Ich habe in den vergangenen Jahren viele wunderbare Aufführungen gesehen, in kleinen und in großen Häusern, in allen Sparten. Ich danke allen künstlerisch Verantwortlichen und ihren Ensembles für ihr großes Engagement, auch in den Coronawochen.
Für die freie Szene - ein wesentlicher Träger der Theaterpädagogik - gibt es eine Neuausrichtung der Landesförderung, von der ich mir mehr Qualität und Wachstum in der Szene verspreche. Es geht um eine spezielle Einstiegsförderung für junge Theatermacher, eine zweijährige Basisförderung für Theatergruppen und eine Verbesserung der Projektförderung. Es wird auch insgesamt deutlich mehr Geld für die freie Szene bereitgestellt. Stellvertretend für alle nenne ich Theaternatur in Benneckenstein, das zivilgesellschaftlich beneidenswert unterstützt wird und sich großartig entwickelt hat.
Ein besonderes Kleinod der Theaterarbeit im Lande ist das Goethe-Theater mit den historischen Kuranlagen in Bad Lauchstädt. Im Jahr 2022 wird der Prozess der grundhaften Sanierung seinen
Abschluss finden. Darauf beruht die große Strahlkraft weit über Sachsen-Anhalt hinaus, bei der das von Kammersängerin Edda Moser kuratierte Festspiel der deutschen Sprache, inzwischen grundhaft von Bund und Land abgesichert, noch einmal besonders herausragt.
Weiterentwickelt haben sich auch die Träger der Pflege der Barockmusik in Halle, Köthen, Magdeburg, Weißenfels und Zeitz, das Kurt-Weill-Fest in Dessau-Roßlau, die Merseburger Orgeltage, das Altmarkfestival und viele andere inzwischen tradierte Formate. Um die Sichtbarkeit des Musikschaffens im Lande zu erhöhen, haben wir die Dachmarke „Musikland Sachsen-Anhalt“ etabliert, unter der mehr als 20 Festivals, Musikfeste und viele kleinere Aktivitäten veranstaltet werden.
Zur neuen Musik haben wir neben den renommierten Filmmusiktagen in Halle in jedem Jahr dieser Legislaturperiode das landesweite ImpulsFestival gefördert, auch aus Töpfen, die wir mitverantworten. Es hat eine hohe Förderintensität bei einer begrenzten überregionalen Ausstrahlung. Dank zusätzlicher Haushaltsmittel gibt es mit dem „KlangArt“-Musikfest ein zweites Angebot für neue Musik, von dem ich mir weitere Perspektiven für zeitgenössische Musik in Sachsen-Anhalt verspreche.
Auch die Populärmusik kommt nicht zu kurz. Dem Landesmusikrat finanzieren wir einen Referenten für Rock und Pop. In Magdeburg organisiert Stephan Bormann, Magdeburger mit Professur in Dresden, ein Gitarrenfestival. Wir fördern den nationalen Wettbewerb Local Heroes in Salzwedel, das Kompetenzzentrum für Musik in Magdeburg und vieles andere mehr.
Alle institutionell geförderten Einrichtungen haben wir gestärkt und damit endlich die Ergebnisse der Evaluation umgesetzt. Sie haben nun zweijährige Bewilligungsbescheide, können Tarif zahlen und sind, wo es notwendig war, personell ertüchtigt worden, auch der Museumsverband. Dessen Geschäftsführerin, Frau Kopp-Sievers, wird im Dezember in den Ruhestand treten. Ich danke ihr für ihre herausragenden Verdienste um unsere Museen, auch als Bildungsstätten.
Ein wichtiger Partner ist Werkleitz mit seinen international anerkannten Veranstaltungen. Er ist von Halle aus auf Entdeckungsreise in den ländlichen Raum aufgebrochen, wie Ende Oktober in Hettstedt. Ich wünsche mir mehr solche Kulturinitiativen, die Stadt und Land miteinander verbinden.
Einige verfestigte Probleme haben wir lösen können. Dazu gehört die inhaltliche Neuaufstellung der Synagoge Gröbzig durch einen neuen Trägerverein. Die Stiftung Gedenkstätten konnte mit
Ihrer Hilfe, meine Damen und Herren, endlich das Dokumentations- und Bildungszentrum für die Feldscheune Isenschnibbe realisieren, um ein würdiges Gedenken an die am 13. April 1945 ermordeten KZ-Häftlinge in einem zeitgemäßen Rahmen zu ermöglichen. Die Franckeschen Stiftungen erleben gerade einen neuen Entwicklungssprung, weil Bund und Land die Wiederherstellung der letzten noch nicht rekonstruierten Gebäude finanzieren.
