Protokoll der Sitzung vom 15.12.2022

Das tue ich ja.

(Lachen bei der CDU)

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! - Wir hätten das auch zusammen machen können, Petra. Das wäre auch eine Möglichkeit gewesen.

Zu später Stunde noch ein Antrag, der, glaube ich, für das, was uns in Sachsen-Anhalt alle umtreibt, sehr wichtig ist, nämlich die Unterrichtsversorgung, die Bildung unserer Kinder und all das, was damit zusammenhängt.

Die Bildungsministerin hat gestern sehr engagiert auf die Punkte hingewiesen. Wir haben die Themen schon ein Stück weit angerissen, die in diesem Antrag, der begrenzt daherkommt, eine Rolle spielen.

Ich will es einmal so sagen: Im nächsten Jahr gibt es irgendwann den Bildungsgipfel beim Ministerpräsidenten. Das ist vielleicht noch einmal eine Chance, über den einen oder anderen Punkt vertieft nachzudenken, was man in der Bildung besser machen kann. Wenn wir es schaffen, die Zahlen bei der Lehrerausbildung in

dem Maße zu erhöhen, dass es sozusagen keiner großen administrativen Aufwendungen und zusätzlicher Ressourcen bedarf, dann wird das sicherlich auch dort ein Thema sein. Wir sollten uns dem auch nicht verweigern.

Dennoch, lieber Kollege Meister, bin ich nicht ganz zufrieden mit dem, was Sie gemacht haben. Sie haben sich jetzt eine kleine Rosine herausgepickt und wollen den einen oder anderen vielleicht auch lokalpolitisch determinierten Lorbeerkranz einheimsen. Das sei Ihnen gegönnt, wenn es Ihnen gelingt. Ich glaube aber, es wird Ihnen nicht gelingen.

Das Problem bei der Lehrerausbildung liegt tiefer. Frau Grimm-Benne hat in Vertretung des abwesenden Wissenschaftsministers schon auf ein paar Punkte hingewiesen und die Sicht des Wissenschaftsministeriums beleuchtet. Auch das wird sicherlich ein Thema beim Bildungs- gipfel werden.

Aber ich glaube, das Problem muss grundsätzlich angepackt werden. Wir haben uns nach den Jahren 1989/1990 eine Lehrerausbildung zugemutet, die mindestens sieben, acht, neun Jahre braucht, bevor die jungen dynamischen Kolleginnen und Kollegen die Schule erreichen. Wenn man mit den Absolventen spricht, dann hört man sehr oft: Praxisschock, wir fühlen uns nicht gut vorbereitet. Die Kollegen in den Schulen sagen, sie finden die junge Generation nicht so ganz tipptopp. Deswegen müssen wir das Thema anders und tiefer angehen.

Wir in der CDU haben uns im Wahlprogramm mit dem Thema pädagogische Hochschule beschäftigt. Da kommt der eine oder andere und schreit, das sei sozusagen ein Rollback in die DDR-Zeiten. Das ist eine Metapher. Aber die Lehrerausbildung von heute kann nicht mehr so weitergehen wie bisher. Wir brauchen zu viel Zeit. Die Qualität, die Fachkonstruktionen und

die akademische Ausbildung in den Kontexten der einzelnen Fächer ist nicht das, was uns an der Stelle, wenn dieser Lehrermangel einmal vorbei ist, mittel- und langfristig weiterhilft.

Deswegen müssen wir das angehen. Darüber müssen wir uns tiefgründig unterhalten. Ich lade Sie herzlich dazu ein, unsere Diskussion mit zu führen.

(Zustimmung von Guido Heuer, CDU, von Mi- nister Sven Schulze, von Guido Kosmehl, FDP, und von Konstantin Pott, FDP)

In diesem Sinne wünsche uns allen schon einmal eine schöne Vorweihnachtszeit und alles, was dazugehört. - Danke schön.

(Beifall bei der CDU)

Danke. - Für die AfD-Fraktion Herr Köhler.

Sehr geehrter Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Zu Beginn möchte ich einen Fakt betonen: Es war doch erfrischend, einen GRÜNEN-Antrag zu lesen, der nicht von vornherein mit irgendeinem ideologischem Nonsens aufgeladen ist. Deshalb ist der Antrag vermutlich nur eine halbe Seite lang.

