Da will ich noch mal auf einen anderen Punkt eingehen. In den letzten zwei Tagen haben Sie, insbesondere auch die Kolleginnen und Kollegen der CDU-Fraktion, immer wieder darauf hingewiesen, beispielsweise im Rahmen der Demonstrationen der Landwirtinnen, die Notwendigkeit betont, auch die Betroffenen einzubeziehen. Das würde ich doch an der Stelle mal empfehlen. Ich bin nämlich der Landesschülerinnenvertretung und dem Thüringer Lehrerinnenverband sehr dankbar, die sich gestern auch schon im MDR ganz klar gegen das Verbot ausgesprochen haben, weil sie gesagt haben, es ist sinnlos und erzeugt am Ende nur mehr Unsicherheit. Also, Herr Voigt, machen Sie Ihre Hausaufgaben ordentlich, anstatt das Leben der Menschen hier in Thüringen zu erschweren,
Werte Kolleginnen, zum Abschluss will ich gern noch mal den Vorsitzenden des Rats der Deutschen Rechtschreibung zitieren, der zu der Diskussion zur geschlechtergerechten Sprache gesagt hat: „Ich rate zu mehr
Gelassenheit.“ Und im Sinne von mehr Gelassenheit kann ich nur empfehlen, den Gesetzentwurf zurückziehen und die Menschen in Thüringen so reden und schreiben zu lassen, wie sie das wollen. Ansonsten lehnen wir diesen aus unserer Sicht unnötigen Gesetzentwurf ab. Vielen Dank.
Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Schüler und Schülerinnen – nicht gegendert, eigentlich doch gegendert, weil wir beide Geschlechter berücksichtigen auf eine sehr elegante Art und Weise – und natürlich liebe Zuschauer und Zuschauerinnen an den diversen Möglichkeiten, die die moderne Technik bietet! Sprache ist und bleibt frei. Hier spricht keiner über ein Verbot, sondern wir sprechen über ein Gebot, im öffentlichen Raum nicht zu gendern – und das aus gutem Grunde –, gerade nicht in Schule und Verwaltung.
„Die deutsche Sprache ist ein Kulturgut, das uns allen gehört und niemand muss uns vorschreiben, wie man sich in Zukunft auszudrücken hat. Manchmal weiß man ja gar nicht mehr, wie man verbal welchen Slalom nehmen muss, um sich korrekt auszudrücken und in kein Fettnäpfchen zu treten.“ – All das stammt von Dieter Hallervorden. Ich glaube, er trifft damit den Nerv großer Teile dieser Bevölkerung. Insofern würde ich da auch noch mal mit Joachim Gauck, unserem ehemaligen Bundespräsidenten, die Zitierreihe schließen: „Gendern ist wie betreutes Sprechen.“
Wer das machen will, ungebremst – gern. Aber wo wir es nicht haben wollen, ist eben da, wo es uns wichtig ist, wo es auch dient, eben der Sprache Ausdruck zu verleihen in Form von Individualität, Identität, Zugehörigkeit und Kreativität. Da soll Sprache frei bleiben. Sprache sollte nicht frei zu wählen sein, wenn sie eben einer wichtigen Funktion dient. Das ist im amtlichen Schriftverkehr, das gilt beim Spracherwerb von Kindern, das gilt beim Spracherwerb der deutschen Sprache allgemein, das gilt auch beim Spracherwerb von Menschen mit Behinderungen und Legasthenikern. Es muss also hier in unseren Augen eine festgelegte Basis geben und die obliegt dem Rat für deutsche Rechtschreibung, der das ja auch umfangreich niedergelegt hat. Dieser Rat sieht eben das Binnen-I und das Gendersternchen nicht als korrekt an. Ich wiederhole es auch gern noch mal, auch wenn der Saal dann in den Emotionen wieder hochkocht: Das ist dann
Kommen wir mal auch auf den Mehrheitswillen dieser Bevölkerung: Fast drei Viertel der Bundesbürger lehnen Genderzeichen wie Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt und Pause ab. Wir hatten eine Diskussion im MDR bei „Fakt ist!“, wo auch eine Befragung stattgefunden hat. Hier äußerten sich 86 Prozent ablehnend gegenüber dem Gendern.
