Mir liegen keine weiteren Redeanmeldungen vor. Ausschussüberweisung ist nicht beantragt worden. Wir stimmen über den Antrag der Fraktion der PDS in der Drucksache 3/3091 ab. Wer diesem zustimmt, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. Danke schön. Die Gegenstimmen bitte. Das ist eine Mehrheit von Gegenstimmen. Gibt es Stimmenthaltungen? Die gibt es nicht. Mit einer Mehrheit von Gegenstimmen ist der Antrag abgelehnt.
Zukunft des Nationalparks Hainich und seiner angrenzenden Regionen Beratung der Großen Anfrage der Fraktion der SPD und Antwort der Landesregierung - Drucksachen 3/2542/2718 - auf Antrag der Fraktion der SPD dazu: Unterrichtung durch die Präsidentin des Landtags - Drucksache 3/3064
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, wir sind der SPD-Fraktion dankbar für ihre Große Anfrage zur Zukunft des Nationalparks Hainich und seiner angrenzenden Regionen, denn sie gibt uns Gelegenheit, die ausgezeichnete Entwicklung, die der Nationalpark Hainich in den letzten Jahren genommen hat, hier darzustellen. Denn Sie versuchen ja ständig, der Öffentlichkeit zu vermitteln, insbesondere im Unstrut-HainichKreis, wir würden den Hainich wie ein Stiefkind behandeln. Das ist nicht so. Die CDU bekennt sich zum Naturschutz; die Bewahrung der Schöpfung ist uns Aufgabe und Verpflichtung.
Der Hainich ist der einzige Laubwaldnationalpark in Deutschland. Da darf man sich ja schon mal die Frage stellen: Warum ist das so, warum haben andere Länder dieses nicht auch gemacht? Warum? Weil der Buchenwald einen hohen wirtschaftlichen Wert darstellt, den man auch naturnah bewirtschaften kann, und somit Einnahmen erzielt, die man sich anderorts nicht entgehen lassen will.
Ich darf hier einmal auf den Kellerwald verweisen in Hessen, dort diskutiert man seit 25 Jahren, einen Nationalpark einzurichten. Dort war einmal der "Vorzeigegrüne" Minister Joschka Fischer Umweltminister und er hat es dort nicht geschafft. Wir haben es in Thüringen geschafft und darauf sind wir stolz. Wir lassen uns nicht dauernd vorhalten, wir haben nichts für den Naturschutz übrig.
Da möchte ich noch eines erwähnen: Selbst unter Missachtung der IUCN-Kriterien, dass man Nationalparks nur auf Flächen, die einem gehören, errichten darf, haben wir uns anders entschieden. Wir haben den Hainich als Nationalpark ausgewiesen. Der Flächentausch mit dem Bund wird erst jetzt geregelt und der Nationalpark existiert bereits seit fünf Jahren.
Meine Damen und Herren, unter naturschutzfachlichen Gesichtspunkten gibt es sicherlich Einvernehmen, dass in der Beantwortung der Großen Anfrage sehr umfangreich auf Flora und Fauna eingegangen worden ist. Ich möchte jetzt auch nicht alle Arten, die dort vorkommen, hier aufzählen, aber eines möchte ich besonders hervorheben, und zwar, dass sich im Hainich ein wahrliches Eldorado für Käfer entwickelt hat. 1.600 verschiedene Käferarten sind dort nachgewiesen. Im Vergleich zu bewirtschafteten Buchenwäldern sind das nur 1.000. Allein 400 verschiedene Käferarten haben ihren Lebensraum im Totholz und den gibt es ja nur in einem Nationalpark. Das ist eine sehr, sehr positive Entwicklung, die dort genommen worden ist.
Dass der Nationalpark Hainich in dieser kurzen Zeit eine positive Entwicklung genommen hat, wird auch daran deutlich, dass im Jahr 2001 die Verleihung des Europäischen Umweltpreises für das beste LIFE-Projekt 2001 an den Hainich gegangen ist. Dieses Projekt wird nur einmal im Jahr verliehen.