Dennoch lohnt sich die inhaltliche Auseinandersetzung zur Verbesserung der Lehramtsausbildung in unserem Land. Wir alle wissen, wie es um die aktuelle Unterrichtsunterversorgung im Land Sachsen-Anhalt bestellt ist. Alle kennen das aus den Wahlkreisen. Dort ploppt das überall auf. Daher müssen wir nach jedem Strohhalm greifen. In einem Ausblick gibt die

Bildungsministerin selbst an, dass uns das Problem des Lehrermangels in Sachsen-Anhalt noch über Jahre begleiten wird.

Die Aufhebung der Fächerkombinationen an der Otto-von-Guericke-Universität allein wird dieses Problem selbstverständlich nicht lösen. Wenn es eine freie Fächerwahl gibt, dann könnte das aber unserer Auffassung nach von vornherein durchaus Interessenten motivieren und zu einer positiven Entscheidung führen, das Lehramtsstudium letztlich zu ergreifen.

Zur Wahrheit gehört natürlich auch: Wenn man selbst tatsächlich Dinge lernen kann, die einem liegen, dann gehen sie einem leichter von der Hand. Das heißt, es kann letztlich durchaus auch einen positiven Einfluss auf einen erfolgreichen Abschluss haben.

Wir machen es kurz. Wir können uns mit dem Anliegen anfreunden. Vor diesem Hintergrund würden wir diesem Antrag zustimmen. Sollte es einen Antrag auf Überweisung in einen Ausschuss geben, würden wir als Fraktion diesem auch zustimmen. - Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der AfD - Zuruf von der AfD: Das hast du aber gut gemacht!)

Ich danke auch. - Herr Pott, bitte.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Der vorliegende Antrag greift eine keineswegs neue Fragestellung auf. In der Vergangenheit gab es zu dem Thema bereits zahlreiche Debatten und

auch mir sind die vor Jahren getroffenen Vereinbarungen zur Lehramtsausbildung in SachsenAnhalt wohlbekannt. Fakt ist aber, dass unsere Schulen gewaltig unter Druck stehen. Das können und dürfen wir nicht ignorieren.

Lassen Sie mich aber trotzdem vorab eines ganz klar und ausdrücklich festhalten: In den anstehenden Überlegungen geht es keinesfalls um die Frage, ob wir die grundständige Lehramtsausbildung wieder zurück nach Magdeburg holen - die Antwort darauf lautet klar: nein -; es geht einzig um die Frage, ob es mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen sinnvoll er

scheint, die bereits bestehenden Strukturen in Magdeburg effizienter und flexibler zu nutzen, als dies bisher möglich war. Unsere Antwort darauf lautet: Ja, darüber müssen wir definitiv reden.

In der aktuellen Situation sollten wir jede Chance nutzen, um mehr junge Menschen für ein Lehramtsstudium zu begeistern. Wir alle kennen den vorliegenden Haushaltsplanentwurf. An der MLU wurden zur Sicherstellung der Einstellungsbedarfe an Lehrkräften ab dem Jahr 2022 die Ausbildungskapazitäten angehoben. Leider wissen wir aber auch, dass die aktuellen Studierendenzahlen dies bislang noch nicht abbilden.

Was bereits außerdem lange kein Geheimnis mehr ist, ist die Tatsache, dass Lehreramtsstudenten zumindest eine gewisse Neigung zur Immobilität haben; vermeintliche Wanderungsbewegungen in erheblichen Größenordnungen von Halle nach Magdeburg oder vielleicht in die Altmark sind wohl eher unwahrscheinlich. Vielmehr wird es zunehmend schwieriger, unseren ländlichen Raum mit dem dringend benötigten Lehrkräftenachwuchs zu versorgen.

Wenn also die OVGU aufgrund der eigenen Akquise eine potenzielle Nachfrage nach

weiteren Kombinationsmöglichkeiten im Rahmen des bereits bestehenden Fachkräfteangebots im Lehramtsstudium identifiziert und Möglichkeiten sieht, die Gesamtanzahl der künftigen Lehramtsabsolventen in Sachsen-Anhalt zu steigern, dann wären wir gut beraten, wenn wir diese Option zumindest ergebnisoffen diskutieren, und zwar selbstverständlich unter Einbe- ziehung der beiden Hochschulen.

