Protokoll der Sitzung vom 31.01.2014

(Zustimmung von der Regierungsbank)

Vielen Dank, Herr Minister. Herr Minister, der Herr Lange würde Ihnen gern eine Frage stellen. - Danke, dass Sie diese beantworten wollen. - Herr Lange, bitte.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Minister ich habe eine Frage. Ich möchte mit einem kurzen Blick in die Vergangenheit anfangen. Erst als im Jahr 2003/2004 die Umstrukturierung der Hochschullandschaft angestanden hat, hat man angefangen, sozusagen die Fachwissenschaften umzustrukturieren. Das, was an Stellen nachher übrig geblieben ist, ist dann bei der Lehramtsausbildung geblieben. Das war auch der Grund dafür, dass wir jetzt zum Beispiel Doppeldidaktiken an der MartinLuther-Universität haben. Es ist tatsächlich ein Kürzungsprogramm gewesen.

Meine Frage lautet: Wie wollen Sie sicherstellen, dass ein solches Kürzungsprogramm für die Lehr

amtsausbildung in der jetzigen Umstrukturierungsphase nicht wieder passiert?

Zu den Geschehnissen 2003/2004 bin ich völlig überfragt.

Das habe ich Ihnen ja auch erklärt.

(Heiterkeit bei der LINKEN)

Danke, dass Sie mir das so erklärt haben. Trotzdem kann ich aus eigenem Wissen dazu nichts beitragen.

Das ist eine Herausforderung an die Diskussionen mit den Universitäten und über die dann abzuschließenden Zielvereinbarungen. Daran werden wir sicherlich gemeinsam arbeiten müssen.

Vielen Dank, Herr Minister. - Die vereinbarte Fünfminutendebatte eröffnet jetzt für die CDU-Fraktion die Abgeordnete Frau Koch-Kupfer. Bitte schön, Frau Kollegin, Sie haben das Wort.

Hier könnte man fast Wegegeld nehmen. Das überlege ich mir noch.

(Heiterkeit - Zuruf: Das ist richtig! - Herr Lan- ge, DIE LINKE: Als Zoll oder als Auszah- lung?)

- Das überlege ich mir noch.

(Heiterkeit)

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich meine Ausführungen mit einem Zitat von Karl Jaspers beginnen, das im Zusammenhang mit den Lehrern und der Lehrerausbildung häufig bemüht wird und durchaus treffend ist:

„Das Schicksal einer Gesellschaft wird dadurch bestimmt, wie sie ihre Lehrer achtet.“

Es geht hierbei um Wertschätzung, auch um Wertschätzung durch gute Ausbildung.

Lassen Sie mich bitte aus der Perspektive der Praxis das gesamte Thema beleuchten. Im vergangenen November konnte man auf „Welt Online“

Folgendes über die Situation von Lehrerinnen und Lehrern lesen:

„Ihr Ruf wird immer schlechter und ihre Belastung immer größer. Lehrer in Deutschland müssen sich nicht nur an der Tafel, sondern auch vor Eltern, Direktoren und Schulbehörden beweisen...

Der Druck wird nicht kleiner, wenn die Bildungsforschung die immense gesellschaftliche Relevanz der Pädagogen unterstreicht und Forscher wie Hattie nach Auswertung von Millionen von Daten konstatieren: Auf den Lehrer kommt es an.“

Selbstverständlich gibt es vielfältige Faktoren, die sich auf den Bildungserfolg von Kindern auswirken. Aber den wohl größten Einfluss haben neben den Eltern die Lehrer und die Qualität der Ausbildung, die sie ihren Schülern zuteil werden lassen.

Meine Damen und Herren! Lehrer sind nicht mehr Kraft ihres Amtes Respektspersonen. Sie müssen sich vielmehr stetig wachsenden beruflichen Anforderungen stellen, eine neue förderliche Lernkultur gestalten, die bei zunehmender Heterogenität ihrer Schülerschaft optimale, also individuell zugeschnittene Lernbedingungen bietet. Jeder Lehrer steht vor der Herausforderung, die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Kinder genau zu diagnostizieren.

Das Berufsbild des Lehrers hat sich also in den letzten Jahren, nicht erst seit der ersten PisaStudie, deutlich gewandelt. Schule fragt nach Qualität, muss sich nach ihrer Qualität fragen lassen. Gute Schulen streben nach Qualität. Sie orientieren sich in ihrer Arbeit daran, welche Voraussetzungen ihre Schülerinnen und Schüler benötigen, um ein solides Fundament für ihr eigenständiges Leben zu erhalten.

Auch wir stellen heute die Frage nach Qualität, nach der Qualität einer guten Lehrerausbildung - das zum wiederholten Male -, und das ist gut so. Denn gute Lehrer müssen gut ausgebildet sein. Sie müssen eine Ausbildung erfahren, die es ihnen ermöglicht, den ständig veränderten Bedingungen und Ansprüchen gerecht zu werden, um gesund und motiviert zu bleiben. Wenn wir den Lehrerinnen und Lehrern die Hauptverantwortung für das Lernen der Schüler übertragen, dann müssen wir auch die Verantwortung für eine gute Lehrerausbildung übernehmen.

(Zustimmung von Herrn Kurze, CDU)

Ich denke - das ist Konsens in diesem Hohen Haus -, dass wir uns dieser Verantwortung bewusst sind. Das zeigt diese Debatte bei aller Unterschiedlichkeit der Vorstellungen und Forderungen. Das zeigen außerdem die Ausführungen des Ministers. Sie zeigen: Es tut sich etwas im Bereich

Lehrerausbildung in Deutschland, in unserem Bundesland, und zwar nicht erst seit der Qualitätsoffensive in der Lehrerbildung. Der Ruf nach Qualität wird lauter und die Forderung nach mehr Praxisnähe wird gehört.

