Protokoll der Sitzung vom 07.05.2009

- Danke. - Aber es ist so wie im richtigen Leben: Nicht jeder kann oder möchte sich die teure Medizin auch leisten.

Damit sind wir schon nahe am Kern unseres Antrages, der in der Kurzformel auch lauten könnte: Was wollen und was können wir uns künftig in diesem Segment unserer ausgeprägten Kulturbedürfnisse noch leisten? - Das ist nicht nur - ich möchte das betonen - eine rein auf den pekuniären Aspekt bezogene Frage. Ich möchte das kurz zu begründen versuchen.

Es ist ja hier zum Ursprung und zur Begrifflichkeit der Museen schon einiges gesagt worden. Die Dichte der Museumslandschaft hier in Deutschland basiert auf gewissen Besonderheiten im Verlauf der deutschen Geschichte. Darauf möchte ich im Einzelnen jetzt nicht eingehen.

(Oh! bei der FDP - Herr Hauser, FDP: Das wollen wir hören!)

Hier wiederholt sich gewissermaßen, was etwa 200 Jahre zuvor auf anderen Gebieten, beispielsweise dem der Musik, schon beobachtet werden konnte. Nun sind wir dabei zu begreifen, dass ein reiches Erbe auch Belastungen mit sich bringt, und manch einer stellt die Frage: Ist denn das alles in Gänze noch der Reichtum, von dem wir immer so gern sprechen? Oder haben sich die Wertmaßstäbe und Bedürfnisse in den vergangenen 100 Jahren - das ist in etwa die Zeit der Entstehung unserer Stadtmuseen - so stark verändert, dass wir uns gezwungen sehen, über bislang eherne Grundsätze im Museumswesen völlig neu nachzudenken?

Meine Damen und Herren, Sie gestatten mir ein paar wenige Denkansätze und Fragestellungen dazu. In nahezu jeder Stadt gibt es ein Heimat- oder Regionalmuseum, Museen, die aus ihren Gründungstraditionen heraus ganz ähnlichen Sammlungs- und Präsentationsprinzipien folgen. Das war nicht zuletzt für die Volksbildung sehr bedeutsam in einer Zeit, in der man nur eingeschränkt mobil war und in der Informationen aller Art nicht auf schnellstem Wege vom häuslichen Computerarbeitsplatz aus erreichbar waren.

Ich will sagen, dass sich die Museen aufgrund gewisser Gleichförmigkeiten oftmals selbst die größten Konkurrenten sind. Es ist viel weniger der Tierpark oder ein Theater als Konkurrent zu sehen. Heute und morgen wird es auch hierbei weiterhin nötig sein, auf tragfähige, individuelle Museumskonzeptionen zu pochen und Profilierungsbestrebungen zu unterstützen.

Ich sagte bereits, es sind nicht andere Kultur- oder Freizeiteinrichtungen, die heute in Konkurrenz zu den Museen stehen - das ganze Gegenteil ist eigentlich der Fall. Es ist ein ganz anderer Trend, auf den sich die Museen, auch die etwas größeren, einstellen müssen und bei dem man schauen muss, wie man mit den Auswirkun

gen umzugehen gedenkt. Ich meine die zunehmende Zahl von kulturgeschichtlichen, von wissenschafts- bzw. technikhistorischen Ausstellungen außerhalb des sonst gewohnten musealen Kontextes.

Selbst als ein Museumsmann sage ich - in Klammern - ganz freimütig, dass mich nicht nur die steigende Quantität dieser Expositionen in Einkaufszentren und anderenorts beeindruckt, es ist daneben auch der Trend zu einer steigenden musealen Qualität festzustellen.

Manch ein ehemaliger Kollege wird dabei heute noch die Nase rümpfen. Ich tue das nicht. Ich sage voraus, dass die Testphase in den Einkaufszentren nur der Anfang einer stetigen Entwicklung ist, an deren Ende qualitativ hochwertige Sonderausstellungen mit musealem Charakter als kommerzielle Schauen an geeigneten Orten außerhalb der Museen zu sehen sein werden.

Der finanzielle Anreiz im internationalen Leihverkehr für Museen mit wertvollen Beständen, aber mit geringem Budget wird zunehmen. Ich erwarte - das allerdings nicht ganz ohne Sorge -, dass dies auch auf den verkleinerten Maßstab unserer regionalen Bedürfnisse langfristig Auswirkungen haben wird; es wird sich auch hierhin übertragen. Deshalb ist aus meiner Sicht auch der Punkt 8 unseres Antrages, also die Schaffung von Synergieeffekten, aus dem Landesinteresse heraus ein ganz besonders wichtiger Punkt.

Eine weitere Frage wird sein, wie wir auf die sich im Augenblick vollziehenden oder in vielen Bereichen bereits vollzogenen Veränderungen bei handwerklichen und industriellen Produktionsprozessen reagieren werden. Es werden vielerorts neue Museumstypen in der Form von Anschauungs-, Bewahrungs- und Demonstrationsstätten entstehen. Die sind zumeist interessant, das wissen wir, sie sind lebendig und weisen oftmals genau dieses geforderte Alleinstellungsprofil nach. Hierzu wird sich die künftige Förderpolitik des Landes positionieren müssen. Ich gehe dabei von einem festen Schulterschluss, Herr Minister, zum Museumsverband und damit zu den Akteuren vor Ort, also zu den Museumskollegen, aus.

Ein letzter Punkt - der ist an anderer Stelle schon angesprochen worden -: Wir sollten konkret darüber nachdenken, inwieweit sich bewährte Prinzipien, wie etwa die Landesausstellungen in Bayern - dort oftmals ganz bewusst an Regionalmuseen vergeben -, noch verstärkt übernehmen lassen, die im Ergebnis eine besonders nachhaltige Ausstrahlung in die Region hinein bewirken werden. Ähnlich positive Effekte zeigen sich ja bereits heute an den Orten, an denen die Landesgartenschauen stattgefunden haben.

Meine Damen und Herren! Das Ende der Redezeit ist angezeigt. Nur noch den Schlusssatz, auf den Herr Gebhardt wartet: Wir wollen uns dem im Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE angesprochenen Anliegen nicht verschließen und werden der Anfügung des dort formulierten Punktes 9 ebenfalls zustimmen. Ich freue mich auf eine weitere intensive Begleitung dieses Themas. - Recht herzlichen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Vielen Dank, Herr Weigelt.

Wir stimmen jetzt über den Änderungsantrag der Fraktion DIE LINKE ab, nach dem ein neunter Punkt angefügt werden soll. Wer stimmt diesem Antrag zu? - Offen

sichtlich alle. Damit ist das so beschlossen worden. Wir haben den Antrag somit geändert.

Wir stimmen nun über den Antrag in der ursprünglichen Fassung in der Drs. 5/1936 mit dem neuen Zusatz ab. Wer stimmt dem zu? - Das sind offensichtlich auch alle. Damit ist das so beschlossen worden. Der Tagesordnungspunkt 13 ist abgeschlossen und gleichzeitig die 58. Sitzung des Landtages beendet.

Die morgige 59. Sitzung des Landtages von SachsenAnhalt beginnt um 9 Uhr mit dem Tagesordnungspunkt 17. Das sind die beiden Aktuellen Debatten in der heute Morgen vereinbarten Reihenfolge. Danach wird der Tagesordnungspunkt 8 folgen.

Ich schließe die heutige Sitzung und wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.

Schluss der Sitzung: 19.22 Uhr.