Protokoll der Sitzung vom 11.06.2024

wenig wirken. Das Programm ist aufwachsend gestaltet und in zukünftigen Wintersemestern werden wir parallel dazu auch noch Masterstudierende immatrikulieren. Wir stärken zielgerichtet die Lehramtsausbildung im Norden unseres Landes in der Schulform, die zum mittleren Schulabschluss führt, also unseren Sekundar- und Gemeinschaftsschulen, die mit den größten Herausforderungen bei der Fachkräftesicherung kämpfen. Die Partnerschulen werden ausschließlich in den Landkreisen Salzwedel, Stendal, Börde und Jerichower Land liegen.

Ich hoffe, die Studierenden werden sich schon sehr früh aktiv in ihren Schulen einbringen. So wachsen sie Semester für Semester in die Kollegien unserer Schulen hinein, verjüngen diese und gestalten dann auch schon Schule aktiv mit.

Besonders habe ich mich dafür eingesetzt, dass das Studium und der Vorbereitungsdienst stärker miteinander verzahnt werden. Die Rückmeldungen aus der Arbeitsgruppe bestehend aus den Experten der ersten und zweiten Phase der Lehrerbildung stimmen mich positiv. Diesen Gesprächsfaden zwischen universitärer Bildung und Praxisvorbereitung im LISA möchte ich gern weiterführen, auch mit der MLU.

Dass dies der richtige Weg ist, wird in den kommenden Sitzungen der Kultusministerkonferenz schon ab dem morgigen Tag diskutiert werden bzw. auch bestätigt werden. Solche dualen Studiengänge werden als schlüssiges und ergänzendes Instrument auch von der KMK anerkannt werden.

Gestatten Sie mir zum Schluss noch einen kleinen Werbeblock, weil ich von diesem An- gebot mehr als überzeugt bin. Wenn wir unsere Abiturienten und Abiturientinnen an-

sprechen, will ich nur sagen: Bewirb dich mit deinem Abizeugnis bis zum 15. Juli auf „weltenretter.online“. Es gibt spannende Kombinationsmöglichkeiten - auch für Sie informativ - mit den Hauptfächern Mathematik und

Deutsch. Ab dem dritten Semester sind Sie an einem Studientag pro Woche an der Schule und bekommen auch ein persönliches Mentoring. Im Bachelor bekommen Sie ab dem ersten Monat 1 400 € Angestelltengehalt. Master und Vorbereitungsdienst sind verknüpft, sodass man schneller zum Abschluss und zum zweiten Staatsexamen kommen kann.

(Zustimmung von Angela Gorr, CDU)

Liebe Abgeordnete! Nehmen Sie das einfach mit und machen Sie Werbung für dieses duale Lehramtsstudium. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und würde mich freuen, wenn sich sehr viele für den neuen Studiengang bewerben würden. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der CDU, bei der SPD und bei der FDP)

Danke. - Ich sehe keine Nachfragen an die Ministerin. Ich habe noch eine frohe Botschaft an alle bildungspolitischen Sprecher, die jetzt folgen. Sie dürfen eine Minute länger reden, weil die Ministerin das gerade auch getan hat.

(Zuruf von Ministerin Eva Feußner)

- Frau Ministerin, das müssen Sie nicht kommentieren. - Für die AfD-Fraktion spricht Herr Mertens. - Bitte, Sie haben das Wort.

Hier steht schon fast eine Minute. Ja, das passt schon. - Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kollegen Abgeordnete! Ich hoffe, dass ich die Extraminute nicht benötige. Nun ist es bekanntermaßen so, dass unser Bildungssystem leider an allen Ecken knarzt und knackt. Anstatt kleine Stellschräubchen zu drehen, müsste ein echter Paradigmenwechsel hin zu einer völlig neuen Lehr- und Lernkultur stattfinden. Leider ist das unter der derzeitigen Regierung nicht gewollt und nicht einmal angedacht. Wir als AfD-Fraktion finden das außerordentlich bedauerlich. Der vorliegende Gesetzentwurf ist aber immerhin ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Dagegen wollen wir uns nicht verwehren.

