Protokoll der Sitzung vom 23.03.2023

Beratung

Zukunftszentrum Schwimmsport

Antrag Fraktionen CDU, SPD und FDP - Drs. 8/2377

Einbringer ist Andreas Silbersack als Vertreter der Koalition. - Bitte sehr, Herr Silbersack, Sie haben das Wort.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren! Es ist nicht allzu einfach, von einer

Thematik, die berechtigte Betroffenheit auslöst, zu einem Thema umzuschwenken, bei dem Sachsen-Anhalt tatsächlich Spitzenklasse ist. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als darum, das herauszustellen, was wir an sport- lichen Dingen hier in Sachsen-Anhalt, insbesondere Trainer und Sportler, das Team um Bernd B., tatsächlich leisten.

Es geht inhaltlich konkret darum, dass die Stadt Magdeburg einen Antrag gestellt hat bzw. sich mit der Thematik befasst, eine Schwimmhalle für den Spitzensport in Magdeburg zu errichten, und zwar deshalb, weil man weltbeste Bedingungen für die Schwimmerinnen und Schwimmer am Standort Magdeburg erreichen möchte.

Wir als Koalition haben uns das zu eigen gemacht und haben gesagt: Wir unterstützen das, was die Stadt Magdeburg auf den Weg gebracht hat. Warum unterstützen wir das? - Weil am Standort Magdeburg in den letzten Jahren etwas gelungen ist, das seinesgleichen sucht.

Dazu muss man den Bogen etwas weiter spannen. Der Hintergrund ist Folgender: Das Land Sachsen-Anhalt freut sich immer dann, wenn Olympische Spiele stattfinden und Medaillen für das Land Sachsen-Anhalt dabei herauskommen. Thorsten Margis ist es im Bobsport, eigentlich ein Wintersportler, er trainiert aber im Bereich der Leichtathletik in Halle an der Saale als Anschieber. Wir haben auch jemanden, der uns alle wahrscheinlich extrem stolz gemacht hat, als er im Jahr 2021 bei den Spielen 2020 in Tokio im Freiwasserschwimmen über 10 km eine Goldmedaille für Deutschland und für SachsenAnhalt geholt hat, und das ist Florian Wellbrock, meine Damen und Herren.

Das ist etwas, das dieses Land strahlen lässt, und zwar richtig stark. Das ist gelungen, weil Florian Wellbrock, eigentlich in Bremen geboren, seine Heimat hier in Magdeburg gefunden

hat. Er hat sich gesagt: Hier ist der richtige Standort für mich, um weltbester Schwimmer in meinen Disziplinen zu werden, weil ich hier einen Trainer und ein Team habe, die seines- gleichen suchen. Der Trainer, um den es sich handelt, ist Bernd B., der erfolgreichste Schwimmtrainer in Deutschland. Magdeburg hat sich damit in den letzten Jahren als Schmelztiegel des Erfolgs des deutschen Schwimmsports herauskristallisiert.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dass sich die Stadt Magdeburg und auch der Landtag mit genau mit dieser Sache befassen und sagen: Wir wollen bundesweit die Schwimmer an den Standort Magdeburg holen. Wir haben hier eine Konstellation mit dem Team, mit den Olympiakadern für den Bereich Schwimmen, wir haben ein Trainerteam um Bernd B., das über die nächsten zehn Jahre erfolgreich sein wird. Bernd B. ist jetzt Anfang 50, das heißt, wir reden über das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus.

(Beifall bei der FDP)

An dieser Stelle möchte ich eines sagen: Wir sind hier im Widerstreit mit allen anderen Bundesländern. Wir müssen uns zum Hoch- leistungssport bekennen. Wir müssen uns dazu bekennen, dass wir den olympischen Sport auch in den nächsten Jahren wollen.

Es gibt in Deutschland insgesamt 200 Bundesstützpunkte. In Sachsen-Anhalt haben wir sechs, vier davon in Magdeburg, zwei in Halle. Wir werden diese nur dann behalten, wenn wir die infrastrukturellen Voraussetzungen dafür schaffen. Das heißt: Auch wenn dieses Thema viel Geld kostet, richten wir den Antrag, den Magdeburg gestellt hat und den wir unterstützen, an den Bund. Denn für den Spitzensport ist das Bundesinnenministerium verantwortlich. Wir wollen, dass das Bundesinnenministerium bzw. der Bund sagt: Wir wollen am Standort

Magdeburg den Bundesstützpunkt für die gesamte Bundesrepublik so zentrieren, dass wir sagen können: Das ist das Zukunftszentrum des Schwimmsports in Deutschland insgesamt.