Die dort anwesende Vertreterin der Grünen kommentierte das dann wie folgt: Dann sind 14 Prozent progressiv und 86 Prozent rückständig. Genau dieses moralische überhebliche Einschätzen dieser Situation bringt die Leute neben dem Störgefühl beim Hören von Gendersprachen noch mehr auf die Palme. Und das ist
der eigentliche Punkt, den wir hier machen: Es schwingt sich tatsächlich eine Minderheit auf, getrieben durch vielerlei Publikationen, uns gefühlt wissen zu lassen, wenn ich die Sprache nicht so benutze, dass wir dann nicht progressiv sind. Und die Leute gehen mit Recht dort auf die Barrikaden und sagen: Wir wollen uns unsere Sprache nicht vorsprechen lassen. Gerade, wenn ich auch Dialekt benutze – oder welche Sprache auch immer –, dann muss die frei sein und auch frei bleiben, und wenn ich sie aber im öffentlichen Raum höre, dann will ich sie unmissverständlich erzählt wissen. Ich durfte mal einem Vortrag lauschen, dort wurde permanent über Gründer/-innen gesprochen.
Natürlich gibt es Gründerunterstützungsprogramme, die sich ausdrücklich um weibliche Gründer – sprich: Gründerinnen – kümmern, aber bei der Abfolge dieser Dinge ist es dann doch schwierig zu hören.
Schauen wir in andere Länder: Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein sagen, Gendern in der Schule ist ein Rechtschreibfehler. Schauen wir, wie es weitergeht! Nochmals: Es geht hier um ein Gebot – ein Gebot zu sagen, in welchen Bereichen ist die Sprache freizuhalten von Gendersternchen und anderen Dingen. Das Gesetz der CDU ist auf jeden Fall der richtige Ansatz, es geht in mehr als die richtige Richtung.
Ob es am Ende das taugliche Mittel ist, diesen Zweck zu erreichen, darüber diskutieren wir sehr gern im Ausschuss mit den Beteiligten. Weil das auch eben hier von meinem Vorredner ohne Punkt und Komma immer wieder versucht wurde zu gerieren: Es geht nicht darum, wer mit wem abstimmt. Es geht darum, dass wir hier in meinen, in unseren Augen der Freien Demokraten über eine gute Sache diskutieren. Und darum werben wir um die Zustimmung aller hier im Parlament im Sinne auch der Mehrheit der Bevölkerung. Ich wiederhole es gern für die, die mit dem Stottersprech so formulieren, dass der eine oder andere durchaus seine Probleme hat. Herzlichen Dank.
Werter Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen, da es ja um Sprache geht und Sprache was Lebendiges ist, habe ich mal gar keinen Zettel hier vorgebracht.
Ich möchte mal damit beginnen, dass wir uns vielleicht mal Gedanken machen, wie es eigentlich dazu gekommen ist, dass man sich Gedanken gemacht hat, wie man Sprache geschlechtsneutral oder besser machen könnte.
Angefangen hat alles mit dem generischen Maskulinum. Es wurde halt immer für alle „Kollegen“ gesagt und die Damen sollten sich mitgemeint fühlen. Dann hat es die Bewegung gegeben, dass man sagt: Kolleginnen und Kollegen – und: das, die und der. Und dann haben wir daraus Satzungen, Gesetzestexte gemacht, die dann entsprechend unübersichtlich geworden sind. Und sehr viele Festmeter Holz später, die man dann also
mit verlängerten Texten gebraucht hat, gab es Menschen, die sich gedacht haben, ach, könnte man das nicht vielleicht noch abkürzen. Könnte man zum Beispiel statt „Kolleginnen und Kollegen“ vielleicht „Kolleg/innen“ sagen? Dann wären beide gemeint. Und jetzt ist darüber ein großes Erschrecken ausgebrochen und es geht darum, ob man es jetzt gut findet oder nicht.
Aber eins mal vorweg, wenn ich was nicht gut finde: Zwischen etwas nicht gut finden und etwas verbieten, ist sehr, sehr, sehr viel Platz. Und diesen Platz nennt man Freiheit.