Das Experiment zur Erprobung eines praxis- orientierten und dualen Lehramtsstudiums in Sachsen-Anhalt hat durchaus Pioniercharakter. Es ist aber kein großer Wurf und bezeugt ein- mal mehr die Tatsache des grassierenden Fachkräftemangels, der zu dieser Aktion überhaupt erst den Anlass gibt. Es ist aber auch nicht schädlich und kann seinen kleinen Teil zur Verbesserung der Situation beitragen. Daher stimmen wir zu. - Vielen Dank.

(Zustimmung bei der AfD)

Frau Pähle für die SPD-Fraktion.

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Das Vorhaben, einen

dualen Studiengang an der Otto-von-GerickeUniversität Magdeburg einzurichten, um ein neues Modell der Lehramtsausbildung einzuführen, kennen wir im Landtag und auch unter den Bildungspolitikern schon länger. Es sind schon Vorbereitungen getroffen worden. Durch die heutige Verabschiedung der Änderungen im Schulgesetz ist geklärt, dass die, die an- fangen zu studieren, hinterher an unseren Schulen eingestellt werden können. Genau dafür ist diese Änderung notwendig.

Ich möchte an der Stelle noch einmal allen Beteiligten herzlich danken, auch dem für Wissenschaft zuständigen Ministerium; denn genau an dieser Stelle rücken auch diese beiden Systeme zueinander. Es geht nämlich nicht dar- um zu sagen: Weil wir an dieser oder jener Stelle - manchmal auch mit dem Output der Universitäten - unzufrieden sind, muss man mit dem Finger auf den anderen zeigen, sondern es geht darum, tatsächlich gemeinsam zu überlegen, wie es anders sein kann. Auch die Ottovon-Guericke-Universität Magdeburg beschreitet an dieser Stelle einen neuen Weg. Dafür einen herzlichen Dank. Ich bin mir sicher, dass die Otto-von-Guericke-Universität das, was wir in den Gesetzentwurf geschrieben haben, was die Kapazitätsregelung etc. pp. betrifft, und auch alles Weitere mit dem Bildungsministerium klären wird, falls es da Möglichkeiten bzw. Gesprächsbedarf gibt.

Lassen Sie mich zum Schluss auf zwei Punkte hinweisen. Ich hoffe, dass uns dieses Experiment zwei Dinge zeigen wird, über die wir an anderen Stellen und in anderen Debatten reden müssen. Die eine Sache ist: Ja, man kann auch Studierenden, bevor sie das erste und zweite Staatsexamen in der Tasche haben, quasi schon signalisieren, wir wollen euch einstellen. Es verstößt nicht gegen das Beamtenrecht, sondern ist eine Möglichkeit, um junge Menschen

sehr, sehr frühzeitig für unser Land und für den Unterricht in unserem Land zu gewinnen.

(Zuruf von Hendrik Lange, Die Linke)

Das ist eine Diskussion, die wir an anderer Stelle geführt haben. Vielleicht zeigt uns genau dieses: Ja, es ist möglich, ohne dass wir das Beamtenrecht verletzen.

Die zweite Sache ist: Ich hoffe, auch dieses Experiment macht uns Mut, beim Thema Lehramtsausbildung andere, neue Wege zu gehen, andere Experimente aufzusetzen und nach einer Evaluierung zu schauen, was am Ende herauskommt.

Die Kollegen nicken oder lächeln schon. Das Thema Stufenlehramt ist auch für uns nicht beendet. Auch das wäre ein Versuch, den wir gemeinsam starten können. - Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Dann spricht Herr Lippmann für die Fraktion Die Linke. - Herr Lippmann, Sie haben das Wort.

Vielen Dank, Herr Präsident. - Den Worten meiner Vorrednerin Kollegin Pähle kann ich mich an der Stelle nur anschließen. Insgesamt sind wir mit dem Gesetzgebungsprozess aber un- zufrieden und haben das an verschiedenen Stellen kritisch geäußert.