Deshalb ist es auch wichtig, dass wir hier mit breiter Brust dieses Thema behandeln und sagen: Wir gemeinsam, das Land, die Stadt Magdeburg, wenden uns in Richtung Bund und bringen zum Ausdruck: Wir brauchen hierfür eine breite Untersetzung. Denn wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit dafür? Wenn die Erfolge da sind, wenn das Team da ist, wenn andere Sportler nach Magdeburg kommen, sollten wir sagen: Wir wollen hier tatsächlich etwas schaffen. Das ist nicht nur für den Hochleistungssport, sondern auch dafür da, dadurch freie Kapazitäten für anderes Schwimmen zu gewinnen, das für den Nachwuchs, für die Kinder und für die Erwachsenen notwendig ist. Deshalb ist es wichtig, dass wir hier die Möglichkeit schaffen.

In dieser Schwimmhalle soll auch ein Höhentrainingslager möglich sein. Dort werden die Bedingungen simuliert, die normalerweise nur in Höhentrainingslagern möglich sind. Es soll auch eine Gegenstromanlage implementiert sein, die Schwimmer zwingend brauchen. All das brauchen wir, wenn wir den olympischen Sport in Sachsen-Anhalt tatsächlich erhalten wollen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn dieses Haus diesen Antrag mit unterstützen würde und wir damit der Stadt Magdeburg und uns gemeinsam genug Rückenwind in Richtung Bund geben würden. - Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP)

Herr Silbersack, Herr Lippmann hat eine Frage. Wollen Sie die beantworten?

Gern.

Offensichtlich ja. - Dann kann Herr Lippmann sie stellen.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Herr Kollege Silbersack, Sie haben sehr ausführlich und wiederholt von einem Antrag der Stadt Magdeburg gesprochen. Davon steht in Ihrem Antrag nichts und ich kenne den auch nicht. Vielleicht können Sie Ausführungen dazu machen, wann, in welcher Form und an wen die Stadt Magdeburg diesen Antrag gestellt hat.

Vielen Dank, Herr Lippmann. Um es zu konkretisieren: Es ist so, dass im Stadtrat der Stadt Magdeburg über dieses Thema schon länger dis- kutiert wird, darüber, dass man sich darum bemühen möchte, eine neue Schwimmhalle für den Schwimmstandort Magdeburg zu bekommen, und zwar für den Spitzensport. Das ist der Hintergrund.

(Zuruf: Das stimmt! Das haben wir gemacht!)

Gut, dann sind wir damit durch. - Wir kommen zu der Dreiminutendebatte. Diese beginnt mit der Sportministerin Frau Dr. Zieschang. - Frau Ministerin, Sie haben das Wort.

Herzlichen Dank, Herr Präsident. - Meine Damen und Herren Abgeordneten! Das ist jetzt ein thematischer Bruch, der nicht ganz leicht ist.

Herr Abg. Silbersack, ich muss Sie in einem Punkt präzisieren. Sie sagten, dass Sachsen-Anhalt beim Schwimmen Spitzenklasse ist. Ich muss präzisieren: Magdeburg ist Spitzenklasse.

(Lachen bei der CDU, bei der FDP und bei den GRÜNEN)

Gemessen an den internationalen Erfolgen ist Magdeburg der erfolgreichste Bundesstützpunkt Deutschlands. Auch im Nachwuchsbereich ist Magdeburg der stärkste Schwimmstandort.

(Marco Tullner, CDU: Es reicht, Frau Zieschang, es reicht! - Lachen bei der CDU und bei der FDP)

Da die Option besteht, dass Magdeburg auch der Bundesstützpunkt für Freiwasserschwimmen wird, kann hier sogar ein attraktiver Doppelstützpunkt entstehen.

Der Erfolg bringt es mit sich, dass viele Athletinnen und Athleten in Magdeburg trainieren und man deswegen im Augenblick mit der genutzten Elbeschwimmhalle absolut an Kapazitätsgrenzen stößt. Das hat zum einen etwas damit zu tun, dass mehrere Menschen, Vereine und Organisationen die Elbeschwimmhalle nutzen und sie eben nicht allein dem Spitzensport zur Verfügung steht. Das ist ein Problem, das wir bundesweit zu verzeichnen haben: Kein einziger Bundesstützpunkt verfügt über eine Schwimmhalle, die ausschließlich dem Spitzensport zur Verfügung steht.

Aber die Elbeschwimmhalle ist zum anderen auch in die Jahre gekommen. Man hat im Augenblick auch bei dem Strömungskanal nicht mehr den aktuellen Stand der Technik. Aber auch die Videoanalyse kann im Augenblick nicht genutzt werden, weil parallel mit der Öffentlichkeit trainiert wird.