Es gab fast 150 Anträge auf diese Verleihung. Wir haben ihn gewonnen und dieses hat den Hainich nicht nur in Deutschland, sondern europaweit bekannt gemacht und hat große Beachtung gefunden.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, aber weil die SPD naturschutzfachlich am Nationalpark sicher nichts auszusetzen haben kann, muss, wie Sie in Ihrer Begründung dargelegt haben, sie sich auf das Feld der touristischen Nutzung des Hainichs konzentrieren, um dort auf irgendwelche Versäumnisse und lasches Handeln der Landesregierung hinzuweisen oder sie zu suchen. Nur, Sie werden nichts finden, meine lieben Kolleginnen und Kollegen.
Entgegen dem Trend in Thüringen, der ja rückläufige Besucherzahlen aufzeigt, hat sich die Besucherentwicklung im Hainich ständig erhöht. 25 Prozent Besucherzuwachs zwischen 2001 und 2002. 100.000 Besucher zählte der Hainich im Jahr 2002. 80 Prozent der Besucher kommen aus der Region, das bedeutet aus dem Umkreis zwischen 100 und 150 Kilometern, 20 Prozent darüber hinaus. Das sind echte Touristen, die auch hier übernachten. Diese Touristen kommen hauptsächlich aus dem Ruhrgebiet, aus dem Rhein-Main-Gebiet, dem Großraum Berlin, aber auch verstärkt aus Holland, Österreich und der Schweiz; eine tolle Entwicklung.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, der Werratalradweg und das Bootfahren auf der Werra sind Besuchermagnete geworden. Ich habe manchmal den Eindruck, wir vergessen, dass der Hainich keine touristische Tradition hat. Dort war Sperrgebiet. Viele in Thüringen kennen den Hainich gar nicht. Zum Beispiel den Kyffhäuser hat jeder gekannt; den Hainich kannte nicht jeder, da konnte nicht jeder hin und wir können das nicht vergleichen mit anderen Gebieten wie den Thüringer Wald, der eine lange Tradition im Tourismus hat. Ich darf hier mal zwei Beispiele zweier Gemeinden nennen, die wirklich einen Aufschwung in dem Bereich erlebt haben. Das ist die Gemeinde Kammerforst und die Gemeinde Weberstedt. Die lagen abseits, dahin hat sich nie ein Besucher verlaufen. Diese Dörfer profitieren vom Hainich. Es gibt private Investitionen im Bereich von Gaststätten und auch Beherbungsbetrieben; auch ein positives Zeichen.
In Weberstedt wird mit Leadermitteln eine Spielscheune gebaut und passt sich somit in das Konzept des Goldackerschen Schlosses ein und stellt ein Angebot für Schulklassen und Jugendgruppen dar.
Dieses wird vom Nationalpark, aber auch vom Naturpark begleitet, denn der Nationalpark ist eingebettet im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal. Dieses kommt in der Anfrage überhaupt nicht vor. Wir haben ein integriertes Schutzkonzept. Auch unserem Naturpark, kommt eine große Bedeutung zur Entwicklung des Hainich zu. Es gibt eine ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen der Naturparkverwaltung und der Nationalparkverwaltung.
Auch möchte ich im Jahr der Behinderten nicht versäumen, dass im Brunstal ein Weg für blinde Menschen angelegt worden ist. Das ist ein Zeichen, dass auch behinderte Menschen unsere Natur erschließen wollen. Verehrte Kolle
ginnen und Kollegen, auch der Schüler- und Jugendarbeit im Nationalpark und im Naturpark kommt eine große Bedeutung zu. Anfang 2003, das ist noch nicht lange her, organisierte das Jugendherbergswerk in Mühlhausen einen Workshop, bei dem ein pädagogisches Konzept für die Jugendherberge Harzberg erarbeitet wurde. Dieses Konzept wird auch auf die Jugendherbergen in Mühlhausen und Martinfeld Auswirkungen haben. Allein im Nationalpark ohne Naturpark wurden 2002 3.000 junge Menschen durch die Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung betreut. Das ist eine riesengroße Aufgabe und die Mitarbeiter kommen da auch an die Grenzen ihrer Kapazität. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, auch die Öffentlichkeitsarbeit wurde in ihrer Anfrage angesprochen, die ihrer Meinung nach noch Reserven haben und verstärkt werden soll. Herr Richter vom Verband der Thüringer Wirtschaft hat kürzlich erst
das Marketing des Nationalparks als beispielgebend gelobt. Er hat gesagt, die Thüringer Unternehmen können sich an diesem Konzept ein Beispiel nehmen.