Es ist richtig, dass es Praktika gibt, deren Durchführung sich nicht in allen Fällen unproblematisch gestaltet, wie es vom Minister soeben ausgeführt wurde. Mehr in die Fläche zu gehen und damit mehr neues Wissen in die Schulen zu bringen ist unbedingt notwendig, aber nicht einfach zu organisieren aufgrund der Standorte der Lehrerausbildung.

Ich nehme erfreut zur Kenntnis, dass es ein Mentoringprogramm für die Betreuung in der Schule gibt und dass dieses Programm gemeinsam von der Uni, den staatlichen Seminaren und dem Lisa entwickelt wurde. Ein qualifiziertes Mentoring sichert nicht nur eine gute Betreuung vor Ort, sondern bringt auch neues Wissen in die Schulen und sichert Partizipation auf beiden Seiten, und zwar sowohl bei den Betreuern als auch bei den Betreuten.

Dennoch werbe ich für eine noch stärkere Vernetzung der Phasen der Lehrerausbildung. Ich spreche hierbei nicht nur von den ersten beiden Phasen, sondern ich denke sogar an fünf Phasen. Der ersten und der zweiten Phase schließen sich nämlich noch die Phase des Berufseinstiegs, die Phase der Lehrerfortbildung als Herzstück des lebenslangen Lernens und die fünfte Phase an.

Lassen Sie mich zum Abschluss noch Folgendes sagen: Ich finde es absolut erwähnenswert, dass wir sehr viele erfahrene Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen haben. Diesen Erfahrungsschatz sollten wir nutzen als Best Practice für die jungen Kollegen. Wir brauchen ein Kerncurriculum für alle Phasen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich sehe, dass ich mich kurz fassen muss, um meine Redezeit nicht zu überschreiten. Angehende Lehrerinnen und Lehrer brauchen sicherlich mehr Praxis in der Wissenschaft. Schulen brauchen mehr Wissenschaft in der Praxis. Es gibt also viel zu tun und viel zu diskutieren. Hierfür bietet der Ausschuss sicherlich den richtigen Rahmen. - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der CDU)

Vielen Dank, Frau Koch-Kupfer. - Für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN spricht jetzt Frau Professor Dr. Dalbert. Bitte schön, Frau Abgeordnete.

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Lehramtsausbildung zukunftsfähig zu gestalten

ist ein Anliegen aller Fraktionen im Hohen Haus. Allerdings muss ich Ihnen, liebe Fraktion DIE LINKE, sehr geschätzte Kollegin Frau Bull, sagen, dass Ihr Antrag zur Unzeit kommt.

(Frau Bull, DIE LINKE: Warum?)

- Warum? - Wir hatten Anfang 2012 Anträge zur ersten Phase der Lehrerausbildung von meiner Fraktion, zur zweiten Phase von Ihrer Fraktion vorliegen. Wir haben am 18. September 2013 ein Fachgespräch in den beteiligten Ausschüssen geführt. Nunmehr stehen die Auswertung des Fachgesprächs in den Ausschüssen, eine Beschlussfassung zu dem Fachgespräch und eine Beschlussfassung zu den beiden Anträgen an.

Ihre Fraktion ist mir noch nicht dadurch aufgefallen, dass sie besonders auf die Zeit gedrängt hat. Denn man kann in der Tat sagen, dass die Zeitabläufe optimierbar sind.

Insofern wäre mein Antrag gewesen - diesem sind Sie zuvorgekommen -, Ihren Antrag in den Ausschuss zu überweisen, damit wir ihn im Rahmen der Debatte zu den beiden bereits vorliegenden Anträge und der Auswertung des Fachgesprächs beraten können.

(Herr Lange, DIE LINKE: Als Fraktion haben wir ihn ausgewertet und daraus ist das Fachgespräch geworden!)

- Es freut mich, dass Sie als Fraktion sich diesem Aspekt bereits gewidmet haben.

Ich möchte mir den Antrag auch gern inhaltlich anschauen. Er hat unterschiedliche Teile. Ich fange mit dem Teil an, den ich politisch schwierig finde.

Sie haben in Ihrer Begründung hinsichtlich des PEK völlig Recht. Darin sind wir uns einig. Ich glaube jedoch nicht, dass wir mit der Lehrerbildung weiterkommen, wenn wir immer wieder das PEK in den Anträgen erwähnen. Es ist richtig, aber es nicht der Weg zum Erfolg.

(Frau Bull, DIE LINKE: Das PEK ist schlimm! Das ist nicht der Weg zum Erfolg!)

- Nein, das auch nicht.

Sie sprechen einige Punkte an, denen wir zustimmen. Ich möchte den Punkt erwähnen, den Sie als „revolutionär“ bezeichnet haben, und zwar die Umstellung der Lehramtsausbildung auf den sogenannten Stufenlehrer. Das wollen Sie längerfristig anstreben. Ich würde sagen, dass wir das nicht längerfristig anstreben sollten. Wir sollten auf die Landesregierung einwirken, sich dafür einzusetzen, dass dies sehr rasch umgesetzt wird.

Ich möchte Ihnen auch sagen, warum. Das ist kein revolutionärer Schritt. Es ist einfach nur ein konsequenter Schritt aus zwei Perspektiven. Wenn Sie die Aufgaben des Lehrers und der Lehrerin betrachten, dann werden Sie feststellen, dass sie