Deswegen, Herr Lippmann, hat der Magdeburger Stadtrat im Juni letzten Jahres den Grundsatzbeschluss gefasst, dass ein Neubau einer Schwimmhalle für den Leistungssport in Sachsen-Anhalt in Magdeburg erfolgen soll. Aber weil die Förderung des Leistungssports und des Spitzensports nun einmal nicht primär Aufgabe der Kommune, sondern primär Aufgabe des Bundes ist, habe ich in enger Abstimmung mit der Stadt im Februar dieses Jahres mit der im Bundesinnenministerium zuständigen Staatssekretärin Juliane Seifert ein Gespräch geführt und dort Überlegungen für ein Schwimmzen- trum für Deutschland vorgestellt. Bei dem Gespräch haben mich die LSB-Präsidentin Silke Renk-Lange und der schon viel genannte Schwimmtrainer Bernd B. begleitet. Von Bernd B. soll ich sogar herzlich grüßen. Er wäre heute auch mit dabei gewesen, befindet sich aber gerade im Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada, weil er nur dort die Trainingsbedingungen zur Verfügung hat, die wir perspek- tivisch in Magdeburg schaffen wollen.

(Marco Tullner, CDU: Gibt es denn dort Was- ser?)

Welche Funktionen soll dieses Schwimmzen- trum erfüllen? - Am Ende soll es drei Funktionen vereinen: Es soll ein Zentrum des Leistungssports für Becken- und Freiwasserschwimmen in Magdeburg sein. Aber auch die Bundesstützpunktregion sowie die Bundesrepublik Deutschland sollen davon profitieren. Es soll ein Zentrum für nationale Lehrgangsmaßnahmen

der Nationalmannschaften des Deutschen

Schwimm-Verbandes sein. Zudem soll es ein Ausbildungs- und Fortbildungszentrum für Trainerinnen und Trainer im Leistungssport Schwimmen sein.

Um dieses Zentrum und diese Funktionen umzusetzen, ist der Neubau einer modernen Schwimmhalle zwingend erforderlich. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten weitere intensive Gespräche mit dem Bund dazu führen, der den Großteil der Kosten tragen soll. Aber wir werden auch mit dem Deutschen Schwimm-Verband und mit dem DOSB weiter reden. Für diese Gespräche wäre Rückendeckung gut. Rückendeckung könnte eine breite Unterstützung des vorliegenden Antrags sein. - Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP)

Frau Ministerin, warten Sie noch. Offensichtlich haben Sie den Lokalpatriotismus zu stark gereizt. Das ist jetzt meine Vermutung.

(Lachen bei der CDU)

Jedenfalls will Herr Tullner Ihnen eine Frage stellen.

(Detlef Gürth, CDU: Er ist doch Nichtschwim- mer! - Lachen bei der CDU - Dr. Falko Grube, SPD, lacht)

Nein, überhaupt nicht: Ihre Vermutung, Herr Präsident, ist völlig falsch. Denn ich sehe durchaus ein, dass man in die Infrastruktur des Sports im Lande investieren muss. Vor einigen Jahren

ist das in Halle passiert, nach meiner Kenntnis analog mit einer Schwimmhalle. Jetzt haben wir das hier. Damit bin ich völlig d'accord.

Ich habe eine Frage. Wir reden jetzt darüber, wie wichtig der Schwimmsport ist und welche Erfolge wir erzielen. Das ist bezogen auf den Kollegen Wellbrock - ich bin kein Schwimm- experte - und vielleicht ein, zwei andere Personen richtig. Aber insgesamt ist der deutsche Schwimmsport in den letzten Jahren doch dramatisch abgesackt. Wir haben null Erfolge. Ständig gibt es Diskussionen über schlechte Strukturen im Verband. Eine Krise jagt die nächste. Wird denn auch an so etwas gedacht?

Wir haben zwar im Hinblick auf bauliche Aspekte und die Infrastruktur, glaube ich, die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber solange die Strukturen nicht so angepasst werden, dass wir Chancen haben, auch in internationalen Wettbewerben zu bestehen - - Das fehlte mir ein bisschen bei der Begeisterung für dieses Projekt.

Sie können antworten.

Um sportlich erfolgreich zu sein, bedarf es natürlich auch einer gewissen Sportinfrastruktur. Man kann sagen, dass die Infrastruktur in Deutschland insgesamt nicht ideal ist, weil es keine einzige Schwimmhalle gibt, die ausschließlich und allein dem Spitzensport zur Verfügung steht. Das bedeutet unter anderem, dass Trainingslager sämtlich im Ausland stattfinden müssen, weil es in Deutschland keine Trainingsoption gibt. Denn alle Schwimmhallen, die