Zu den Desiderata gehörte auch die Gründung des Instituts für Landesgeschichte beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das seit Anfang Oktober der mit unserem Land vertraute Prof. Michael Hecht leitet. Für das schwierige Denkmal der Saalecker Werkstätten gelang mithilfe des Bundes eine vielversprechende Lösung durch die angesehene Marzona-Stiftung, sodass dieses Objekt nicht mehr, wie lange befürchtet, in rechtsextreme Hände abdriften kann. In diesen Kontext gehört auch die Grablege für Albrecht den Bären in Ballenstedt, die anlässlich seines 850. Todestages von völkischem Ballast befreit und neu gestaltet wird.
Meine Damen und Herren! Die beiden großen Jubiläen zur Reformationsgeschichte 2017 und zum Bauhaus 2019 haben wir partnerschaftlich mit dem Bund in jeder Hinsicht erfolgreich durch zahlreiche Klippen gesteuert. Beide waren Besuchermagnete und haben sehr zum Ansehen unseres Landes beigetragen.
Mit über 150 Maßnahmen und Projekten, LutherDekade und Reformationsjubiläum, wurde Sachsen-Anhalt als Ursprungsland der Reformation national und international etabliert. Rund dreieinhalb Millionen Menschen wurden erreicht. Die authentischen Stätten der Reformation sind denkmalgerecht saniert und ertüchtigt. Knapp 80 Millionen € sind verausgabt worden, sodass der Finanzrahmen, wie vom Landtag wiederholt gefordert, eingehalten wurde.
Schon 2011 hatte sich der Landtag dazu bekannt, das Bauhaus-Jubiläum zu nutzen, um SachsenAnhalt als Land der Moderne zu positionieren. Im Jahr 2019 fanden hier fast 400 Kulturveranstaltungen dazu statt. Das bescherte uns im Jahr 2019 einen erneuten Besucherrekord. Abermals konnten Zeit- und Kostenrahmen im Wesentlichen eingehalten werden, auch beim anspruchsvollen neuen Bauhaus-Museum. In der Kommunikation wurde das Jubiläum zudem gestärkt durch die Landeskampagne „Sachsen-Anhalt - hier macht das Bauhaus Schule“, #moderndenken.
Das Bauhaus Dessau ist ein echter Exportschlager, der auch mit dem neuen Museum an Innovations- und Strahlkraft kaum zu überbieten ist. Es
steht für mehr als Architektur, Design und Funktionalität, nämlich für Vordenken, Mut, Experimentierfreude und Zuversicht. Es ist daher naheliegend gewesen, dass Kommissionspräsidentin von der Leyen ihre Initiative für eine grundlegende Innovation Europas mit dem Begriff des Bauhauses verbindet. Wir wollen als Land daran anknüpfen.
Im Jahr 2019 konnte der 300. Geburtstag von Wilhelm Ludwig Gleim genutzt werden, um das Halberstädter Gleimhaus als Museum der deutschen Aufklärung, aber auch dessen Weiterentwicklung zum Haus der Diskurse von der Aufklärung bis zur Gegenwart zu profilieren.
Gleich mit zwei Jubiläen erinnerte Sachsen-Anhalt 2017 und 2018 an den in Stendal geborenen Johann Joachim Winckelmann, Begründer der modernen Archäologie und Kunstgeschichte. Er ist einer der bedeutendsten Intellektuellen der europäischen Aufklärung und aktueller denn je.
Zu diesen Anlässen hatte auch die WinckelmannGesellschaft zahlreiche Vorhaben auf den Weg gebracht. Für die Neugestaltung der Dauerausstellung und des Museums erhielt sie Landes- und Bundesmittel in namhafter Höhe.
Ein wirklich herausragendes Ereignis war 2018 die Anerkennung des Naumburger Doms als unser fünftes Weltkulturerbe, nach aufreibenden Bemühungen gerade auch der Menschen vor Ort. Um den damit verbundenen Anforderungen zu genügen, fördern wir jetzt die Sanierung einiger Gebäude rund um den Dom und die Umgestaltung des Domplatzes. Der Dom und die wunderbare Kulturlandschaft an Saale und Unstrut stehen jetzt gleichberechtigt neben den anderen Welterbestätten, die sich alle weiterentwickelt haben, unter zum Teil schwierigen Bedingungen.
Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz, das Gartenreich, beispielsweise ist ein Seismograf für den Klimawandel und widmet sich den Herausforderungen, die damit verbunden sind - es gab gerade heute einen Förderbescheid aus Berlin dafür -, und darüber hinaus der Umsetzung des Masterplans für die Bau- und Gartendenkmalpflege. Wir wollen die Stiftung erstmals auf eine gesetzliche Grundlage stellen und die seit Jahren beschlossene Liegenschaftsbereinigung und Liegenschaftsübertragung zum Abschluss bringen.
Für die Zukunft wird die Landesregierung das hohe Maß an nationaler und internationaler Aufmerksamkeit auf die UNESCO-Stätten und die Kultur des Landes verstetigen. Es soll uns gelingen, Sachsen-Anhalt von der Himmelsscheibe bis zum Impfstoff als ein Ursprungsland globaler Ideengeschichte und Heimat herausragender Monumente und Entwicklungen der Menschheitsgeschichte besser sichtbar zu machen.
Mehr als die Hälfte der Besucherinnen und Besucher Sachsen-Anhalts gaben an, Interesse am Welterbe zu haben. Dieses Interesse gilt auch anderen authentischen Geschichtsorten, die es daneben überall im Land in großer Zahl gibt.
Meine Damen und Herren! Die Landesregierung ist dabei, das Kulturland Sachsen-Anhalt international ausstrahlen zu lassen. In aller Welt wahrgenommen werden nicht nur die großen Leuchttürme. Die Arbeit in europäischen und internationalen Netzwerken gehört heute für viele in der Kultur zum Alltag, namentlich unsere beiden überaus erfolgreichen Puppentheater.
Ich will das an zwei Beispielen illustrieren, die mir am Herzen liegen: die Zusammenarbeit mit Frankreich sowie mit Israel.
Mit der Region Centre-Val de Loire ist das Land seit 2004 partnerschaftlich verbunden. Ausweis dessen ist neben vielen fachlichen Kooperationen der Besuch des Regionspräsidenten Bonneau bei der Eröffnung des Bauhaus-Museums mit Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Haseloff.
Französische Lebensart, Kunst und Kultur wird von dem in der Staatskanzlei ansässigen Institut français vermittelt. Mit Partnern aus der Kulturszene und Förderung durch das Land hat es zahlreiche Projekte umgesetzt, von Konzerten über Filmwochen, Lesungen bis hin zu Ausstellungen.
Aber auch zivilgesellschaftliche Initiativen wie die jährliche Veranstaltungsreihe „FRANKO.FOLIE! - Französische Tage in Magdeburg“ des ARTist! e. V., die regelmäßig vom Land unterstützt werden, erfüllen die deutsch-französische Freundschaft mit Leben.
Die Zusammenarbeit mit Israel ist für die Landesregierung ebenfalls von besonderer Bedeutung. Ich habe schon 2015 Bürgermeister zu ihren Partnergemeinden begleitet und Gespräche mit Juden aus Sachsen-Anhalt geführt. Im Mai 2018 besuchte Ministerpräsident Dr. Haseloff Israel zum wiederholten Mal. Auch aus Anlass des Bauhaus-Jubiläums war Staatssekretär Herr
Dr. Schellenberger dort, um Kontakte mit Kultureinrichtungen anzustoßen wie die erfolgreichen Projekte unseres Bauhauses mit dem White City Center in Tel Aviv.
Wie wichtig Fortschritte in der Digitalisierung von Kultur sind, wird uns gerade jetzt in der Pandemie bewusst. Im Rahmen des großen Digitalisierungsprojekts „Digital Heritage“ entwickelte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie mit dem hiesigen Fraunhofer-IFF ein Erfassungs- und Analyseverfahren für die Digitalisierung und Wiedererkennung von antiken Münzen, an dem viele andere Museen interessiert sind.
Seit 2017 konnten mit derselben Richtlinie einige Einrichtungen bei der Digitalisierung ihrer Sammlungen unterstützt werden, das Gleimhaus, der Berufsverband Bildender Künstler, das Händelhaus und das Stadtarchiv hier in Magdeburg.
Für die Jahre 2020/2021 haben wir dafür mit Ihrer Hilfe erstmals Mittel in den Kulturhaushalt eingestellt, um Kultureinrichtungen bei der Digitalisierung ihrer Sammlungen, aber auch bei der Erstellung von innovativen digitalen Kulturangeboten zu unterstützen.
Meine Damen und Herren! In der Denkmalpflege würde eine Aufzählung aller Maßnahmen den Rahmen sprengen. Wir haben eine europaweit einzigartige Dichte an Denkmalen. Sie vermitteln Einwohnern wie Gästen unseres Landes Heimat und Zugehörigkeit und verweisen auf eine herausragende Kulturgeschichte von mehreren Tausend Jahren.
