In Südfrankreich bringen die Menschen für ihre Tiere Wasser in die Berge. Das sind die Aus- wirkungen des Klimawandels. Damit es nicht noch schlimmer wird, müssen wir endlich an die Ursache heran.
Wir brauchen endlich den gesellschaftlichen Schulterschluss, um die CO2-Emissionen drastisch zu reduzieren. Wenn das nicht gelingt, dann können wir uns alle Anstrengungen zur Rettung des Waldes sparen. Das ist nicht ideologisch. Das ist logisch.
Wer den Klimaschutz blockiert und nicht bereit ist, den eigenen CO2-Ausstoß einzuschränken, der trägt eine Mitschuld am Waldsterben.
- Das sage ich zum ersten Mal in dieser Deutlichkeit, Herr Kosmehl. Wir können nicht immer Scheuklappen tragen. Wir dürfen nicht nur sehen, dass der Wald zu den Leidtragenden der Klimakatastrophe gehört; wir müssen an die Ursachen heran. Das müssen alle in dieser Ge- sellschaft, alle Akteure, auch wir als Privatleute, tun.
Selbst die Fachleute sagen, dass es schon jetzt keine Blaupause mehr gibt für Waldumbaumaßnahmen, bei denen man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass sie erfolgreich sein werden. Es gibt große Unsicherheiten. Die Unsicherheiten nehmen zu. Man weiß es nicht mehr.
Die Wissenschaftlerinnen gehen bei ihren Baumempfehlungen von hohen Unwägbarkeiten aus. Dennoch heißt das nicht, dass wir jetzt kapitulieren müssen. Ganz im Gegenteil: Es gibt richtigerweise ernsthafte Bemühungen um den klimaresilienten Wald. Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, die Versuchsanstalt für Sachsen-Anhalt, sieht sich die Bodenprofile, die Bodenbeschaffenheit, das Mikroklima und die Klimaveränderungen an und gibt dann
Auch die nächste Tagung des Waldbesitzerverbandes widmet sich dem klimastabilen Wald. Herr Minister hat es erklärt: Es gibt die SonderAMK. Es ist ganz klar: Der Wald braucht Wasser und standortgerechte Bäume. Für die Bäume gibt es zwei Strategien: zum einen einen gezielten Umbau, also weg von den alten Nadelholzmonokulturen hin zu den Mischwäldern; zum anderen aber auch die Naturverjüngung ohne menschlichen Eingriff, z. B. beim Nationalpark Harz. Der Leiter des Nationalparks Harz Herr Dr. P. beschrieb jüngst als seine Beobachtung, dass es zwischen den Fichtenmonokulturen blüht und grünt. Zurzeit entwickelt sich dort eine vielfältige Vegetation. Deshalb möchten wir bis auf Weiteres am Nationalparkgesetz festhalten und in der Kernzone keinen menschlichen Eingriff sehen.
So sollen sich auf natürliche Art und Weise die Bäume durchsetzen, die an die neuen Bedingungen des Klimawandels am besten angepasst sind.
Weil ich den Harz schon erwähnt habe: Es gab kürzlich die Brände dort. Das waren Bodenbrände. Wir wissen, wenn einmal ein Brand ausgebrochen ist und wenn es trocken ist, dann kann sich dieser Brand besser ausbreiten.
Namens meiner Fraktion begrüße ich ausdrücklich, dass mehr für den Brandschutz getan werden soll, mehr für die Brandbekämpfung. Ich begrüße auch ausdrücklich das von Minister Schulze erwähnte KI-basierte - also auf künst- licher Intelligenz basierte - Waldmonitoring.
Das ist schön Frau Frederking. Das Problem besteht nur darin, dass Sie jetzt die zusätzliche Redezeit überzogen haben. Deswegen müssen Sie leider zum Ende kommen. Sie haben aber noch eine Chance.
Ganz herzlichen Dank für die Chance, Ihnen die Frage zu stellen. Sind Sie damit einverstanden, dass wir in allen Festlegungen, die den Wald künftig betreffen, weg von den heimischen hinzu den standortangepassten Baumarten gehen?
