Ich habe nicht den Wunsch einer Überweisung in den Ausschuss gehört. Sollte das jemand beantragt haben - -
Wer für die Überweisung in den Ausschuss für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt und zur Mitberatung in den Ausschuss für Bildung ist, den bitte ich um das Kartenzeichen. - Das sind alle. Dann ist das so. Dann sind wir ganz schnell fertig. Tagesordnungspunkt 35 ist be- endet.
Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Stellen Sie sich vor, Sie sind eine Schülerin oder ein Schüler in Sachsen-Anhalt, setzen sich in Ihre Klasse,
holen die Schulbücher aus der Tasche und warten darauf, dass der Unterricht beginnt. Doch die Lehrerin oder der Lehrer kommt nicht, der Unterricht findet nicht statt. Was zu meiner Schulzeit noch ein Grund zur Freude über eine kurze und eher seltene Pause vom Schulstress war, ist heute unbeliebter Alltag an Schulen in Sachsen-Anhalt. Dieser Alltag trifft momentan neben vielen anderen Schulen auch besonders hart die August-Bebel-Sekundarschule in
„Bildung muss!“ - Das fordern deswegen berechtigterweise unter anderem Elternvertreter*innen, Schülerinnen, Lehrkräfte und Kommunalpolitiker*innen vor Ort. Denn - das haben wir alle in den Medien verfolgen können, das haben wir im Bildungsausschuss schon besprochen und gestern auch an dieser Stelle schon - der Lehrerkräftemangel ist an dieser Schule gerade besonders groß. Es gibt keinen Musikunterricht, der Englischunterricht findet nur sehr selten statt und Geschichte wird jetzt nach einem halben Jahr erstmals wieder unterrichtet. Für die Schülerinnen und Schüler an dieser Sekundarschule ist das eine katastrophale Situation. Ein Thema lag den Initiatorinnen der Initiative an der Sekundarschule in Blankenburg besonders am Herzen, und zwar der Umgang mit den Seiteneinsteigenden in Sachsen-Anhalt.
Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger sind die Lehrkräfte, die kein Lehramt studiert haben, aber einen für den Lehrberuf fachlich geeigneten Studienabschluss nachweisen können. Auch wir Bündnisgrüne finden, dass wir in diesem Bereich einiges in Sachsen-Anhalt verbessern müssen und könnten. Wir haben, ganz Service- Opposition, mit unserem Antrag einige Vorschläge gemacht, wie wir das schaffen könnten.
Seiteneinsteigerinnen sind wichtige und inzwischen auch notwendige Partnerinnen gegen den Mangel an Lehrerinnen und Lehrern in unserem Bundesland. Doch bisher haben viele Menschen, die gern als Seiteneinsteigerinnen arbeiten möchten, noch keine Möglichkeit, Lehrerin oder Lehrer zu werden, z. B. aufgrund eines fehlenden Masterabschlusses. Wir schlagen deswegen vor, dass es auch diesen Menschen ermöglicht wird, sich für den Lehrerberuf durch berufsbegleitende universitäre Weiterbildungs- oder Weiterqualifizierungsmöglichkeiten zu qualifizieren - und zwar weil wir sie brauchen.
Wie bei so vielen Sachen spielt auch beim Seiteneinstieg das Gehalt eine große Rolle. Um Anreize für den Seiteneinstieg zu schaffen, müssen wir ermöglichen, dass Seiteneinsteigerinnen neben dem Nachholen des Studiums und des Referendariats noch weitere Möglichkeiten haben, dieselbe Gehaltsstufe wie die Lehrkräfte zu erreichen, die ein Lehramtsstudium absolviert haben. Selbstverständlich muss sich das Lehramtsstudium weiterhin lohnen und der bevorzugte Einstieg in den Lehrberuf für junge Menschen sein. Deswegen soll die Höherstufung der Gehälter an Voraussetzungen gebunden werden, und zwar daran, dass Seiteneinsteigerinnen fünf Jahre lang erfolgreich im Schuldienst gearbeitet und geeignete Fortbildungen am Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung absolviert haben. Warum das alles? - Weil wir sie brauchen.
Natürlich müssen Seiteneinsteigende gerade zu Beginn ihrer Tätigkeit im Lehrberuf bestmöglich im Schulalltag unterstützt werden. Dafür muss das bereits bestehende Mentorinnenprogramm weiter ausgebaut und abgesichert werden. Bisher gibt es zwei Anrechnungsstunden für Mentorinnen und Mentoren, um Seiteneinsteigende zu begleiten. Verständlicherweise - das ist wirklich verständlich - fallen die aber aufgrund des
Mit einem Seniorlehrkräfteprogramm könnte man diesem Problem begegnen; denn mit diesem könnte man Lehrkräfte, die aus dem Schuldienst ausscheiden oder bereits ausgeschieden sind, dafür gewinnen, auf freiwilliger Basis Seiteneinsteigende zu begleiten und zu betreuen und ihnen beratend zur Seite zu stehen. Im Übrigen könnten diese Seniorlehrkräfte auch Lehramtsstudierende bei ihren verpflichtenden Schulpraktika unterstützen. Warum das alles? - Weil wir sie brauchen.
Bildung muss! Wir Bündnisgrüne möchten den engagierten Menschen in Blankenburg, die gegen den Lehrkräftemangel an ihrer Schule kämpfen, sagen: Ihr habt vollkommen recht und wir unterstützen euch. Bildung muss stattfinden an der August-Bebel-Sekundarschule in
Wir Bündnisgrünen kämpfen dafür, dass es keinen dauerhaften Unterrichtsausfall mehr an den Schulen in Sachsen-Anhalt gibt und dass jeder Schülerin und jeder Schüler eine bestmögliche Bildung erhält. Denn nur Bildung schafft Chancengleichheit und Gerechtigkeit für die Zukunft der jungen Menschen in unserem Bundesland. Nur Bildung sichert den Fachkräftenachwuchs in Sachsen-Anhalt.
