Protokoll der Sitzung vom 04.05.2022

Trotz unterschiedlicher regionaler, wirtschaftlicher und auch demografischer Ausgangsbedingungen werden die Kommunen auch zukünftig in der Lage sein, notwendige Investitionen in die Infrastruktur von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie Sportstätten für die überwiegend schulische Nutzung Hand in Hand mit dem Freistaat, aber dennoch eigenverantwortlich, zu tätigen. Eine Übertragung dieser Verantwortung auf den Freistaat durch eine möglichst umfassende Finanzierung würde die kommunale Selbstverwaltung infrage stellen.

Ohne Frage bleibt es aber notwendig, im absoluten Ausnahmefall durch die bereits bestehende Möglichkeit, auf bis zu 75 % Fördermittelanteil des Landes bei Haushaltssicherungskonzepten entsprechend § 72 Abs. 5 der Sächsischen Gemeindeordnung für finanzschwache Kommunen zurückzugreifen.

Weitere Ausnahmetatbestände im Sinne einer schwer durch Indikatoren zu definierenden Härtefallregel erscheinen dafür angesichts der bereits bestehenden Förderinstrumente, die ich hinreichend erläutert habe, als entbehrlich. Ich empfehle daher die Ablehnung dieses Antrages.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, den BÜNDNISGRÜNEN und des Abg. Frank Richter, SPD)

Das war Herr Staatsminister Christian Piwarz. Jetzt hätte die AfD-Fraktion das Schlusswort. – Herr Dr. Weigand, bitte.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Frau Leithoff, es hat mich gefreut, dass Sie das noch einmal eingebracht haben und dass Sie im September 2021 nach meiner Kleinen Anfrage, Drucksache 7/7938, auch in Ihrem Wahlkreis aktiv geworden sind.

(Susan Leithoff, CDU: Das war ich schon lange vorher!)

Es freut mich, dass wir da von der Opposition ein bisschen schieben konnten.

(Zurufe der Abg. Susan Leithoff, Sören Voigt und Christian Hartmann, CDU)

Sie haben sich ja vor Ihrer Rede extra noch einmal beim Kultusministerium versichert, wie die aktuelle Lage ist, um uns dann zu erzählen, wie die Welt funktioniert. Herzlichen Glückwunsch für die kleine Showeinlage, die Sie hier gerade geboten haben.

(Beifall bei der AfD – Zurufe von der CDU)

Ich möchte jetzt auf die Aussage von Herrn Piwarz eingehen. Er hat wiederholt, was in der Stellungnahme der Staatsregierung steht: Die Kommunen verfügen bereits heute über eine angemessene Finanzausstattung. Das steht in der schriftlichen Stellungnahme, Sie haben es gerade wiederholt.

(Staatsminister Christian Piwarz: Das habe ich doch gerade erläutert!)

Ich werde diese Aussage einfach an alle Bürgermeister in Mittelsachsen rausschicken, mit denen ich jetzt rege im Kontakt stehe. Darüber wird sich Ihr CDU-Landratskandidat in Mittelsachsen sehr freuen, wenn er sieht, dass seine CDU-Regierung hier in ihrer eigenen Welt lebt, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD)

Wir wollen Land und Stadt nicht gegeneinander ausspielen.

(Zuruf des Abg. Valentin Lippmann, BÜNDNISGRÜNE)

Wir möchten endlich vernünftige Verhältnisse im Land, damit sich junge Familien für den sächsischen ländlichen

Raum entscheiden und dort hinziehen. Wir brauchen dort moderne und gut erreichbare Schulen und Kitas. Wir brauchen einen funktionierenden ÖPNV, ein funktionierendes Breitband und Versorgungssicherheit.

Sie sagen: Ja, das machen wir alles. Wir als AfD haben aber vor Jahren gefordert: 100 % Förderung für den Breitbandausbau. Den Antrag haben Sie erst abgelehnt und dann haben Sie es eingeführt.

(Zuruf des Abg. Sören Voigt, CDU)

Wir haben dann die Landarztquote gefordert. Dazu haben Sie gesagt: geht nicht. Erst haben Sie den Antrag abgelehnt und jetzt haben Sie es eingeführt.

(Zuruf von der CDU)

Vielleicht trägt dieser Antrag auch dazu bei, dass in der Regierung jetzt ein bisschen Erwachen stattfindet, indem erst abgelehnt und dann eingeführt wird. Dann hätten wir unsere Aufgabe als Opposition vernünftig erfüllt. Anträge aus der Vergangenheit, die mit einiger Verzögerung dann doch umgesetzt wurden, zeigen doch ganz deutlich, dass wir als AfD-Fraktion, als Opposition, vernünftig in diesem Land wirken und für Sachpolitik in diesem Freistaat stehen.

(Beifall bei der AfD – Zuruf des Abg. Dirk Panter, SPD)

Schön, Herr Panter, dass auch Sie aufgewacht sind!

(Zuruf des Abg. Dirk Panter, SPD)

Daher noch einmal zusammenfassend die drei Punkte unseres Antrages: Wir möchten erstens finanziell schwache Kommunen stärker unterstützen. Es braucht eine Härtefallregelung für diese bei dringendem Sanierungsbedarf bei Schulen und Kitas.

(Dirk Panter, SPD: Drehen Sie ein YouTube-Video, das ist sinnvoller!)

Wir brauchen zweitens mehr Geld vom Bund für den Freistaat Sachsen, ohne aufwendigen Eingriff in den Föderalismus.

Und drittens, wir müssen wegkommen

(Dirk Panter, SPD: Wegkommen von Ihnen!)

von diesem Fördermitteldschungel – das höre ich, wenn ich mit den Bürgermeistern spreche, mit denen ich in regelmäßigem Kontakt stehe –, der für die Kommunen ein riesengroßer Aufwand ist.

(Zuruf des Abg. Dirk Panter, SPD)

„Getroffene Hunde bellen“ hat meine Mutter immer gesagt, Herr Panter.

(Vereinzelt Beifall bei der AfD – Zurufe von der SPD und der CDU)

Wenn wir es endlich schaffen, von diesem Fördermittelmonster wegzukommen, dann können die Kommunen endlich auch ihren Pflichtaufgaben nachkommen.

(Rico Gebhardt, DIE LINKE: Bringen Sie mal was Neues!)

Dann brauchen wir kein zusätzliches Personal, das in den Städten und kleinen Kommunen eingesetzt wird. Dafür können wir Steuergelder effektiv in den Kommunen einsetzen und unser Land voranbringen. Daher noch einmal mein Werben für die Zustimmung zu unserem Antrag.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Das war das Schlusswort zum Antrag. Ich würde jetzt – da keine Änderungsanträge vorliegen – den Antrag, Drucksache 7/9483, zur Abstimmung stellen und bitte bei Zustimmung um das Handzeichen. – Vielen Dank. Wer stimmt dagegen? – Vielen Dank. Wer enthält sich der Stimme? – Bei vielen Stimmen dafür und trotzdem einer Mehrheit von Stimmen dagegen ist somit dem Antrag nicht zugestimmt worden. Der Tagesordnungspunkt ist damit beendet.

Ich rufe auf

Tagesordnungspunkt 10

Ersatzfreiheitsstrafe endlich abschaffen – Grundlagen für einen

menschenwürdigen Umgang mit Bagatelldelikten schaffen!

Drucksache 7/9269, Antrag der Fraktion DIE LINKE,

mit Stellungnahme der Staatsregierung

Die Fraktionen können wie üblich Stellung nehmen. Ich bitte jetzt für die einreichende Fraktion Frau Kollegin Nagel nach vorn.

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Fraktionen!