Deshalb plädieren wir für eine Überweisung zur federführenden Beratung in den zuständigen Fachausschuss für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt sowie zur Mitberatung in den Bildungsausschuss.

Wir wollen eine attraktive Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt, und wir brauchen attraktive Rahmenbedingungen an unseren Schulen, damit Lehramtsabsolventen der MLU und der OVGU in unserem schönen Bundesland bleiben, den Transformationsprozess in unseren Schulen mitgestalten und voranbringen.

Lassen Sie uns gemeinsam und konstruktiv daran mitwirken. - Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Zustimmung bei der FDP)

Ich danke auch. - Herr Lippmann ist bereits vorn.

(Unruhe)

Das geht von seiner Redezeit ab. Nein, das war ein Spaß. - Thomas, bitte.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag des Kollegen Meister

ist kurz und richtig. Die vorgetragene Rede von Minister Willingmann ist einfach nur schlimm. Die Dreiminutendebatte reicht dafür nicht aus, um sich damit noch einmal auseinanderzusetzen. Das war ja gestern Gegenstand der Aktuellen Debatte. Die Frage der Lehrerausbildung in Magdeburg, und zwar nicht nur die Frage der Aufhebung der Restriktionen als ein kleines, aber nicht unwichtiges Teilsegment - für das man eigentlich keinen extra Antrag benötigt hätte -, ist im Masterplan angeführt.

(Unruhe)

Wenn der Antrag überwiesen werden soll - wir könnten aus unserer Sicht darüber auch heute abstimmen -, dann will ich darauf hinweisen, dass wir im Bildungsausschuss bereits ein Prozedere für die Behandlung der verschiedenen Maßnahmen aus dem Masterplan vereinbart haben und für den Februar vereinbart haben, uns zu der Frage der Lehrerausbildung insgesamt unter Einbeziehung der Rektoren der drei Hochschulen zu verständigen. Daher hielte ich es für sinnvoll, den Antrag dort mit aufzunehmen und somit die federführende Beratung im Bildungsausschuss zu belassen und den Wissenschaftsausschuss zu diesem Thema einzuladen. Das haben wir in der Vergangenheit bereits gemacht; wir hatten bereits beide, Ministerin und Minister, am Tisch.

(Zuruf)

Einer Sache widerspreche ich ausdrücklich: Ich hoffe, dass in zehn Jahren die Menschen, die dann hier und in den Büros sitzen, die Referenten, wissen, wo sie im Protokoll nachlesen müssen, was zehn Jahre zuvor gesagt wurde, wenn die Probleme, auf die ich gestern hingewiesen habe, sich verschärft haben werden, sich nicht aufgelöst haben werden und wenn die Frage „Bilden wir genug aus?“ in einem ganz anderen Licht gesehen wird und dann nachgeschaut wird, wer das zu verantworten hat.

Im Moment, im laufenden Wintersemester, ist es so, dass wir nach dem Bericht der Expertengruppe, die wir eingesetzt haben, 240 Erststu- dienplätze für das Fach Deutsch benötigen. Nach der zweimaligen Erhöhung in Halle bieten wir 166 Studienplätze an. Das sind nach wie vor nur 68 % von dem, was im Bericht der Expertenkommission aufgeführt ist. Es ist zum gegen- wärtigen Zeitpunkt überhaupt nicht so, dass wir im Fach Deutsch genug ausbilden.

Im Fach Mathematik sieht es in Halle genauso schlimm aus. Es ist nur deswegen etwas besser, weil Magdeburg mit viel Eigeninitiative, mit viel Verve und mit viel Zuwendung zumindest das Fach Mathematik in verschiedenen Kombinationen ausbildet. Immatrikuliert haben wir in diesem Semester, ganz aktuell, 159 Studierende. Das sind 53 % von dem, was im Expertenbericht aufgeführt ist, und wir warten noch auf die Fortschreibung. Dann werden sich die Zahlen noch weiter auseinanderbewegen. Wir immatrikulieren nach wie vor die Hälfte von dem, was wir sehenden Auges im Fach Deutsch benötigen, und in den anderen Fächern ist es nicht anders.

(Unruhe - Zuruf von Dr. Katja Pähle, SPD)

Ihre Redezeit ist zu 100 % zu Ende.

Wir lügen uns weiterhin in die Tasche und schließen die Augen vor der Realität.