Vielen Dank, Herr Präsident. - Mit dem heuƟgen Antrag begebe ich mich in die TradiƟon derjenigen, die für unsere LandtagsfrakƟonen immer wieder auf einen Mangel an FachkräŌen in naher ZukunŌ hingewiesen haben. Seien es Lehrerinnen, seien es PolizisƟnnen oder eben, wie in diesem Fall, die ZahnärzƟnnen und Kieferorthopädinnen.
DIE LINKE bleibt der verlässliche Mahner. Vor so ziemlich zwei Jahren habe ich auf die dramaƟsche Entwicklung bei der zahnärztlichen und kieferorthopädischen Versorgung hingewiesen, eindringlich mit Zahlen und harten Fakten belegt. Aber bis auf einen Bericht hat sich im Land wenig getan, was auf das Handeln der Landesregierung zurückgeführt werden könnte.
Meine Damen und Herren! Nach dem Bericht in der „MZ“ und pünktlich vor den Haushaltsverhandlungen hat meine FrakƟon erneut einen Antrag in den Landtag eingebracht, um die Zahl der Studienplätze in Halle um mindestens die HälŌe zu erhöhen. Denn dem Bericht der Kassenzahnärztlichen Vereinigung zufolge gehen mehr als die HälŌe der derzeit prakƟzierenden ZahnärzƟnnen bis zum Jahr 2030 in den Ruhestand. Das sind immerhin 800 Personen. Es droht eine extreme Unterversorgung, insbesondere im ländlichen Raum. Aber selbst in Magdeburg droht mit einer Versorgungsprognose von 52 % ein Mangel. Da sollten die zukünŌigen Intel-Mitarbeiter bloß keine Zahnschmerzen bekommen.
Meine Damen und Herren! Das ist alles andere als lusƟg; denn bei Lehrerinnen und PolizisƟnnen ist die SituaƟon wie in diesem Fall vermeidbar, wenn schnell gehandelt wird.
Leider sind schon wieder zwei Jahre des Nichtstuns ins Land gegangen. Wir könnten schon 40 ZahnärzƟnnen mehr haben, wenn unser Vorschlag umgesetzt worden wäre.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich bin auch froh, dass die Kassenzahnärztliche Vereinigung selbst iniƟaƟv ist. Sowohl die Unterstützung hin zur Selbstständigkeit als auch die Ausbildung von ZahnärzƟnnen in Ungarn sind Beispiele. Ich selbst finde es beschämend für das Land, dass wir nicht hier die Studienplatzkapazitäten schaffen, sondern die Leute nach Ungarn schicken. Aber das focht die CDU-geführten Landesregierungen noch nie an.
Ich habe im Jahr 2020 etwas zu den Lebensbedingungen im ländlichen Raum als weichen Standorƞaktoren gesagt. Falls Sie mir nicht glauben, ziƟere ich jetzt einen Zahnarzt, der zur gleichen Zeit wie ich in Halle studiert hat und der mir heute Morgen etwas geschrieben hat.
Dann noch etwas: Das Land muss auĬören, den ländlichen Raum kaputzumachen. Schulen schließen, ÖPNV einstellen, alles auf die Städte konzentrieren - welcher Hochschulabsolvent will in einem Bundesland im ländlichen Raum arbeiten, wenn das Land alles gegen diesen
Landstrich macht? Da gehe ich doch lieber nach Bayern, dort ist die Grundschule noch vor Ort, der Bäcker direkt nebenan. Das ist übrigens einer der Zahnärzte, der dafür wäre, eine Quote einzuführen. Die Ministerin ist noch da; das ist ein Vertreter Ihrer Partei, also jemand, der bei Ihnen offensichtlich unterwegs ist. Das ist durchaus etwas, das man immer mitdenken muss, dass es eben auch um weiche Standortfaktoren geht.
(Zurufe: Einer hat das geschrieben! Na dann! - Wir haben gestern von 13 berichtet! Sie haben einen! - Weitere Zurufe)
Wissen Sie, das Witzige ist ja: Ich bin zumindest ganz gut im Gespräch mit der Kassenzahnärzt- lichen Vereinigung.