„standortheimisch". „Standortgerechte Baumarten“ habe ich in meiner Rede gesagt. Weil sich der Klimawandel so rasend schnell vollzieht, wird es nicht mehr reichen, überall auf die standortheimischen Bäume zu setzen. Aber weil ich das Beispiel Nationalpark Harz erwähnte: Dort soll eine Naturverjüngung passieren. Das werden standortheimische Bäume sein.
Danke. - Dann kommen wir zum nächsten Redebeitrag. Für die CDU-Fraktion spricht der Abg. Herr Feuerborn.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr ge- ehrten Damen und Herren Abgeordneten! Werte Gäste! Die Situation im Wald ist genug beschrieben worden. Ich denke, die Herausfor- derungen, die vor uns stehen, sind enorm groß.
Ich denke, wir haben die Größe der betroffenen Flächen in Sachsen-Anhalt noch nicht genau beziffert: Sie liegt bei ungefähr 50 000 ha für unser Land. Wenn wir die Zahl 50 000 ha in den Mund nehmen, dann müssen wir auch darüber sprechen, was wir schon mit den Waldbesitzer- verbänden oder mit unseren Forstleuten besprochen haben: Das wird uns in den nächsten zehn Jahren beschäftigen.
Für den Landeswald wird uns das ungefähr Mittel 750 Millionen € kosten. Hinzu kommt der Privatwald, der auch geschädigt ist. Gehen wir einmal von Kosten in Höhe von 900 Millionen €
bis 1 Milliarde € aus. Die Strategie, wie wir dies finanzieren müssen, ist eine zentrale Frage, die uns hier im Parlament beschäftigen wird.
Wir müssen dafür Lösungen suchen. Wenn wir uns auf die Bundesseite verlassen, dann sind wir verlassen.
Die Haushaltsmittel, die bis jetzt dort eingestellt worden sind, nämlich 200 Millionen € für ganz Deutschland, sind ein Witz. Wir wissen, dass bei uns eine Fläche von 50 000 ha betroffen ist. Allein Nordrhein-Westfalen redet von einer Fläche von mehr als 120 000 ha.
- Gar nichts. Das ist so. - Deswegen ist die Frage: Wie machen wir das? Mit welchen Lösungen gehen wir dort heran? Wir müssen über Vorschläge diskutieren. Wir müssen uns vielleicht auch über erneuerbare Energien unterhalten.
Wie gesagt, das ist eine Diskussion, die wir im Ausschuss vorbereiten werden, die wir dann auch in unseren Fraktionen führen müssen. Aber es ist eine Herausforderung, die uns alle betrifft.
Eines müssen wir sagen: In den letzten fünf Jahren ist zu wenig getan worden. Wir haben zwar die Schäden kommen sehen. Aber wir haben nichts in die Wege geleitet, wie es hätte sein müssen.
Ich erinnere mich gut an einen Ausspruch von Hans-Dietrich Genscher, der mir einmal gesagt hat: Wissen Sie, Herr Feuerborn, wenn ich in Indien bin, dann fragt mich der indische Außen- minister: Wo liegt Deutschland? - Ach, dieser kleine Nadelkopf da oben im Nordwesten, das ist Deutschland. - Dann weißt du, wie groß du bist in der Welt und welchen Einfluss du hast.
Wir sind also nicht die Emittenten, die den Aus- stoß von CO2 allein zu verantworten haben. Sicherlich müssen wir mit gutem Beispiel voran- gehen - das ist überhaupt keine Frage -, aber das doch bitte mit Augenmaß.
Das hilft uns aber nicht in der Frage, wie wir unseren Wald aufbauen wollen. Wir müssen ganz strategisch vorgehen. Wir wissen, was wir heute für Schäden haben. Wir wissen, welche Baumarten wir brauchen und welche wir viel- leicht für die Zukunft brauchen - Baumarten, die dem Klimawandel etwas besser standhalten können. Frau Frederking hat es bereits gesagt, wir haben mittlerweile wissenschaftlich die ge- naue Aussage, in welcher Klimazone wir mit welchen Bäumen einen Zukunftswald aufbauen können. An diesem Punkt müssen wir ansetzen, müssen das voranbringen und dann entspre- chend vertreten, meine Damen und Herren.
Deshalb wollen wir das im Ausschuss beraten. Aber das geht nicht von heute auf morgen. Das ist ein Prozess. Damit werden wir uns länger- fristig beschäftigen müssen. Daher freue ich mich auf die Diskussion im Ausschuss.