schwerpunkte herausgreifen: die Einbindung der Schulen in das Projekt – das wird unter Punkt 2 extra erwähnt – und die Weiterführung nach den zwei Schuljahren, das heißt, wie dann die Anbindung der Kinder erfolgt. Wir sollten uns auch in dem Ziel einig sein, den sächsischen Ansatz weiterzuentwickeln, der sich ein Stück weit von dem in NRW unterscheidet. Dort folgt man einem flächenübergreifenden Ansatz, aber die
Finanzierung erfolgt anders als bei uns. Wir haben JeKi und eine umfangreiche Finanzierung der Musikschulen; das ist in Nordrhein-Westfalen etwas anders.
Wir sollten auch auf die Freiwilligkeit des Projektes hinweisen. Die Ministerin hat es ausgeführt: Die Verankerung in der Schule vor Ort ist wichtig; es muss von dort getragen werden.
Ich hoffe auf eine breite Zustimmung, wie sie schon angekündigt wurde. Das wäre auch ein Dankeschön für die vor Ort geleistete Arbeit und ein Ansporn, dieses Projekt erfolgreich weiterzuentwickeln.
Vielen Dank, Frau Fiedler. – Meine Damen und Herren! Ich stelle nun den Antrag in der Drucksache 5/11318 zur Abstimmung. Wer zustimmen möchte, zeigt das jetzt bitte an. – Gibt es Gegenstimmen? – Gibt es Stimmenthaltungen? – Damit ist dieser Antrag einstimmig angenommen worden.
Die Fraktionen nehmen wie folgt Stellung: DIE LINKE, CDU, SPD, FDP, GRÜNE, NPD und die Staatsregierung, wenn sie das Wort wünscht.