Wenn man es praktisch haben will und mag also das Gendersternchen nicht und diese schöne Abkürzung, an die ich mich mittlerweile gut gewöhnt habe, weil ich sie praktisch finde und ressourcenschonend, dann wären wir wieder bei dem generischen Maskulinum oder dem Femininum, das gibt es ja auch. Und wenn Sie hier nun den Kulturkampf eröffnet haben und es darum geht, der Mehrheitsgesellschaft Genüge zu tun, dann müssen Sie jetzt stark sein. Die Mehrheit der Thüringerinnen ist weiblich und deswegen wäre es jetzt sinnvoll – und das mache ich jetzt auch für den Rest der Rede –, das generische Femininum zu verwenden.
Jetzt geht es weiter. Also ich habe übrigens selber auch schon rumgealbert über geschlechtergerechte Sprache, denn wir haben ja auch Humor. Das ist etwas, was manchen Menschen auch abgeht, auch eher konservativen Menschen.
Ich habe schon vor Jahren gesagt, wenn ich jetzt künftig sagen muss, ich habe einen Bärinnen- und Bärenhunger, da habe ich mir in der Zeit ja schon fast das Spiegelei gebraten. Also das spricht dagegen, dass man immer diese beiden Formen so lange spricht. Und auch das hat mich dazu bewogen, dass ich den Bär/-innenhunger gar nicht schlecht finde. Da habe ich die Pfanne auch genauso schnell aufgestellt, sage
Jetzt noch mal dazu zurück. Sie haben jetzt die Umfrage gemacht, da ist jetzt was Neues, das kommt so langsam oder auch nicht. Das kann ja jeder machen, wie er möchte. Und Sie haben gesagt, die Mehrheit der Menschen mag das nicht und deshalb muss ich es verbieten. Da ist der logische Kurzschluss bei Ihnen. Denn es gibt viele Dinge, für die es mehr Ablehnung oder mehr Zustimmung gibt. Wenn ich zum Beispiel an die Jogginganzüge in den 90er-Jahren denke, die dann als Geschäftsgarderobe getragen wurden. Die hätte ich auch gern verboten.
Und wenn Sie jetzt zum Beispiel eine Umfrage mal machen, weil wir doch gerade das Bratwurstjubiläum haben in Thüringen: Was halten Sie von veganer Bratwurst? Dann werden bestimmt 80 Prozent der Thüringerinnen antworten: Um Gottes willen, nein, keine vegane Bratwurst. Müssen wir die vegane Bratwurst deshalb verbieten? Nein. Oder doch? Oder machen sie gar zum Gesetz? Das wäre vielleicht noch ein bisschen lustiger gewesen als das mit der Sprache. Und vieles andere entwickelt sich auch.
Ich kann nur noch mal wieder zurückkommen auf meine Lieblingstalkmasterin aus den USA, auf Oprah Whinfrey. Damals ging es um die gleichgeschlechtliche Ehe, die auch hart umstritten war. Und Oprah Whinfrey hat den wunderbaren Satz gesagt: „Wenn Sie gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sind, ist das überhaupt nicht schlimm. Sie müssen nicht gleichgeschlechtlich heiraten.“ Und so ist das auch mit dem Gendern und so ist es auch mit der veganen Bratwurst.
Deswegen, liebe Kolleginnen, die Sie sich jetzt darüber aufregen, dass hier irgendetwas Schlimmes vorgeschrieben wird: Ich kann das nicht erkennen. Was ich nur erkennen kann, ist, dass wenn Sie sich dieser sprachlichen Entwicklung hier verweigern wollen, dass das eigentlich gar nicht das wiedergibt, was mir das Bedürfnis gegeben hat, dass ich nicht Bärinnen- und Bärenhunger sagen muss, wenn ich Hunger habe. Deswegen habe ich mich der Sprachentwicklung offen gegenübergestellt und finde es inzwischen nett und das finden andere auch. Sie müssen es nicht nett finden und Sie müssen es auch nicht weiter machen. Aber Sie müssen es mir auch nicht verbieten.