Im Einzelnen nehme ich Bezug auf die Übersichten auf dem Kulturportal des Landes über die Förderung öffentlicher, kirchlicher oder auch privater Denkmale, gerade auch im ländlichen Raum und oft auf Initiative von Abgeordneten des Landtages, denen ich für manche Anregung dankbar bin.
Zu den größten Einzelvorhaben gehören die Sanierung des Stadtbades Halle sowie des Kulturpalastes Bitterfeld, für den bereits der Abrissantrag gestellt war. Ich habe mich auch gefreut, dass Staatssekretär Herr Dr. Schellenberger Präsident des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz geworden ist und dass unsere bisherige Landeskonservatorin Dr. Wendland jetzt bei Kulturstaatsministerin Grütters die Geschäfte des Nationalkomitees führt. So spielen wir in der Kultur immer erfolgreicher auch auf Bundesebene mit.
Der Bund, die Kulturstiftung der Länder und private Sammlungen sind auch wichtige Partner, wenn wir Gelegenheit haben, für unsere Museen und Einrichtungen Kunstgegenstände rückerwerben zu können, die vor allem durch die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“ abhandengekommen sind, wie zum Beispiel Kandinskys Aquarell „Abstieg“ für das Kunstmuseum Moritzburg.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch die wiederbelebten Stiftungen „Kloster Berge“ und „Kloster Unser Lieben Frauen“ erwähnen, die viele Projekte von Kunst und Kultur ermöglicht haben, auch der zeitgenössischen Kunst über unsere Kunststiftung, wie die einzigartigen Fenster von Max Uhlig hier in der Johanniskirche.
Meine Damen und Herren! Mit 12,9 Millionen € aus dem Vermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR konnten wir einige wich
tige Projekte, wie die Theater Eisleben und beim Nordharzer Städtebund, den Domplatz Naumburg und das Stiftsberg-Museum Quedlinburg, auf den Weg bringen. Darüber hinaus werden die Neuausstattung der musealen Dauerausstellung im Museum Schloss Bernburg, die Sanierung der Laubenganghäuser in Dessau-Törten, die Gartenkolonie Reform und der Hohe Chor des Domes in Magdeburg finanziert.
Mit dem gleich 2016 aufgelegten KulturerbeEFRE-Programm konnte für rund 56 Millionen € eine Reihe von Maßnahmen begonnen und teils auch schon abgeschlossen werden, von der behindertengerechten Verbesserung des HändelHauses in Halle über die wunderbare Musikkirche in Wernigerode, zugleich ein Bekenntnis der Stadt zur Philharmonie, das Kunstgussmuseum Marienhof Ilsenburg, in Dessau neben dem Georgium mit der Anhaltischen Gemäldegalerie das dortige Blumengartenhaus, in Annaburg die Erweiterung des Porzellaneums mit einer Schauproduktion, im Vorgriff auf das Müntzer-Jahr die Kulturkirche St. Martin Stolberg sowie St. Andreas Lutherstadt Eisleben. In Magdeburg werden unter anderem bedeutende Teile des Masterplans des Klosters Unser Lieben Frauen fertiggestellt und die Festung Ravelin 2 saniert.
über andere Ministerien umgesetzt werden, sind das Technische Halloren- und Salinemuseum Halle, Burg und Schloss Allstedt, Schloss Hundisburg und St. Marien zu Haldensleben. Sie sehen also, überall im Land ist etwas geschehen.
An dieser Stelle möchte ich auch den Kommunen als unverzichtbaren Partnern bei vielen Projekten und als Trägern von Kultureinrichtungen danken. Nur wenn beide Ebenen, Land und Kommunen, zusammenbleiben, werden wir unsere vielfältige Kulturlandschaft erhalten können. Kunst ist keine beliebige, freiwillige Leistung, sondern ein Staatsziel, das wir schützen und fördern müssen.
Zur weiteren Entwicklung der Industriekultur hat die Landesregierung ein Konzept erarbeitet, das noch in den Ausschüssen behandelt wird. Es ist die Grundlage für nächste Schritte und Schwerpunktsetzungen. Das vielfältige Erbe der Industriekultur ist in ganz Sachsen-Anhalt präsent. Diese Orte gilt es stärker sichtbar zu machen - auch als Angebote der kulturellen und technischen Bildung.
Auch das gerade sanierte Bördemuseum in Ummendorf ist eine bedeutende Stätte der Industriekultur und birgt manch verborgenen Schatz - so heißt das Projekt dort. Für mich persönlich ist das Industrie- und Filmmuseum Wolfen wegen seiner