Ein Teil der Lösung im Kampf gegen den Fachkräftemangel ist, Seiteneinsteigende für den Lehrberuf zu gewinnen. Egal wie wir es drehen und wenden: Wir können auf keine einzige Person verzichten, die bereit ist, in unserem Bundesland zu unterrichten.
Seiteneinsteigerinnen sind wichtige Partner im Kampf gegen den Lehrkräftemangel. Wir müssen mit aller Konsequenz gegen den Lehrkräftemangel in unserem Bundesland vorgehen. Deshalb müssen wir auch den Seiteneinstieg bzw. die Bedingungen für den Seiteneinstieg in Sachsen-Anhalt verbessern und den Seiteneinstieg damit attraktiver gestalten.
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist schon spät am Abend, aber lassen Sie mich noch einige Worte zu dem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sagen.
Dass Seiteneinsteigende für die Bekämpfung des Lehrermangels und die Absicherung des Unterrichtes an den Schulen unseres Landes unverzichtbar sind, steht hier, glaube ich, außer Frage. Umso wichtiger ist es, sie für Schule fit zu machen und sie auch zu qualifizieren. Dieser Aufgabe stellen wir uns als Ministerium. So bieten wir seit 2019 universitäre berufsbegleitende Weiterbildungskurse für Absolventinnen und Absolventen mit Masterabschlüssen zur Erlangung eines Unterrichtsfaches für Lehrkräfte im Seiteneinstieg an. Seit 2020 erfolgt das in Kooperation mit den beiden Universitäten des Landes.
Aktuell gibt es Angebote für sechs Zertifikatskurse. Dabei haben wir uns natürlich bedarfsgerecht auf die Kernfächer fokussiert. Nach einem erfolgreichen Abschluss eines solchen Studienganges kann bei Erfüllung aller übrigen Voraussetzungen eine Bewerbung für den Vorbereitungsdienst erfolgen und langfristig auch das zweite Staatsexamen erworben werden.
Die berufsbegleitenden universitären Zertifikatskurse stehen nachrangig auch Studienabsolventen ohne Masterabschlüsse offen, sofern diese in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis, natürlich nach TV-L, tätig sind und diese Kurse persönlich zur Qualifizierung nutzen möchten.
Seiteneinsteigende Lehrkräfte mit Bachelorabschluss ohne Fach erhalten bereits nach einem Beschäftigungsjahr und einer erfolgreichen Bewährungsfeststellung eine Entfristung mit der Auflage, eine auf dem Bachelorniveau aufbauende Qualifizierung in einem Unterrichtsfach der Sekundarschule zu absolvieren und erfolgreich abzuschließen.
Die Konzeption dieser Qualifizierung befindet sich aktuell in der Umsetzungsphase. Der Kursbeginn ist für Herbst 2023 geplant. Die Universitäten bieten Seiteneinsteigenden mit einem akademischen Abschluss Zugang zu Qualifizierung. Die Weiterbildung von Lehrkräften im Seiteneinstieg ohne akademischen Abschluss, die nicht auf einen Lehramtsabschluss zielt, erfolgt durch das LISA.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Dass die Weiterbildung der tarifvertraglichen Entgeltregelungen in der Verantwortung der Tarifparteien liegt, ist Ihnen allen bekannt und nichts Neues. Das trifft auch für die Eingruppierung der Seiteneinsteigenden zu. Dazu habe ich gestern schon einmal eine kurze Ausführung gemacht. Möglichkeiten der Einflussnahme bestehen nur
im Gesamtzusammenhang aller Mitglieder. Eine Abkehr vom tarifrechtlichen Grundprinzip der Eingruppierung nach Tätigkeit und formaler Qualifikation sowie der Einstufung nach der Berufserfahrung, die durch Anerkennung von Berufserfahrung durch die Eingruppierung erfolgen könnte, würde oder sollte, wäre aus meiner Sicht sehr, sehr wünschenswert.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch das Mentoring, das Sie explizit angesprochen haben, haben wir im Blick. Lehrkräfte, die aufgrund des Erreichens einer Altersgrenze nicht mehr aktiv im Schuldienst tätig sind, werden bereits seit Anfang des Schuljahres 2020/2021 gebeten, Seiteneinsteigenden im ersten Jahr ihres Einsatzes an der Schule begleitend und unterstützend in Anlehnung an eine Mentorentätigkeit zur Seite zu stehen. Durch mein persönliches Anschreiben sowie durch das Versenden einer Broschüre an die Ruheständler zu deren Einsatz- und zu deren Verdienstmöglichkeiten werden ehemalige Lehrkräfte aktiviert, die sich bereits im Ruhestand befinden.
Mit dem Übertragen von mentorenähnlichen Tätigkeiten übernehmen Lehrkräfte im Ruhestand die Rolle von Ratgebern, die mit ihrer Erfahrung, ihrer Führungskompetenz und ihrem Wissen die Entwicklung von Seiteneinsteigenden fördern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Alle Seiteneinsteigenden sind wertvolle Mitglieder der Schulkollektive.
Ihre beruflichen Erfahrungen bereichern unsere Schulen. Wir werden sie auch weiterhin mit einer Vielzahl von Maßnahmen begleiten und auch unterstützen. - Vielen Dank.
Danke, Frau Feußner. - Für die SPD-Fraktion hat Frau Pähle das Wort. - Sie sind an der Reihe. Der Herr Tullner hat eine andere Funktion. Keine Ahnung, was der gerade macht.