Liebe Kolleginnen und Kollegen, 29.000 Frauen in Thüringen unter 25 Jahren verfügen über einen Abiturabschluss, im Vergleich, der ist heute schon mehrmals genannt worden, 22.000 Männer. Dies zeigt deutlich, wie sich die Bildungslandschaft seit 1991 verbessert hat, denn damals gab es 12.000 Frauen unter 25 Jahren. Frauen sind
Ich kann diesem auch einen positiven Aspekt abgewinnen. Auf der einen Seite ist es gut, wenn unsere jungen Frauen in Thüringen bleiben, auf der anderen Seite ist es gut, wenn sie Erfahrungen in Deutschland, Europa, Amerika, wo auch immer, wo sie gern hin möchten, sammeln können. Unsere Aufgabe ist es, alles daran zu setzen, dass bei uns mehr Wachstum und Beschäftigung einzieht, damit diese Frauen, wenn sie ein paar Jahre in der Fremde - würde man als Eichsfelder sagen - ihre Erfahrungen gesammelt haben, wieder nach Hause kommen, sich hier in unserer Heimat Thüringen niederlassen, hier ihre Familie gründen, und hier Arbeit und Beruf vereinbaren.
Wir haben einen Standortfaktor in Thüringen, den wir viel zu wenig als Werbemittel nehmen - wir haben ein gut ausgebildetes Kinderbetreuungsnetz.
Das ist ausgezeichnet. Da brauchen wir auch keine Angst zu haben, dass wir daran sparen. Wir haben eine gesetzliche Verpflichtung. Auch Gemeinden begreifen, dass, wenn sie Zuzug haben wollen, es dazu gehört, Kindergartenplätze vorzuhalten.
Viele Gemeinden und Städte nehmen Kinder unter 2½ Jahre für Berufstätige auf. Das sind zurzeit 40 von 100 Kindern, die zwischen 1½ und 2½ Jahren in Einrichtungen gehen.
Das sind Standortvorteile, die man deutschlandweit suchen muss und das müssen wir viel stärker in die Vermarktung unseres Freistaats mit einfließen lassen.
Wenn wir auf ein gutes Netz hinweisen, das habe ich schon gesagt, werden auch Familien sich hier ansiedeln.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Berufswahl von jungen Frauen, das haben wir heute auch schon mehrfach gehört, weg von den zehn klassischen Mädchenberufen - Frisörin, Bürokauffrau, Kosmetikerin, Floristin - auf neue zukunftsorientierte Berufe zu lenken, ist eine dringende Aufgabe, die wir uns bereits gestellt haben. Wir werden uns dieser Sache weiter stellen, weil dort doch noch große Reserven liegen. Im Gleichstellungsausschuss haben wir nach Lösungsansätzen gesucht. Vor allem die Berufsberatung der Arbeitsämter muss sich qualitativ verbessern.
Ich möchte hier zwei hervorragende Projekte in Thüringen noch einmal nennen. Das ist zum einen die Koordinierungsstelle Naturwissenschaft und Technik für Schülerinnen, Studentinnen und Absolventinnen. Diese möchte für Schülerinnen mit Hilfe verschiedener Maßnahmen bessere Möglichkeiten schaffen, sich ausführlich und praxisnah über den Einsatz als Ingenieurin, Technikerin oder Wissenschaftlerin zu informieren und
vor allem Eltern und Lehrer bei der Studien- und Berufswahlentscheidung der Schülerinnen mit Veranstaltungsangeboten zu unterstützen. Das halte ich für enorm wichtig - gezielte Beratung von Eltern. Wir haben eine Informationsflut, die es schwer macht, die Eltern gut zu informieren.
