Protokoll der Sitzung vom 04.07.2003

(Frau Budde, SPD: Insbesondere für die Kom- munalwirtschaft!)

Genau das, Frau Grimm-Benne, ist es. Es gehen psychologische Signale von der Landesregierung durch dieses Zweite Investitionserleichterungsgesetz aus wie bereits durch das Erste Investitionserleichterungsgesetz.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Sie brauchen nur einmal draußen hinzuhören, bei den Kammern, bei den Verbänden und bei den Handwerkern.

(Zurufe von der SPD)

- Wer nicht hinhören kann, der kann auch nichts hören.

(Heiterkeit und Zustimmung bei der CDU und bei der FDP)

Herr Minister Becker, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Abgeordneten Herrn Püchel?

Bitte sehr, Herr Kollege.

(Heiterkeit bei der SPD)

Ich frage den Justizminister, der einmal Oberbürgermeister einer Stadt war und erfolgreich Stadtwerke in seiner Stadt aufgebaut hat. Sie sprachen eben von den psychologischen Signalen, die ich gestern erwähnte. Welches psychologische Signal geht Ihrer Meinung nach von diesem Gesetz in Richtung der Kommunen und Stadtwerke aus?

Dazu brauche ich nur aus dem Brief der Handwerkerschaft zu zitieren.

(Frau Budde, SPD: Nein, nein! - Herr Dr. Püchel, SPD: Ich frage nicht nach der Handwerkerschaft! Das ist nicht relevant! - Weitere Zurufe von der SPD)

- Moment mal, meine Damen und Herren, wir machen doch keine Gesetze, Herr Kollege, für irgendeine Richtung.

(Lachen bei der SPD)

Wir machen Gesetze für alle.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Das ist doch ganz klar. Wir machen sie für die Handwerker, die Arbeitnehmer,

(Frau Budde, SPD: Sie machen gegen jemanden Gesetze!)

aber wir machen sie natürlich auch - darauf komme ich noch zu sprechen, Herr Kollege Püchel - für die Stadtwerke. Ich komme jetzt zu den Stadtwerken.

(Zurufe von Frau Budde, SPD, und von Herrn Dr. Püchel, SPD)

Ich bitte Sie doch, mir abzunehmen, Herr Kollege Püchel: Ich war zwölf Jahre lang Gesellschafter eines Stadtwerkes, das sehr erfolgreich noch heute am Markt operiert.

(Zurufe von der SPD)

Ich war zwölf Jahre lang Vorsitzender des Aufsichtsrates dieser Stadtwerke.

(Zurufe von der SPD - Herr Gürth, CDU: Werden Sie etwas sanfter! - Frau Budde, SPD, meldet sich zu einer Zwischenfrage)

Gestatten Sie eine weitere Zwischenfrage?

Nein, jetzt nicht. Ich würde sagen, wir kommen sonst etwas zu weit vom Thema ab.

(Frau Budde, SPD: Vielleicht am Ende, Herr Becker! - Weitere Zurufe von der SPD)

Ich komme jetzt auf diese Problematik.

(Frau Budde, SPD: Vielleicht am Ende!)

Sie haben dazu einen Antrag gestellt und haben sich gedacht: Jetzt wollen wir einmal sehen, was die machen. Die PDS hat dann noch nachgelegt. Sie hat es nur etwas besser gemacht; sie hat nämlich die alte Regierungsvorlage in ihren Antrag aufgenommen. Sie wollten einmal sehen, was macht die Regierung nun und was macht die Fraktion.

(Frau Budde, SPD: Und was machen Sie?)

Ich will Ihnen eines sagen, meine Damen und Herren: Sie werden mit Ihren Anträgen, die wir übrigens nicht mittragen, keinen Keil zwischen uns treiben.

(Herr Dr. Püchel, SPD: Wer ist wir, die Regierung oder die Fraktion?)

- Wir gehen den Weg mit, den die Koalition gefunden hat. Wir als Regierung wollten ursprünglich etwas anderes.

(Beifall bei der CDU und bei der FDP)

Aber ich sage Ihnen eines: Was wollten wir denn? - Wir hatten in § 153 der Gemeindeordnung in der Fassung

unseres Entwurfs vorgesehen, dass das Unternehmen insgesamt, wie es ist und wie es sich weiter entwickelt, Bestandsschutz erhält. So war die ursprüngliche, sehr weit gehende Regierungsvorlage. Das wäre sehr komfortabel für alle Stadtwerke. Das ist ganz klar.

Nun ist auf Betreiben der Koalition hineingekommen, dass die Tätigkeit als solche geschützt wird. Das ist doch im Grunde viel vernünftiger.

(Herr Dr. Püchel, SPD: Wider besseres Wissen!)

- Bitte?

(Herr Dr. Püchel, SPD: Wider besseres Wissen!)

- Das ist doch nicht wider besseres Wissen geschehen.

(Frau Budde, SPD: Aber natürlich!)

Entschuldigen Sie, Herr Püchel. Wie ist denn der Wettbewerb bei den Stadtwerken? Wie sieht denn das aus? Sind wir doch einmal ganz ehrlich.

(Herr Dr. Püchel, SPD: Aha! - Frau Budde, SPD: Ach ja!)

- Ja, doch. Wo besteht er denn, etwa bei Gas oder bei Strom?

(Frau Budde, SPD: Wo denn?)

Alle Yello-Kunden sind doch schon wieder zurückgekommen. Wo ist denn eigentlich der Wettbewerb? Wo ist er denn bei der Fernwärme? Besteht etwa ein Wettbewerb zwischen den Stadtwerken und den Regionalversorgern? Oder besteht der Wettbewerb mit den Kunden selber?

(Frau Budde, SPD: Das ist Unsinn!)

Das ist doch gar kein Wettbewerb, wenn wir einmal ehrlich sind.