Ich darf einige Beispiele nennen: Der Nationalpark verfügt über ein ausgezeichnetes Internetangebot - eine ganz, ganz tolle Sache. Auch 2001 war die Briefmarke des Jahres der Nationalpark Hainich.
300.000 Menschen umfasst diese Jury und 38,5 Prozent dieser 300.000 Menschen haben diese Briefmarke auf Platz eins gewählt. Das ist ein Erfolg. Seit 2002 tourt eine gemeinsame Ausstellung des Nationalparks und des Naturparks durch ganz Deutschland. Auch ganz, ganz tolle Faltblätter gibt es, ich möchte nur mal drei nennen: "Der Natur auf der Spur", "Mitmachen" und "Gut informiert durch die Naturparks"; die sollten Sie sich alle selbst einmal anschauen. Aber auch viele Beiträge in Fachzeitschriften, in Reisemagazinen, im Fernsehen haben gezeigt, wie interessant der Hainich geworden ist. Und dass sich so was nicht von allein macht, das kann sich jeder denken, das bedeutet unwahrscheinliches Engagement der Mitarbeiter - viel, viel Arbeit.
Und an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Herrn Kemkes und Dr. Hager und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht auf die Uhr sehen und auch in ihrer Freizeit viel, viel leisten.
Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ich möchte noch auf zwei weitere wichtige Aktivitäten, die derzeit laufen, hinweisen. Das ist zum einen die Werbekampagne "Fahrziel Natur" der Deutschen Bahn. Die Bahn hat in diesem Projekt 20 verschiedene Elemente, die sie finanziert. Schwerpunkt ist - und da hört mal alle schön zu -, alle Reisecenter - Herr Kummer, weil Sie doch auch ein Bahnfahrer sind - der Bahn im gesamten Bundesgebiet werden ab diesem Jahr den Hainich bewerben.
Wahnsinn, ganz genau. Und ich bin überzeugt, dass dieses Projekt innerhalb kürzester Zeit Früchte trägt. Zum anderen werden von Seiten der Naturparkverwaltung Eichsfeld-Hainich-Werratal aus dem gewonnenen Bundespreis "Region aktiv" - den haben wir im Eichsfeld gewonnen, weil wir was für den Naturschutz tun und die Landwirtschaft
Mittel zur Verfügung gestellt und es wurde die Fachhochschule Erfurt beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten, welches den Ausbau des ÖPNV und des SPNV im Gebiet des Nationalparks und Naturparks zu erstellen hat.
Die Wildkatze fühlt sich auch wohl, die fährt aber nicht Bus und auch nicht Bahn. Wir haben einen Wanderbus eingerichtet, der gut angenommen wird, der weiterentwickelt werden muss, einmal für den Tourismus, aber auch für ÖPNV am Wochenende im ländlichen Raum. Da gibt es kleine Dörfer, da fährt Sonnabend, Sonntag kein Bus hin und her, und dafür kann auch der Wanderbus genutzt werden, um dem ländlichen Raum zu erschließen.
Auch soll in diesem Konzept erarbeitet werden, dass Touristen den Schienenpersonennahverkehr - ÖPNV/SPNV besser nutzen können und bereits die DB Regio hier in Erfurt, aber auch die Erfurter Industriebahn haben spontan zugesagt, wir machen mit, wir bringen uns ein, wir werden uns dort engagieren. Und das ist für uns ein wichtiger Baustein, dass wir erreichen, dass ein Großschutzgebiet auch mit öffentlichem Personennahverkehr erreicht wird. Das ist ja unser aller Anliegen.
Lasst das Auto zu Hause, wenn ihr wandern wollt; fahrt nicht bis in die Kernzone 1 und lauft dann zwei Meter. Man kann in Bad Langensalza gut aussteigen, in Mühlhausen