Im April 2002 startete das Projekt FrITZI. Jeder weiß hier, wie das ausgesprochen heißt, ein Gemeinschaftswerk des Bildungswerks der Thüringer Wirtschaft und der TU in Ilmenau. Diese Initiative will nun Schülerinnen ab Klasse 6 der Regelschulen für Berufe in naturwissenschaftlichen, gewerblich-technischen, Medien- und IT-Bereichen interessieren. Die Entscheidung, die Mädchen bei ihrer Berufswahl treffen, haben auch Konsequenzen für ihr weiteres Leben. Wir werden dieses weiter unterstützen und auch ausbauen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wie Frauen in der Wissenschaftslandschaft Thüringen gefördert werden, hat Frau Ministerin Professor Dr. Schipanski eindrucksvoll in ihrer Regierungserklärung am 23. August 2002 dargelegt. Frau Dr. Meier hat das jetzt auch noch einmal ausgeführt. Ich brauche das nicht alles zu wiederholen. Förderung von Frauen im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ist Chefsache. Das merkt man, weil unsere Ministerin Frauenförderung lebt.
Ich kenne andere hohe Persönlichkeiten in Deutschland, die hier von Frauen und Gedöns sprechen - nur mal als Vergleich.
In der Thüringer Hochschulpolitik findet Eingang, dass der von der EU initiierte Prozess des Gender Mainstreaming zum Ziel hat, Entscheidungsprozesse zu reorganisieren, zu verbessern und zu evaluieren und damit die Gleichstellung zwischen Männern und Frauen als eine Querschnittsaufgabe und Gemeinschaftsaufgabe erkannt und umgesetzt wird.
An der Universität Erfurt wurde ein Lehrstuhl eingerichtet "Soziologie, Struktur und Spezifik der Geschlechterbeziehung". Dieser befasst sich intensiv mit Gender Mainstreaming in der Lehre.
denn unsere Gesellschaft profitiert von der Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen. Wir sind seit 1990 ein gutes Stück vorangekommen, aber wir müssen diese Entwicklung weiter verbessern. Es ist noch nicht alles so, wie es sein sollte, das habe ich auch gesagt. Wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte, die ständig zwischen Männern und Frauen laufen muss. Ich lade alle dazu ein, vor allen Dingen die Männer. Das haben wir in Schweden erlebt, mit welcher Leidenschaft, die Männer dort
den Gleichstellungsgedanken leben und selber vorangehen. Denn ohne die Männer wird das nichts. Ich lade alle dazu ein, uns weiter zu unterstützen.
Ich möchte noch zwei Sätze zum Entschließungsantrag der PDS sagen. Die CDU-Fraktion wird ihn ablehnen und ich werde auch ganz kurz sagen weshalb. In Punkt 1 die Statistiken, die hier aufgeführt sind - wir haben uns im Gleichstellungsausschuss schon mehrfach darüber unterhalten, in welchen Bereichen geschlechtsspezifische Statistiken eingeführt werden und das werden wir auch in Auswertung unserer Reise tun. Wir werden dies genau unter die Lupe nehmen und dann auch sagen, wo in Thüringen mit dieser Sache angefangen wird. Im Bereich des Doppelhaushalts haben wir noch genügend Zeit darüber zu diskutieren. Und die Zahlung des Landeserziehungsgeldes, was hier gefordert wird, wir haben ja ein gutes System, wir haben schon darauf hingewiesen. Wir haben zwei Jahre Bundeserziehungsgeld, ein halbes Jahr Landeserziehungsgeld und wir sehen ja, wie das angenommen wird. Es wird gut in Thüringen angenommen.
Wir haben ein flächendeckendes Netz an Kindertageseinrichtungen. Wir haben auch Angebote für Kinder unter 2½ Jahren.
Zu dem anderen Punkt verweise ich auf die Drucksache 3/2485, die wir erst im Juni 2002 ausführlich in diesem Parlament behandelt haben. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, die CDU-Fraktion legt uns hier einen Antrag auf Berichterstattung zur Situation von Frauen in Thüringen auf den Tisch. Gleichzeitig wird aber deutlich, dass wir den eigentlich gar nicht brauchen, weil in der Begründung schon zu lesen ist, Thüringen ist ein frauen- und familienfreundliches Land.