Der erste Punkt ist, warum das alles so spät eingesetzt hat, sodass wir im Prinzip den Er-

eignissen hinterhergelaufen sind. Wir legitimieren und heilen eine Situation, die nicht erst hätte entstehen müssen. Auch mit Sondersitzungen des Bildungsausschusses und des Wissenschaftsausschusses sind wir eigentlich zu spät, weil die Studiengänge, um die es geht - es ist schon erwähnt worden, der duale Studiengang in Magdeburg, aber auch der Quereinstiegsmaster an der Burg Giebichenstein - schon lange laufen.

Der Studiengang in Magdeburg ist bereits vor eineinhalb Jahren auf dem Schulgipfel des Ministerpräsidenten angekündigt worden. Seitdem war klar, dass es das geben wird. Jetzt stehen wir da und machen schnell diese Experimentierklausel. Das ist alles höchst unbefriedigend und auch schwierig. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Konzipierung dieses dualen Studienganges immer noch auf erhebliche Schwierigkeiten und einige Fettnäpfe trifft. Auch das ist also noch nicht zu Ende konzipiert.

Die zweite Kritik war, dass in dieser schnellen, schriftlichen Anhörung der Verbände doch eine Reihe von ganz vernünftigen, nach- vollziehbaren und brauchbaren Vorschlägen kam, die natürlich - wie das leider so üblich ist - alle nicht berücksichtigt wurden; das haben wir ausdrücklich kritisiert und ich kritisiere das auch von hier aus. Es ging insbesondere um die Beteiligung an der Evaluation dieser neuen Geschichte, damit sie am Ende etwas wird.

Last, but not least war auch zu kritisieren, dass es schwierig war, obwohl wir das immer und immer wieder angefordert haben, dass wir über die Entwicklung dieser Studiengänge einfach nichts erfahren haben außer - als sie dann fertig waren - aus der Zeitung.

Wir sind uns erstens unsicher, ob diese Experimentierklausel wirklich eine ausreichende gesetzliche Grundlage für das liefert, was da jetzt alles stattfindet. Zweitens sind wir uns unsicher, ob das, was auf der Grundlage dieser Experimentierklausel demnächst noch entwickelt wird, vielleicht doch einmal ordentlich im Fachausschuss diskutiert wird oder ob wir weiterhin den Ereignissen hinterherlaufen.

Gleichwohl wünschen wir beiden Studiengängen Erfolg, vor allem, dass sie hinten hinaus funktionieren und nicht Probleme bereiten. Wir sehen der von Kollegin Pähle angekündigten, erhofften Diskussion, was weitere Experimente oder Modellversuche insbesondere an der MLU in Halle betrifft, sehr erwartungsvoll entgegen.

Wir werden dem Gesetzentwurf nicht zustimmen. Wir werden ihm aber auch nicht widersprechen; denn wir wollen, dass das statt- findet. Wir werden uns wegen der von mir soeben genannten Kritik an dem Verfahren und am Inhalt der Stimme enthalten.

Gut. - Dann spricht Herr Bernstein für die FDP. - Herr Bernstein hat das Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch wir, die FDP-Fraktion, befürworten die vorliegende Beschlussempfehlung trotz aller vom Kollegen Lippmann hier aufgeführten Unsicherheiten, die wir natürlicherweise nicht unbedingt sehen. Aber es ist das gute Recht der Opposition, hier Kritik an-

zumelden; sonst wäre hier viel zu viel Einigkeit und das würde den einen oder anderen über- fordern.

Was sehen wir darin? Wir sehen darin auf jeden Fall den Weg in ein Lehramtsstudium mit starker Praxisorientierung, mit hoher Attraktivität für die Studenten. Es ist sicherlich nicht ganz unförderlich, schon während des Studiums einen gewissen finanziellen Anreiz zu bieten.