Meine Damen und Herren! Wenn sich in den letzten zwei Jahre eines gezeigt hat, dann das, dass Geld da ist, wenn man Maßnahmen für unabdingbar hält. Herr Robra hat berichtet, dass die Erhöhung der Ausbildungskapazität jährlich 14 Millionen € koste; die Errichtung von Ausbildungsplätzen müsse noch geprüŌ werden. Ich frage Sie, meine Damen und Herren von der KoaliƟon, heute: Wie viel ist Ihnen die Versorgung der Bevölkerung in unserem Bundesland wert?
Wenn der Altmarkkreis Salzwedel zukünŌig nur noch zu 55 %, die Börde zu 34 % und das Jerichower Land zu 26 % versorgt werden, dann treibt einen das doch um. Oder? Mich macht das extrem nervös. Deswegen: Lassen Sie uns handeln, meine Damen und Herren.
Zu dem AlternaƟvantrag der AfD. Zu Ihren Anträgen habe ich prinzipiell schon etwas gesagt. Aber dieser gefällt mir. Die AfD sagt sich: Na ja, die HälŌe mehr an Studienkapazität, das ist gut, aber wir teilen die mal auf. Sie fordern 25 % an
beiden Uniklinika. Also zehn Plätze mehr in Halle. Und in Magdeburg? - Da gibt es keine Zahnmedizin.
(Ulrich Siegmund, AfD: Es geht nicht nur um Zahnärzte! Deswegen haben wir ja den Alter- nativantrag!)
- Der Satz kommt doch jetzt noch. - Nun ja, Sie meinen da wohl alle medizinischen Studienplätze, das sollten Sie aber dann wirklich gesondert beraten.
Meine Damen und Herren! Lassen Sie uns bite nicht noch weiter warten. Sie alle wissen, wie das ausgeht. Am Ende will es dann wieder keiner gewesen sein. Lassen Sie uns die Studienplätze schaffen und mit der Kassenzahnärzt- lichen Vereinigung und deren Partnerinnen flankierende Maßnahmen schaffen, damit die Versorgungslücke nicht größer wird. Die Menschen in unserem Land und ihre Gesundheit sind es uns wert. - Danke.
Das will er nicht. - Dann ist dieser Debatenbeitrag beendet. Wir steigen ein in die Dreiminutendebate. Zuvor hat die Ministerin Frau Grimm-Benne das Wort. - Sie haben das Wort, Frau Ministerin.
Herzlichen Dank, Herr Vizepräsident. - Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordneten! Derzeit - ich sage wirklich: derzeit - liegt gemäß der Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung, die auch den Sicherstellungsauftrag hat, der Versorgungsgrad in Sachsen-Anhalt bei der zahnärztlichen Versorgung bei 110,3 %. Damit diese VersorgungssituaƟon künŌig gewährleistet bleibt, ist es auch mir ein besonderes Anliegen, dass wir mit einem umsichƟgen Blick in die ZukunŌ auf die zahnärzt- liche VersorgungssituaƟon schauen und diese berücksichƟgen.
Derzeit sind noch sieben Landkreise und kreisfreie Städte bedarfsplanerisch überversorgt. Eine Überversorgung wird es im Planungsjahr 2025 nicht mehr geben. Allerdings wird im Jahr 2025 auch nirgends im Land eine bedarfsplanerische Unterversorgung erwartet. Mit einer solchen ist gemäß den Prognosen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt erstmals im Jahr 2030 in den Landkreisen Börde und - Sie haben es vorhin erwähnt - Jerichower Land zu rechnen.
Damit man dem Jahr 2030 sehr vorausschauend begegnet, haben vor diesem Hintergrund nicht nur Sie sich mit der KZV ausgetauscht, sondern auch wir im Ministerium. Wir haben geschaut, wie auch mithilfe der KZV die vertragszahnärztliche Versorgung langfrisƟg sichergestellt werden kann. Entsprechende Maßnahmen werden