Was auch kommen wird - so ist es schon im Gesetzentwurf und in der Begründung dazu formuliert -, ist, dass Quereinsteigern, Seiteneinsteigern, wenn ein entsprechender Bachelorabschluss vorhanden ist, eine Möglichkeit gegeben wird, in eine reguläre Lehramtslaufbahn einzusteigen, wenn das gewünscht ist. Nicht jeder möchte sein ganzes Leben in der Schule verbringen. Wer es vorhat, dem wollen wir aber mit dieser Möglichkeit die Chance geben, regulär in eine Lehramtslaufbahn durchzustarten.

Vorhin hat die Frau Ministerin einen kleinen „Werbeblock“ eingestreut. Das möchte ich an der Stelle ganz gern nutzen, auch mit Blick auf die Ausführungen der geschätzten Kollegin Dr. Pähle zu zukünftigen Experimentiermöglichkeiten.

Natürlich ist hier aus der Sicht der SPD das Stufenlehramt immer ein Thema. Man kann es mir zugutehalten, dass aus der Sicht der FDP und meiner Person immer das Thema auf- gezeigt werden sollte, die Zugangsmöglichkeiten zu einem Lehramtsstudium zu erweitern, denn wir müssen ehrlich sein.

Eine Möglichkeit dieses jetzt vorliegenden Modells ist es, dass ich durch den frühen

Praxisbezug vordergründig darangehe, die Abbrecherquote zu senken und demzufolge am Ende des Studiums entsprechend mehr Lehrer in unsere Schulen kommen.

Aber man muss ehrlicherweise sagen: Es ist so ein bisschen „linke Tasche - rechte Tasche“. Zugangsvoraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife. Wir denken da ein Stückchen weiter, dass man sagt: Okay, wie wäre es mit dem Zugang über die Fachhochschulreife, bspw. erworben nach einer Lehrausbildung, einjährige Fachoberschule, dann Fachhochschulreife. Die eigene Schullaufbahn war geprägt durch die Sekundarschule. Es entstehen da ganz neue Perspektiven für den Lehrerberuf. Das nur als kleine Episode am Rande.

Wir hatten gerade im Wahlkampf eine Veranstaltung bei uns in Dessau-Roßlau am GropiusGymnasium. Da waren Vertreter des dortigen Schülerrates anwesend. Eine junge Dame hat gesagt, sie wolle Lehramt studieren. Ich habe Sie gefragt, welche Schulform. Ich erhielt so in etwa die Antwort: Wie können Sie das überhaupt fragen? Gymnasium natürlich. Man hat das Gymnasium besucht und zieht andere Schulformen für den Lehrerberuf gar nicht in Erwägung. Das wird man dadurch auflösen können - das vermuten wir zumindest -, dass man hierzu andere Zugangsmöglichkeiten er- öffnet. Wir werden an diesem Thema dran- bleiben. Für heute bitte ich erstmal um die Zustimmung zu dem vorliegenden Gesetzentwurf. - Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

Es spricht Frau Sziborra-Seidlitz für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. - Sie haben das Wort.

Vielen Dank. - Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Vor allem, aber nicht nur wegen des anhaltenden dramatischen Lehrkräftemangels in Sachsen-Anhalt müssen wir bei der Lehrkräfteausbildung neue Wege gehen. Deswegen ist es gut, dass im Schulgesetz jetzt die sogenannte Experimentierklausel geschaffen wird, mit der es einfacher wird, modellhaft neue Arten des Lehramtsstudiums auszuprobieren und deren Erfolg wissenschaftlich zu überprüfen.

Diese Experimentierklausel im Schulgesetz ist notwendig, damit der neue duale Lehramtsstudiengang an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg endlich starten kann, ein Studiengang, in dem Praxisphasen und theoretisches Lernen miteinander verzahnt werden, wodurch hoffentlich die Dauer des Lehramtsstudiums bei gleichbleibender Qualität verkürzt werden kann. Das ist notwendig. Das braucht das Land. Vielen Dank dafür.